Beiträge von Meerschwein Nele

    Das habe ich auch nicht gesagt, aber Lehrkräfte habe die Tendenz zu betonen, "studiert zu haben", was man in dieser Intensität bei Juristen oder Ärzten nicht antrifft.

    Naja, bei Ärzten und Juristen glaubt auch nicht jeder Stammtischhonk, deren Job auch machen zu können, bloß weil er im Büro mal einem Lehrling ein Pflaster auf den Daumen geklebt hat oder beim Betriebsrat eine Beschwerde eingelegt hat...

    Sorry OT aber solche Revisionskonferenzen kenne ich von hier gar nicht.

    In NRW gehört zu einer Bewerbung zum Studiendirektor neben der Lehrprobe auch ein Beratungsgespräch, das die Kandidatin nach einem Unterrichtsbesuch bei einem anderen Kollegen macht, und eine Konferenz, die sie leitet. Das soll die Direktorentätigkeit im Bewertungsspektrum abbilden. Das gesamte Beförderungsverfahren heißt bei uns "Revision".

    Kurze OT-Frage:Du magst deinen Job aufgrund des Geldes oder wegen etwas Anderem?

    Ich mache meinen Job, weil ich dafür bezahlt werde. Soll ich für gratis Lehrer sein? ich bin doch nicht mit dem Klammerbeutel gepudert!


    Ich mag meinen Job, weil er ok. ist, weil ich mit meinen geisteswissenschaftlichen Qualifikationen sonst nur Hilfsarbeiten machen könnte, weil ich gut meine "Work-Life-Balance" einregeln kann, ich meine Nische für meine individuellen Kompetenzen gefunden habe und meine Schule und das Kollegium mag.


    Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch andere Jobs mögen oder vielleicht sogar lieber mögen könnte als meinen. Lehrer bin ich nur aus Zufallsgründen.

    Handelt es sich um eine A15-Revision? Bei allen Dienstbesprechungen zur Revision, die KollegInnen involvieren, sollte man immer aktuelle, konkrete Themen der wirklichen Schulentwicklung ansetzen. Keiner von uns hat Zeit zu verschenken und wenn du uns durch irgendwelche Reifen springen lassen willst, bist du am Ende derjenige, der schlecht aussieht.


    An unserer Schule ist es üblich, zu Revisionen nur Konferenzen abzuhalten, die auch wirklich abgehalten worden wären. Da wir bei uns ein gutes, kollegiales Klima haben, ist das Kollegium auch bereit, sich auf Schnickschnack-Methoden einzulassen, um den Probanden gut aussehen zu lassen. Da ist auch nichts falsch dran.

    Wäre ganz Deutschland katholisch gewesen, wäre Hitler wohl nicht an die Macht gekommen. Es gibt Graphiken, die - meinem Verständnis nach - deutlich zeigen, dass je protestantischer die Bevölkerung war, desto mehr Stimmen die NSDAP erhalten hat. Ich möchte das hier nicht verlinken - jeder möge selbst suchen.

    Wäre ganz Spanien katholisch gewesen, wäre Franco wohl nicht an die Macht gekommen. Wäre ganz Italien katholisch gewesen, wäre Mussolini wohl nicht an die Macht gekommen. Merkst du selber, nicht wahr?

    Schon mal den "letzten Tango in Paris" von Bertolucci gesehen, wie Marmon Brando und Maria Schneider da so mit der Butter in der Küche...? Uuiuiuiui. Ist hier ganz leicht OT, ersetzt aber vielleicht die aufkommende Schärfe durch dezente Würze.

    In einem Interview sagte Schneider Jahrzehnte später enerviert, dass es ihr nach dem Film nicht mehr möglich war, in Frankreich unkommentiert Butter zum Brot zu bestellen...

