Beiträge von Philio

    @Wollsocken80 Da ich mich mit dem Schweizer Schulsystem überhaupt nicht auskenne: wie gestaltet sich der Übertritt von der Grundschule auf die weiterführenden Schulen in der Schweiz? Gibt es da eine Übertrittsnote, die man erreichen muss oder dürfen die Eltern selbst entscheiden?

    @Wollsocken80 Hoffe, es ist okay wenn ich antworte - korrigiere bzw. ergänze mich gerne. :)
    Wie in D gibt es in der Schweiz kein einheitliches System, aber die häufigste Variante ist: 6 Jahre Primarschule, dann 3 Jahre Sekundarschule (hier Leistungsdifferenzierung in G (entspricht grob Hauptschule) und E (entspricht grob Realschule)). Nicht selten sind Primar- und Sekundarschule auch im selben Gebäude bzw. Campus, die klassische "Volksschule". Gymnasien sind überwiegend als Kurzzeitgymnasien (4 Jahre; Langzeitgymnasien ähnlich wie in D gibt es auch, aber selten) organisiert. Die Lernenden der "Sek", die das wollen, bewerben sich an einem Gymnasium (meist Kantonsschule, im Volksmund "Kanti", genannt) und müssen eine Aufnahmeprüfung bestehen. Sie wechseln dann spätestens nach dem Ende "Sek" ans Gymnasium, manchmal auch schon nach der 2. Klasse. Typischerweise ist der Übertritt in die Sek II per Aufnahmeprüfung geregelt (ausser in der beruflichen Grundbildung, aber hier braucht man ja sowieso einen Vertrag mit einem Ausbildungsbetrieb).

    Frage1: dürfte ich dann nur Chemie unterrichten oder auch Mathematik und Physik? Klar ich habe nur Chemie studiert aber ich bezweifle, dass man (außer an einer Berufsschule) eingestellt wird, wenn man nur Chemie unterrichten kann. Ich kann nicht beweisen, dass ich Fertigkeiten außerhalb Chemie besitze aber für die Realschule würde Mathe/Physik auf jeden Fall ausreichen.

    Eventuell kann ein zweites Fach aus deinen Studienleistungen abgeleitet werden ,wenn du entsprechend viele Credits aus diesem Bereich hast (bei Chemikern typischerweise Physik) – was als "einschlägig" anerkannt wird, das hängt erfahrungsgemäss auch davon ab, wie dringend jemand gebraucht wird. ;)


    Falls die Schweiz für dich eine Option ist, hier geht Sek II Lehramt mit nur einem Fach ("Monofach"). Wie gesucht Chemie momentan ist – keine Ahnung (vielleicht kann Wollsocken80 etwas dazu sagen).

    " Das ist in der freien Wirtschaft auch so", war die Begründung unseres Schulleiters auf die Frage, warum er seine unangekündigten Unterrichtsbesuche zur Beurteilungen permanent, ohne zeitliche Pausen , durchführen will.

    Weder war das in den Unternehmen der "freien Wirtschaft", für die ich gearbeitet habe, so, noch habe ich je von Unternehmen gehört, die das so machen. Aus gutem Grund: permanente Kontrollen der Mitarbeiter sind eine sichere Methode, die Produktivität in den Boden zu fahren. Wer sich Sorgen um seinen Job macht, wird seine Energie in die Sicherung seiner Arbeitsstelle investieren und nicht in die Verwirklichung von Unternehmenszielen. Einem guten Manager ist das bewusst.

    Mir ist auch nach meiner eigenen Schulzeit viel später erst aufgefallen, dass ich relativ problemlos Schotten verstehe, dafür aber bis heute noch bei so manchem US-Amerikaner die Flügel strecke.

    Bei mir ist es genau umgekehrt - an der Uni habe ich mit einem schottischen PostDoc zusammengearbeitet. Sein Akzent war ziemlich "breit" und er sprach auch sehr schnell … manchmal habe ich ausser Tonhöhenunterschieden nichts verstanden. Habe dann mein Hörverständnis trainiert, indem ich ein Video von einen seiner Conference Talks in die Endlosschleife gelegt habe :lach:

    Würde auch empfehlen, Musik nachzustudieren. Schliesslich musst du die Fächer dann 30 Jahre unterrichten, da ist es besser wenn du was hast was du magst. Wie schon erwähnt, auch als Ausgleich zu den "Korrekturfächern" Deutsch und Englisch ist Musik bestimmt super. Deutsch und Englisch würde ich aber trotzdem zu Ende studieren.


