Beiträge von Meerschwein Nele

    Bei Punkt 1 wird nicht viel passieren weil der Kollege sich auch vor Restriktionen der SL fürchtet.
    Bei Punkt 2 ist die Kollegin auch nicht auf Gegenwind aus wie es ausschaut. Könnte ja das Leben schwerer machen

    Dann ist das eben so. Wenn die Kollegin nicht daran interessiert ist, sich selbst mit den verfügbaren rechtlichen Mitteln zu schützen, d.h. wenn sie sich dazu bewusst entscheidet, ein Opfer zu sein, warum sollten wir das dann diskutieren?


    Jeder macht sich sein eigenes Bett...

    9. Moodle in der Schulverwaltung

    Die Schulorganisation und -verwaltung ist etwas, was das Kollegium nach innen betrifft. Es lässt sich sehr viel über Dienstanweisungen regeln und ein Internetzugang des Lehrers kann heutzutage genau wie seine telefonische Erreichbarkeit vorausgesetzt werden. Weil in der Schule nicht nach Befehl und Gehorsam gearbeitet werden kann - dumme Schulleiter versuchen das immer wieder und scheitern - muss man das Kollegium lenken und ziehen: z.B. wird bei uns der Terminplan für das Semester am Anfang des Halbjahres ausgeteilt, aber nur unter gleichzeitiger Belehrung, das Updates und Veränderungen nur Online benachrichtig werden. Weitere Informationen, z.B. die Stundenpläne individueller KollegInnen, die Raumverteilung, die Stundenpläne einzelner Schienen etc. sind de facto nur online verfügbar. So wird ein Druck aufgebaut, die Moodle-Plattform zur Information für die Alltagsarbeit zu nutzen.

    Eine andere Funktion ist bei uns gerade in der Einführung und ist wahrscheinlich problematischer umzusetzen: die Reservierung von Geräten und Räumen soll per Online-Dialog gestaltet werden. Wir werden sehen, ob das funktioniert.




    Was auf jeden Fall jetzt gut funktioniert, ist die Informationsverteilung via Moodle-Foren, die als Bericht über die Dienstmail versandt wird. Jede KollegIn erhält jeden Tag eine gesammelte Mail mit den Beiträgen für die Foren, in denen sie eingetragen ist: das Lehrerzimmer-Forum gehört verpflichtend dazu. Das bedeutet, dass zusammen mit der dienstlichen Verpflichtung, die Mail zur Kenntnis zu nehmen, versichert ist, dass alle KollegInnen die relevanten Informationen zur Kenntnis nehmen. Wenn jemand die Mails nicht liest, hat er oder sie halt Pech gehabt.

    Ansonsten haben unsere Arbeitsgruppen Möglichkeiten in Moodle, Informationen und Listen nach Bedarf zu verbreiten. Wie dies gestaltet wird, hängt von den Bedarfen der Arbeitsgruppen ab. Die entsprechenden Rechte müssen die Admins, d.h. mein Kollege und ich, organisieren. Aber die Möglichkeiten haben sich bis jetzt bewährt und sind schon integraler Bestandteil unserer Schulorganisation geworden.

    In anderen Worten: Moodle hat sich als Werkzeug für schulische Arbeit bewährt und kann an unserer Schule eigentlich nicht mehr weggedacht werden.

    Wenn es Fragen gibt, immer mal zu!

    Ach, du gute Güte, so lange habe ich das hier liegengelassen! :rotwerd:



    Ok., dann frisch an die Tastatur.



    7. Was ist Moodle? Wo ist das Problem bei Moodle?



    Ich möchte darüber nicht so viel schreiben, was Moodle eigentlich ist, die meisten hier wissen zumindest theoretisch, wie Online-Lernplattformen funktionieren, auch wenn sie keine Erfahrung in Onlinedidaktik haben, die eine komplexe Angelegenheit ist und wo man für sinnvollen Einsatz viel praktische Erfahrung braucht. Oder keine Vorstellung von den technischen Gegebenheiten haben.



    Falls jemand Interesse an detaillierteren Erklärungen hat, sagt einfach Bescheid ich kann gerne alles mögliche dazu berichten, auch von den technischen Hintergründen.



