Beiträge von Das Pangolin

    Es geht doch letztlich darum, dass Schulen früher nicht so ein Tamtam gemacht haben, dass Lehrer noch Autoritätspersonen waren und Eltern für gewöhnlich in Bezug auf Schule absolut obrigkeitshörig waren. Das war in der früheren BRD genauso wie in der DDR.
    Dass das heute nicht mehr so ist, hat durchaus auch sein Gutes. In Deutschland scheine wir es aber nie zu schaffen, das Pendel einmal in der Mitte zur Ruhe kommen zu lassen. Es muss immer in eines der beiden Extreme ausschlagen. Erst kam die autoritäre Erziehung zu des Kaisers Zeiten, in Weimar, im Dritten Reich und in der frühen Nachkriegszeit. Danach kam die antiautoritäre Erziehung mit den 68ern. Beides zum Teil bereits erhebliches Unheil angerichtet und tut es immer noch.


    Bildung und Erziehung kommen ohne Disziplin nicht aus - können aber durch zu autoritäre Anteile ebenso gehemmt werden.


    Man muss die Mitte finden. Genau!


    Aber das ist auch das Schwierige daran, weil jeder die Mitte woanders verortet.

    @sofawolf: Das ist eine völlig falsche Einschätzung. Die Schüler sind nicht gestört und sie haben normalerweise keine großen Verhaltensprobleme. Man kann mit ihnen vernünftig reden und die wissen schon was richtiges und falsches Verhalten ist. Sie können es nur im Augenblick selbst nicht durchhalten bzw. sind einige wie von einer "fremden Macht" getrieben. Ich habe auch nicht geschrieben, dass sie aggressiv sind. Nach wie vor ist das Verhältnis mit ihnen gut (sie freuen sich, wenn ich nach Krankheit wiederkomme z.B.) und sie sind nicht zu mir bewusst frech oder würden mich provozieren wollen.


    Wir machen fast jede Woche so etwas Ähnliches wie Klassenrat. Heute bin ich einen Schritt weitergegangen und habe sie einmal schriftlich reflektieren lassen. Es kam da die hohe Lautstärke deutlich raus, aber das "Quatsch machen" scheint nicht in aller Bewusstsein so stark verankert zu sein wie in meinem.


    Nein, @Caro07, das glaube ich auch nicht, dass deine Schüler gestört sind. Ich denke, was du beschreibst, ist heutzutage (leider) ganz normal. So geht es in vielen Schulen und Klassen zu.


    Ich habe auch nicht geschrieben, dass sie aggressiv sind. (???)


    Mein Beitrag ist eher ein Appell "Wehret den Anfängen!", nachdem ich hier so viele verniedlichende Meinungsäußerungen las. Es fängt immer klein an und wenn dann keine Grenzen gesetzt werden, wird es mehr und mehr und die Kollegen an den weiterführenden Schulen werden der Lage nicht mehr Herr. Da geht es dann so zu, wie in dem Artikel und wir wissen alle, das sind keine Einzelfälle. Deshalb sage ich, ihr habt an den Grundschulen auch dafür eine wichtige Verantwortung bzw. Vorarbeit zu leisten!


    Dass du ein gutes Verhältnis zur Klasse hast, glaube ich dir. Es sind leider oft die netten und gutmütigen Kollegen, die massive Unterrichtsstörungen haben oder mit der Zeit bekommen. Ich habe auch in meiner Klasse eine Kollegin, die sehr beliebt ist bei den Kindern. Sie selbst sagt von sich (unter uns), sie könne einfach nicht streng sein. Schon fängt es an, dass die Kinder sich in der Klassenstunde - so heißt das bei uns - über andere Kinder beschweren, weil die im Unterricht dieser Kollegin massiv stören, z.B. neulich, dass die einen die anderen mit Tusche bemalt und bespritzt hätten und dann frage ich, was denn die Lehrerin gemacht habe und sie sagen: "Nichts. Sie sagt nie was." Und ich appelliere daran, dass sie sie doch mögen (alle rufen: "Jaaaa!") und wenn sie sie behalten wollen, sollten sie sich benehmen usw. Was ich damit sagen will, es ist nicht unbedingt eine Frage der Beliebtheit, wenn Schüler stören.


    Reden (Appelle) ist der erste Schritt. Die Klassenstunde ist dafür das richtige Forum. Berichte uns mal, wie es weiter geht. Ich bin gespannt. Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht, dass nur Reden dauerhaft hilft.

