Beiträge von Meerschwein Nele

    Exakt Meerschwein Nele! Es geht nur mit entsprechender juristischer und logistischer Hilfe der Verbände! Aus meiner Erfahrung heraus erreicht man nur etwas auf dem juristischen Weg und selbst dann versucht der Dienstherr, sich nich an geltendes Recht zu halten und/oder Urteile m.M.n.einseitig zu "verbiegen", da ihm möglicherweise die personellen und finanziellen Mittel zur Aufrechterhaltung der Fürsorgepflicht -denn um nichts anderes geht es in den Verfahren! - fehlen oder er schlicht kein Interesse an der Gesundheit des Personals haben dürfte.

    Auf die leider übliche Entgegnung, dass man da als Lehrer doch gar nichts machen könne; dass in NRW seit wenigen Jahren die Kostenerstattung der Klassenfahrten zwingend ist, ist überhaupt erst auf die erfolgreiche Klage eines einzelnen Kollegen zurückzuführen!

    Ich finde tatsächlich schön, wenn Lehrer ihren Beruf auch als Berufung verstehen, wenn sie also mit Leib und Seele Lehrer sind, weil sie gerne mit Kindern arbeiten, weil sie anderen gerne etwas beibringen, weil sie für ihr Fachgebiet brennen ...


    Warum seid ihr denn Lehrer geworden, wenn das bei euch nicht so ist?

    Ich bin Profi, ich arbeite für Geld, dafür gibt es dann auch professionelle Leistung.


    Berufene sollten lieber Geistliche werden und wer brennt, kokelt nach relativ kurzer Zeit nur noch.


    P.S. Warum bin ich Lehrer geworden? Weil sich mir die Berufsmöglichkeit ergeben hat. Lehrer kann ich ziemlich gut und der Job ist gut bezahlt und in Ordnung. Aber er ist nichts weiter als ein Beruf - hätte ich andere Gelegenheiten gehabt hätte, würde ich halt was anderes machen.

    Tja MrsPace, problematisch wird es aber dann, wenn du eine Funktionsaufgabe hast, die dir auch das Arbeiten innerhalb der 30 Tage Urlaub/Ferien abverlangt, dir zu deiner vollen Stelle noch zusätzlich Wochenarbeit im Rahmen von 5-6 Zeitstunden aufbürdet und du dann einfach nicht mehr in deine Work-Life Balance kommen kannst, da die Arbeit ja gemacht werden muss.

    In anderen Worten - auch in Funktionsstellen muss die Arbeitszeit genau und zuverlässig gemessen werden, damit einerseits die Pflicht des Beamten zur Gesunderhaltung, andererseits die Fürsorgepflicht des Dienstherren erfüllt werden kann.

    Zitat

    Die Fürsorgepflicht des Dienstherrn ist hier sehr einseitig auf finanzielle Einsparmöglichkeiten ausgerichtet.

    Das ist ganz offensichtlich korrekt. Deswegen darf man nicht auf freiwillige Maßnahmen des Dienstherren warten und jetzt folgt mein üblicher Hinweis auf die Gewerkschaftsgeschichte.

    Dumm finde ich noch mehr unnötige Zeit mit illegitimen Aufgaben, wie z.B. der Dokumentation der Arbeitszeit freiwillig verschwenden zu wollen.

    Ohne Daten, Zahlen, Fakten wird man als Arbeitnehmer niemals bessere Bedingungen durchsetzen können. Ich wiederhole einfach, was ich oben schon gesagt habe:

    Inwiefern findest du diesen Anspruch "illegitim"? (Meinst du tatsächlich "unrechtmäßig" oder vielleicht doch eher "sinnlos"? Beides fände ich nicht wirklich nachvollziehbar)

    Ich halte das Argument, dass man ja nicht aufhören könne, in seiner Freizeit über Schule nachzudenken, oder dass ich, ich beziehe das jetzt auf mich, auch in meiner Freizeit historische Darstellungen und Quellen lese, weil ich mich persönlich sehr dafür interessiere, für ein Scheinargument.


    Jeder hier von uns weiß doch, welche dienstlichen Tätigkeiten so zeitraubend sind und vor dem heimischen Schreibtisch in der Unsichtbarkeit versickern: Korrekturen, praktische Unterrichtsplanungen wie das xte langweile Arbeitsblatt über das immer gleiche, Berichte, Statistiken, Schülerverwaltung, Elternbriefe, Vorbereitungen für Klassenfahrten und Exkursionen, dienstliche Telefonate mit Kolleginnen und Kollegen etc. pp. Und jenseits des Schreibtisches natürlich andere außerunterrichtliche Tätigkeiten wie außerdienstliche Fortbildungen, ein Mehr und Mehr und Mehr an Konferenzen und Dienstbesprechungen und so weiter.