    Moodle wird uns abitur-online Schulen des zweiten Bildungsweges in einer durch das Rechenzentrum verschränkten Variante bereitgestellt: die Benutzerverwaltung geschieht über Logineo - Klassenverbände und angemeldete User werden automatisiert an Moodle weitergereicht, so dass man in der Schulpraxis einfache Möglichkeiten hat, nicht nur Kurse, sondern auch Lehrerarbeitsgruppen, Fakos etc. zu verwalten und für Moodle bereitzustellen. Das ist für die Organisation der Schule sehr hilfreich.


    Die Funktionen von Moodle überschneiden sich mit denen von Logineo; es gibt ein Nachrichtensystem auf Moodle und Moodle-Kalender, die aber ungenutzt sind, weil wir die gut eingeführten Funktionen von Logineo verwenden, die oben beschrieben habe.


    Moodle ist extrem mächtig und lässt sich, anders als oft gesagt, auch mit visuell ansprechenden Oberflächen gestalten. Ich bin eigentlich noch keiner schulischen Aufgabe begegnet, für die sich Moodle als Online-Werkzeug nicht geeignet hätte. Damit ist aber ein Problem verbunden, nämlich die technische Komplexität. Man kann gefühlt 5000 Einstellungen vornehmen, wenn man die Schreibrechte z.B. in einem Moodlekurs hat. Die sind aber auch gleichzeitig alle sichtbar, was eine sehr große Einstiegshürde für Erstbenutzer bietet. Ich kann etwas selbstgefällig von mir sagen, dass ich 41 Jahre Erfahrung im Umgang mit Computern habe, aber ich habe mehrere Monate gebraucht, bis ich die Oberfläche einigermaßen flüssig bedienen, gestalten, geschweige denn administrieren konnte.


    Wenn man in der Schulorganisation Moodle verwenden möchte, ist man darauf angewiesen, dass eine größere Zahl von KolegInnen mit der Plattform mehr als rein rezeptiv umgehen kann. Das heißt, dass kontinuierlich und zeitnah ein Helpdesk und ein First-Level-Support bereit stehen muss. Bei uns übernehme für die Moodle-Seite ich diese Aufgabe für zwei Entlastungsstunden.


    Außerdem ist dafür ein großer Bedarf an Schulung notwendig. Wir sind als abitur-online Schule zumindest in der vorteilhaften Position, dass durch das Landesinstitut für Schule in Soest regelmäßig Einführungen für zukünftige abitur-online Lehrer gegeben werden und dass unsere Schulleitung diese Möglichkeit nutzt, um das entsprechende Know-How im Kollegium möglichst breit zu verteilen. Gleichzeitig muss bei der Überlegung, wie Moodle bei der Schulverwaltung eingesetzt wird, immer mitbedacht werden, dass kontinuierliche Begleitung und Hilfe bei technischen Problemen ein sine qua non ist. Der Helpdesk ist eine extrem wichtige und extrem zeitaufwändige Funktion in der Schule. Bei uns übernehme ich, wie gesagt, diese Aufgabe primär für Moodle und sie wird sehr gut angenommen. Aber dafür muss es aus zeitlichen Gründen Entlastung geben: ich bekomme zwei Entlastungsstunden, die bekannermaßen nur symbolischen Wert haben, aber ich halte mich auch aus allen anderen schulischen Aufgaben zurück. Das Arrangement funktioniert bei uns.


    8. Moodle im Unterricht


    In abitur-online ist Moodle ohne Frage Selbstverständlichkeit, gut funktionierende Selbstverständlichkeit. Im Normalbetrieb arbeiten wir daran, Moodle auch im Unterricht der Präsenzschule zu etablieren; einerseits, um den Unterricht hin zur "digitalen Schule" und "Mediendidaktik 4.0" zu entwickeln. Andererseits, um eine Möglichkeit zu finden, Unterrichtsausfälle und langfristige Vertretungen leichter zu kompensieren und das Kollegium darüber zu entlasten. In der Erwachsenenbildung ist das ein realistisches Ziel, weil selbstorganisierte Arbeit in höherem Maße von den Studierenden erwartet werden kann.


    Ich setze Moodle regelmäßig in meinem Unterricht auch im Präsenzunterricht ein. Meine Kurse dienen der Kommunikation und der Bereitstellung von Links und Materialien. Ebenfalls verwende ich vorbereitete Eintragungen als Unterrichtsmedien und sammle Unterrichtsergebnisse direkt auf der Plattform.