    @sofawolf, wenn du dein Beispiel nicht von dem der TE unterscheiden kannst, nehme ich dir nicht ab, dass du als Lehrer arbeitest.


    Das bleibt dir unbenommen. Ich wüsste auch nicht, warum ich jetzt jedem hier offenbaren soll, wo genau, was genau, mit wem genau und welche Fächer genau usw. Ich betrachte es eher als Trick, um mich aus der Reserve zu locken und genau das herauszukriegen. Ich glaube im Übrigen, dass eine Meinung - und mehr äußere ich ja hier nicht - nicht davon abhängt.


    Die Angaben in meinem Profil müssen genügen.


    Ich glaube dir übrigens auch nicht, dass du wirklich Lehrer(in) bist. Und nun? :)

    Man soll nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen, ja, aber ich halte auch nichts davon, diese Zustände zu verniedlichen. Mit Gesprächen fängt es an, aber wenn sie nicht helfen, muss man Maßnahmen ergreifen, sonst wird in Klasse 7, 8, 9 das daraus, was man hier lesen kann:




    Ich sehe hier auch die Grundschule in der Pflicht. Ihre Aufgabe ist es nicht nur, den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen, sondern auch Benehmen - auch und gerade, wenn man dabei im Elternhaus keine oder kaum Unterstützung erhält!


    (Dass uns die Politik damit nicht nur alleine lässt, sondern noch Steine in den Weg legt, sehe ich auch so und kritisiere ich scharf.)

    ...
    Ich glaube, die Ergebnisse der Viertklässler wären besser, wenn wir mehr konkrete Vorgaben im Lehrplan hätten und wenn Bildung nicht Ländersache wäre. Wenn mal jemand in der Politik den Mut hätte, es einfach richtig zu machen mit allen Konsequenzen!


    Jetzt schlägt mein Herz im Hals. Ich schick das jetzt ab. Und nun haut drauf.


    Respekt für deinen offenherzigen Beitrag, @cubanita1 !


    Nur die pädagogische Freiheit möchte ich unbedingt behalten. Sie ist für mich der letzte Rest, der mich verantwortungsvoll arbeiten lässt, weil ich nicht jeden Murks mitmachen muss, den sich andere ausgedacht haben (die mitunter nie vor einer Klasse standen).


    Wenn alles vorgegeben wird, kann es auch das Falsche sein, wie man oft genug erst Jahre bzw. Schülergenerationen später feststellt. Freiraum sollte es geben, er kann uns im gegenseitigen Erfahrungsaustausch auch zeigen, was besser und was schlechter funktioniert - so wie jetzt die IQB-Studie.


    Wenn das Bildungssystem bundeseinheitlich wäre, könnte es auch "das falsche" sein, das - entsprechend politischer Mehrheitsverhältnisse - bundesweit gilt. Es könnte ja so wie in Berlin oder Bayern, in Bremen oder Sachsen ... Nur durch den Föderalismus sehen wir, dass es auch anders geht !

    "Zucht und Ordnung" sind vermutlich aufgrund der deutschen Geschichte negativ konnotiert.
    Ersetzen wir Zucht mit Erziehung und Ordnung mit Disziplin, sieht das Ganze schon wieder völlig anders aus. Ich erwarte von meinen Schülern, dass sie ein Mindestmaß an Erziehung und Disziplin besitzen und zeigen. Dagegen kann nun wirklich niemand etwas haben.


    Ich stimme dir zu, aber selbst das Wort Disziplin ist ja heutzutage schon anrüchig. Ich bevorzuge daher die "vernünftige Lern- und Arbeitsatmosphäre". :)

    Es gab eine Neubearbeitung?Ich war so böse und habe mir Lesen, Schreiben und Rechnen vor Schuleintritt selber beigebracht. Lautiert habe ich dabei gar nicht. Das gab erstmal richtig Ärger in der Schule.
    Du musst noch dazuschreiben, dass Zaun und Haus als Bildchen gedruckt waren.
    Ich denke, die besseren Ergebnisse lagen nicht nur an der Methode. In meiner Erinnerung hatten wir mehr Deutschstunden, mehr "Zucht und Ordnung", gleichschrittiges Lernen aller, 2 Stunden Vorschularbeit täglich im letzten Kindergartenjahr etc.