    Meiner Meinung nach ist es überhaupt keine Schwierigkeit, einen Unterschied zwischen Dienst und Freizeit zu sehen.


    Darum geht es, das muss gemessen werden und darauf willfährig zu verzichten, weil es zu Hause so kuschelig ist und man sich so unglaublich frei fühlt, freut den Dienstherren. Aber ein "Scheiß auf die Arbeitnehmersolidarität, der Akkord zählt" ist einfach nur dumm. Man möge sich auch als Lehrer gründlich mit der Gewerkschaftsgeschichte auseinandersetzen.

    Weil, wie ich oben schon schrieb, das Programmieren von Algorithmen ein sehr hohes Frustpotential bietet. Ich erlebe im Informatikunterricht (und das sind in meinem Fall ja Leute, die das freiwillig gewählt haben, wir haben hier ja kein Pflichtfach Informatik) häufig, dass Schüler daran vollständig scheitern. Ich vermute also, dass der Anteil an Schülern, die das überfordert, an anderen Schulformen höher sein müsste.

    Ich finde ja nun nicht, dass Programmieren eine allzu komplexe Tätigkeit ist und man muss ja nun auch nicht unbedingt rekursive Routinen machen. Was ist an linearen Entscheidungsfolgen falsch? Das sind ganz wunderbare Fingerübungen.


    Dass Algorithmen Schülern Schwierigkeiten machen, heißt ja eigentlich nichts anderes, als dass ihnen dieses Denken sehr fremd ist. In anderen Worten, dass sie um so mehr Bildung brauchen, wo doch schon der Begriff "Algorithmus" in die Alltagspresse gefunden hat und besorgten Pädagogen Angst macht.


    "Zu schwierig" ist keine Kategorie. Schülern fällt genau so die Analyse eines Satzes oder der Unterschied zwischen Sprachmodie als Konzept schwierig. Kein Mensch würde darauf kommen, dass das dann doch einfach nicht mehr zu unterrichten.

    @Meeresluft


    Weißt du denn von irgendwelchen Anlaufstellen, an die eine Grundschule in NRW sich wenden könnte, wenn sie Computer (und damit auch deren Nutzung, von den Grundlagen der Bedienung bis zum Programmieren, Erstellen von einfachen Webseiten etc.) in den Unterricht einführen möchte? Eben, um nicht selbst das Rad neu erfinden zu müssen?

    Versuch es mal imBildungsportal des Schulministeriums NRW.

    Ich halte das Verständnis von Algorithmen für extrem wichtig in unserer Gesellschaft, die immer mehr von Algorithmen beeinflusst wird. Dabei geht es nicht um ein geisteswissenschaftliches Verständnis, das sich mit wünschenswert, nicht wünschenswert, gut, schlecht, ethisch, verwerflich befasst sondern um ein tatsächliches Verständnis, wie maschinelle Entscheidungsprozesse im Prinzip laufen. Dann kann man sich nämlich auch vorstellen, wozu welche Daten gesammelt werden und welche Folgen das haben kann.


    Ich habe gerade wieder im Englischunterricht die Rolle moderner Medien in der globalisierten Welt behandelt - in einem ganzen Kurs junger Erwachsener wusste nur ein ca. ein Viertel, was Algorithmen eigentlich sind und wie Computer prinzipiell funktionieren.


    Es geht nicht um Jobskills, weswegen Word-Bedienung im Informatikunterricht purer Quatsch ist. Es geht um technische Bildung. Und ein bisschen Programmieren zu lernen, ist ein guter, handlungsorientierter Ansatz dazu.

    und Text einsetzen, wo die Schüler die Übersetzung des Textes gleich parallel lesen können. Sie verspricht sich davon ein tieferes Textverständnis (oder überhaupt ein Textverständnis (und nicht nur eine Ahnung vom Text).

    Oha. Wenn du irgend eine Chance hast, das zu umgehen - ist schwierig als Referendarin - dann solltest du das umgehen. Das geht konträr zu so jedem fremdsprachdidaktischen Prinzip! :O


    Ziel des fremdsprachlichen Unterrichts ist die Kommunikation in der Zielsprache - Sprachrezeption und -produktion. Es geht NICHT darum, Übersetzungen zu haben. Ganz im Gegenteil, der sichere Umgang mit Verständnisschwierigkeiten und fehlenden Begriffen oder unbekannten grammatischen Konstruktionen, z.B. durch Worterschließungsstrategien, ist ganz wesentlich für den sicheren Gebrauch der Zielsprache.

