Beiträge von FizzyIzy

    Ich find's auch nicht verwunderlich. Ich hab das Wort auch erst zum ersten Mal gehört, als wir in ein Haus gezogen sind, wo mit einem Ofen geheizt wurde. Für's Grillen hab ich mich nie interessiert.


    Generell hab ich schon festgestellt, dass Kinder viele Wörter nicht kennen, die wir als selbstverständlich voraussetzen.


    Man muss auch immer schauen in welchem Umfeld die Kinder aufwachsen (Stadt, Dorf, Bildungsstand der Eltern etc.).


    Das haareraufenste, was ich mal erlebt habe, war ein Deutch GKler (4 Wochen vorm Abi), der doch tatsächlich gefragt hat, ob es denn auch Untertitel für Analphabeten gäbe... Da fällt dir nichts mehr zu ein...


    Ich finde es übrigens gut, dass der Schüler sich getraut hat zu fragen und finde auch, dass man da nicht zeigen sollte, wenn man entsetzt ist. Sonst schämen sich die Schüler irgendwann und fragen gar nicht mehr nach und lernen so auch nichts mehr dazu.

    Inzwischen hat sich, denke ich, auch schon ein bisschen was in den Schulen getan. Ich hatte damals z.B. weder eine Unterstützung von Sonderpädagogen, noch eine Schulbegleitung. Klar muss man immer nach den Gegebenheiten gehen und es ist ja auch schließlich nicht jeder Schüler gleich.


    Bei mir war es damals auch so, dass ich z.B. innerhalb von 10 Jahren 33 Mal operiert wurde und immer einige Wochen dadurch ausgefallen bin. Deshalb war es mir besonders wichtig, nicht noch mehr Unterricht zu verpassen und wenn, dann welchen, in dem ich es mir leisten konnte.


    Sicherlich haben aber auch nicht alle blinden Schüler so viele Unterrichtsausfälle. Das kommt ja immer ganz auf die Erkrankung an, wenn überhaupt eine vorliegt.


    Aus diesem Grund meinte ich aber auch schon ganz zu Beginn, dass nicht jede Behinderung gleich ist. Jeder Blinde/Sehbehinderte "sieht" z.B. anders, hat andere körperliche Einschränkungen und Belastungsgrenzen und auch generell eine ganz andere Biographie, was auch die Krankengeschichte mit einbezieht.


    Wenn ich aber z.B. einen blinden Schüler habe, der ständig aus gesundheitlichen Gründen ausfällt und durch die Sehbehinderung z.B. erhebliche Probleme in den Fächern Mathe, Physik u.ä. hat, würde ich z.B. versuchen, den Schüler nicht unbedingt in eine dieser Stunden reinschreiben zu lassen, sondern vielleicht eher in Fächer, die dem Schüler ohnehin relativ gut liegen.


    Dass man von zuhause nicht weg möchte und stattdessen lieber inklusiv beschult werden möchte, kiann ich gut verstehen. Aus dem Grund bin ich auch erst mit 16 Jahren von zuhause weg und nach Marburg gegangen. Dort hat sich dann aber mein Notenschnitt erheblich verbesser (von 3 auf 1,5 in der 11. Klasse). MIr ist auch an der Regelschule einfach irgendwann der Spaß am Lernen vergangen, weil ich einfach total überfordert war. Nebenbei musste ich schließlich auch noch Punktschrift, Zehn-Finger-Schreiben, Mobilitätstraining etc. lernen. Dazu kamen die Hausaufgaben und ständige Kopfschmerzen.


    Solche Sachen waren dann auf der Blindenschule normales Programm und gehörten zum Unterricht mehr oder weniger dazu. Man hatte die passenden Materialien und HIlfsmittel und die Lehrkräfte war3en entsprechend geschult. Da hat das Lernen dann auch wieder Spaß gemacht.


    Im Endeffekt muss jeder für sich selbst entscheiden, was für einen das richtige ist. Abstriche muss man sicherlich immer auf beiden Seiten machen.