    "Zucht und Ordnung" klingt sehr ablehnend. Da kann natürlich keiner sagen, dass er das befürworte. Zucht und Ordnung will ich auch nicht. Eine vernünftige Arbeitsatmosphäre schon. Sie scheint mir die Grundlage aller Lernerfolge zu sein.


    Angesichts der IQB-Studie sollte man zumindest darüber nachdenken, warum sie in den Unterstufen im Osten so viel erfolgreicher waren, obwohl es doch an allem fehlte oder mangelte, was heute das Lernen und Lehren "angenehm" macht.

    Wer entscheidet denn was die Schüler dürfen? Sicher nicht die Methode. Das man bei schwachen Schülern sich eher strenger an ein Konzept hält, damit diese nicht überfordert sind, muss doch nicht zwangsläufig bedeuten, dass fixe Kinder nur Großbuchstaben schreiben dürfen. Anders als in der DDR hat man bei intraAct die Möglichkeit individuell das lerntempo anzupassen.


    Kinder mögen es Erfolg zu haben. Kinder mögen Wiederholungen. Wer schnell mit dem sehr auf Automatisierung setzenden intraAct durch ist kann dann immer noch mit Anlauttabelle kreativ schreiben.


    Danke auch für diesen "Gegen-Erfahrungsbericht".

    Mimi am Zaun. Ali im Haus. Musste ich tausendfach schreiben. *lach* Einheitlich waren sie glaube ich nicht, ich weiß eine Freundin hat eine andere Fibel als ich. Ich habe meine nämlich noch.


    Es gibt auch heute ähnliche Konzepte. Wer mag, kann sich gerne mal bei Intra-Act einlesen. Nachteil extrem langweilgi, da die Kinder am Anfang nur Großbuchstaben schreiben und lesen dürfen (in allen Fächern). Es darf nichts, gar nichts frei geschrieben werden. Nur geübte Buchstaben, sspäter Silben, noch viel später Wörter. Kleine Buchstaben kommen dann dazu.


    Wir arbeiten mit dem Prinzip bei schwachen Kindern und sind da sehr erfolgreich. An meiner alten Schule wurde es für alle eingeführt und Schüler und Lehrer waren relativ schnell unzufrieden und frustriert.


    Danke für den Erfahrungsbericht. Ich kenne das Konzept nur vom Hörensagen, allerdings eher lobend.

    Ich will mal kurz hier einwerfen, was ich in einer anderen Diskussionsrunde las. Es geht ja auch darum, wie es anders sein könnte.



    In der DDR gab es ein einheitliches Fibelwerk, welches in Silben gegliedert und stark strukturiert im Aufbau war.
    Unmittelbar nach der Wiedervereinigung schnitten die Ostdeutschen Schüler deutlich besser ab als die im Westen. Die RErgebnisse glichen sich aber in den Folgejahren durch die Umstellung der Methodik einanderan.


    Das habe ich bei http://www.grundschulservice.de gefunden.

    Ich habe (kurz nach meinem Ref) dazu schonmal was geschrieben und ehrlich gesagt sehe ich es heute (als Schulleiter) immer noch genauso (bis auf ein paar Details), deshalb zitier ich mich hier mal selbst:


    [...]


    Diese Dinge ließen sich, wenn man das wirklich will, mit vertretbarem Aufwand evaluieren und als Teilkriterien in die Beurteilung mit einbringen, die dann jährlich oder alle zwei Jahre den leistungsbezogenen Anteil der Besoldung mit bestimmt. Dass dabei soziale Härten vermieden werden müssen, steht außer Frage. Aber dass diejenigen, die das System Schule in Deutschland durch ihren Mehreinsatz tatsächlich vorantreiben, eine auch monetäre Anerkennung verdienen, davon bin ich fest überzeugt.


    Damit es nicht zu lang wird, habe ich das Meiste rausgekürzt, steht ja oben.


