Beiträge von Philio

    Zum Thema Nützlichkeit in der Mathematik fällt mir noch ein alter Witz ein, der gar nicht so weit von der Wahrheit weg ist 😉


    Ein Reporter interviewt einen Mathematiker. „Gibt es für Ihre Arbeit auch Anwendungen?“. Der Mathematiker ganz erschrocken: „Ich hoffe nicht!“

    Meine kurze und schnoddrige Antwort auf solche Fragen: „Das nennt sich Allgemeinbildung“.


    Die lange Antwort. Erstes Argument: Es ist meiner Ansicht nach ein Fehler, Nützlichkeitsaspekte in den Vordergrund zu stellen. Wer sich auf eine Argumentation auf dieser Basis einlässt, hat schon verloren. Denn es stimmt ja, vieles braucht man später tatsächlich nicht mehr - aber das ist auch nicht der Sinn von Allgemeinbildung. Der Sinn ist, mehr als nur eine Sichtweise auf die Welt zu haben. Kunst, Sprache, Literatur, Mathematik, Geschichte, Musik, Naturwissenschaften, Philosophie, … das alles sind verschiedene „Brillen“ durch die man die Welt (und auch sich selbst) sehen kann und (besser) verstehen kann.

    Zweites Argument: Konfrontation mit Neuem erzeugt auch neue Verknüpfungen im Gehirn, von denen ein Mensch langfristig profitiert. Die Fähigkeit, Informationen einzuordnen, zu verarbeiten und zu bewerten verbessern sich dadurch - vielleicht die wichtigste Fähigkeit für einen Menschen im 21. Jahrhundert.

    Aber auch in Physik steht erschreckend viel Unsinn im Netz, und auch da gibt es SimpleClub... Pass auf, dass du nicht den Fehler machst, vor dem du selbst warnst, und Fehlvorstellungen aus Material kolportierst, weil du sie als Fachfremde nicht erkennst. Das ist nicht böse gemeint. Ich habe von deinen Beiträgen eigentlich einen sehr guten Eindruck, was das angeht, und glaube, dass du da an sich wirklich gut sensibilisiert bist. :aufgepasst:

    Mit Leifi kannst du auf jeden Fall kaum was falsch machen. Ich nutze aber auch Simpleclub oder ähnliche Filmchen manchmal, dann aber nach der Unterrichtseinheit zum Thema, und die Klasse soll als Aufgabe alle Fehler finden und korrigieren.

    Leifi finde ich super, ich habe die Entwicklung der Seite seit Ewigkeiten verfolgt. Finde ich übrigens gar nicht so OT, wenn man bedenkt, wieviel Zeit und Energie die Gründer in ihr Projekt investiert haben - bewundernswert oder abschreckend, je nach Perspektive.

    Wenn man an Leifi etwas kritisieren kann, dann höchstens, dass es die Möglichkeiten des Mediums relativ konservativ nutzt. Mehr Interaktivität könnte nicht schaden, z. B. wie bei https://mathigon.org (da ist es vielleicht etwas too much, es muss ja nicht immer alles interaktiv sein).


    Noch eine kleine Anekdote zum SimpleClub - was die Sprache a la „Ey, yo, Alter“ angeht, da sind meine (erwachsenen) Lernenden sehr gespalten, die einen finden das grausig und kindisch, die anderen finden es super.

    „Brennen“ wäre der falsche Ausdruck, aber ich mag Mathe und Physik schon recht gerne (solange es nicht um Experimente geht) und beschäftige mich auch privat damit - nicht ausschliesslich natürlich, aber wenn ein Matherätsel oder eine schwierige Aufgabe um die Ecke kommt, kann ich nicht widerstehen 😂 Ich bringe mir auch gerne Neues bei, frische Verschüttetes wieder auf und verfolge auch die Neuigkeiten in meinen Fächern… ab und zu lese ich sogar ein Paper 😊

    Wenn ich die Wahl hätte, würde ich NWT wählen, denn das Fach lebt von Versuchen und Experimenten.