    Es gibt zwei Hauptkritikpunkte, die von KollegInnen geäußert werden:


    a) Dass die Sammlung von Materialien und das Führen der Kurse Zusatzarbeit verursacht. Das ist ganz bestimmt richtig, wenn man den Moodle-Kurs als etwas versteht, was man zu Hause zusätzlich zur üblichen Durchführung und Nachbereitung seines Unterrichts macht. Ich spare mir diese Arbeit, indem immer in der laufenden Stunde meinen Laptop oder mein Ipad mit dem Präsentationsboard verbinde und direkt in die Moodle-Seite Eintragungen, Links, Materialverknüpfungen mache. Für die Studierenden meiner Kurse ist diese Form der Dokumentation und Arbeit mitlerweile selbstverständlich geworden und wenn ich als Lehrer die Stunde beende, ist die Online-Arbeit getan, weiterer Arbeitsaufwand ist nicht notwendig.


    Das Problem bei der Sache ist offensichtlich, dass an der Schule ein funktionierendes WLAN zur Verfügung stehen muss oder aber Klassenraumcomputer mit Internetzugang. Damit steht und fällt dieser Einsatz. Ein Außengebäude unserer Schule hat kein Wlan, so dass ich dort meine persönliche Smartphone-Bandbreite zur Verfügung stelle. Das ist natürlich ein Unding, aber die Arbeitsersparniss wiegt für mich die Kosten auf. Geht aber langfristig trotzdem nicht.


    b) Die Lerner ignorieren die Plattform und nutzen sie nicht. Das ist ganz bestimmt ein großes Problem. Online-Plattformen, egal in welchem Zusammenhang, leben immer von ihren Usern. Das gilt genau so für die Moodle-Plattform einer Schule. Deshalb muss die Plattorm erstens für die Lerner-User ständig sichtbar sein. Und sie muss zweitens motivieren, sich einzuloggen und die Plattform zu nutzen.





    Um das umzusetzen, wähle ich zwei Strategien. Erstens, das, was ich oben unter a) gesagt habe, dass ich die Plattform im Unterricht als Live-Mitschnitt nutze. Wenn ich Bemerkungen der Studierenden untereinander höre - "Warum schreibst du das mit, das ist doch auf Moodle" - oder selber Anfragen entsprechend beantworte - "Stellen Sie das auch auf Moodle?" "Schauen Sie doch mal, was mache ich gerade?" - dann habe ich in der Hinsicht Erfolg. (Man kann darüber diskutieren, ob es tatsächlich einen Lernwert darstellt, wenn die Schüler die Tafelanschrift abmalen. Will ich hier nicht.) Dadurch wird jedenfalls den Lernern kontinuierlich die Plattform als Teil des Unterrichts und der Möglichkeit der Wiederholung bewusst und sie entwickeln ein Interesse, sich Zugang zu dem Unterrichtsverlauf über das Online-Angebot zu verschaffen.



    Die zweite Strategie kann man wohl als eine Art von wohlmeinender Erpressung beschreiben. Dass Lerner ihre Arbeitsblätter verlieren, ist unter Lehrern wohlbekannt. Ich stelle meine Arbeitsblätter online zur Verfügung und weigere mich, nach der betreffenden Unterrichtsstunde weitere Materialien auszuteilen. "Laden Sie es sich herunter". Ansagen, Termine und sonstige Informationen nenne ich nur einmal in der betreffenden Unterrichtsstunde. Wer nicht da ist, muss sich online informieren oder hat Pech gehabt. Diese Form der Erpressung funktioniert gut, so lange die Schule auch Computer bereitstellt, für den Fall, dass die Lerner nicht über eigene Hardware verfügen. Das kann bei uns im 2. Bildungsweg durchaus der Fall sein. Andererseits nimmt dieses Problem gegenüber der Situation von vor 10 Jahren, als ich mit Online-Unterricht begonnen habe, zunehmend ab. Es ist heutzutage eigentlich Standard, dass Lerner Internetzugriff haben.