    Nein, ich finde das auch furchtbar. Ich weiß gar nicht so recht, warum. Es klingt so unglaublich stark nach Kontrolle und Wettbewerb und sich ständig rechtfertigen müssen und irgendwelche Vorgaben abarbeiten bzw. ihnen hinterherhechten ... Für mich hat die pädagogische Freiheit einen sehr hohen Stellenwert. Die scheint mir sowieso immer mehr eingeschränkt. Auch durch sowas. Ich käme mir vor wie ein Akkordarbeiter. Man könnte kaum noch auf reale, fehlbare Menschen und situationsbezogene, oft nicht ideale Bedingungen eingehen, alles genormt, evaluiert und festgelegt. Pro Schuljahr muss man mindestens drei Schüler mit Notendurchschnitt 1,0 "produzieren" und nicht mehr als 10% dürfen eine 6 auf dem Zeugnis haben usw.-usf. Wie Krankenhäuser, die ein Minus haben, wenn nicht genügend Leute krank, also Betten belegt werden ...


    Nein, das klingt alles so furchtbar nach "Schülerfabriken" und "Lehrerroboter" und Fließbandarbeit. Gruselig.


    Für mich gilt im Lehrerberuf immer noch, was ich der Ausbildung lernte: "weniger, konkreter, intensiver" und nicht "schneller, höher, weiter"!

    Wir führen jedes Jahr ein Mitarbeitergespräch mit einem Mitglied der Schulleitung, in dem alle Engagements des Jahres protokolliert werden. Es gibt vom Kanton auch so ein Formular, in das irgendwelche Stundenzahlen nach verschiedenen Bereichen eingetragen werden. Also offiziell ist es sogar festgelegt, wie viel Zeit man mindestens mit Beratung von Schülern zugebracht haben sollte, mit Elterngesprächen, gemeinnütziger Arbeit für die Fachschaft, Fortbildungen, etc. Jedes zweite Jahr findet ein "grosses Mitarbeitergespräch" mit Unterrichtsbesuch statt.


    Furchtbar.


    Alles muss geregelt, erfasst, protokolliert werden. Ist das nicht typisch deutsch? Naja, typisch "Schweizerdeutsch" dann womöglich? ;)

    Der Gedanke klingt nachvollziehbar, aber wie andere hier sehe ich das Problem einmal darin, wie und woran man das messen will und zum anderen darin, dass wir dann "erpressbar" wären.


    So wäre bei gleichem (!) Engagement ein Lehrer in einer leistungsstarken Klasse gegenüber einem Lehrer in einer leistungsschwachen Klasse benachteiligt. Ebenso ein Lehrer, deren "Schülereltern" ihn unterstützen und mitziehen als einer, der sich mit Querulanten herumplagen muss und natürlich ein strenger Lehrer wäre benachteiligt gegenüber einem, der alles durchgehen lässt und immer nur macht, was Spaß macht usw.-usf.


    Es sind einfach zu viele unterschiedliche Faktoren, die eine Rolle spielen und die Auffassungen darüber, was guter Unterricht und was ein guter Lehrer denn sei, auch.


    Hm, ich hatte das bis jetzt noch nie. Ich erkenne grundsätzlich nicht an, was mir später als am Stundenende gezeigt wird.

    Nun kann ich mal die "mimosigen Grundschullehrer" beruhigen. Es geht nicht nur um euch. Wir stehen alle am Prager, aber - ungeachtet dieser Formulierung - wohl auch zurecht, oder?



    In einem Interview mit der "Welt" rechnet er mit dem Laissez-faire Stil in Schulen und Kindergärten ab:„Immer mehr Heranwachsende sind nach Schulabschluss nicht im herkömmlichen Sinne arbeitsfähig. Es fehlt ihnen an Arbeitshaltung, Sinn für Pünktlichkeit, Akzeptanz von Strukturen und Abläufen. Wenn das so weitergeht, steuern wir auf einen riesigen Fachkräftemangel zu – und die Situation, dass wir in ein paar Jahren jede Menge Menschen haben, die dem Staat auf der Tasche liegen.“


    Siehe: http://www.focus.de/familie/vi…mangel-zu_id_7728834.html

    Ich denke, die Hauptgründe sind auch zu sehen in dem, was man unter


    - Kuschelpädagogik,
    - Erleichterungspädagogik,
    - Spaßschule


    bereits seit Langem kritisiert wird. Zu viel Spielkram und zu wenig Lernen! (in der Grundschule)


    Mit dem verbindlichen Notendurchschnitt fürs Gymnasium hat das meiner Meinung nach eher sehr wenig zu tun. Nach dieser Theorie üben jene Eltern mit ihren Kindern das 1x1 nur deshalb nicht, weil sie eh wissen, ihr Kind kommt nicht ans Gymnasium. Nee, da liegt meiner Meinung nach nicht der Hund begraben.

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