(...) Im Alltag braucht man davon an Berufsschulen und "höher" - hier rede ich wirklich nur von denen, in den Vorbereitungsklassen sieht das vielleicht ganz anders aus, aber die habe ich nicht - wenig. Ich denke, LehrerInnen an allgemeinbildenden Schulen müssen deutlich mehr aktiv an Akzeptanz und an der Beziehung arbeiten. Bei uns sitzt man automatisch ziemlich im gleichen Boot. Die Jungs wissen, dass die Abschlussprüfung unser gemeinsames Ziel ist, haben sich das im Gegensatz zu so manchem "Normalschüler" auch selbst gesteckt. Wenn Du dann fachlich noch ein bisschen was drauf hast, hast Du auch bald ihren Respekt.
Meine GESAMTE Pädagogik beschränkt sich auf das, was irgendwer hier im Forum auch sinngemäß von mir in seiner signatur zitiert: Sei konsequent, authentisch und dabei kein Arsch. (...)
Ja, das kann ich absolut bestätigen - ist bei mir auch so. Ich unterrichte an der Beruflichen Schule auch nur Vollzeitklassen und keine Lehrlinge, also Menschen, die sich (mehr oder weniger) freiwillig für diesen Weg entschieden haben. Ich würde sagen, meine Beziehung zu meinen Lernenden ist gut - auch wenn die Noten öfter mal schlecht sind.
Die Beziehungsarbeit geht im Schnellverfahren, denn die meisten habe ich nur ein Schuljahr, dann haben sie schon ihren Abschluss.
Was noch dazukommt: Ich habe Empathie für Menschen, die sich mit meinem Fach schwer tun - ich weiss, das Mathe nicht jedermanns und jederfraus Sache ist. Trotzdem versuche ich zu vermitteln, das Mathe spannend sein kann und man sieht mir auch an, dass mich mein Fach begeistert (diese Rückmeldung habe ich schon häufiger bekommen). Ausserdem nehme ich mein Fach nicht so wichtig... viele meiner Lernenden wollen später nichts mit Mathe machen, und man kann auch glücklich werden, wenn man kein Mathe kann. Wenn sie den Abschluss wollen, dann müssen sie da aber durch. Bei aller persönlichen Empathie gibt es da auf der fachlichen Seite keinen Kompromiss - wer trotz Hilfestellungen die Mindestanforderungen nicht erreicht, schafft den Abschluss nicht. Was für mich noch dazu kommt - wenn ich fordere, dann liefere ich auch. Prüfungen korrigiere ich oft noch am selben Tag (in Mathe geht das), spätestens aber am Wochenende. Und wenn Lernende individuelle Hilfe brauchen, dann bekommen sie die im Rahmen meiner Möglichkeiten auch von mir.