Beiträge von Alterra

    Meine Familie bzw insbesondere mein Kind. Wenn es z.B. in der Schule richtig schlecht lief, ich sie danach aber aus der Kita abhole und über den ganzen Flur "Mama" brüllt, weiß ich, was wirklich wichtig ist :verliebt:


    Was ist bei dir heute durch den Sturm weggeweht worden?

    Bereits vor Corona und jetzt erst recht habe ich immer mehr das Gefühl, dass Schüler davon ausgehen, dass wir Lehrer 24/7 per Mail/Teams/was auch immer zu Verfügung stehen. Ich bin z.B. in den Ferien bereits von drei Schülern angeschrieben worden, welche Note sie in der Klausur hätten, die wir in der letzten Schulwoche geschrieben haben.

    Auch die beschriebene Situation mit den Emails geht genau in diese Richtung. "Mal schnell eben ne Email mit den Materialien/Inhalten etc." würde bei meinem Klientel und deren Fehlzeiten dafür sorgen, dass ich mindestens noch eine halbe Stunde am Tag nur das erledigen müsste. Ich habe zudem auch wirklich viele ABs nicht digital.

    Ganz ehrlich, während wir früher bei Krankheit Hefteinträge von Mitschülern tatsächlich leihen mussten, geht das heute mit nem Foto per Handy sowas von einfach. Jede Klasse von mir hat zudem einen Klassenchat oder auch die Nummer mindestens eines Klassenkameraden hat wohl jeder in der Sek 2. Kopien erkrankter Schüler nehme ich zur nächsten Stunde mit oder frage Mitschüler, ob sie das übernehmen können.


    Meine Schulzeit ist 25 Jahr her, daher hinkt der Vergleich, aber ich stelle mir gerade bildlich die Reaktion einiger Lehrer von mir vor, wenn sie mit solchen Anfragen konfrontiert worden wären :teufel: Uiiii, ich ducke mich mal weg

    Zur Vorabinfo: Bei uns in Hessen ist seit Schuljahresbeginn mit Ausnahme der ersten beiden Wochen nach Ferien keine Maskenpflicht mehr am Platz


    Zu 1):

    Ich persönlich hadere sehr damit.

    Ja, meine gesamte Familie ist geimpft (Großeltern, Wir, Tanten und Onkel etc.), außer eben die Klein- und Grundschulkinder. Ja, die Kleinen werden vermutlich nicht so heftig von Corona betroffen sein wie ältere, aber ich möchte dennoch nicht die Mutter des Kleinkindes sein, das es dann eben doch heftig erwischt.

    Als Lehrerin bin ich also täglich einer großen Anzahl an Menschen ohne Maske ausgesetzt (übrigens trägt von den Schülern bei uns keiner mehr freiwillig eine). Natürlich werden sie 2/Woche getestet, aber zum einen ist die Durchführung dieser Tests nicht absolut sicher und zum anderen passiert ja auch nichts Großes mehr, wenn ein Schüler der Klasse positiv getestet wurde. Als Geimpfte muss/darf ich nicht in Quarantäne, kann es aber schön nach Hause in meine Familie zum Kind tragen.


    Was mich dabei so richtig nervt: Es gibt immer noch mannigfaltige Auswirkungen der Pandemie im Alltag: Termine bei Behörden sind vorab anzumelden und rar, Schwimmbäder haben Kapazitätsgrenzen und eingeschränkte Öffnungszeiten, weitere Kultur- und Freizeitangebote sind eingeschränkt, von der Gastro will ich gar nicht reden, ABER in der Schule scheint es in Ordnung zu sein, wenn 30 Leute ohne Maske gemütlich zusammensitzen.

    Die Entscheidungsträger im z.B. Hessischen Landtag jedoch ermöglichen weiterhin keine Besuchsgruppen bei Sitzungen, Führungen sind auf unter Klassengröße begrenzt und bestimmt müssen die dann eine Maske tragen... Luftfilter haben sie bestimmt, davon gehe ich aus.