    Ganz generell ist es schwierig, eine Lernplattform wie Moodle oder andere als Selbstverständlichkeit in der Unterrichtsarbeit zu etablieren. Die pädagogische Freiheit ist in unserem Schulsystem ein hohes Gut und das bedeutet, dass man Lehrer kaum zwingen kann, diese Möglichkeiten zu nutzen. Aus Schulleitungs- und Koordinationsperspektive kann man nur über die Schiene arbeiten, dass den KollegInnen die Online-Plattform nicht als Bürde erscheint sondern als Mehrwert in ihrem Interesse. Das heißt, der "didaktische Mehrwert", ohnehin ein fragwürdiger Begriff!, ist nicht relevant, sondern nur der individuelle Nutzen zur Arbeitsersparniss. Dies ist aber nicht über Druck möglich sondern nur über den Zug durch produktive Beispiele. In anderen Worten, man braucht eine Kerngruppe von KollegInnen, die über Beispiele die Vorteile immer wieder im Kollegium demonstrieren und kommunizieren.

    Ich habe keine Kinder, niemanden zu pflegen und werde auch auf Teilzeit gehen. Warum? -> weil ich auch in Teilzeit finanziell über die Runden komme, weil ich keine Lust mehr auf die vielen Korrekturen habe und weil mir eine Menge Dinge einfallen, für die ich die gewonnene Zeit besser gebrauchen kann. Sprich, mir geht es schlichtweg um eine bessere work-life-balance und mehr Freizeit.

    In anderen Worten, du gestaltest einen guten Teil deiner Arbeit, indem du sie in unbezahlten Überstunden deiner Teilzeit ableistest.


    Natürlich kannst du deine Arbeit in deiner Freizeit machen - aber das heißt dann eben, dass du deinen Beruf als Hobby betreibst.


    Ich dagegen bin Profi. Ich arbeite für Geld.

    Stimmt nicht, ich habe vor über 30 Jahren in Baden-Württemberg studiert und da war sehr wohl von einer Empirie in Pädagogik-Kreisen die Rede!!!

    Die Rede vielleicht. Aber war die Empirie diskursbestimmend in dem Sinne, dass mit empirischen Ergebnissen tatsächlich qualitativ ideologische Aussagen widerlegt werden konnten? Das war in den 1990ern eigentlich in noch keiner einzigen Geisteswissenschaft (außer der Geschichtswissenschaft) möglich.

    nzwischen weiß man ja, dass die pädagogisch jeweils passende Methode zum Einsatz kommen und Methoden nicht vordergründig als Bespaßung der Schülerschaft fungieren sollten, was leider aus dem Merkmal "Methodenvielfalt" unweigerlich hervorgeht.

    Auch das ist trivial. Dass man die Methoden wählt die sinnvoll sind und nicht irgendwas, weiß auch schon jeder seit immer, der tatsächlich im Klassenraum unterrichtet. Also, der nicht Hilbert Meyer ist.

    Bei uns am Seminar wurde klar vermittelt, dass die 10 Kriterien nach Meyer sowohl sehr kritisch zu prüfen und zu betrachten sind, als auch nicht grundlos durch modernere Ansätze zu ergänzen sind.

    Nur mal zwischendrin eingeworfen: Hilbert Meyers "10 Kriterien" sind vollkommen trivial und fassen zusammen, was seit Jahrzehnten jeder weiß, der seine Brötchen mit Unterrichten verdient. Ungefähr so, als ob man als Kriterium für "gutes Autofahren" so etwas aufstellt wie "der Fahrer schaut beim Lenken nach vorne".


    Auf den Markt geworfen hat Meyer diese Kriterien anfang der 2000er, als auch er nicht mehr verleugnen konnte, dass seine gedanklichen Loopings angesichts empirischer didaktischer Forschung nicht aufrecht erhalten werden konnten...

    man steht häufiger mal zwischen Ausbildungslehrer und Fachleiter, beide haben verschiedene Ansichten und man will es (Beurteilung von beiden Seiten) beiden recht machen

    Wenn ich Ausbildungslehrer bin, ist die Sache für mich völlig klar - die ReferendarIn muss in den UBs umsetzen, was sie im Fachseminar gelernt hat. Deshalb halte ich mich aus genau dem Grund zurück, auch wenn ich nicht der Meinung bin, dass diese Methoden zielführend sind, weil ich nicht will, dass die Azubis sich in einem Dilemma finden. Abgesehen davon, mein Referendariat ist 15 Jahre her, ich habe doch überhaupt keine Ahnung, was jetzt so alles didaktische Methode ist. Ich kann Unterricht machen, der funktioniert, und habe das Instrumentarium, um gut begründet zu entscheiden, was ich für richtig halte. Das kommuniziere ich meinen ReferendarInnen aber auch im Vorfeld: wenn sie einen Mentoren brauchen, der nach den Maßgaben des Fachseminars Unterricht gestaltet, verweise ich sie an junge Kollegen und Kolleginnen oder an die entsprechenden älteren Kollegen. Wenn sie Unterricht sehen wollen, der auch so gut funktioniert oder wissen wollen, wie man Materialien macht und einsetzt oder wie man Klassenraumkommunikation führt, dann sind sie bei mir richtig.


