Lieber Kippelfritze,
Deine (gespielte? Als immer das Gute im Menschen vermutender Zeitgenosse hoffe ich natürlich, dass Du nur die sokratische Fragetechnik in die Neuzeit transportiert hast. Falls das so ist: Sei vorsichtig, das ging damals nicht gut aus) Naivität in steuerlichen Dingen, die Du schon als "Sofawolf" an den Tag gelegt hast, erschüttert mich immer wieder - ich erinnere an Deine Empörung darüber, dass sich gutverdienende Lehrer ihre Arbeitsmaterialien über die Steuer "erstatten" lassen wollen.
Same here: Bitte informiere Dich,
- was Kindergeld eigentlich ist
- welchen Zweck es verfolgt
- warum es keine Sozialleistung ist, sondern so ein Steuerdings (Tipp: Dass Kindergeld voll auf Hartz IV angerechnet [1] wird, hat damit etwas zu tun)
Wenn Du dann noch Zeit hast, darfst Du Dir gern zu Gemüte führen, was die höchstrichterliche Rechtsprechung schon seit Jahren zu seiner Höhe sagt (viel zu niedrig) und wie die Politik, egal welcher Farbe, schon ebenso lange darauf reagiert (das war jetzt leicht: gar nicht).
Herzliche Grüße
Fossi
[1]: "Angerechnet" heißt, man bekommt entweder Kindergeld ODER Hartz IV, aber nicht beides.
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Hallo @fossi74,
danke für deine Rückmeldung. Das hast du aber nett formuliert. Ich will versuchen, genauso nett zu antworten.
Kindergeld war gar nicht das Thema meines Kommentars. Es ging um die Anspruchshaltung vieler (junger?) Leute, der Staat habe die Kosten für Kinder zu übernehmen, mindestens aber auszugleichen. Da war das Gejammer über zu geringe Kindergelderhöhungen ein Beispiel, aber das Kindergeld selbst nicht Gegenstand (m)eines Kommentars. Wollen wir jetzt hier wirklich eine Diskussion über Kindergeld führen? Ich bin für Kindergeld. Allerdings fände ich es besser, wenn es nicht einkommensunabhängig ist, sondern nach Einkommen gestaffelt. Der Multimillionär braucht kein Kindergeld. Einkommensschwache Familien brauchen es hingegen dringender und könnten ja vielleicht dann mehr bekommen. Das entspräche dem alten Solidarprinzip, dass starke Schultern mehr tragen können als schwache. Ich finde dieses Prinzip gut.
Du nennst meine Einstellung naiv. Ich nenne deine Einstellung naiv (oder besser vermessen?). Glaubst du wirklich, dass Staaten geschaffen wurden, um Eltern die Kosten für Kinder zu erstatten? Ich sehe einen Unterschied darin, ob der Staat die Aufgabe hat, Familien zu unterstützen oder ob er es sich zur Aufgabe gemacht hat, Familien zu unterstützen (je nach politischer Ausrichtung). Ich finde es auch gut, wenn der Staat Familien unterstützt. Es hieß mal, es gäbe rund 160 sozialpolitische Maßnahmen für Familien mit Kindern. Aber die Leute nehmen das und schreien gleich nach mehr. Ich mag diese "Schlaraffenlandmentalität" nicht. Das ist diese Anspruchshaltung, die mir fremd ist. Ich bin froh und dankbar für die Unterstützung durch den Staat und verstehe, dass irgendwer erwirtschaften und durch Steuern und Abgaben an den Staat bereitstellen muss, was an anderer Stelle ausgegeben werden soll. Das findest du naiv?
Aus deinen Äußerungen klingt genau die Anspruchshaltung, die mir fremd ist. Erst jüngst beschloss die Große Koalition eine Erhöhung des Kindergeldes und der Steuerfreibeträge. In vielen Bundesländern wurde das letzte Kita-Jahr kostenfrei gemacht. In Berlin die gesamte Kitazeit, wie man hört. Das sind einige hundert Euro Einsparung pro Monat für die Betroffenen. Du aber schreibst, dass die Politik wie immer "gar nichts" tue. Das ist diese ewige Unzufriedenheit einiger, die den Staat als Goldesel zu betrachten scheinen, den sie ausnehmen möchten wie eine Weihnachtsgans. So wenig wie möglich geben und so viel wie möglich bekommen und das macht ein Gemeinwesen auf Dauer kaputt. Bis dahin, dass sich Gut- und Besserverdiener gegenseitig Tipps geben, wie man sich jeden Bleistift und jeden Radiergummi vom Finanzamt erstatten lassen kann, aber in einer anderen Diskussion darüber klagen, dass das Kindergeld zu gering sei.
Übrigens, Gerichte welcher Art auch immer entscheiden auf der Grundlage von Gesetzen und letztendlich auf der Grundlage unserer Verfassung (ja, Grundgesetz, bevor sich jetzt jemand meldet und sagt, das heißt bei uns nicht Verfassung, sondern Grundgesetz). Das ist nicht vom Himmel gefallen. Das haben politische Mehrheiten beschlossen. Diese politischen Mehrheiten können sich ändern und andere Gesetze beschließen und letztendlich auch das Grundgesetz ändern, was ja immer wieder bei Bedarf geschieht. Ein Blick in andere Länder kann helfen, wieder zu schätzen, was wir hier in Deutschland haben und notfalls sogar verteidigen müssen. Denn das ist alles nicht selbstverständlich. Dafür darf man auch mal dankbar sein - und vielleicht auch ein bisschen zufrieden(er).
Herzliche Grüße vom Kippelfritzen
PS: Deine "Arbeitsaufträge" habe ich nicht erfüllt. Sei nicht sauer. Ich finde es seltsam, in einer Diskussion darauf zu verweisen, worüber sich jemand informieren solle. Es wirkt wie "Wenn du wüsstest, was ich weiß, würdest du einsehen, dass ich Recht habe und du nicht!". Wahrscheinlich kann man zu jedem Beitrag hier schreiben, der Fragesteller solle das mal einfach googeln. Dafür braucht man kein Forum, dafür braucht man keine Diskussion.