    Zu 2):

    Ja, ich trage weiterhin Maske, um mein Kind und andere Nicht-Impffähige zu schützen

    Locken, die sind bei meinen Eltern nicht ausgeprägt, aber bei der Oma väterlicherseits und eben bei mir


    Welche Lieblingskindheitserinnerungen an deine Großeltern hast du?

    Ja, einen naturnahen (andere würden es aber wohl chaotisch nennen), daher lasse ich fast alles stehen als Winterlager für Insekten etc. und räume im Frühling erst auf.


    Welcher Gartentyp bist du?

    Das Problem ist ja, dass es bei euch keinen Wettbewerb zwischen den Schulen gibt. Das ist bei uns anders.

    Und dies und noch mehr anderes meinte ich auch bei meinen Ausführungen vor ein paar Seiten. Jede Schule und jeder Kollege arbeitet anders und hat eine andere Arbeitsbelastung. Es mag sein, dass Lehrer X die Überstunden einer Klassenfahrt durch Ferien abgelten kann, weil er z.B. wirklich wenig zu korrigieren hat oder er nur alle 2 Jahre eine Klassenleitung hat oder an der Schule nur selten Konferenzen stattfinden oder oder oder...

    Andere hingegen schaffen es nicht. Ich z.B. habe in den kommenden Herbstferien mind 30 Std Korrektur vor mir. Wäre ich in der aktuellen Woche auf Klassenfahrt und würde dadurch Überstunden ansammeln, wäre die erste Woche der Herbstferien quasi direkt aufgebraucht. In den 30 Std sind noch keine Unterrichtsvorbereitungen eingeschlossen. Von den 10 Tagen Ferien bleiben also max 5 übrig. Über die Weihnachtsferien rede ich erst gar nicht, da stehen nämlich bei mir weitaus mehr Korrekturen an, weil dann auch die Klauren hinzukommen, in denen nur eine Klausur pro Halbjahr geschrieben wird, und eben nochmals die zweite Welle.


    Ich freue mich für jeden, der sagt, er habe noch Kapazitäten frei. Diejenigen können gern auf Klassenfahrten fahren. Für mich aber sind sie eine weitere Form der Überlastung.

    Wir gehen zum Spielplatz, wo die Kids einfach mal 1-2 spielen. Wir grillen Stockbrot. Abends werden mal Gesellschaftsspiele gespielt.

    Nicht falsch verstehen: das kann ja alles ganz nett sein, ist aber dennoch nichts anderes als eben auch zur Arbeit zugehörig. Aufsicht geführt wird nämlich auch beim Spielplatz etc.
    Mit deiner Argumentation kämen wir irgendwann zu dem Punkt, der die Vielfältigkeit des Lehrerberufs nicht honoriert. Bei Prüfungsaufsichten sitzt man doch auch nur rum, Schüler- und Kollegengespräche sind nur Kaffepläuschen, Sammlungen aufräumen ist nur Hobby oder Akribie, Fortbildungen privates Interesse...

    Auch durch Wiederholung wird es nicht richtiger. Die Arbeitszeit auf Klassenfahrt beträgt keine 24 Std. pro Tag, insbesondere ordnet der Dienstherr keine solche lange Arbeitszeit an. Das wäre im Übrigen auch rechtswidrig.


    Bei geeigneter Planung der Fahrt und Absprache der Begleitpersonen untereinander lassen sich Arbeitszeiten zwischen 8-12 Stunden pro Tag gut realisieren, die damit entstehenden Überstunden lassen sich dann auch ganz gut wieder abbummeln. Hilfreich ist dabei das Einplanen von Tätigkeiten mit einfachen Aufsichtsverhältnissen und damit verbundenen Schichten, vor allem bei älteren Jahrgängen angemessen lange Freizeit für alle und Einhaltung der (eigenen) Nachtruhe.

    Übrigens: auch in der hoch gelobten freien Wirtschaft zählt auf Dienstreisen nicht die komplette Aufenthaltszeit weg von zu Hause als Arbeitszeit, sondern nur die Zeit der angewiesenen Tätigkeiten.