    Valerianus: Ich denke beides sind gute Methoden. Da würde ich dann glaube ich einfach danach gehen, worum es sich bei der Arbeit handelt. Wenn man jetzt z.B. einen langen Text lesen, strukturieren und auch intensiv durchdenken muss, würde ich z.B. letzteres bevorzugen. Bei Arbeiten, die nicht so tiefgreifendes Denken erfordern und man auch mal kurz unterbrechen kann, ist denke ich auch die erste Variante nicht schlecht. Kommt ja auch immer darauf an, worauf der Schüler mehr Wert legt -- auf die Konzentration und Ruhe oder auf die Klassengemeinschaft.

    Mein Handout richtet sich, wie gesagt, auch nach meinen persönlichen Erfahrungen aus der Schülersicht. Die Lehrersicht sieht natürlich (was auch verständlich ist) oft anders aus. Ich weiß aber aus meiner Erfahrung als hochgradig sehbehinderte Schülerin, dass es bei mir absolut nicht funktiioniert hat mit dem in die Pause reinschreiben. Es war dann immer laut und die Pause war auch nicht lang genug, sodass ich noch in den nächsten Unterricht im Klassenzimmer hätte reinschreiben müssen.


    Mit in einer Freistunde schreiben meinte ich auch nicht zwangsläufig, dass du den Schüler dabei die ganze Zeit abeaufsichtigen musst. Bei mir wurde dann z.B. ein freier Raum gesucht, in dem ich dann in Ruhe schreiben konnte. Korrekturarbeiten würden sich in der Zeit ja eigentlich auch anbieten, wenn man die nicht unbedingt zuhause machen will.


    Genrell bin ich der Meinung, dass das ganze Konzept der Inklusion eigentlich utopisch ist und für den Schüler meist eher (schulisch gesehen) Nachteile mit sich bringt und natürlich auch viel Arbeit für die Lehrer darstellt.


    Genrell wird über Inklusion meist nur aus der Lehrerperspektive gesprochen. Ich wollte hier auch mal die andere Seite mit einbringen, die ich als Schülerin selbst erfahren habe. Das sind ja auch keine zwingenden Punkte, dass man das so machen soll. Aber es sind durchaus Dinge, die man sich als betroffener Schüler wünschen würde. Und es ist sicherlich auch nicht möglich, alle diese Punkte zu beherzigen. Aber man kann sich ja hier und da etwas raussuchen, was vielleicht für einen selbst gut realisierbar scheint.


    Im Übrigen bin ich selbst eine absolute Inklusionsgegnerin (zumindest was die Schule angeht). In der Uni sieht das schon wieder ganz anders und viel einfacher aus.

    Hallo ihr Lieben,
    ich habe mal im Rahmen eines Uniseminars ein Handout zum Thema "Umgang mit behinderten und chronisch kranken Schülern" gemacht, das auf meinen eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit als blinde und chronisch kranke Schülerin basiert (habe Rheuma und grünen Star).


    An meiner Uni wird es fleißig weitergegeben. Ist jetzt natürlich nicht didaktisch fundiert, aber vielleicht für den einen oder anderen ganz hilfreich.

    In den kommenden Ferien hab ich wieder ein 5 wöchiges Praktikum, von dem ich dann gern berichten kann :)


    Als ich selbst noch Schülerin war, lief es leider nicht so reibungslos wie jetzt in der Uni. Die Hilfsmittel, die ich gestellt bekam, waren nicht gut/ausreichend und generell haben die Rahmenbedingungen leider nicht gestimmt, weshalb ich dann auch irgendwann auf eine Blindenschule gegangen bin, wo ich dann auch gleich richtig gute Noten hatte.


    Es war schon motivierend mal zu sehen, dass man mit den richtigen Bedingungen doch einiges erreichen kann (hab sogar ein Einser-Abi geschafft). Auf dem Regelgymnasium kam ich meist immer mit einigen vieren immer gerade so durch. Das hat sich dann in Marburg schlagartig geändert. Die Lehrer waren aber glaube ich auch einfach überfordert, weil sie ja gar nicht für solche Schüler ausgebildet werden und ich auch keinen Sonderpädagogen oder eine Schulassistenz hatte.


    In Marburg war der Unterricht dann einfach ganz anders gestaltet, sodass man viel mehr mitnehmen konnte.