    Das ist auch der Grund, warum ich nicht bei Planungen helfe, nicht nur, dass ich einfach nicht die Zeit dafür hätte. Ich finde es praktischer, in einer Nachbesprechung umzuwälzen, was wann warum gut geklappt oder schiefgegangen ist und dabei meine Erfahrung einzubringen.

    falls wer auf inhaltsebene was zufügen möchte: ich les gerade das hier und finde es ziemlich gut und spannend.

    Ich nicht. Ich sehe im Ausgangsvideo einfach nur politische Aktivisten, die Probleme haben, mit einem Feuerwehrschlauch umzugehen.


    Probleme mit technischen Anforderungen des Alltags haben ein guter Anteil der Lehrerschaft - so viele, dass es die Grenze zur Lächerlichkeit regelmäßig überschreitet. Würdest du daraus einen Rückschluss auf die allgemeine Kompetenz von Lehrern ziehen, was ihren Unterricht angeht? Würdest du eine polemische Äußerung begrüßen, die so einen Rückschluss macht?

    Ganz unabhängig davon, wie man dazu persönlich steht, sind Klassenfahrten in NRW laut ADO Dienstpflicht.

    Im §10 der ADO steht nur ganz allgemein, dass es zu den Dienstpflichten von Lehrerinnen und Lehrern gehört, an allgemeinen Schulaufgaben teilzunehmen, zu denen auch Klassenfahrten gehören.


    Das heißt aber noch lange nicht, dass unbeteiligte Lehrer auf Fingerschnipps hinzugezogen werden. Oder hast du da irgendwelche konkreten Rechtsgrundlagen oder Gerichtsurteile zur Hand?

    Die Kollegin sollte zukünftig nicht mehr allein die Termine bei der Schulleitung wahrnehmen. Eigentlich müsste der Lehrerrat/Personalrat da mit. Irgendwie laufen solche Dinge unter sechs Augen doch immer anders ab.

    Die betroffene Kollegin sollte dem Schulleiter klarmachen, dass sie keine Aussage macht und auf den Datenschutz verweisen. Darüber hinaus würde ich eine Notiz machen, wann und wie das Gespräch verlaufen ist, um für die Zukunft Material in der Hand zu haben. (Wie mit Schülern - jedes Problem protokollieren!)


    Wenn die Kollegin Eier in der Hose hat, braucht sie keine Begleitung. Wenn nicht, sollte sie sich tatsächlich Hilfe beim PR suchen.

    Die Frage ging ursprünglich an mich als PM. Ich finde aber, so etwas sollte öffentlich diskutiert werden, deshalb habe ich um genau das gebeten und antworte hier jetzt öffentlich und ausführlich.


    1. Schulische Gegebenheiten


    Unsere Schule ist ein Weiterbildungskolleg und Abendgymnasium in NRW. In unserer Schulform gibt es den Bildungsgang "abitur online" für den 50% des Präsenzunterrichts durch Online-Arbeit an einer Lernplattform ersetzt werden. Abitur online wurde vor ca. 20 Jahren eingeführt und bewährt sich auch im Rahmen des Zentralabiturs sehr gut.


    2. Software


    Für abitur online wurde vom Dienstherren nach Plattformen anderer Anbieter (Fronter, Eigenproktion von Cornelsen/Klett) eine Kombination aus Logineo und Moodle bereitgestellt. Moodle ist ein internationales Opensource Projekt einer mächtigen Lernplattform, Logineo ein Bündel aus verschiedenen Opensource Anwendungen, die von einem Systemhaus zu einer Dachanwendung zusammengefügt und mit einer zentral durch das Land bereitgestellten Moodle-Plattform verknüpft wurden.


    Die Ausgabe von Logineo, die die abitur online-Schulen verwenden, ist nicht identisch mit der geplanten Software Logineo NRW. Sie ist allerdings nach dem, was man von der Medienberatung hört, sehr ähnlich und das, was ich hier beschreibe, kann als Anhalt für die geplante NRW-weite Version genommen werden.