    Ich habe es bereits geschrieben: bei uns gilt 1 Klasse, 1 begleitender Lehrer. Und natürlich bin ich auf Klassenfahrt nicht immer im direkten Schülerkontakt von 0-24 Uhr, sondern schlafe irgendwann hoffentlich. Aber von 7/7.30 Uhr an bis abends 19 Uhr definitiv und auch danach kommt es zu Einsätzen. An keinem Abend auf den x Klassenfahrten war danach wirklich Schluss. Klar, in der Regel sind das dann eher kurze Interventionen von max 1 Std, ich habe aber auch schon weit aus mehr Stunden pro Nacht rangemusst.

    Ich denke, dass wir uns alle darüber einig sind, dass es auf jeden Fall mehr als die 8,2 Std sind (in Hessen, in anderen BL evtl. leichte Abweichungen), die man durchschnittlich pro Tag arbeiten sollte. Und dann eben theoretisch abbauen könnte in anderen Wochen. Was aber auch nicht zu vergessen ist: ich habe noch keine Konferenz, keinen Elternabend, keinen Tag der Offenen Tür, Prüfungsaufsichten blabla wegen einer Klassenfahrt verpasst (und dadurch Stunden einsparen/Überstunden abbummeln können), sondern solche Dinge werden natürlich nicht in die Zeit der Klassenfahrt von der SL gelegt. Klausuren werden dennoch geschrieben, dann eben vor/nach der Klassenfahrt. Elterngespräche/Absprachen mit Kollegen/Verwaltungsdinge werden in den Klassenfahrtwochen nur verschoben und nicht aufgehoben.

    iese gehören (in den meisten Bundesländern) zur Dienstpflicht und sind in der Arbeitszeitberechung bereits enthalten.

    Okay, wie denn? Eine typische Klassenfahrt geht bei uns 5-6 Tage. Sind das dann 5 mal 24 Std, also 120 Arbeitsstunden, also ca. 3 Wochen Arbeitszeit eines Arbeitnehmers. Es gab schon Jahre, da war ich auf zwei solchen Fahrten mit...

    Aber ich höre ’raus, dass ihr brav fahrt und sich keine gegen eine solche Weisung wehrt. Oder?

    In Hessen gehört es zur Dienstpflicht auf Klassenfahrten zu fahren. Man wird auch nicht gefragt, ob man Klassenlehrer werden möchte, sondern es wird von der SL festgelegt. Wenn du KL bist, muss man auf Klassenfahrt.

    Aus persönlicher Schülersicht: Ich fand die Klassenfahrten zu meiner eigenen Schulzeit wirklich toll. Ich erinnere mich an nicht wirklich viel aus dem Unterricht, alle Klassenfahrten (und es waren insgesamt 3) jedoch habe ich noch gut in Erinnerung. Keine davon war eine reine Spaßveranstaltung, sondern hatte immer einen Schwerpunkt, der auch entsprechend vertieft wurde. Das Ziel wurde von der Schule vorgegeben, alle Mitschüler sind mitgefahren.


    Nun, aus persönlicher Lehrersicht:

    1) Fahrtenkonzept

    Ich war an Schulen, da war absolut klar: Klasse 7 fährt in exakt diese Jugendherberge X. Dann hält sich der Aufwand sehr in Grenzen, denn die Planung fällt kaum ins Gewicht und "lediglich" die übrige Orga muss vorher geleistet werden. Die Lehrer kennen die Gegebenheiten vor Ort etc.

    An meiner jetzigen Schule ist es jedoch so, dass zwar feststeht, dass in Klasse 11 eine Fahrt gemacht werden soll, aber kein Ort bzw Ziel vorgegeben wird. So kommt es jedes Mal zu unzähligen Diskussionen (im Fachunterricht des Klassenlehrers, denn solche Klassenlehrerstunden haben wir an der BS in Hessen nicht). Viele Ziele ergeben sich dann aus einem Mehrheitsvotum. Das stellt aber viele dann doch nicht zufrieden und dies lassen sie dann entweder auf der Klassenfahrt selbst spüren oder sogar auch, indem sie nicht bezahlen.

