Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mittlerweile einen regelrechten Hass auf die Arbeitsbedingungen des Lehrerjobs und die Bezirksregierung entwickelt habe und alles dafür unternehme, mich selbst zu schützen. Dazu gehört auch, dass ich meine Korrekturweise auf ein Minimum zurückgeschraubt habe. Grundsätzlich mache ich keine Positivkorrektur, lese die Klausur nur einmal durch, schreibe keine Randnotizen oder gar Texte zur Reflektion.
Danke für dieses wichtige Feedback!
Daran kann man nämlich auch sehr gut ablesen, dass die vermeintliche "Gewissenhaftigkeit" der Korrektur in der praktischen Umsetzung dramatische Nachteile für den ohnehin schon geringen didaktischen Wert einer Klausur erzeugen kann! Wenn ich Lehrer durch Ansprüche überlaste, erzeuge ich Frustration, die dann in - völlig natürliche und gerechtfertigte! - Selbstverteidigungsmechanismen mündet. Und ist das als Strategie für schulische Arbeit sinnvoll? Nein.
Ähnliches habe ich mir bei dem Beitrag oben von CatelynStark gedacht: da stellt jemand fest, dass seine sehr mühsame und arbeitsaufwändige Strategie bei der Klausurkorrektur offensichtlich ins Leere fällt, weil die SuS das Feedback nicht zur Kenntnis nehmen, vor allem die nicht, die es bräuchten. Und dann greift die systemisch typische Reaktion, auf die wir alle im Diskurs "Schule" getrimmt sind: wir fragen nicht, ob unsere Methode vielleicht einfach nicht sinnvoll sind und suchen stattdessen Schuld bei unseren SuS, die entweder "zu faul" oder "zu ignorant" sind, unsere pädagogisch und didaktischen Maßnahmen zu reflektieren. Und dann greifen wir zu erpresserischen Mitteln, ganz im Sinne der Schultradition über die Notensanktion. Wir neigen dazu, Erfolg über die Erpressung unserer Lerner zu suchen.
Aber was erreiche ich damit? Eigentlich möchte ich doch, dass sich meine SuS mit den Schwierigkeiten ihres verschriftlichten Denkvorgangs auf inhaltlicher und sprachlicher reflektierend auseinandersetzen. Wenn ich sie mit "ungenügend" bei Ignorierung des "Reflexionsbogens" erpresse, amplifiziere ich doch nur die negative Prägung meiner Klausurbewertung. Ich werde sie nicht dazu bewegen, über Verbesserungsmöglichkeiten nachzudenken, sondern eher dazu, eine zeitsparende Alibi-Reaktion auf den Bewertungsbogen zu kritzeln, um dem Schmerz des Versagens (den Begriff meine ich ABSOLUT UNIRONISCH) möglichst schnell zu entgehen. Kognitiv ist nichts gewonnen.
Schlimmer noch - durch das angedrohte "ungenügend" bei der Klausurreflexion ist nur noch die Einstellung verstärkt, dass Sinn und Zweck einer Klausur letztlich nur das Finden einer Zahl zur Bewertung ist.
Mein Selbstverständnis als Lehrer ist ein anderes. Ich würde nicht zu solchen Methoden greifen.