1:01:20 Warum ähnelt sich Schularchitektur und Gefängnisarchitektur so oft?
1:02:00 Und gleich danach diese vorgelesene Stelle aus "Unter dem Rad". Filmisch sehr gelungen!
1:07:25 Handschlag verweigern (als Ausrede ein Stift), "Ich bin nicht interessiert, was sie mir anbieten"? Arschloch. Auch einen nicht erwarteten Handschlag nimmt man an, das ist ein Gebot der Höflichkeit. Alles andere ein Affront. Warum sollte der hier verdient sein?
1:08:40 "Kardinalfehler Schüler abwürgen" - "warum tun sie das?" Tja, in der Gestaltung des Prüfungsgespräches gleich selber begangen. Was soll denn der arme Referendar auf die Frage nach dem "warum" antworten? Dass er in dem Dilemma gesteckt hat, ansonsten die Unterrichtsplanung zu nicht zu vollstrecken, was ihm genau so hart hätte vorgeworfen werden können? Das könnte ein Thema der Reflektion zwischen Ausbilder und Referendar sein, wenn die Antwort nicht schon im Vorfeld durch das harte "du hast Scheiße gebaut" abgewürgt worden wäre.
"Wir verprellen unsere Schüler immer so schnell." - Zum Beispiel durch Missachtung der grundlegenden Höflichkeitsregeln, meinetwegen unabsichtlich. Ist eine interessante Situation, weil die Bemerkung einerseits richtig und wichtig ist; andererseits beleuchtet das aber auch ein Grundproblem des Referendariats, dass Ausbilder häufig die Prinzipien, die sie bei ihren Referendaren anmahnen, im Umgang mit ihren Azubis schmerzlich vermissen lassen!
1:10:45 Nagging mommy. Der leicht nasale, nörgelnde Tonfall, den restlos jedes Kind einer Mutter in langen Jahren zu ignorieren gelernt hat.
1:11:50 Spannungsfeld "der Stoff" muss "durchgenommen" werden mit der Sozialsituation im Unterricht. Es hilft wahrscheinlich, wenn man erkennt, dass der problematische Zustand individueller Schüler und Lerngruppen, die das geduldige Bohren dicker pädagogischer Bretter notwendig macht, integraler Bestandteil der Berufsaufgabe ist. Es ist nicht die Störung, die den "eigentlichen" Unterricht unmöglich macht, der soziale Lernprozess ist Teil des Unterrichts, der nur langfristig zum Erfolg führt. Dem steht natürlich die Messung durch Lernziele entgegen. Das ist auch ein Fakt.
1:13:00 Das Rhetoriktraining scheint zu wirken! :O
1:13:50 Und in der Nachbesprechung schon nicht mehr...
1:16:30 Das ist die Stelle mit den rauchenden Lehrern, die im Thread so einen Anstoß erregt hat? Ach du gute Güte... Die wichtige Frage ist, wie baut man nach so einem desaströsen Urteil, so einem Treffer im Maschinenraum die Referendarin auf, damit die dringend notwendige Arbeit an der Unterrichtskompetenz - hier wohl die Sachanalyse - weitergehen kann?
1:17:45 "Die Lehrer machen den Unterricht, damit ihr was lernt." Schon richtig, aber die Schüler sind nicht freiwillig da und ihnen ist es ersteinmal schnurzpiepe, ob die Lehrer ihren Job anstrengend finden oder nicht. Schüler arbeiten nicht für den Lehrer sondern für eine Note und weil sie es müssen. Und wenn alles gut läuft, irgendwann mal aus intrinsischem Interesse und dann eventuell auch für den Lehrer als Menschen. Erstmal ist der Lehrer für den Schüler nur ein Teil des Schulsystems und Projektionsfläche. Deshalb wird ein solcher Appell in der Situation mit der Altersgruppe nicht funktionieren...
1:18:21 Die Erschöpfung in dem Gesicht... Mein Gott, was wird da mit Menschen gemacht. Anschließend sehr gute Reflexion über den Sinngehalt der Arbeit angesichts der Frustration.
