Lesen ist schon sinnvoll. Die Studie ist recht differenziert.Die DPG ist unser Berufsverband und hat kein Interesse daran hat Physiker zu betrügen oder die Interessen "der Wirtschaft" zu propagieren.
Die Studie ist in meinen Augen alle male aussagekräftiger als eine Äußerung von Einzelmeinungen in irgend einem Thread. In diesen Klagethreads sammeln sich ja primär Leute mit Problemen und von den anderen liest man wenig bis gar nichts. Das Bild ist entsprechend verzerrt.
Von mir auch ein "like" für die DPG Studie.
Ergänzend noch zum Argument "Naturwissenschaftler werden für die Grundlagenforschung ausgebildet" - ja, natürlich, aber jeder andere Wissenschaftler der an einer Universität studiert hat, auch. Das ist nämlich Sinn und Zweck einer Uni - Wissenschaftler für die Grundlagenforschung und die Lehre ausbilden. Deshalb ist ein Studium auch keine Berufsausbildung. Je nach Studiengang erwirbt man aber auch zusätzliche Kompetenzen, die einen für den Arbeitsmarkt interessant machen. Selbstverständlich wird kein Physiker für seine Forschung in Quantenchromodynamik in der Industrie eingestellt, aber kein Physiker würde ernsthaft davon ausgehen.
Wenn wir schon bei nichtrepräsentativen Einzelerfahrungen sind: alle Physiker die ich kenne, egal ob mit Diplom, Master, Promotion, haben problemlos einen Job in der Industrie bekommen, sei es IT, Bank, Versicherung, Consulting, klassische Ingenieurberufe - vor, während, und nach der Finanzkrise (und das waren keineswegs nur die "Jahrgangsbesten"). Sie waren aber auch entsprechend flexibel.
Noch ein anderer Aspekt. Bei der Studienwahl nur nach der industriellen Verwertbarkeit zu sehen schein mir etwas zu einseitig. Idealerweise verknüpft das Studium Fähigkeiten und persönliche Interessen mit guten Berufsaussichten. Nur: wenn es nicht geht, dann geht es nicht. Wenn jemand schon bei der Vorstellung von Getrieben und integrierten Schaltkreisen Alpträume bekommt, wird er sicher keine Ingenieurswissenschaft studieren, mögen die Berufsaussichten noch so gut sein. Auch wahr ist natürlich, dass je unsicherer die Berufsaussichten sind, umso flexibler muss man eben sein. Sich so etwas vor dem Studienbeginn klar zu machen, gehört meiner Ansicht nach zur Studierfähigkeit dazu.