    Ich überlege auch meine Masterarbeit evtl. über Fremdspracherwerb von blinden Schülern zu schreiben und dabei vllt geeignete Unterrichtskonzepte zu entwerfen. Ist aber noch ca. ein Jahr hin bis ich die schreiben muss.


    Ihr könnt mir, wie gesagt, auch immer gern Fragen stellen. Ich beantworte die immer gerne, weil ich es wichtig finde, die eigenen Erfahrungen in solchen Sachen zu teilen.

    Eigentlich kam ich immer sehr gut ohne Assistenz im Unterricht aus. Die saß immer nur dabei, falls mal was sein sollte. Die pubertierenden Klassen hab ich auch schon unterrichtet und hatte da eigentlich keinerlei Probleme. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die eher sehr neugierig sind und es bewundern, wenn man trotz Behinderung so einen Job macht. Daher waren bisher immer alle sehr hilfsbereit. Meine Assistenz hätte eigentlich nur bei Prüfungssituationen was zu tun. Ansonsten würde sie nur die ganze Zeit in der Ecke sitzen und zugucken (zumal sie ja auch keine Ausbildung im Lehramtsbereich hat).


    Ich hab ja auch zwei Hauptfächer (Englisch und Deutsch) und gehe mal davon aus, dass ich dann vermutlich auch die Klassenleitung übernehmen würde. Da wäre es von den Schülern ja nicht so ratsam, mir den Stuhl wegzuziehen o.ä.


    Tatsächlich haben die bisher immer aufs Wort gehört und auch direkt ihre Taschen aus dem Weg geräumt, wenn ich das gesagt habe. Sicherlich wird's auch mal andere Klassen geben, aber ich kann mich eigentlich sehr gut durchsetzen und bekomme meist doch sehr viel mit.

    Bisher war es eigentlich immer gut machbar. Im Praktikum hatte ich immer eine Assistenz dabei, habe die aber eigentlich im Unterricht gar nicht gebraucht.


    Ich kann mir sehr viele Dinge schnell und gut merken. Ich merke mir z.B. welches Kind auf welchem Platz sitzt und mit der Zeit erkenne ich auch die Stimme des Kindes.


    Beim Melden kann man ja verschiedene Methoden anwenden. Entweder man lässt die Schüler klopfen, ihren Namen sagen (klappt eher in den älteren Klassen) oder bei den jüngeren klappen auch Meldeketten sehr gut.


    An der Tafel kann ich selbst noch schreiben und im Zweifel helfen mir die Schüler kurz. Bisher waren die immer alle sehr sozial, was das anging.


    Was das Spicken angeht, würde ich dann natürlich schon eine Assistenz mitnehmen, um das zu verhindern. Ich würde die Arbeiten aber auch (wenn möglich) in einem Computerraum schreiben lassen, weil handschriftliches für mich schwer zu korrigieren ist.


    Da die Assistenz leider einkommens- und vermögensabhängig ist, werde ich sie später, wenn ich dann wirklich Geld verdiene, auch nur einsetzen, wenn es nicht anders geht. Also z.B. wenn ich eine neue Klasse bekomme o.ä. Ansonsten müsste ich zu viel dazubezahlen (14,50€/h).


    Ich bin aber eigentlich ganz zuversichtlich, dass das alles irgendwie klappen wird. Bisher hab ich insgesamt ca. ein halbes Jahr Unterrichtserfahrung und lediglich beim Deutschunterricht für Flüchtlinge, die weder ein Wort Deutsch, noch Englisch oder Französisch sprachen kam ich an meine Grenzen.

    Huhu,
    ich lese tatsächlich GAR NICHTS in Punktschrift. Würde einfach zu lange dauern, da ich die erst zu spät erlernt habe und auch nur die Vollschrift kann. Fast alles ist aber eigentlich in Kurzschrift (ähnlich wie Steno) geschrieben.


    Ich lasse mir Buchtexte in Worddokumente einscannen und vergrößere dann einfach die SChriftgröße und nutze zusätzlich die Bildschirmlupe des PCs. Zuhause hab ich auch ein so genanntes Lesegerät. Das ist einfach eine Kamera, die an einen Monitor angeschlossen ist und die Texte dann ganz stark vergrößern kann und auch verschiedene Kontraste hat.