    Vlt. würden die Gegner von Religionsunterricht davon profitieren, wenn sie sich stärker an die Devise "Leben und leben lassen!" halten würden. Ihr dürft euer Leben ja so leben wie ihr wollt, aber versucht, anderen Leuten ihre Religiösität nicht madig zu machen! Das bedeutet auch, dass andere Menschen aufgrund ihres Glaubens NICHT beleidigt werden.

    Die "Gegner von Religionsunterricht" wären dann zufrieden, wenn es für Religionsunterricht nicht mehr irgendwelche kirchlichen Sonderrechte gäbe. Es ist einfach nicht zu akzeptieren, wenn Kirchen in der Ausbildung von Religionslehrern oder in der Einsetzung von Religionslehrern Mitsprache haben - das ist einfach nur eine staatliche Aufgabe.


    Wenn Religionskunde einfach nur durch entsprechend ausgebildete Lehrer jenseits irgendwelcher ideologischer Bindung anhand von rein säkularen Lehrplänen erteilt wird, ist ja alles in Ordnung. Und im Gegensatz zum praktizierten Religionsunterricht wäre dann ja auch die ideologische Neutralität gegeben.

    Man könnte natürlich jetzt auch bösartig auf die Metapher hinweisen: Plattenspieler geben immergleich und ohne Achtung auf den Kontext vorprogrammierte Tonaussagen unverändlich wieder.


    "Plattenspieler" wäre für mich eine ziemlich ekelige Beleidigung, auf die ich heftig reagieren würde. Aber es soll jeder nach seiner Facon selig werden...

    Die Prägung beginnt schon allein mit der historischen Tatsache das seit dem Wendenkreuzzug (dank Clairveaux u.a.), der Ostsiedlungen und dem Wandel der römisch geprägten Teile Deutschlands in der Spätantike christliche Kirchen, Klöster und Komturreien eingerichtet wurden zur Christianisierung.
    Das verschwinden heidnischer Anbetungsplätze und Riten ist da dann mal noch unbeachtet.
    Gerade was den Einfluss der Klöster in Deutschland angeht kann man nur von einer christlichen Prägung sprechen.
    Auch wenn die Vorgehensweisen nicht gut waren, haben wir doch aber einen klaren Einfluss der Kirche.

    Es ist absolut korrekt, dass die europäische Kultur stark durch das Christentum geprägt worden ist. Das zu leugnen wäre unwissend naiv. Deswegen ist es auch sehr wichtig, für die Allgemeinbildung über die christliche Religion und Religionsgeschichte, die Symbolik, Mythologie und Emblematik Bescheid zu wissen. Meiner Meinung nach gibt es da große Defizite auch unter gebildeten Erwachsenen. Hier in diesem Forum zeigen sich ja sogar unter Religionslehrern der Primarstufe oder Sek I da verblüffende Defizite! Aber selbstredend waren die Kirchen immer der Ort, an dem sich Künstler und Intellektuelle beweisen und entfalten konnten, denn im weltlichen Bereich gab es dafür keinen Platz.


    Gleichzeitig muss man aber sehr genau hinsehen, um zwischen der christlichen Tradition und antichristlichen Neuformierungen verlässlich zu unterscheiden. Dass es einen Johann Sebastian Bach als Kirchenmusiker gab, macht seine Musik nicht per se zum christlichen Verdienst. Dass hiesige christliche Religionsgemeinschaften im Gegensatz zur internationalen Praxis Feminismus und Menschenrechte fordern, macht diese Forderung nicht zu einem christlichen Wert. Die heutigen Kirchen sind Meister der Geschichtsfälschung und -manipulation. Man sieht katholische Kardinäle, die mit frechem Grinsen in die Kamera lügen, dass die Aufklärung "ein christliches Verdienst sei", man sieht die protestantische Exbischöfin Käßman daherfabulieren, dass Empfängnisverhütung und die Pille "ein Geschenk Gottes" seien. Man braucht die historische und religionsgeschichtliche Bildung, um solche Aussagen als entweder ungebildet-naive Entgleisungen oder als vorsätzliche Lüge zu erkennen. Jeder Schritt in Richtung Aufklärung und Menschenrechte wurde und wird von den Kirchen bis aufs Messer bekämpft. Das kann man aber nur wissen, wenn man sich darum bemüht. Den Gläubigen wird dieses Wissen durch ihre Kirchen vorenthalten. Die Religionslehrer werden in ihrem Studium zum gegenteiligen Glauben konditioniert.


