Beiträge von Philio

    von pädagogischer Seite kann ich mir das gut vorstellen, dass erwachsene Schüler leichter sind als Grundschüler. Nur kann ich mir auch vorstellen, dass vom Wissen her einfach mehr gefordert ist. Ansich wäre es anspruchsvoller und interessanter Unterricht für Erwachsene als für Kinder zu geben nur könnte ich mir vorstellen, dass hier der Seiteneinstieg besonders schwierig ist.

    Niemand kann alles wissen und jeder macht Fehler, aber im Grossen und Ganzen trennen dich mit einem Chemie-Master Welten von deinen Lernenden, auch wenn es Erwachsene sind. Wirklich Welten! Du darfst wirklich nicht zu sehr von dir ausgehen – vielleicht fandest du deinen Chemieunterricht trivial und warst unterfordert und stellst dir jetzt vor, deine Klassen bestehen aus zukünftigen Chemiestudenten. Aber so wird es nicht sein. Nur wenige deiner Lernenden werden dein Wissen voll ausschöpfen können, viele werden absolut grundlegende Probleme haben die dich fachlich nicht im mindesten fordern werden – fachdidaktisch aber schon.

    Noch ein Gedanke zum Offline Coding. Das Konzept klingt wirklich interessant und ich kann mir gut vorstellen, dass ältere Kinder da schon etwas mitnehmen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob nicht ein konkreter Zugang vielleicht günstiger wäre – ich denke da z. B. an Scratch oder Lego Mindstorms. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob der Schritt vom Offline Geschehen zu der Erkenntnis, dass ein Algorithmus in einem Computer genauso funktioniert, nicht zu gross bzw. zu abstrakt ist. Ich könnte mir aber vorstellen, dass eine Verknüpfung von Offline Coding mit Scratch etc. lernwirksamer sein könnte als Offline Coding alleine.

    1: Besteht in der Tat ein Lehrermangel oder nicht? Im Internet liest man ständig Lehrermangel, jede Menge Quer/Seiteneinsteiger aber auch das genaue Gegenteil. Lehrer die keinen Platz finden oder vor den Sommerferien entlassen werden

    All das gibt es. Sehr grob gesagt: Lehrer fehlen tendenziell eher in ländlichen Gebieten, eher in naturwisssenschaftlichen, ingenierwissenschaftlich-technischen (berufliche Schulen) und künstlerischen Fächen, weniger an Gymnasien als in anderen Schulformen. Wie gesagt, sehr grob.



    An dieser Stelle frage ich auch einmal wo ein Seiten/Quereinstieg am einfachsten und am schwersten ist (gilt für Fragen A-C).

    Ich wüsste nur nicht welche Schulform bzw. Schülerform ich bevor ziehen würde. Berufsschullehrer wäre sicherlich am anspruchsvollsten. Grundschullehrer könnte etwas langweilig sein dafür wären die Kinder aber sicherlich niedlicher und artiger.

    Tatsächlich sehe ich es genau umgekehrt: am schwersten an einer Grundschule, am einfachsten an einer beruflichen Schule. Eine Grundschule ist pädagogisch höchst anspruchsvoll – ich als Sek II Lehrer würde mir Grundschule keinesfalls zutrauen und habe höchsten Respekt vor der Arbeit in der Primarstufe. An beruflichen Schulen ist der Seiteneinstieg deshalb einfach, weil es hier "schon immer" einen hohen Anteil an Seiteneinsteigern gibt. Hier ist in der Regel kein Kollege überrascht, wenn ein Seiteneinsteiger vor einem steht. Was die Lernenden angeht, hat man hier ein riesiges Spektrum: von Menschen, die durch alle Sicherungsnetze durchgefallen sind bis zum Abiturienten oder angehenden Techniker gibt es da alles.


    Würdet ihr mir den Beruf als Lehrer empfehlen.

    Ich würde empfehlen, ein Praktikum zu machen und zu prüfen, ob und wie sich deine Vorstellungen mit der Realität decken.


    Seid ihr persönlich zufrieden mit eurem Job und euren Schülern.

    Ja, ich bin mit meinem Job sehr zufrieden. Mit meinen Lernenden auch, allerdings kann ich mir die nicht aussuchen und habe vielleicht bisher einfach Glück gehabt.


    Ab und zu hört man auch mal von Fällen wie eine Mutter, die ihr Kind mit Down Syndrom aufs Gymnasium schicken wollte etc. Aber ich glaube/Hoffe, dass dies nur Einzelfälle sind oder wie sieht ihr das?

    Ich sehe das so: als Lehrer musst du mit den Lernenden professionell arbeiten, die deiner Klasse zugeteilt sind.

