Beiträge von Meerschwein Nele

    Was ich auch beobachte:
    Unsere Fünftklässler kommen mit immer weniger Kompetenzen zu uns. Ich meine auch diese Kompetenzen, die man deiner Meinung nach gar nicht zerstören kann.


    Tja, was ist dann passiert/woran liegt das dann, wenn das nicht an den Dingen liegt, die Winterhoff aufzählt?

    Was ich aus historischer Sicht immer wieder verblüffend finde, ist, dass hinter Äußerungen wie denen Winterhoffs und anderer, wie soll man sie nennen, "Konservativpädagogen" eine Vorstellung von Pädagogik und Erziehung steckt, die im Kern eine auf Autorität, Führung und klarer Rollenausrichtung basiert ist. Dies war das vorherrschende und gängige Erziehungsmodell der industrialisierten Welt des 20. Jh.


    Das 20. Jh. war gleichzeitig die Zeit allergrößter Gewaltexzesse, hemmungsloser Ausgrenzung und Unterdrückung unerwünschter Minderheiten, Entäußerung jeglicher ethischer Werte. Verhöhnung jeglicher Bildung. Das vor allem in Deutschland, aber eben nicht nur in Deutschland


    Wie kann man angesichts dieser Realität ernsthaft behaupten, dass nur in einer konservativen, autoritären Erziehung die Garantie gegen diese antizivilisatorischen Ausbrüche läge?


    Vielleicht ist das eigene, anekdotische Empfinden für das Verständnis der Situation doch nicht der letzte Schluss? Dass die "gefühlte Bedrohungslage" einserseits überall in der Gesellschaft zunimmt, während die empirisch erfassten Daten eine andere Sprache sprechen, ist ja auch so.

    Urdemokratische Grundhaltung wäre zunächst mal zu akzeptieren, dass die AFD eben auch gewählt wurde, auch wenn einem selbst das nicht gefällt.

    Wieso? Es wird doch akezptiert - oder werden irgendwo AfD-Abgeordnete verhaftet oder AfD-Büros polizeilich geschlossen? Niemand hindert AfD-Politiker daran, die Ämter auszuüben, für die sie gewählt wurden. Die urdemokratische Grundhaltung der Gesellschaft ist also gegeben.


    Gleichzeitig ist es ebenso urdemokratisch, dass man auch nach gewonnenen AfD-Wahlen öffentlich seinen Unmut darüber äußern darf und laut über Mittel und Wege nachdenkt, wie man das in Zukunft verhindern kann: sofern geltende Gesetze und Vorschriften dabei nicht verletzt werden, selbstredend!


    Das ist das übliche Missverständnis, dass Toleranz in einer Gesellschaft bedeute, dass man auf lautstarke Kritik zu verzichten habe.

    Das heißt, wenn ich jetzt mit Ihnen spreche, muss ich mich auf Sie konzentrieren. Es kostet mich überhaupt keine Kraft, alle Impulse in mir zur Seite zu drängen, egal ob ich müde bin oder Hunger habe, damit ich mich auf Sie fokussieren kann. Das ist eine von hunderttausend Leistungen, die wir erbringen: umsichtig sein, weitsichtig sein, vorausdenkend. Wir können Verantwortung für uns übernehmen und für andere und, und, und. Diese Dinge entwickeln sich in den ersten 20 Jahren, wir sprechen von der erworbenen Intelligenz. Wir haben eine Grundintelligenz mitgebracht, die ist unterschiedlich, aber nicht entscheidend, entscheidend ist diese erworbene Intelligenz. Und die kann sich nur bilden, wenn das Kind von klein auf ein Gegenüber hat, an dem es sich orientieren kann. Wenn es jemanden hat, der mit dem Kind auch Dinge einübt und sie abverlangt.

    Das, was Winterhoff hier beschreibt ist eine biologisch erworbene Grundfähigkeit, die es schon vor der Entstehung des Menschen gab. Nein, auch Reformpädagogik und -didaktik werden die evolutionär erworbene Sozialfähigkeit, die die Kohäsion der Primatenhorde garantiert, nicht "zerstören". :S


    Das ganze Interview tropft vom ersten bis zum letzten Satz vor Alarmismus.


    In dem Artikel geht es m.E. doch wohl eher darum, dass ein 64-jähriger vor dem Abtritt in den Ruhestand noch einmal seinen Namen so richtig in der Öffentlichkeit sehen will.

    Es ist aber leider wahr - die AfD "Hochburgen" sind überall da, wo das Feindbild "Ausländer/Migrant" quasi gar nicht vorhanden ist... tief im Osten, und auch zB in den ländlichen Regionen von Bayern.

    Ich habe die Wahlergebnisse nicht so en detail eingesehen - gibt es im tief-konservativen, ländlichen Bayern tatsächlich Wahlbezirke, in denen die CSU zu Gunsten der AfD nicht gewonnen hat?

    Mich beunruhigt, dass die CDU in Person von AKK nun Zensur vor Wahlen in Betracht zieht. Die hat sich wohl gedacht: "Dieses Mal sind wir der AfD einen Schritt voraus!"

    Ich glaube nicht, dass den wirren Äußerungen von AKK tatsächlich solche strategischen Überlegungen zugrunde liegen. Ich deute das eher als hilflose Ausbrüche gegenüber einem gesellschaftlichen Phänomen, das sie authentisch nicht versteht.


    Dass AKK nicht unbedingt einer der schärfsten Analytikerinnen ist, bzw., dass ihre Wortwahl und Rhetorik nicht so griffsicher sind, wie sie sein könnte, hat sie ja schon regelmäßig bewiesen.

