3) Je mehr man verdient desto mehr Steuern werden wieder abgezogen. Es bleibt in der Regel bei 100 % ein Gehalt von ca. 6000 CHF netto. Gleichzeitig muss man mit Lebenshaltungskosten für eine Person von 3500 CHF rechnen, wenn man normal lebt, d.h. eine 3-Zimmer-Wohnung hat und Miete, Versicherungen etc. bezahlt. Bleiben also mit Glück 2000 CHF, die man sparen könnte (sofern man tatsächlich das Glück hat, eine 100 %-Stelle zu finden)
Dass man in Deutschland bei diesem Einkommen den Spitzensteuersatz von 42% hat, weisst du? Die Einkommensteuerbelastung in der Schweiz ist im Vergleich dazu gering, siehe den Beitrag voll @Wollsocken80. Beim letzten Satz bleibt mir schon etwas die Spucke weg - ich komme gebürtig aus einem Arbeiterumfeld, meine Mutter war Schichtarbeiterin in einer Fabrik. Monatlich sparen konnte meine Familie exakt Nullkommagarnichts. Im Vergleich dazu habe ich jetzt ein finanziell begütertes Leben. Sorry, dass ich so direkt bin, aber in einer Zeit, in der viele Familien sehen müssen wie sie über die Runden kommen, halte ich monatlich übrige CHF 2000 zum Sparen für reinsten Luxus.
4) Grenzgänger werden doppelt besteuert, d.h. zuerst in der Schweiz und auf das Übriggebliebene dann in Deutschland. Man macht damit einen kleinen Gewinn, aber man wird nicht "reich"
Was meinst du mit "doppelt besteuert"? Ich war Grenzgänger bevor ich in die Schweiz gezogen bin, und ich habe in der Schweiz eine Quellensteuer von 4,5% bezahlt, die mir auf meine deutsche Steuerschuld angerechnet wurde (aber nach oben gedeckelt, wenn ich es noch richtig weiss). Dazu musste ich vierteljährlich Steuerabschläge an das deutsche Finanzamt vorauszahlen, die Endabrechnung ging dann über die deutsche Steuererklärung. Die Steuer wird letztendlich im Wohnsitzland bezahlt, wie bei Ländern mit Doppelbesteuerungsabkommen üblich. Wie gesagt, durch die Deckelung der Anrechenbarkeit der Quellensteuer geht bei einem hohen Verdienst etwas verloren – aber der Unterschied zur deutschen Steuerbelastung macht deutlich mehr aus.
5) Man ist kein "Beamter", d.h. man ist auch nach Jahren mit nur 3-monatiger Kündigungsfrist kündbar
So wie jeder andere Arbeitnehmer in der Schweiz auch … Kündigungen seitens des Arbeitgebers sind trotzdem extrem selten.
6) Familien mit Kindern oder Menschen, die Kinder planen, sollten sich das gut überlegen. Die Kinderbetreuung für 2 Kinder "frisst" schnell ein Monatsgehalt einer Person und es gibt keine Elternzeit, nur 3 Monate Mutterschutz. Danach muss man wieder arbeiten und das Kind fremd betreuen oder unbezahlten Urlaub machen und die 3500 CHF monatlich vom Ersparten bezahlen. Väter erhalten nur 2 Tage "Vaterschaftsurlaub". Ein Witz.
Ich bin Single ohne Kinder und habe diese Nachteile deshalb nicht – das muss ich fairerweise sagen.
7) Alles Soziale: Fast alle Deutsche, die ich gefragt habe, und meine eigene Erfahrung bestätigen mir: Es ist sehr schwer, hier als Deutsche/r "anzukommen" und Freunde zu finden.
Alle Deutsche, die ich kenne, und meine eigene Erfahrung bestätigen mir, dass es nicht so ist.
Man sollte Schweizerdeutsch unbedingt mindestens verstehen lernen, sonst hat man es schwer.
Ja, das sollte man. Das gilt aber auch für die Sprache jedes anderen Landes, in dem man dauerhaft leben will. Schweizerdeutsch (eigentlich ist das schon sehr vereinfacht, es gibt unzählige lokale Varianten) ist nicht einfach "nur" ein Dialekt, Schweizerdeutsch ist die Sprache der Deutschschweiz und die Basis des (deutsch-)schweizerischen Selbstverständnisses. Zugegeben, als im südlichen Baden-Württemberg Aufgewachsener fällt mir das Verstehen sehr leicht und sprechen kann ich inzwischen so, dass es vielleicht erst im dritten Satz in Folge auffällt
Dass ich sprachlich im Thurgau sozialisiert wurde, kann man glaube ich schon gut raushören...
Im Lehrerzimmer wird man nie ganz dazugehören.
Kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil, an meiner Schule herrscht zwischen Deutschen und Schweizern ein sehr freundschaftliches und herzliches Verhältnis.