    Bin überhaupt kein Experte für Primarstufe, aber wenn ich daran denke, dass ich in der ersten Klasse damit beschäftigt war, Buchstaben- und Zahlenreihen sauber in mein Heft zu malen schreiben, was das damals mutmasslich schon viel meiner Konzentration gefordert hat… Bevor du an Lehrpläne herangehst, beantworte dir zuerst die Frage: Was sollen meine Schülerinnen und Schüler nach dieser Stunde können?

    In einem Tierheim reicht der Futtervorrat für die 15 Hunde 14 Tage lang.
    a) Vor Urlaubsbeginn wurden noch 6 Hunde in Pflege gegeben. Wie lang reicht nun der Futtervorrat?
    b) Weitere 9 Hunde wurden im Tierheim abgegeben, weil .... Wie lange reicht nun der Futtervorrat des Tierheims?

    OT. Teilaufgabe b) kann für Schüler etwas tricky sein - bezieht sich jetzt "Weitere" auf die 21 aus a) oder die 15 vom Anfang? Das ist für Schüler vielleicht nicht so klar. Ich beziehe mich in Teilaufgaben normalerweise nur auf den Haupttext und nicht auf frühere Teilaufgaben und falls ausnahmsweise nicht, dann schreibe ich einen direkten Verweis auf die entsprechende frühere Teilaufgabe in den Text.

    Denn, genau dieser Test - welcher von sandra.mangott - hier erwähnt wird, haben wir selbst im Kernseminar durchgeführt!!!

    Das spricht eher gegen das Seminar… wobei, Kernseminar ist Allgemeine Didaktik, oder? Da hatte ich auch einen, der grosser Fan der "multiplen Intelligenzen" war – kann man auch zu nichts sinnvollem gebrauchen …

    Ach... Für die Adobe Creative Suite haben wir neuerdings auch so eine Massenlizenz, aber da hab ich noch gar nicht geschaut, was das alles kann

    Ui… für die ganze Creative Suite? Neid … habe privat das Fotografenpaket mit Lightroom/Photoshop für ca. 12 €/Monat. Die ganze CS wäre mir privat zu teuer. Die Office 365 Lizenz mit 1 TB OneDrive haben wir bei uns auch, aber auch keine Ahnung, was die kostet.

    Wenn ich mich nicht irre, hat sich für eine Marktsituation wie bei Microsoft die Bezeichnung "natürliches Quasi-Monopol" bei den Wirtschaftlern eingebürgert.

    Weshalb das eigentlich bzw. was ist der Unterschied zwischen dem Apple und dem Surface Stift?

    Der Unterschied besteht in den unterstützten Geräten – der Apple Stift funktioniert nur auf dem iPad, denn Apple hat kein Notebook mit Touchscreen. Das war eine bewusste strategische Entscheidung von Apple damals. Es wird sich zeigen, ob sich das rächen wird. Abgesehen davon ist Apple für das Mitmischen im klassischen Office-Markt softwareseitig ganz schlecht aufgestellt, die Zielgruppe von Apple war und ist immer noch die Kreativbranche. Apple ist primär keine Softwarefirma (und schon gar keine Internetfirma). Das hat für Apple Vor- und Nachteile. Nachteil ist zum Beispiel, dass es damit für Apple sehr schwierig ist, neue Geschäftsfelder ausserhalb des eigenen Hardwareökosystems zur erschliessen Die Bildungsbranche wird somit wohl auch an Microsoft gehen, das muss man realistisch sehen.

    @ Wollsocken: Ja, Mathe- und Physiklehrer , ging schon an der Uni.

    Ich glaube, da hättet ihr bei mir Schwierigkeiten. :P Ausser meiner Brille entspreche ich den gängigen Klischees eher wenig. Fun Fact: Zumindest eine Anweisung, auf kurze Hosen zu verzichten, träfe mich wenig – ein kurze Hose ist ein Kleidungsstück, dass ich niemalsnicht anziehen würde (auch privat nicht).

    Die sind halt im typischen "deutschen Stil". So langweilig und abschreckend wie möglich. Die Autoren nennen es prägnant. Finde das sind kaum Lehrwerke. Eher Nachschlagewerke, wenn man den Stoff bereits verstanden hat.

    Wobei es der Gerd Fischer ja schon kann – seine Einführung in die Stochastik liest sich für ein deutsches Mathebuch sehr angenehm. Vielleicht liegt das aber auch an den anderen Mitautoren ;)

    Sie müssen berücksichtigen, dass ich mich in der Probezeit befinde. So einfach ist das nicht! Die Schulleitung wird bei stichhaltigen Argumenten der Eltern Nachforschungen anstellen.

    Doch, es ist so einfach. Die Eltern versuchen dich unter Druck zu setzen. Du bist der Profi und egal ob Probezeit oder nicht, du lässt dich nicht unter Druck setzen. Ausserdem: Bist du sicher, dass deine Schulleitung Nachforschungen anstellen wird und nichts besseres zu tun hat? Wenn doch, was soll sie bei den Nachforschungen finden?

