Ich muss einmal etwas los werden.
STÄNDIG höre ich von Lehrern, sowohl Kollegen, als auch Forenmitglieder, wie toll es doch in der freien Wirtschaft ist und vor allem, wie viel höher das Gehalt doch ist. Zu insbesondere Letzterem möchte ich etwas sagen.
Ich komme aus der freien Wirtschaft. Habe Mathematik studiert. Nicht auf Lehramt. Habe in einer großen Bank angefangen. Dazu kenne ich viele ehemalige Absolventen aus dem MINT-Bereich, besonders aus den Fächern Informatik, Maschinenbau, Physik und Chemie. Hier und auch im Kollegium (Ja, ich habe dann Lehramt nachstudiert und unterrichte nun am Gymnasium Mathe und Spanisch) höre ich oft: Wäre ich mit "meinen" Fächern (dann meist Chemie, Physik, Mathematik etc.) in die freie Wirtschaft gegangen, hätte ich ja sooo viel mehr verdient.
Dazu zwei Sachen:
1. Ein Lehramtsstudium ist in der freien Wirtschaft unbrauchbar, aber das nur am Rande.
2. Wisst ihr, was ein Akademiker, ein durchschnittlicher(!) Akademiker in Deutschland verdienen kann? Wenn alles gut läuft, man einigermaßen Karriere macht und VOR ALLEM in einem KONZERN unterkommt, erreicht man die 80.000 brutto. Mehr nicht. Das sind netto vielleicht 4000 Euro bei Steuerklasse 1. Ein durchschnittlicher Gymnasiallehrer A13 hat vielleicht etwas weniger. ABER. Er hat seine üppige Pension, die private Krankenversicherung und die sehr sehr wertvolle Unkündbarkeit.
So. Was ist aber, wenn man nicht in einem Konzern oder gar IGM-Betrieb unterkommt? Tja, dann sieht es als Akademiker in Deutschland düster aus. Ich weiß nicht, wo ihr lebt, aber der durchschnittliche Ingenieur steigt heute mit 33k brutto in der Leiharbeitsfirma ein, der promovierte(!) Chemiker im Außendienst vielleicht für 40k brutto, der Mathematiker mit einem ähnlichen Gehalt. Und ja, das ist nach oben theoretisch vielleicht offen. Aber de facto nur für 2-5 Prozent, dann mit einer 60-70 Stunden-Woche.
Wir als (verbeamtete) Lehrer haben es VERDAMMT gut. Und nein, den durchschnittlichen Ingenieuren, Chemikern, Mathematikern, Physikern geht es in der heutigen Zeit finanziell nicht besser als uns. Ich weiß nicht, wer ständig dieses Märchen verbreitet. Ich weiß nur, dass ich es besser beurteilen kann, als 99% der Lehrerkollegen.
Mein Appell: Hört auf zu jammern, ihr/wir habt/haben einen bombensicheren, netto sehr gut bezahlten Job mit guter Arbeitszeit.