    3. Die Plattform im allgemeinen Schulbetrieb


    Logineo und Moodle waren ursprünglich für den reinen abitur online-Betrieb vorgesehen. Da sich die Software bewährt hat, haben wir an unserer Schule, so wie die meisten anderen aol-Schulen auch, beschlossen, die Anwendung auf den Kollegbetrieb auszuweiten. Die Einführung hat sich als nicht unkomplex erwiesen, verläuft aber nach einigen Jahren(!) zunehmend erfolgreich.


    4. Die Tauglichkeit der einzelnen Komponenten


    Bei der Betrachtung der Software muss man klar zwischen dem Logineo-Bündel und Moodle unterscheiden. Logineo behinhaltet folgende hauptsächlich relevante Komponenten: eine Email/Kalender-Funktion, eine Dateiablage, Mitteilungs und Newsfunktionen.


    Vorweg muss man sagen, dass Logineo für mediendidaktische Anwendungen vollkommen ungeeignet ist, für Fragen der Schulorganisation und -entwicklung bestenfalls rudimentär. Am wichtigsten ist die Email und Kalender-Funktion, da dadurch sämtliche Schulangehörigen, Lehrer wie Schüler, mit einer Dienstmail versehen sind, die den Vorgaben des Datenschutzbeauftragten des Landes entsprechen. Dadurch ist es ohne Bedenken möglich, auch sicherheitsrelevante Angelenheiten, z.B. Krankmeldungen, Klassenberichte oder Leistungsberichte über Email zu versenden. Die webbasierte Oberfläche der Mailfunktion sieht wie unten aus, es ist aber auch möglich, den Emailserver über lokale Mailapplikationen einzubinden, so dass man z.B. auf seinem Smartphone Dienstmails empfangen kann.



    Auch der Kalender hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Es ist möglich, zentral geführte Kalender einzurichten, die die Anwender mit aktualisierten Angaben versehen. Die Gestaltung und Organisation dieser Kalender im Unterschied unterschiedlicher Bildungsgänge und Zuständigkeitsbereiche hat einiges an Planungs- und Entwicklungsarbeit erfordert, in der Alltagsanwendung bewährt sich das Konzept aber, vor allem, da sich die Kalender dynamisch in lokale Umgebungen importieren lassen.(Auf meinem Smartphone habe ich die aktuellen Schulkalendereinträge in der Kalender-App). Schulinnenpolitisch besteht natürlich das Problem, mit den technisch illiteraten KollegInnen umzugehen. Nach Maßgabe der Schulleitung wird zu Semesteranfang wird ein Papierkalender auf einem Din-A4 Blatt ausgehändigt, zusammen mit der Auflage, dass die KollegInnen für dessen Aktualisierung selbständig verantwortlich sind, nach den Informationen, die sie per Email oder Mitteilungsordner im Lehrerzimmer finden. Die Akzeptanz des Online-Kalenders steigt, es steht zu hoffen, dass analog der mittlerweile vollständigen Akzeptanz der Email-Korrespondenz die Verweigerer der vorwiegend alten Generation über die biologische Lösung verschwinden. Angehängt ein typischer Kalender Bildschirm der Web-Applikation:



    Die dritte zentrale Funktion ist die Dateiablage. Sie hat sich im Alltagsbetrieb für alle Zwecke als wertlos erwiesen. Vermutlich wurde diese Lösung vom Dienstherren deshalb gewählt, weil sie potenziell einen landesweiten Materialpool, der über Schlagwortsuche in jeder Schule für jedes hochgeladene Material abrufbar ist. Dieses Prinzip scheitert aber schon an unserer Schule, da der Zugriff auf die Dateiablage zu unkomfortabel ist. Von der technischen Entwicklung her handelt es sich hier im Grunde um einem FTP-Server auf dem Stand der frühen Neunziger, wobei aber im Gegensatz zu diesen alten Dateiservern keine direkte Verlinkung über die URL möglich ist. Der User kann also nicht auf die Materialien per Mausklick aus anderen Zusammenhängen heraus zugreifen, sondern muss sich individuell durch die Verzeichnishierarchien durchklicken. Abgesehen davon, dass der Download von Materialien von einer "PDF-Schleuder" in modernen IT-Zusammenhängen nicht mehr dem Stand der Zeit entspricht, ist das von der Usability her unzureichend. Die Dateiablage wird also weder bei uns, noch meines Wissens an anderen abitur online-Schulen verwendet. Da sich bei Logineo-NRW meines Wissens in der Sache nicht ändert (auf einer Veranstaltung wurde ein Einwand meinerseits vom zuständigen Vertreter mit "jaja, wir nehmen das zur Kenntnis" beantwortet), wird die Dateiablage auch weiterhin in Schulen, die fortgeschrittene IT-Organisation betreiben, ungenutzt bleiben.