    Zu den beamtenrechtlichen Voraussetzungen kann ich nichts definitives sagen, aber ich meine, die Grenze 42 bezieht sich auf den Zeitpunkt der Einstellung nach dem zweiten Staatsexamen. Aber zwischen 28 und 42 liegen 14 Jahre - wenn du normal studierst, selbst wenn es im Worst Case 6 Jahre sind und du dann 18 Monate das Ref machst, bist du gerade mal bei der Hälfte davon... da sehe ich nicht ansatzweise, warum das knapp werden sollte. Dass du natürlich aller Voraussicht nach (ich kenne ja deine persönlichen Verhältnisse nicht) in dieser Zeit finanziell keine grossen Sprünge wirst machen können, damit musst du rechnen.

    Vor kurzem habe ich spaßeshalber mal auf der Kultusministeriumsseite für BaWü (meinem Bundesland) meine Fächerkombi Deutsch & Englisch eingegeben und war regelrecht geschockt, dass es in ganz BaWü anscheinend nur EINE einzige Schule gab, welche genau diese Kombi sucht. Alle anderen Schulen hatten entweder Englisch + anderes Fach, oder Deutsch + anderes Fach.

    Vielleicht verstehe ich das ja falsch, aber im Allgemeinen ist es doch ein Vorteil und kein Nachteil, wenn man statt zwei Bedingungen nur eine erfüllen muss …? ?(

    Philio: Gilt das für alle Kantone und wenn ja, weißt du, wie die Situation an anderen Schulformen (z.B. Grund- und Förderschule) aussieht

    Habe Stichproben bei den PH gemacht, C2 ist bei allen Sek II Studiengängen gefordert. Die Dauer des Sprachaufenthalt variiert aber etwas, PH Bern verlangt z. B. 6 Monate.


    Primarschule und Sek I habe ich bei "meiner" PH nachgesehen, dort ist in den entsprechenden Studiengängen B2 als Eingangsniveau und C1 als Ausgangsniveau festgelegt. Bei Förderschulen habe ich keine Ahnung.



    C2 Sprachnachweis ist ja schon sehr hoch (...)

    Bin kein Sprachlehrer, aber ich würde sagen: für Sek II angemessen. Wir haben regelmässig Lernende, die in ihrer Zeit bei uns das C1 Sprachzertifikat machen. Nach meinem Verständnis sollte die Sprachkompetenz der unterrichtenden Lehrperson entsprechend höher sein.

    Mach den Master in Germanistik (ich nehme an, du hast viele Credits die du anrechnen kannst), bewirb dich an einer PH in der Schweiz für Lehramt an Maturitätsschulen und lass dir Latein als zweites Fach anrechnen. Mit Unterrichtserfahrung kannst du dir das dann auch in Deutschland anerkennen lassen.


    PS: Meine Antwort geht davon aus, dass du primär wissen möchtest, was möglich ist und nicht, ob es einfach ist. ;)

    Der Stark Abi-Trainer, mein Freund und Helfer in der Not. Ganz so sehr verklären darf man das alles schon auch nicht.

    :rofl:


    Damit hast du für mich den Nagel auf den Kopf getroffen … man muss sich, denke ich, schon auch darüber im Klaren sein, dass für die vielbeschworene "Vergleichbarkeit" (die letztendlich sowieso eine Illusion ist, genauso wie "objektive Bewertung") auch einiges geopfert wird.

    Wie gehe ich am besten vor, um die größtmöglichen Chancen zu haben?

    Indem du Wirtschaftspädagogik studierst, wenn du an eine berufliche Schule möchtest, oder Grundschullehramt, wenn du an eine Grundschule möchtest.


    Ganz ehrlich: Ein Studium anfangen und auf einen möglichen Seiteneinstieg nach x Jahren zu spekulieren, ist in etwa wie einen Marathonlauf in die entgegengesetzte Richtung zu starten und hoffen, dass man irgendwie trotzdem ins Ziel kommt. Die meisten Seiteneinsteiger (ich bin auch einer) haben zuerst ein Fachstudium absolviert und danach entschieden, dass sie gerne unterrichten wollen. Das umgekehrt aufzuziehen scheint mir höchst riskant zu sein, denn das Funktionieren deines Plans ist stark von externen Faktoren abhängig, auf die du keinen Einfluss hast.


    Jetzt etwas pragmatischer ;) . Du brauchst eine Studienberechtigung für die Uni, FH ist raus aus der Nummer. Heutzutage kann man auch ohne Abitur an einer Uni studieren, an deiner Stelle (mit Ende 20) würde ich auch keine Zeit mehr auf Abitur nachholen ver(sch)wenden. Die Regelungen für dein Bundesland findest du hier:


    http://www.studieren-ohne-abit…nder/nordrhein_westfalen/


    Was das Studium angeht, sehe ich 2 Möglichkeiten, die von dir und deiner Motivation abhängen.


    Variante 1: Du möchtest unbedingt und vor allem Lehrer werden, das Studium ist für dich "nur" Mittel zum Zweck.


