Beiträge von Meerschwein Nele

    Soll ich für eine Partei wählen, mit deren Parteiprogramm ich weitgehend nicht übereinstimme, bis auf den einen Punkt, der mir sehr wichtig ist und in dem die Partei tatsächlich etwas bewegen will?

    Und ich bin raus :zahnluecke: Ich dachte Adverb heißt sprachunabhängig "nähere Bestimmung eines Verbes". Also ist für mich "Ich fahre schnell" ein Adverb, da es das fahren näher beschreibt.


    Dem ist im Deutschen nicht so? Wäre das dann ein "Adjektiv in adverbialer Verwendung"? Dann bin ich auch dabei.


    "Ad verbum" heißt zunächst nichts weiter als "zum Verb" - das kann alles mögliche sein. Wenn du lateinische Wortarten betrachtest, siehst du morphologisch unterschiedliche Worte. "Celer" ist ein Adjektiv, "celeriter" ist ein Adverb, "bonus" ein Adjektiv, "bene" ein Adverb. Im Deutschen sind die Wortformen identisch - "schnell", "gut".


    Relevant wird die Angelegenheit, wenn du über die Funktion eines Wortes redest, dann kommt es darauf an, ob wir eine Adverbiale vor uns sehen oder ein Attribut. Das ändert aber nichts daran, dass die Unterscheidung bei der Einordnung in Wortarten, bei der das einzelne Wort für sich betrachtet wird, ohne Bedeutung ist. "Schnell" kann "celer" als auch "celeriter" sein - die Entscheidung für Adjektiv oder Adverb ist deshalb terminologisch sinnlos.


    Ein anders, noch krasseres Beispiel ist dabei die englische Sprache. Dort kollabiert zum Teil die Unterscheidung zwischen Substantiven und Verben. Ein Substantiv lässt sich im Regelfall problemlos als Verb verwenden und umgekehrt: "We need to bulldozer the school grammar." "This grammar is a has been."


    :) Grammatik macht Spaß.

    ich bin dabei! ;)

    Dito.


    Übrigens hat die seltsame Meinung, dass Latein als Sprache ein besonders geeignetes Vehikel zum Grammatikerwerb sei, historische Gründe. Latein war neben Griechisch die Sprache, für die systematische Grammatiken verfasst wurden, tatsächlich schon in der Antike. In der Frühmoderne, d.h. in der Zeit, als die modernen Nationalsprachen systematisiert beschrieben wurde (z.B. im 16. Jh. von William Bullokar für das Englische), wurde Latein als präskriptiv verstandenes Modell verstanden. Das heißt, dass die grammatischen Strukturen der Lateinischen Sprache der modernen Sprache mit Gewalt aufgepropft wurden und es dabei zu Missverständnissen und Ungenauigkeiten kam, die z.T. bis heute ohne Nachdenken fortgeführt werden.


    Eins meiner Lieblingsbeispiele ist in englischen Schulgrammatiken die Vorstellung, dass es viele Zeiten (tenses) gäbe, eine Vorstellung, die ursprünglich aus dem lateinischen Inventar von morphologisch bestimmten Formen für den Ausdruck der Dimension von Zeit und Möglichkeit stammt. Die gibt es im Englischen aber nicht, im Verbsystem dieser Sprache gibt es nur zwei Zeiten im eigentlichen Sinne: Gegenwart und Vergangenheit. Die Dimension von Zeit und Möglichkeit wird nach dem Verschwinden des Flexionssystems durch die verschiedene Verbmodifikation erreicht - sei es durch die Progressivmarkierung, sei es durch Modalverben, sei es durch fixierte Phrasen zum Ausdruck von Zukunft. Diese Modifikationen können sehr frei miteinander kombiniert werden. ("I might have been doing this all day long, how will you ever know?" - welche "Zeit" nach morphologischer Definition hat das Verb im Hauptsatz?) Das englische Verb als grammatischer Komplex wäre für Lerner viel leichter zu verstehen, wenn man im Unterricht diese Perspektive wählen würde. Die Schulgrammatiken machen das aber nicht, weil Latein als Tradition.


    Ein anderes Beispiel ist, dass die Übernahme lateinischer Terminologie dem Verständnis der Grammatik einer modernen Sprache im Weg stehen kann. Nehmen wir die Begriffe "Perfekt" und "Imperfekt", wie ich die deutschen Zeiten noch in der Schule lernte. Im Lateinischen sind das völlig sinnvolle Bezeichnungen der Funktion der grammatischen Form. Das Perfekt von "laudare", "laudavi" bezeichnet eine abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit. Punkt, fertig. Der Imperfekt ist, wie der Begriff schon sagt, nicht abgeschlossen: "laudabam" kann einen Versuch ausdrücken, eine in der Vergangenheit wiederholte Handlung, eine noch andauernde Handlung...


    Wenn man diese Vorstellung auf die deutsche Sprache anwenden will, so wie in den Arbeitsblättern, in denen ich im Grammatikunterricht Perfekt- und Imperfektformen bestimmen sollte, gerät man aber in große Schwierigkeiten, denn die deutschen Zeitformen funktionieren anders als die lateinischen. Das deutsche Perfekt kann z.B. iterativ sein ("Tausendmal habe ich dir das gesagt!!!"), der deutsche Imperfekt drückt regelmäßig eine abgeschlossene Handlung aus ("50 v.Chr. ließ Schwanzus Longus alle Grammatiken verbrennen") und ist deshalb die Erzählzeit. Umgekehrt lernt man im Lateinunterricht, dass man die lateinischen Zeitformen tunlichst nicht mit ihren deutschen Entsprechungen übersetzen darf, weil das dann eben eine falsche Übersetzung ist.