    2) Anzahl der begleitenden Lehrkräfte

    Auf Klassenfahrt wird bei uns exakt eine Lehrkraft pro Klasse genehmigt. Von einem freien Tag oder Schichtsystem mit Auszeiten für einzelne Lehrer kann ich auf Klassenfahrten nur träumen.

    3) Alter und Verhalten der Schüler

    Eine Klassenfahrt mit Grundschülern verläuft gänzlich anders als eine Fahrt mit der 11 Berufsfachschule. Bei den Kleinen ist vermutlich direkt nach dem Aufstehen großer Trubel, der Morgen mit älteren Schülern ist eher zäh. Dafür sind die Abende/Nächte mit den Großen vermutlich länger und wahrscheinlich auch "brisanter". Wir mussten z.B. schon Schüler nach Schlägereien ins KH bringen und einmal sogar von der Polizeistation abholen.

    4) Verwaltung

    Planung, Schriftverkehr, Zahlungseingangsüberwachung, Rückzahlung, Versicherung etc. obliegt bei uns der Klassenfahrt durchführenden Lehrkraft. Das kann in anderen BL unterschiedlich sein.

    5) Lebenssituation

    Nicht kleinzureden ist auch die Lebenssituation der Lehrer, ob Klassenfahrten mehr oder weniger belastend sind. Dabei geht es u.a. natürlich um das Vorhandensein von Familie. Wie ich bereits geschrieben habe, mein Mann muss sich für Klassenfahrten komplett Urlaub nehmen, damit unser Kind betreut werden kann. Ich will es aber nicht nur auf Kinder beschränken, sondern z.B. auch auf die Betreuung von weiteren zu pflegenden Angehörigen erweitern.

    Weil ich einen Mann habe, der gemeinsam mit mir wohnt und dann eben zu Hause ist, ist auch der Hund in dieser Zeit versorgt. Das ist bei einem Single eher nicht der Fall. Ja, natürlich gibt es Hundepensionen etc. Manchmal sind aber auch Tiere nicht so einfach zu entwurzeln.

    6) Typfrage

    Es gibt Menschen, die die Abwechslung gut finden und gerne auf Klassenfahrten fahren. Andere, wie der TS, sind eher gegenteilig veranlagt oder sind sogar verängstigt. Das ist auch absolut in Ordnung, ein besserer oder schlechterer Lehrer ist man weder durch das eine noch das andere.

    7) Gesundheitszustand

    Es gibt durchaus Menschen, die gesundheitliche Einschränkungen auf Klassenfahrten in Kauf nehmen müssen. Ich habe z.B. einen sehr empfindlichen Magen. Je nach Unterbringung kann es wirklich schwierig werden. Andere, und das müssen eben nicht nur ältere sein, haben Probleme mit dem Rücken und ganz ehrlich, nach einer bestimmten Klassenfahrt hatte ich die auch, obwohl ich damit sonst nichts zu tun habe. Und wo wir doch so ehrlich und offen sind: Schon vor der Geburt meines Kindes und erst recht jetzt danach ist die Vorstellung, während der Klassenfahrt meine Periode zu haben, tatsächlich beängstigend.


    Aus all den genannten Gründen finde ich es daher nicht richtig, einfach darauf zu verweisen, dass es zu unserem Job dazu gehöre. Zumal ich ebenso wie viele andere hier nicht sehe, wie eine Klassenfahrt mit Pausenzeiten, Arbeitsumfang etc. zu vereinen ist

    Für mich als Mutter eines Kleinkindes und Mannes mit Schichtdienst am Flughafen bedeuten Klassenfahrten und je nach Länge sogar Tagesausflüge, dass mein Mann sich Urlaub nehmen muss. Daher wären wir froh darüber, wenn es in Hessen nicht Dienstpflicht wäre auf Klassenfahrten zu fahren.

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