    Folien und Arbeitsblätter versuche ich mir von den Dozenten vorab geben zu lassen, damit ich sie während des Seminars auf meinem Laptop mitlesen kann. Es kommt aber auch immer wieder vor, dass so etwas vergessen wird oder die Dozenten das einfach nicht wollen. Zur Not hab ich auch immer noch einen Assistenten dabei, der mir Tafelbilder vorlesen und abschreiben kann und Bilder erklärt.


    Meine Klausuren sind eigentlich meist identisch mit denen der anderen. Manchmal werden Grafiken oder Modelle rausgenommen und durch andere vergleichbare Sachen ersetzt oder ich beschreibe die Sachen einfach mit Worten, anstatt sie in Modellen aufzumalen.


    Ich hab dann auch immer 50% zusätzliche Zeit zur Verfügung (bei Hausarbeiten auch).


    Wenn du noch Fragen hast, kannst du gerne fragen :)


    LG,
    Isabel

    Hallo ihr Lieben,
    ich stelle mich dann auch mal vor:


    Ich bin Isabel, 23 Jahre alt und studiere im 2. Mastersemester gymnasiales Lehramt für die Fächer Englisch und Deutsch.
    Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr blind (mit geringem Sehrest) und wurde sowohl inklusiv, als auch auf einer Blindenschule unterrichtet und habe daher relativ viele Erfahrungen in dem Bereich.


    In meiner Freizeit lese ich gern und gehe mit meinem Freund tanzen.


    Ich freue mich schon auf einen regen Austausch mit euch :)


    LG,
    Isabel

    Hallo Weltaal,
    ich studiere auch Lehramt (aber für das Regelschulgymnasium) und bin blind. Ich wurde selbst bis zur achten Klasse inklusiv beschult und kann dir aus meiner Erfahrung sagen, dass man dir das leider nicht so beantworten kann :D


    Ich versuche trotzdem mal auf deine Fragen näher einzugehen.
    1. So weit ich weiß, hängen die Förderstunden von der Behinderung und dem Grad der Behinderung ab. Autistischen Kindern stehen z.B. ca. 4 wöchentliche Stunden zu, in denen sie von einem Förderschullehrer begleitet werden. Als ich inklusiv beschult wurde, hatte ich auch eine "Blindenlehrerin". Die kam aber leider nur einmal in drei Monaten, um in ihr Fach zu gucken. So viel dazu... also man muss da schon Glück haben.


    2. Meist wird der Unterricht einfach so durchgezogen, wie in einer Klasse ohne behindertes Kind auch. Das Kind hat dann oft noch eine Schulassistenz, die ihm helfen kann. Die Förderschullehrkraft kann ebenfalls helfen. Oft ist es aber so, dass man höchstens eine Schulassistenz hat und den Unterricht so gestalten muss, dass möglichst alle (sowohl nicht-behinderte als auch behinderte Schüler) daran möglichst gleichwertig teilhaben können. Dazu solltest du dir bei deiner Unterrichtsplanung vorher genau überlegen, welche Materialien und Methoden du verwenden möchtest.


    4. Wie gesagt, normalerweise werden alle zusammen unterrichtet. Sonst wäre es ja auch eigentlich keine Inklusion mehr, wenn die Schüler dann doch im Endeffekt aus dem Unterricht rausgenommen würden. Viele haben aber z.B. Nachteilsausgleiche, sodass oft andere Maßstäbe bei der Aufgabenbewältigung herrschen.


    5. Ich nehme an, diese Frage richtet sich an andere Förderschullehrer. Ich kann sie dir somit leider nicht beantworten. Ich habe aber von anderen Studenten und Förderschullehrern schon gehört, dass diese oft an mehreren Schulen eingesetzt werden, was ja auch irgendwie sinnvoll ist, weil man ja ansonsten arbeitslos werden würde. So hoch ist der Anteil von inklusiv zu beschulenden Kindern ja schließlich nicht. Meist sind es nur 2 oder 3 Schüler pro Schule, die 4 oder 5 Stunden lang in der Woche von einem Förderschullehrer betreut werden, wenn sie Glück haben.


    Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen.


    Liebe Grüße,
    Isabel

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