Die Seminarschule ist erstmal eine ganz "normale" Schule. Für die Fächer, die an diesem Schule ausgebildet werden, gibt es jeweils einen Seminarlehrer, der diese Aufgabe als A15-Funktion hat. Dazu kommen noch Seminarlehrer in Pädagogik, Psychologie und "Grundfragen der staatsbürgerlichen Bildung". Alle diese Lehrer sind gleichzeitig auch Kollegen an der Schule und unterrichten auch Schüler in ihren jeweiligen Fächern. Neben der A15-Vergütung ist ihr Deputat ein wenig reduziert - aber erstmal nur um wenige Stunden. Das Seminarfach "Schulrecht" wird vom Schulleiter unterrichtet, der gleichzeitig auch Seminarvorstand ist. Alles Seminare finden jede Woche zweistündig statt, außer Schulrecht, das einstündig ist - glaube ich.
Die Refs kommen zum Schuljahresanfang an die Schule, bekommen ihre Ausbildung in den Seminaren und hospitieren viel - zuerst bei den Seminarlehrern, dann auch bei "normalen" Kollegen der Schule. Nach so 2-3 Wochen beginnen die ersten Lehrversuche in einzelnen Klassen, in denen sie hopsitiert haben. Auf Basis dieser Lehrversuche, also je nachdem, in welchen Jahrgangsstufen es gut und weniger gut geklappt hat, bekommen die Refs nach den Herbstferien "eigene" Klassen, eine pro Fach. Der bisherige Fachlehrer der Klasse wird zum Betreuungslehrer und bleibt erstmal auch verantwortlich für alle formalen Fragen: Lehrplaneinhaltung, Notenvergabe etc. D.h. er sitzt am Anfang viel mit im Unterricht, dann weniger, muss aber eigentlich immer zumindest im im Haus sein, wenn der Ref in seiner Klasse unterrichtet. Er segnet Stoffverteilungspläne, Klausurentwürfe und Korrekturen ab etc.
Weitere Entlastung gibt es dafür nicht, nur eben die Stunden, die der Ref ja mehr und mehr in der Klasse übernimmt.
Die Seminarlehrer machen auch weiterhin Unterrichtsbesuche, häufig unangekündigt.
Im ersten und zweiten Halbjahr gibt es jeweils irgendwann eine Lehrprobe, für die man das Thema zwei Wochen vorher erhält und einen Entwurf schreiben muss. Hier muss man zeigen, was man im Idealfall leisten kann - hat also nichts mehr mit Alltag oder Unterrichtsrealität zu tun.
Nach dem ersten Halbjahr wechseln die Refs die Schule und gehen an irgendeine Realschule in Bayern, die sogenannten "Einsatzschule". Das kann dann zufällig auch eine Seminarschule sein, aber man hat dann mit dem Seminarbetrieb nichts zu tun.
Dort unterrichtet man bis zu 17 Stunden, hat pro Fach einen Betreuungslehrer, ist mehr in das Schulleben und das Kollegium eingebunden. Insgesamt ist das deutlich näher am Berufsalltag, auch was Freiheit etc. angeht. Man ist hier auch selbst für Lehrplaneinhaltung, Noten etc. verantwortlich. Die Betreuungslehrer kommen pro Halbjahr dreimals zu einem Unterrichtsbesuch - meist angekündifgt, meist ohne Entwurf oder so. Es gibt auch wieder eine Lehrprobe, zu der Seminarvorstand und Seminarlehrer angereist kommen.
Am Ende des zweiten Jahres gibt es einen Prüfungstag mit mündlichen Prüfungen in den Seminarfächern - aber ohne Lehrprobe.
Die Note des zweiten Staatsexamen setzt sich zu fast 50% aus den Lehrproben, zu fast 50% aus deinem Gesamtgutachten mit schwammigen Kriterien und zu ein paar Prozent aus den mündlichen Prüfungen zusammen. Ach ja, es gibt noch eine Examensarbeit über ein Unterrichtsprojekt, das mit einfließt.
Am Gymnasium ist es genauso, nur dass man hier ein halbes Jahr an der Seminarschule ist, dann ein Jahr an der Einsatzschule, und dann nochmal für ein Jahr an seiner Seminarschule ist.
Ich habe sicherlich Details nicht mehr ganz richtig im Kopf gehabt, also verbessert mich gerne.