Präsentationsprüfungen gibt es in Hessen bereits seit sehr langer Zeit, die Anzahl meiner eigenen Prüflinge ist sicher nicht mehr zweistellig. Die erreichten Bewertungen lagen zwischen 0-15 Punkten.
- einigen Prüflingen kommt das Format sehr entgegen: sie können sich in das Thema lange einarbeiten, die Begrenzung gibt ihnen Sicherheit, sie halten die Präsentation x-mal vor Angehörigen und Freunden und werden routiniert, kreative Köpfe können sich besser als in mdl. Prüfungen ausleben, mittlerweile starke Hilfe durch KI und Internet allgemein möglich etc.
- andere Prüflinge unterschätzen Präsentationsprüfungen: obwohl das Thema wochenlang bekannt ist, beginnen sie sehr spät mit ihrer Arbeit und kommen dann in Zugzwang, trotz Beratungsgespräch bei der Themenvorgabe weichen sie vom Thema ab, der fachliche Anspruch ist zu gering, sie lernen zu wenig für das Kolloqium in Anschluss etc.
Aus meiner Perspektive als Lehrkraft:
- gleichwertig interessante/anspruchsvolle Themen zu finden wird mit Zunahme der Prüfungen schwieriger
- KI und Internet machen es nahezu unmöglich, die Präsentation an sich zu bewerten
- das Format ermöglicht Abwechslung von den ewig gleichen Schulthemen, hat aber einen erhöhten Vorbereitungsaufwand zur Folge
- insgesamt würde ich behaupten, dass die an der Prüfung beteiligten Lehrkräfte mehr Fachkompetenz benötigen als bei mdl Prüfungen
- Hilfestellungen sind in der Prüfung kaum zu geben
Insgesamt fallen bei uns Präsentationsprüfungen nicht besser oder schlechter aus als andere Formate. Manchmal gibt es große Überraschungen, die sonst eher zurückhaltende Schülerin X präsentiert ihr Thema herausragend, während der in der gesamten Q-Phase engagierte Mitschüler Y kaum etwas zustande bringt. Diese Überraschungen gibt es aber auch in anderen Formaten und daher kann ich mich weder gegen noch für Präsentationsprüfungen positionieren (im Sinne der Prüflinge; aus Lehrerperspektive bin ich um jeden froh, der sich für eine mdl. Prüfung entscheidet).