    Die Newsfunktionen werden von uns nicht benutzt, da all ihre Funktionalität sehr viel besser von Moodle erfüllt wird.


    5. Logineo hinter den Kulissen


    Bei der Einführung von IT-Plattformen in Schulen muss immer die Administration der Plattformen mitgedacht werden. Systemadministration in Schulen ist eine große Arbeitsbelastung. Unsere Schule entspricht von Größe und Komplexität einem größeren mittelständischen Betrieb; Betriebe dieser Größe leisten sich für diese Art von Arbeiten in der Regel einen IT-Beauftragten, der in Vollzeit die Infrastruktur wartet und entwickelt. In Schulen ist das natürlich nicht möglich; ich und meine zwei Admin-KollegInnen bearbeiten unsere Pflichten für jeweils zwei Entlastungsstunden, d.h. wir sind auf mächtige Werkzeuge und zügige Arbeit angewiesen.


    Die Admin-Seite von Logineo ist leider auch in dieser Hinsicht vollkommen unzureichend. Begründet mit den Vorgaben des Datenschutzbeauftragten werden dem Admin sämtliche wichtigen Werkzeuge aus der Hand geschlagen. Es gibt keine vernünftigen Datenexporte oder Importe, auch andere Grundfunktionen werden nicht bereitgestellt: zum Beispiel gibt es keine automatisierte Zurücksetzung für verlorene Passworte, so wie sie bei jedem hobbyistisch Forum bereitstehen. Als Logineo-Admin muss man alles händisch bearbeiten und das ist zu den Semesterwechseln eine Hundearbeit. Innerhalb der ersten zwei Monat habe ich ca. einhundert Kundenkontakte in meiner Sprechstunde.


    Auch die Userverwaltung zu den Semesterwechseln inklusive der durch unsere Schulform bedingten hohen Userfluktuation wird durch Logineo unzureichend bewältigt. Da ich, und für diese Entscheidung beglückwünsche ich mich bei jeder Gelegenheit!, darauf verzichtet habe, auf den durch den Betreiber bereitgestellten Funktionen des Schild-Exports zu verzichten und stattdessen diese Aufagaben durch csv-Exporte und Importe durchführe, werden mir zahlreiche Knoten und Probleme, die von anderen Admins berichtet werden, erspart. Allerdings kostet mich das natürlich andere Arbeit, genau so wie die üblen Hacks, die ich zwischen Logineo und den überlegenen Moodle-Funktionen entwickeln muss, um die böswilligen Beschränkungen der Logineo-Funktionen zu umgehen.


    6. Summa summarum


    Eigentlich könnte das Paket Logineo/Moodle eine sinnvolle Arbeitserleichterung für die IT-Entwicklung der Schulen hin zu "Schule 4.0" darstellen. Das Problem ist, dass die technischen Gegebenheiten und die bereitgestellten Werkzeuge dies zumindest im Kontext von Logineo weitgehend verhindern. Ursächlich für dieses Problem ist wahrscheinlich, dass die relevanten Entscheidungen nicht mit dem Hintergrund von technischem und organisatorischem Sachverstand getroffen wurden sondern mit politischer und finanzieller Maßgabe im Kopf. Die Kombination von Open Source und billigem Anbieter (das Kommunale Rechenzentrum Kamp Lintfort) war billig. Open Source ist allerdings nur ohne kompetenten Serviceanbieter billig und das wurde gewählt. Das Rechenzentrum ist nur deshalb billig, weil eine völlig unzureichende Anzahl von Mitarbeitern eine gigantische Menge von Aufgaben bewältigen soll. Und, wer billig wählt, bekommt billig. Das ist die Situation, mit der wir arbeiten.



    (Die Arbeit mit Moodle erfolgt im zweiten Teil.)

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