Zur prinzipiellen Frage, was die Schüchternheit und Offenheit angeht: bei mir gibt es da eine völlig klare Spaltung zwischen privater Persönlichkeit und Lehrerbühnenpersönlichkeit. Niemand, der mich nur beruflich kennt, würde vermuten, dass ich im privaten Bereich eher menschenscheu bin, eher in Ruhe gelassen werden möchte und keine Lust auf Veranstaltungen mit Gedränge und Leuten habe. Auch ich hasse Telefongespräche abgründig und mein liebstes Medium ist der schriftliche Text. In der Schule bin ein komplementärer Mensch (bis auf das mit dem Telefonieren...) Bei mir ist es wirklich wie beim Schauspieler auf der Bühne, sobald ich die Schule betrete.
Aber ein anderer Gedanke, der mir heute morgen gekommen ist, ist ob die OP eventuell als junge Frau ein Produkt des zunehmenden Trends der Erziehung durch Helikoptereltern ist. Ihr Beitrag ist dadurch definiert, dass sie keine eigenen Vorstellungen von ihrem Lebensweg hat - was in dem Alter allerdings nicht wirklich ungewöhnlich ist - aber noch viel mehr, dass sie überhaupt nicht in Frage stellt, dass ihre Eltern ihren Lebensweg und ihr Studium planen. Junge Leute meiner Generation (Geburtsjahr 1968) hätten das als arroganten Übergriff verstanden und sich entschieden gewehrt.
Wird diese Art von Kindern aus Helikopterfamilien verstärkt in die Gesellschaft und damit auch in die Schulen kommen? Ich fände so eine Tendenz bedenklich...