    Deswegen brauchen wir Religionskunde als Schulfach und deshalb muss die Deutungshoheit über dieses Fach, im Gegensatz zum Religonsunterricht, rein staatlich kontrolliert durch wissenschaftlich und nicht theologisch ausgebildete Lehrer erfolgen.

    ...vllt hatte er auch eher den Maoismus gemeint...?

    Halte ich für unwahrscheinlich, da sich der Maoismus nicht in den christlich-antichristlichen Konflikt der europäischen Welt einfügt sondern ideologisch den Marxismus-Leninismus in die bäuerlich und konfuzianisch geprägte Kultur Chinas übernimmt; man kann den Maoismus nicht in den von mir beschriebenen Formen deuten. (Was natürlich nichts daran ändert, dass an den Fingern Maos das Blut von Millionen und Abermillionen Menschen klebt...)


    Zitat

    Aber egal, so oft und massiv wie "religiöse Motive" vorgeschoben wurden, um (ressourcenorientierte) Kriege zu führen ("gegen Ungläubige") - egal
    ob man sowas nun Kreuzzug, Jyhad oer sonstwie nennt...
    ...zu Schade um das Ei zum drüberschlagen.

    Ich würde nicht "vorgeschoben" sagen. Religiöse-ideologische Motive sind genau so ernst zu nehmen wie materialistische Motive; beide Begründungskomplexe schließen einander keinesfalls aus. Eine Dichotomie anzunehmen, hieße, die religiös motivierte Falschdeutung der Religion als "etwas eigentlich gutes" zu übernehmen.

    Wenn wir bei den haltlosen Vorwürfen sind: Die beiden Systeme die man heute als historischer Sicht als die unmenschlichsten aller Zeiten ansehen würde, waren zutiefst un-, bzw. sogar antireligiös. Wenn also radikale Atheisten, mehrere Millionen Menschen unterdrücken, foltern und ermorden...wenn man daraus jetzt wirklich eine analoge Folgerung zöge, würde man zurecht als...nennen wir es seltsam...bezeichnet...

    Du spielst natürlich auf den Nationalsozialismus und den Stalinismus an.


    Der Nationalsozialismus war nicht antireligiös, diese Aussage wird zwar von den Kirchen - die Protestanten reden sehr gerne über die "bekennende Kirche", die Katholiken sehr gerne über Clemens August, Graf von Galen - immer wieder kolportiert, ist aber falsch. Hitler berief sich ständig auf eine als göttlich verstandene "Vorsehung" und verwendete authentisch gebrauchte religiöse Formeln in seinen Reden, die protestantischen Landeskirchen warfen sich dem Regime lustvoll in die Arme und die katholische Kirche arrangierte sich. SS-Mitgliedern war der Atheismus, der als "jüdischer Intellektualismus" abgelehnt wurde, verboten. Das Konkordat von 1933 gilt auch nach 1945 als Staatsvertrag immer noch weiter und hat Auswirkungen auf das Schulrecht. Die katholische Kirche kollaborierte und fand Kompromisse um zwischen den eigenen ideologischen Sympathien und Antipathien auszugleichen, was man ja an der Leichtigkeit sehen kann, mit der nach dem Krieg kirchliche Stellen über ihre Rattenlinien NS-Kriegsverbrecher ins sichere Südamerika schmuggelten. Und vor wie nach dem zweiten Weltkrieg hatte diese Kirche niemals Schwierigkeiten, sich mit dem Faschismus ins Bett zu legen - man betrachte nur den spanischen Faschismus. Der Konflikt zwischen der katholischen Kirche und dem NS-Regime hatte die gleichen Gründe wie der, den Bismarck vergeblich führte - der katholische Internationalismus wurde aus nationalistischer Sicht als bedrohlich empfunden und sollte bekämpft werden. Dass das Regime diesen Kampf kämpfte macht es genau so wenig atheistisch wie Bismarck und das zweite Kaiserrerich.


