@Tayfun Pempelfort: Das gemeinsame Lernen im Grundschulbereich war ja früher primär Mittel zum Zweck. Ursprünglich ging man ja davon aus, dass das Kind bei Eintritt in die 1. Klasse ein unbeschriebenes Blatt sei und man erst Zeit brauche, um herauszufinden, auf welchem Leistungsniveau das Kind arbeitet. Inzwischen weiß man, dass Kinder bereits bei Schuleintritt über Kompetenzen verfügen und dadurch bedingt auch ungleiche Startbedingungen haben. Aber selbst dann ist es in den leistungsorientierten Bundesländern so, dass man sich 4 Jahre Zeit nimmt, um durch Beobachtung und Testung herauszufinden, ob das Kind auf niedrigem, mittlerem oder hohem Anforderungsniveau die beste Leistung zeigen kann. 4 Jahre sind schon sehr viel Zeit und die meisten Grundschullehrer dürften wissen, dass man deutlich schneller ein Gefühl dafür bekommt, wer die Leistungsstärksten und wer die Leistungsschwächsten in der Klasse sind.
Gerade bei einigen Leistungsstarken ist es jedoch so, dass sie bereits früh wissen, dass sie Wissen regelrecht aufsaugen. Das fordern sie auch regelrecht ein, weswegen sie in manchen Klassenkonstellationen enttäuscht sind, wenn die Lehrer (in der Realität läuft es ja häufig so) sich intensiv mit den Schwachen beschäftigen und die Reproduktionsaufgaben noch ein fünftes Mal durchkauen. Da entsteht bei manchen schon der Wunsch, nicht mehr ständig durch die Schwachen ausgebremst zu werden, sondern auch mal die eigenen Leistungsgrenzen auszuloten. Im Gegenzug: Wie fühlt sich der Leistungsschwache, wenn er ständig die Lehrerin bitten muss, es ihm noch ein fünftes Mal zu erklären, weil er es einfach nicht rafft, während Karl-Heinz von nebenan die Aufgaben spielend runterrechnet/-schreibt? Um dem zu entgehen, gibt es ja das selektive Schulsystem. Es ist einfach extrem schwer, dem Hochbegabten und dem Minderbegabten im gleichen Maße gerecht zu werden - und wenn die Gesamtschullehrer ehrlich sind, dann werden sie das bestätigen.
Mit freundlichen Grüßen