    Leider leben wir in einem Zeitalter der medialen und digitalen Revolution. Warum leider?...weil wir durch die einseitige und unreflektierte Nutzung das eigene Denken nicht fördern können.


    Oder, wie sich Platon schon im ausgehenden 5. Jh. v. Chr. ganz ähnlich äußerte:


    Vieles nun soll Thamus dem Theuth über jede Kunst dafür und dawider gesagt haben, welches weitläufig wäre alles anzuführen. Als er aber an die Buchstaben gekommen, habe Theuth gesagt: "Diese Kunst, o König, wird die Ägypter weiser machen und gedächtnisreicher, denn als ein Mittel für den Verstand und das Gedächtnis ist sie erfunden." Jener aber habe erwidert: "O kunstreichster Theuth, einer weiß, was zu den Künsten gehört, ans Licht zu gebären; ein anderer zu beurteilen, wieviel Schaden und Vorteil sie denen bringen, die sie gebrauchen werden. So hast auch du jetzt als Vater der Buchstaben aus Liebe das Gegenteil dessen gesagt, was sie bewirken. Denn diese Erfindung wird der Lernenden Seelen vielmehr Vergessenheit einflößen aus Vernachlässigung des Gedächtnisses, weil sie im Vertrauen auf die Schrift sich nur von außen vermittelst fremder Zeichen, nicht aber innerlich sich selbst und unmittelbar erinnern werden. Nicht also für das Gedächtnis, sondern nur für die Erinnerung hast du ein Mittel erfunden und von der Weisheit bringst du deinen Lehrlingen nur den Schein bei, nicht die Sache selbst. Denn indem sie nun vieles gehört haben ohne Unterricht, werden sie sich auch vielwissend zu sein dünken, da sie doch unwissend größtenteils sind und schwer zu behandeln, nachdem sie dünkelweise geworden statt weise." (Phaidron, 274e-275b, Übersetzung: Friedrich Schleiermacher)


    Aber egal...

    Einfach mal einen Blick in Art.79, 3 GG werfen. Nennt sich auch "Ewigkeitsklausel" oder "Wesensgehaltsgarantie". Hat gar nichts mit "linken Kreisen" zu tun, nur mit Verfassungsprinzipien.

    Und für die Ewigkeitsklausel gibt es sehr, sehr gute historische Gründe.

    (Ich traue ja nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe...)

    Es wäre schön, wenn man diesen nicht besonders intelligenten Spruch nicht mehr verwenden würde, der leider in der Gesellschaft wegen grassierenden mathematischen Allgemeinbildungsmangels weit verbreitet ist.


    Meinjanur.


    Zum Winterhoff:

    Winterhoffs Rekonstruktion kindlicher Entwicklung beruft sich hierbei auf die psychoanalytische Tradition. In freier Synopse verbindet er das Freudsche Modell infantiler Sexualentwicklung mit Einsichten des Stufenmodells Erik Eriksons.

    Ich denke, damit wäre zur wissenschaftlichen Grundlage der Überlegungen Winterhoffs und ihrer, ähem, Stichhaltigkeit etwas sehr wichtiges gesagt...


    Besonders interessant an Winterhoffs Menschenbild und der kindlichen Entwicklung ist m.E.:

    Zitat

    Ein Grundirrtum in der Einschätzung des Kindes besteht laut Winterhoff in der Annahme, kindliches Verhalten sei Ausdruck der Persönlichkeit. Hier würden entwicklungsspezifische Verhaltensweisen als individuelle Merkmale verkannt, denn Kinder hätten, so Winterhoff, bis zum Alter von 7 Jahren noch keine Persönlichkeit. Diese Entwicklung setze erst mit dem 8. Lebensjahr ein.[2]

    Also, ich bin ja Laie, aber meine erste Assoziation mit diesem Absatz ist "Vulgärbehaviorismus". :D

    Er sagt:
    "Ich befasse mich nicht mit den 50 Prozent der Heranwachsenden, die super gelungen sind und bestens ins Leben gehen können. Ich bin als Arzt damit befasst, wenn etwas nicht stimmt. Und bei den anderen 50 Prozent haben wir etwas versäumt und darauf mache ich aufmerksam."

    Ich würde bestreiten, dass 50% der Generation der, sagen wir mal, unter 20-jährigen, sich wegen schwerer Verhaltensstörungen in psychiatrischer Behandlung befindet oder auch nur befinden sollte.

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