Aus persönlicher Schülersicht: Ich fand die Klassenfahrten zu meiner eigenen Schulzeit wirklich toll. Ich erinnere mich an nicht wirklich viel aus dem Unterricht, alle Klassenfahrten (und es waren insgesamt 3) jedoch habe ich noch gut in Erinnerung. Keine davon war eine reine Spaßveranstaltung, sondern hatte immer einen Schwerpunkt, der auch entsprechend vertieft wurde. Das Ziel wurde von der Schule vorgegeben, alle Mitschüler sind mitgefahren.
Nun, aus persönlicher Lehrersicht:
1) Fahrtenkonzept
Ich war an Schulen, da war absolut klar: Klasse 7 fährt in exakt diese Jugendherberge X. Dann hält sich der Aufwand sehr in Grenzen, denn die Planung fällt kaum ins Gewicht und "lediglich" die übrige Orga muss vorher geleistet werden. Die Lehrer kennen die Gegebenheiten vor Ort etc.
An meiner jetzigen Schule ist es jedoch so, dass zwar feststeht, dass in Klasse 11 eine Fahrt gemacht werden soll, aber kein Ort bzw Ziel vorgegeben wird. So kommt es jedes Mal zu unzähligen Diskussionen (im Fachunterricht des Klassenlehrers, denn solche Klassenlehrerstunden haben wir an der BS in Hessen nicht). Viele Ziele ergeben sich dann aus einem Mehrheitsvotum. Das stellt aber viele dann doch nicht zufrieden und dies lassen sie dann entweder auf der Klassenfahrt selbst spüren oder sogar auch, indem sie nicht bezahlen.
2) Anzahl der begleitenden Lehrkräfte
Auf Klassenfahrt wird bei uns exakt eine Lehrkraft pro Klasse genehmigt. Von einem freien Tag oder Schichtsystem mit Auszeiten für einzelne Lehrer kann ich auf Klassenfahrten nur träumen.
3) Alter und Verhalten der Schüler
Eine Klassenfahrt mit Grundschülern verläuft gänzlich anders als eine Fahrt mit der 11 Berufsfachschule. Bei den Kleinen ist vermutlich direkt nach dem Aufstehen großer Trubel, der Morgen mit älteren Schülern ist eher zäh. Dafür sind die Abende/Nächte mit den Großen vermutlich länger und wahrscheinlich auch "brisanter". Wir mussten z.B. schon Schüler nach Schlägereien ins KH bringen und einmal sogar von der Polizeistation abholen.
4) Verwaltung
Planung, Schriftverkehr, Zahlungseingangsüberwachung, Rückzahlung, Versicherung etc. obliegt bei uns der Klassenfahrt durchführenden Lehrkraft. Das kann in anderen BL unterschiedlich sein.
5) Lebenssituation
Nicht kleinzureden ist auch die Lebenssituation der Lehrer, ob Klassenfahrten mehr oder weniger belastend sind. Dabei geht es u.a. natürlich um das Vorhandensein von Familie. Wie ich bereits geschrieben habe, mein Mann muss sich für Klassenfahrten komplett Urlaub nehmen, damit unser Kind betreut werden kann. Ich will es aber nicht nur auf Kinder beschränken, sondern z.B. auch auf die Betreuung von weiteren zu pflegenden Angehörigen erweitern.
Weil ich einen Mann habe, der gemeinsam mit mir wohnt und dann eben zu Hause ist, ist auch der Hund in dieser Zeit versorgt. Das ist bei einem Single eher nicht der Fall. Ja, natürlich gibt es Hundepensionen etc. Manchmal sind aber auch Tiere nicht so einfach zu entwurzeln.
6) Typfrage
Es gibt Menschen, die die Abwechslung gut finden und gerne auf Klassenfahrten fahren. Andere, wie der TS, sind eher gegenteilig veranlagt oder sind sogar verängstigt. Das ist auch absolut in Ordnung, ein besserer oder schlechterer Lehrer ist man weder durch das eine noch das andere.
7) Gesundheitszustand
Es gibt durchaus Menschen, die gesundheitliche Einschränkungen auf Klassenfahrten in Kauf nehmen müssen. Ich habe z.B. einen sehr empfindlichen Magen. Je nach Unterbringung kann es wirklich schwierig werden. Andere, und das müssen eben nicht nur ältere sein, haben Probleme mit dem Rücken und ganz ehrlich, nach einer bestimmten Klassenfahrt hatte ich die auch, obwohl ich damit sonst nichts zu tun habe. Und wo wir doch so ehrlich und offen sind: Schon vor der Geburt meines Kindes und erst recht jetzt danach ist die Vorstellung, während der Klassenfahrt meine Periode zu haben, tatsächlich beängstigend.
Aus all den genannten Gründen finde ich es daher nicht richtig, einfach darauf zu verweisen, dass es zu unserem Job dazu gehöre. Zumal ich ebenso wie viele andere hier nicht sehe, wie eine Klassenfahrt mit Pausenzeiten, Arbeitsumfang etc. zu vereinen ist