    Wenn ich mich richtig erinnere (es hat im Profil mal dabeigestanden) ist das BL Baden-Württemberg. Theoretisch kannst Du's also auch bei "uns" probieren, Sek-I-er sind hier eher Mangelware. Zumindest wäre das ein wirklich *ganz anderes* System. Ich meine, dass die PH Thurgau sogar einen binationalen Studiengang anbietet, der mit dem Eidgenössischen Lehrdiplom sowie dem deutschen Staatsexamen abschliesst

    Sorry, hatte ursprünglich was anderes geantwortet – aber den Euregio-Studiengang gibt's nur für Sek-II, nicht für Sek-I

    Das machen tatsächlich einige. Es sind zwar wenige, aber auch wenn es nur wenige tun, gerät man unter Druck, da man die beim nächsten Elternsprechtag auf der Matte stehen hat, mit dem Hinweis, dass man sein Kind nicht vernünftig auf die Anforderungen des Zentralabiturs vorbereiten würde und bei Wiederholungstat die Schulleitung informiert. Das ist kein Witz. Vor 2 Wochen noch erlebt!

    Eltern: "Sie bereiten mein Kind nicht vernünftig auf die Anforderungen des Zentralabiturs vor!"


    Lehrer: "Welche Anforderungen meinen Sie genau?"


    Eltern: "Wenn das wieder vorkommt, informieren wir die Schulleitung!"


    Lehrer: "Ich kann Sie gerne zum Büro der Schulleitung begleiten, dann können wir das direkt klären."

    Wie geht ihr mit dieser Situation um? Ich habe bereits Strategien entwickelt, wie ich die Klausuren möglichst zeitoptimiert korrigiere. Allerdings steigen mir bei der Klausurenausgabe regelmäßig die Schüler/Eltern aufs Dach, wenn ich etwas schlampiger gearbeitet habe.

    Das hiesse ja, dass die Schüler (und Eltern) jede Klausur penibel durchlesen würden (das glaube ich kaum) und dass sie auch entdecken, wo du "etwas schlampiger gearbeitet hast" … woher wollen die das wissen? Sind unter den Eltern studierte Chemiker und Geographen?

    Oder was machst mit denen, die sich morgens telefonisch im Sekretariat abmelden mit der Begründung, daß sie keinen freien Parkplatz finden würden, wir als Schule für die freien Parkplätze zu sorgen hätten und da wir dies eben nicht hinreichend tun würden, denn sonst hätten sie ja einen freien Parkplatz gefunden, sie keinen Anlaß sehen würden in der Schule zu erscheinen?

    Ähh… rausschmeissen?


    Edit: An meiner Schule gilt als Grund für entschuldigtes Fehlen nur ein Arztzeugnis oder eine im Voraus genehmigte Abwesenheit. Ansonsten fehlt der Lernende unentschuldigt. Werden 3 unentschuldigte Abwesenheiten überschritten, kann der Lernende auf Antrag entlassen werden.

    Seid doch an der Stelle mal bitte ganz ganz, also wirklich ehrlich zu euch selbst: Wann habt ihr richtig geschnallt, was das eigentlich soll mit dem Logarithmus?

    Tatsächlich in der 10. Realschulklasse – er war eigentlich nicht im Lehrplan (wenn ich mich richtig erinnere), aber mein Mathelehrer hat ihn uns beigebracht, damit wir in Zinseszinsaufgaben auch die Anlagezeit berechnen konnten. Fand ich damals ziemlich spannend, wahrscheinlich weiss ich es deshalb auch heute noch.


    Aber was du mit Schubladen meinst, das habe ich auch schon innerhalb des Matheunterrichts beobachtet – übrigens auch beim Logarithmus. Wenn ich die "3-mindestens-Aufgabe" in der Stochastik mache, dann sind nicht wenige Lernende schockiert, dass im Lösungsweg der Logarithmus auftaucht. Was hat der denn auf einmal hier zu suchen … :P

    Kopfrechen fördern wäre eine super Sache, aber auf meiner Stufe ist die Schlacht schon verloren. Ausserdem habe ich die Zeit schlicht und einfach nicht, der Lehrplan ist randvoll. Gleichungen lösen, CAS und Grafik dürfen Taschenrechner bei uns nicht haben. Was wir allerdings verwenden, sind die Funktionen der beschreibenden Statistik: Standardabweichungen, Korrelationskoeffizient und Regressionsgerade ohne die Statistikfunktionen wäre ein Alptraum. In der Stochastik verwenden wir aktuell noch kumulierte Binomialtabellen, aber ab nächstem SJ steigen wir auch hier auf die Taschenrechnerfunktion um :)

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