    Der Stalinismus im Speziellen und der Kommunismus im allgemeinen lehnen aus der Sicht des kritischen Materialismus offensichtlich die Vorstellung einer Gottheit ab. Das ist aber eine sehr interessante Dialektik, auf die schon Bertrand Russel in seiner lesenswerten "Philosophie des Abendlandes" hingewiesen hat. Wenn man die marxistische Geschichtphilosophie näher betrachtet gibt es spannende Parallelen zu einer eschatologischen Religion: die "Gesetze der Geschichte" als überhistorisches Regelwerk, der Weg der Geschichte vom Sündenfall der bronzezeitlichen Klassendifferenzierung bis hin zur Erlösung in der postsozialistischen, klassenlosen Gesellschaft. Die Verkündung durch den Propheten und seinen Schriften. Die institutionelle Bewahrung durch die Gemeinschaft der Eingeweihten, der Partei. Die Vorstellung der Wahrheit in der Exegese, tschuldigung, Analyse der marxschen Prophezeiung durch theologisch, tschuldigung, kommunistisch geschulte Intellektuelle, die harte Verfolgung von Häretikern und die Steuerung der Gläubigen, tschuldigung, der klassenbewussten Arbeiter und Bauern in ideologischen Treffen und Schulungen, etc. pp.


    Der Marxismus und vor allem der Stalinismus hat stark religiöse Züge. Gerade in der Umsetzung in der Sowjetunion nach Lenin zeigt sich m.E. ganz klar Stalins frühe Bildung und Erziehung als Jesuitenschüler und der Kampf gegen die Abweichler wiederholt Strategien, Taktiken und Grausamkeit der frühmodernen Kämpfe zwischen Protestanten und Katholiken. Mit dem kritisch rationalen Humanismus, der heutzutage die regelmäßige Verwirklichung atheistischer Grundgedanken darstellt, hat das alles nichts zu tun. Der Stalinismus ist bestenfalls ein hervorragendes Beispiel dafür, wie monotheistische religiöse Strukturen wirken, auch wenn man ihnen den abrahamitischen Gott nimmt.


    Aber historisch gebildete Menschen wissen all das natürlich, ich erzähle hier ja nur altbekanntes.

    Wie du!


    Ich finde es auch nicht richtig, anhand von maximal fünf Doppelstunden eine (Jahres!-) Zeugnisnote zu bilden.

    Es geht nicht darum, was man als Lehrer richtig findet oder nicht. Es geht darum, ob durch die Rechtsvorschriften eine Bewertung verbindlich gefordert wird und wie das durch die Lehrerin zu gewährleisten ist.


    Im Zweifelsfall würde ich mich in der Situation an meine Schulleitung wenden, mir sagen lassen, was ich tun soll, und das dann umsetzen. Dafür ist die Schulleitung da.

    Bemerkenswert ist allerdings die Tatsache, dass eine derart weitgehende Verpflichtung vornehmlich in einem Alter auferlegt wird, in dem der Betroffene nicht die geringste Chance hat, darüber zu entscheiden, ob er das möchte.

    Gäbe es die Kindstaufe und die institutionelle Indoktrination in Kindergarten und Grundschule nicht, wäre das Christentum in Westeuropa schon ausgestorben. Die Kirchen kämpfen aus - in ihrer Sicht! - sehr guten Gründen mit härtesten politischen Bandagen einen schmutzigen Kampf.

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