Also ich erlebe das etwas anders. Bei uns gibt es mehrere "Kristallisationskerne", die sich irgendetwas im Hinterzimmer ausdenken. Die aber während ihrer Arbeit schon total taub sind für die Einwände der anderen Kollegen. Sie kommen dann irgendwann mit irgendeinem Kram um die Ecke, der dann per Schulleiterbefehl ab sofort für alle verpfllichtend ist.Inzw. gibt es zu machen Lösungen sogar mehrere konkurrierende Kristallisationskerne, so daß die digitale Landschaft total zersplittert ist.
Und das ist haargenau das Gegenteil von dem Prozess, den ich mit der Metapher "Kristallisationskern" beschreiben wollte. Was für mich einen Kristallisationskern ausmacht ist die Sichtbarkeit nach außen verbunden mit der Offenheit nach außen und der Möglichkeit sich anzudocken. Unten dazu mehr.
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Ergebnis: Das Kollegium sitzt jetzt alles aus.
Jedes andere Ergebnis als das hätte mich bei dem Prozess den du beschreibst auch schwer überrascht. Eigentlich ist das ein Lehrbuchparadebeispiel dafür, wie Führung und Entwicklung durch die Schulleitung zum Scheitern gebracht werden kann. Sollte in der Schulleiterfortbildung als Fallbeispiel dienen.
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... alle reden sie, bauen Konzepte und Luftschlösser. Und in der Realität scheitert es dann an einem Kabel für 1,95 €, weil dann gerade wieder Haushaltssperre ist. Ich muß mich bei den Luftschlössern, die da in diversen Konferenzen vorgestellt werden, jedenfalls immer ganz schwer zurückhalten nicht nach einem verbindlichen Liefertermin zu fragen bzw. gleich in Gelächter auszubrechen.
Ich würde da anders herum rangehen: Laßt die Konzepte weg, stellt einfach erst einmal die Infrastuktur wirklich zuverlässig funktionierend hin und wartet, was sich dann entwickelt.
Das meinte ich mit "Kristallisationskern", nur eben über den Gedanken der materialen Infrastruktur hinaus erweitert. Nicht nur die Logistik muss sichtbar sein sondern auch eine Gruppe von Kolleginnen und Kollegen, die erfolgreich in diesem Rahmen arbeitet bereit ist, zwar noch skeptische aber prinzipiell offen eingestellte Mitglieder des Kollegiums einzuladen - "Schau, das machen wir, hier, das klappt. Das da klappt noch nicht, aber vielleicht könnte man es anders versuchen." Und wenn das offen und nicht drängelich ist, dann kommt da bei zuerst wenigen und dann immer mehr ein: "Interessant, das probiere ich auch mal. Da ist was für mich, aber das ist nichts für mich. Hier habe ich Schwierigkeiten, kannst du mir helfen? Hier habe ich eine Idee, probier das doch mal aus..."
Wenn die Stimmung im Kollegium gut und vertrauensvoll ist - das kann man gar nicht genug betonen! - dann ist das ein Ansatzpunkt. Offenheit, Ehrlichkeit, Vertrauen und Hilfsangebote können dabei helfen, dass sich im Kollegium tatsächlich zunehmend Leute finden, die so einen fundamentalen Paradigmenwechsel mit unterstützen, wie es die Übernahme der digitalen Kultur in die Schulstruktur ist. Was du beschrieben hast, ist das Gegenteil davon - Gemunkele im Verborgenen, verschlossene Türen, keine Offenheit. Entscheidend ist, dass die kritische Masse im Kollegium erreicht wird und der Weg dahin geht nur über eine Schulkultur, die diese Lehrermentalität des misstrauischen Eigenbrötlertums hinter der geschlossenen Klassenzimmertür, abgelegt hat, die leider Gottes jahrzehntelang das deutsche Schulsystem beherrscht hat. Ich bin seit ungefähr 10 Jahren an unserer Schule und beobachte diesen Kristallisationsprozess bzw. wirke an ihm mit. Ich bin optimistisch, aber die Sache dauert und wir hatten als Schule das Glück jahrelang einen extrem kompetenten Schulleiter mit außerschulischer Managmenterfahrung gehabt zu haben und jetzt eine Schulleiterin mit außerordentlich guten Führungs- und Organisationskompetenzen. Die Aufgabe der Schulleitung ist, die personale Infrastruktur zu stützen, die dem "Kristallisationskern" die Möglichkeit gibt, das auch effizient zu tun. Und ihm nicht stattdessen Knüppel zwischen die Beine wirft.
Steter Tropfen dreht den Supertanker oder so ähnlich.
Und genau deshalb gehört in ein Medienkonzept, mit welchen Plattformen/Werkzeugen etc. verbindlich gearbeitet wird.
Das kannst du den lieben langen Tag lang in Medienkonzepte reinschreiben, meinethalben auch groß auf Plakate drucken und im Lehrerzimmer aushängen. Es wird nicht funktionieren. Dumme und /oder unerfahrene Schulleiter, die es leider recht häufig gibt, versuchen gerne Dinge mit Befehl und Gehorsam zu regeln. Das klappt aber nicht. Es hat noch nie funktioniert, weil die Schule keine militärische Handhabe bietet, und führt im allerbesten(?) Fall zu suboptimalen Resultaten. Das ist einfach nur eine schlechte Führungsstrategie, die man in der Schulentwicklung nicht anwenden sollte.