    Diesen Weg wirst du leider nicht gehen können, ohne Opfer zu bringen, denn das geht nur über ein Präsenzstudium an einer Uni. Damit du siehst, dass das kein weltfremdes Gequatsche ist, hier meine Story: Ich war in einer ähnlichen Situation wie du mit Anfang 20 - mit einer kaufmännischen Ausbildung, einem Fachwirt, ohne Abitur, aber mit einem Beruf, den ich nicht mehr machen wollte und dem Wunsch, eine Naturwissenschaft (kein Lehramt) zu studieren. Habe damals das Abitur über die Externenprüfung gemacht und mit 25 angefangen, Physik zu studieren und war mit 30 fertig. Gelebt habe ich im Studentenwohnheim von BAfÖG und (zu Anfang noch) Kindergeld. Klar, ich war damals ungebunden und hatte keine eigene Wohnung – da treffen sich solche Lebensentscheidungen leichter. Ganz einfach war es trotzdem nicht – aber es geht, wenn man will.


    Variante 2: Du möchtest gerne studieren, um dich weiter zu qualifizieren. Du interessierst dich auch für dein Fach und kannst dir vorstellen, nach deinem Studium auch weiter in der Wirtschaft zu arbeiten. Der Seiteneinstieg ist für dich eine mögliche Option und wenn es nicht klappt, hast du kein Problem, etwas anderes zu machen.


    Dann studiere per Fernstudium Wirtschaftswissenschaften an der Fernuni Hagen, dort kannst du bis zum Master studieren. In diesem Fall musst du deine Stelle nicht aufgeben, aber bist nicht vor Mitte 30 fertig (dein Zeitplan ist realistisch). Der Seiteneinstieg in die Grundschule ist auf diesem Weg sehr wahrscheinlich unmöglich – es sei denn, der Bedarf ist dann so gross, dass sie alles nehmen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.

    An meiner Berufsschule unterrichte ich nur in Berufsmaturitätsklassen (vergleichbar mit der deutschen Fachhochschulreife), je nach Modell ein oder zwei Jahre, dann ist ist die Klasse wieder weg. Eine langjährige Betreuung "seiner" Lernenden, wie das auf dem Gymnasium teilweise der Fall ist, hat man natürlich dabei nicht. Mir persönlich gefällt der schnelle Wechsel und das vergleichsweise hohe Unterrichtstempo, aber das muss man mögen. Dafür hat man es nur mit Erwachsenen zu tun, meine Lernenden sind typischerweise zwischen 18-25, aber im Prinzip nach oben keine Beschränkung – für mich persönlich ideal, denn Unter- und Mittelstufe sind gar nicht meines. Aber auch das muss man mögen.


    Nachtrag: ich wusste, was mich erwartet – ich habe selbst vor Urzeiten eine Berufslehre gemacht und weiss, wie es in einer Berufsschule so zugeht (das meine ich übrigens nicht negativ!) ;)

    Ich meinte mit "brauchen" dass Latein zumindest hier für kein Studienfach mehr Voraussetzung ist.

    Doch, für ziemlich viele Fächer sogar: Geschichte, Archäologie, Theologie, Philosophie, romanische Sprachen ... Da unterscheiden sich Deutschland und die Schweiz wenig, die Kataloge der Fächer mit Lateinobligatorium sind sich sehr ähnlich. Hier z. B. Uni Zürich:


    https://www.phil.uzh.ch/de/stu…h/lateinobligatorium.html

    Ich würde mir wirklich überlegen, ob du nicht z.B. zumindest Bio dazunehmen könntest. Da hält sich das Mathematische denke ich auch in Grenzen, d.h. es sollte machbar sein (Biologen: please correct me if I'm wrong)

    Hängt von der Schwerpunktsetzung im Studium ab, aber typischerweise braucht man in Bio deutlich weniger Mathe als in Wirtschaft. ;)

    Man verzeihe mir meine Unwissenheit, aber da ich entsprechende Anfragen von Chemikern schon häufiger las, muss ich (als Fachfremder) doch mal aus Neugier fragen: Physikalische Chemie ist doch ein Teilgebiet der Chemie und nicht der Physik, oder? Warum sollte es also sowohl für die Chemie als auch die Physik anrechenbar sein?

    Physikalische Chemie behandelt den Grenzbereich zwischen Chemie und Physik – traditionell ist sie zwar der Chemie zugeordnet, rein inhaltlich macht macht man vieles davon sowohl im Chemie- als auch im Physikstudium (Molekülphysik, Thermodynamik, Quantenmechanik, Statistische Mechanik) allerdings teilweise mit verschiedener Schwerpunktsetzung. In der Forschung ist die Zuordnung dann fast willkürlich, viele Themen der PC werden sowohl von Chemie- als auch von Physikarbeitsgruppen bearbeitet, z.B. Ab-initio Simulation von Molekülen (an meiner Uni arbeiteten tatsächlich Chemie- und Physikarbeitsgruppen in diesem Bereich).

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