    Vorsicht mit Begriffen wie "Filterblase" - das sind keine Qualitäten, die einer bestimmten Medienart intrinsisch sind. Auch der Bild-Zeitungsleser der 70er lebte in einer Filterblase.


    Übrigens stelle ich fest, dass ich keine einzige Papierzeitung mehr lese - und bin dagegen sehr viel politisch und gesellschaftlich detailinformierter als ich es Ende der 90er war.

    Übrigens ist nicht nur die Lerntypentheorie überholt sondern auch die Rechercheoptionen, die in diesem Test angeboten werden - das hat man alles so vor einem Vierteljahrhundert gemacht.


    Realistische Lösungen, die heute auch von Otto Normalverbraucher verfolgt würden:


    1. Naviapp
    2. Onlinelexika
    3. Email oder Messenger oder Social Network
    4. Google-Recherche, Spezialseiten wie "chefkoch.de"
    5. Webseite des Tierparks
    6. "Eine Musikanlage fürs Zimmer"! :D :D :D Naja, Testberichte, Netzwerke etc.
    7. Youtube
    8. Google-Maps-Link o.ä.
    9. "Neue Lexika für die Schule" kauft kein Mensch mehr.


    Wie würden sich diese Möglichkeiten in den Lerntypentest einfügen?

    Wer hier hat beim Projezieren wirklich schon einmal ein Loch in einen Film gebrannt (weil er den Film angehalten hat)? :rotwerd: :pfeifen:

    Das hat ausnahmslos jeder gemacht, der schon oft diese neumodischen Medien mit den bewegten Bildern im Unterricht eingesetzt hat. (Braucht kein Mensch. Wo ist der Mehrwert gegenüber einer anständigen Camera Obscura? Die geht wenigstens nicht immer kaputt!)

    Hilft doch aber dabei gar nicht, dass das Überstunden sind, weiß die Schulleitung und ordnet die trotzdem an, darf sie. Was hätte ich davon bei der Arbeitszeitmessung, dass ich das noch mal schwarz auf weiß habe?

    Weil ausschließlich das, was offiziell schwarz auf weiß steht in politischen und rechtlichen Auseinandersetzungen einforderbar bzw. abstellbar wird. Das ist ein langfristiger Prozess. Man kann nur etwas in Musterprozessen einklagen, wenn es gesetzlich festgelegt und rechtssicher dokumentiert ist, und nur dann hat man starke Argumente in Tarifverhandlungen.


    Ist das denn so schwierig zu begreifen?


    Es hat schon seine Gründe, dass die Arbeitgeberverbände über diese Verpflichtung Scheelekopp! schreien. Und das ist ganz bestimmt nicht, weil es ihnen der Verwaltungsaufwand zu schwer fällt. Da, wo es den Arbeitgebern Profit bringt wird seit jeher penibel und sekundengenau dokumentiert.

    Wie gesagt, wir machen es nicht freiwillig und von vier Kollegen unabhängig voneinander kam der Hinweis darauf, dass das nicht schaffbar ist und wir es doch einfach mal ein Jahr ausfallen lassen können.Hat die Schulleitung untersagt, wir müssen sie nächste Woche nachholen, weil es vor Ostern nicht geklappt hat.
    Wollen wollte das niemand von uns. Interessiert nicht, ist so angeordnet worden, wäre eben angeblich unsere Aufgabe.

    Und genau aus diesem Grund braucht ihr eine vernünftige Arbeitszeitmessung, so wie sie von der EU auch für die Schule vorgeschrieben werden soll.

    Ich erlaube mir mal eine ketzerisch deskriptive Bemerkung in die Mehrwertsdebatte didaktischer Methoden zu werfen:


    Empirisch belegbar haben konstruktivistisch-lernerzentrierte didaktische Methoden keinerlei Mehrwert gegenüber der behavioristisch gesteuerten frontalen Ausbildungsweise, denn erstere existieren überhaupt nur im Nischensystem Schule, während letztere außerhalb der Schule ausnahmslos überall dort Anwendung finden, wo zielorient in Freizeit, Universität, Studienseminar oder Beruf gelernt wird. :)

    Was ich mir noch in der Umfrage gewünscht hätte, wäre ein Kommentarfeld, in dem man z.B. eigene Begründungen für Antworten hätte geben können. Ich habe z.B. ganz oft "weder noch" angekreuzt, nicht etwa, weil ich so ein interaktives Board für mittelmäßig halte, sondern weil ich meine, dass einem Unterrichtsmedium kein intrinsischer Wert inneliegt. Es kommt immer darauf an, was man damit macht - man kann auch völlig hahnebüchenen Quatsch mit Buch und Tafel unterrichten, wird ja jeden Tag gemacht. Wieso also diese Frage im Kontext digitaler Medien?

    Die "Mehrwertsfrage" ist ein sehr interessantes Problem in der Mediendidaktik und man sollte nicht so leichtfertig nach "Mehrwert" fragen, wie es getan wird.


    Man lese dazu von Axel Krommer: "Wider den Mehrwert! Oder: Argumente gegen einen überflüssigen Begriff".


    Ich persönlich halte übrigens sehr viel von der Frage nach dem Mehrwert, fasse ihn aber anders als es in der Didaktik geschieht. Der Mehrwert misst sich nicht am Lernen sondern an der Arbeitssituation: Wandtafeln verursachen widerlichen Dreck, Overheadprojektoren viel Aufwand bei der Erstellung von Vorlagen in minderer Bildqualität etc. Es geht nicht darum, dass die Schüler "besser" lernen.


    Ein konkretes Beispiel - eine Druckluft-Nagelpistole hat gegenüber einem Zimmermannshammer nicht das Ergebnis, dass die Nägel hinterher schöner und sauberer eingeschlagen sind. Sie hat den Mehrwert, dass die Arbeit leichter und schneller geht.

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