    Warum dann eine fehlerhafte Begrifflichkeit in der deutschen Grammatik? Und warum überhaupt das Abfallprodukt des Grammatiklernens über den Umweg, dass man die eigene Sprache über die Unterschiede der anderen Sprache betrachtet, deren Grammatik man eigentlich im Unterricht lernt?


    Will sich mir nicht so recht erschließen.


    P.S. In zeitgemäßen deutschen Schulgrammatiken redet man glücklicherweise mehr und mehr vom "Präteritum" (dem "Vorhergegangenen") und nicht mehr vom Imperfekt

    Latein in Deutschland bringt aber unglaublich viel, weil man einfach viel zu wenig Sprach- und Grammatikuntericht macht.

    Äh. Ja. Wenn man sich viel mit Grammatik beschäftigt, lernt man viel über Grammatik. Sinnvoll wäre dann doch, dass man mehr Sprach- und Grammatikunterricht in Deutsch macht, als in einer weitgehend anderen Sprache, die man weder spricht noch in der Regel nach dem Schulabschluss lesen kann und die auch über bloße etymologische Fragen keine Bedeutung mehr im Alltag hat. (Außer natürlich als social marker, der die Zugehörigkeit zu einer bürgerlichen Elite anzeigt.)

    @Meerschwein Nele ich weiß nicht, was daran jetzt vulgär sein soll?

    Vulgär nicht im Sinne von "obszön" sondern von "simplizistisch trivial". So wie Küchenpsychologie halt Vulgärspsychologie ist.


    Zitat

    Vielleicht werde ich hier von einigen falsch verstanden oder ihr habt alle ganz wunderbar organisierte Paare mit Kindern in eurem Umfeld...

    Lies einfach den verlinkten Artikel.


    Nele


    P.S. Anekdotische Evidenz ist Bubu.

    Nach meinem Dafürhalten gehört Latein zur absoluten Allgemeinbildung und sollte generelle Voraussetzung für die Allgemeine Hochschulreife sein, wenn ich mir diese Randbemerkung erlauben darf.


    Nach meinem Dafürhalten sind Englischkenntnisse und gleich danach Französischkenntnisse sehr viel wichtigere Anteile der Allgemeinbildung. Latein lesen zu können ist etwas anderes, d.h. nicht nur ein Zettel auf dem "Latinum" steht, sondern tatsächliche Sprachkenntnisse, was zwei völlig verschiedene Dinge sind. Latein ist ein Spezialwerkzeug für Menschen, die regelmäßig damit arbeiten müssen. Oder es ist ein sehr interessantes Hobby.


    Für Historiker gehört Latein allerdings zu den Grundwerkzeugen, die unbedingt beherrscht werden müssen.

    Habt ihr denn da echt Zeit zu? Hier stapelt sich gerade Abi und Fachabi und wenn ich da noch überall das Konzeptpapier nach zusätzlichen Punkten absuchen würde, würde ich es niemals schaffen alles in der Frist zu korrigieren bzw. so, dass der Co-korrektor noch Zeit dafür hat.

    Wenn ich bei der Korrektur einer Abiturklausur feststelle, dass eine Aufgabe nicht bearbeitet wurde, mache ich mir schon die Mühe die abgegebenen Seiten (liniert und nichtliniert) durchzublättern. Und wenn ich dann die Aufgabenlösung auf einer nichtlinierten Seite finde, muss ich auch nicht allzuviele Sekunden darüber grübeln, dass ich das dann lese.


    Das oder so ähnlich war schließlich das Szenario beim Ausgangsbeitrag.

    Nunja, Morde werden in allen Gesellschaftsgruppen begangen, allem voran in Familien, also auch zwischen Lehrern und Schülern. Bei einer ausreichend großen Menge von Lehrern und Schülern, so wie in Deutschland, sind solche Fälle statistisch erwartbar.


    Bedrohlicher finde ich Alltagsverrohung und die "kleinen" Gewalttaten. Die müssen empirisch haltbar untersucht und sinnvolle Antworten müssen gefunden werden.

    Es ist sinnvoll, in den Userangaben für den linken Rand auch korrekte Angaben zu machen. Der Lehrerberuf ist weit gefächtert und bei vielen Fragen kommt es einfach auf Schulform und Bundesland an. Wer schröckliche Angst hat, in der Öffentlichkeit enttarnt zu werden, sollte lieber gar keine Angaben machen als falsche. (Ob man in dem Fall überhaupt in Foren wie diesem schreiben sollte, ist eine andere Frage.)

    Hey, mein Name ist Matthias, ich bin 26Jahre alt und kurz vor dem Ende meines Lehramtsstudiums in den Fächern Englisch und Geschichte. Ich interessiere mich aber auch sehr für das Thema MEDIENPÄDAGOGIK. Zuletzt habe ich in diesem Bereich meine MASTERARBEIT geschrieben. Ich hoffe, hier im Forum auf interessanten Austausch und interessante Informationen zum Thema zu stoßen.

    Ja, dann mach doch mal und bring dich ein, so dass man sich darüber austauschen kann. Medienpädagogik ist interessant; Digitalisierung von Schule passiert, egal, ob man es will oder nicht; in einer kleinen, einsamen Schulform in NRW wird schon seit über 15 Jahren erfolgreich ein Onlinekurs zum Abitur betrieben.


    Sach mal irgendwas Schlaues, Anstößiges, Interessantes... :)

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