1:21:04 *Schwingschwing* Ein Glück, dass ich so einen Kasperkram nicht mehr machen muss!
1:23:00 Durchgefallen. Hätte ich die Prüfung wiederholt, wenn ich durchgefallen wäre? Ich glaube, nicht.
1:24:05 "Ich werde dich auch nie vermissen." Was würde Freud dazu sagen.
1:26:26 "Ich würde gerne mal einen Minister eine Woche lang unterrichten sehen". Das fände ich nicht so wichtig, die haben ihre Fachberater. Was ich wichtig fände, wäre, wenn an es an didaktischen Lehrstühlen ständige Unterrichtsverpflichtungen (eine Klasse oder so) für jeden gäbe, der Lehrerinnen und Lehrer ausbildet. Am besten in wechselnden Schulformen.
1:27:25 Angst im Gesicht.
1:29:30 Schönes Wohnzimmer. Man erkennt den Intellektuellen. "Hast du noch ein weißes Schlüsselband." Im Ernst!?
1:32:44 "Guuuu-teeen Mooooor-gäään, Heeer Pääääters!"
1:35:20 Boah, sind die fertig... Muss das echt so sein?
Wie, nicht mal Sekt??
1:37:35 "Sie werden erst mal Klassenlehrer, sie bekommen die Klasse, die sonst keiner will." Erstens: super, klasse Rezept, um Junglehrer verlässlich schnell kaputt zu reiten. Zweitens: an dieser Schule wird das Amt des Klassenlehrers anscheinend als unbequeme Pflichtaufgabe verstanden, die man möglichst vermeiden will. Habe ich meine Schwierigkeiten mit. Der Klassenlehrer ist eine wichtige Aufgabe, die in die Hände von erfahrenen Lehrern gehört! Mit den Vorhersagen hat der Mann sicher Recht, aber muss man das auf diese Art und Weise vermitteln? Da tropft schon der Zynismus, der sich als Realitätssinn verkleidet, aus den Worten...
1:39:15 Tiefe Erschöpfung. Was für eine Scheißausbildung... Und zum Glück hat es das "arme Mäuschen" doch noch geschafft.
Summa summarum? Puh. Ich konnte den Film nicht am Stück durchsehen, der hat doch noch an vielem gerührt, obwohl mein Referendariat schon über 15 Jahre her ist, ich mich in meinem Beruf sehr wohl fühle und ich von der Persönlichkeit her meine psychischen Knackse haben mag, aber das eine, das mir ganz bestimmt nicht fehlt, ist Selbstbewusstsein.
Ich frage mich immer, warum das Referendariat so leidensbesetzt sein muss. "Abhärtung" wird es von manchen genannt, "Ausmerzen von psychisch Schwachen", leider viel zu oft auch von Ausbildern. Muss das denn so sein? Einerseits ist der Lehrerberuf anspruchsvoll aber er ist ganz bestimmt nicht ultrahart, was intellektuelle, methodische und sonstige Voraussetzungen angeht. Der Lehrerberuf ist ein Handwerk, das man lernen kann und die Ausbildung dazu mündet in einen ganz normalen Job, wie es viele andere gibt. Nicht mehr und nicht weniger. Warum sollte eine Ausbildungsform emotional so belastend sein? Dafür gibt es doch überhaupt keinen Grund!
Zweitens zweifele ich an der grundsätzlichen Dichotomie zwischen dem Anspruch der Schule zu Menschlichkeit und Vernunft hinzuführen. Wie ist damit ein Ausbildungssystem zu vereinbaren, das offensichtlich und unleugbar regelmäßig Menschen beschädigt und einen geheimen Lehrplan enthält, der das genaue Gegenteil dieses Anspruches darstellt? Schädigt man damit nicht langfristig die Schule, weil man Lehrer auf eine Weise prägt, die man genau vermeiden möchte? Führt man nicht einen Zufallsfaktor ein, wenn es um die Entwicklung tatsächlich guter Lehrer geht?
Aber das gleiche Problem findet man ja auch bei der Besetzung von Fachleiter- und Schulleiterstellen...