    Hm, das wäre für mich gerade ein Grund, NWT nicht zu nehmen 😉 Aber da hat halt jeder seine Präferenzen…

    Solltest du aber tatsächlich ein "strukturiertes" Lehrbuch, das bitte auch noch fehlerfrei ist, kennen, kannst du es mir ja sagen.

    Ja, da stimme ich zu. Deshalb machen meine Kollegen und ich unser Material auch selbst - die Inhalte sind so, wie wir das wollen und für unsere Lernenden ist das Material kostenlos (und seit BYOD für die Schule auch). Also Win-Win-Win 🙂

    Ich benutze diese Begriffe aber im Forum nicht, weil es zu viele 😕 Reaktionen erzeugen würde.

    Kein Thema 🙂 Bei mir gibt‘s auch Semester (Herbst- und Frühjahr-), allerdings heissen unsere Schützlinge „Lernende“ - wobei ihnen „Studierende“ sicher auch gefallen würde 😂

    Ja, da schliesse ich mich an - für einen Wirtschaftsmathematiker ist eine berufliche Schule meiner Ansicht nach schon fast die „natürliche Wahl“, da du mit Wirtschaft und Mathematik zwei Fächer hast, die dort (entsprechende Ausrichtung der Schule vorausgesetzt) auch unterrichtet werden. Ich selbst arbeite an einer Wirtschaftsberufsschule (wenn auch in der Schweiz und nicht in NRW) und kann diese Schulform nur empfehlen 🙂

    Ja. Nächstes Jahr kann ich das Gesuch einreichen. Ich bin nicht des Geldes wegen hier, ich habe mich in Deutschland auf keine einzige Stelle beworben.

    Dito, und sobald es möglich ist, reiche ich auch das Gesuch ein … dauert allerdings noch ein paar Jahre. Aber hier ist es wirklich schön, für seine Arbeit wertgeschätzt zu werden - das erfahre ich sowohl von Kolleginnen und Kollegen, als auch von meinen Lernenden.

    Hm, meine Erinnerungen sind gemischt. Einerseits habe ich in meiner Realschule wirklich viel gelernt, hatte sehr gute und engagierte Lehrer, die auch heute noch meine Vorbilder sind - sowohl menschlich als auch fachlich/pädagogisch.

    Andererseits bin ich mit meinen Mitschülern nicht wirklich klargekommen, ich war ein sozialer Aussenseiter und auch schon ein gutes Stück reifer als die Gleichaltrigen, ein „kleinen Erwachsener“ gewissermassen. Ich hatte seit dem letzten Schultag auch keinen Kontakt mehr zu irgendjemandem.

    Vielleicht hätte sich das in der Oberstufe geändert - habe schon häufiger von anderen gehört, dass das Erwachsenwerden viele Beziehungen nachhaltig verändert hat. Aber die Realschule ist ja vorher zu Ende.

    Ist das so wie wenn einem Schüler sagen "wir haben das ALLE nicht gecheckt!!" und es stellt sich bei genauerer Nachfrage raus, der Rest von ALLE weiss von nix?

    You made my day 😂

    „Wissen sollte“ war vielleicht etwas überspitzt formuliert, ich meinte, dass man eben mit der Möglichkeit rechnen muss.


    Vielleicht bin ich da auch in meinen Ansichten speziell, aber als ich zum Studium weggezogen bin, war mir klar, dass ich nicht wieder in meine Geburtsstadt oder auch nur in die Region zurückkehren würde. Tja, und jetzt lebe ich in einem anderen Land und mir geht es da ziemlich gut 🙂


    Aber wie gesagt, ich bin Single - dass die Situation anders ist, wenn Menschen zusammenziehen wollen, ist klar. Dafür gibt es ja aber auch die Sozialpunkte. Für einen Single sollte es keine geben, da bin ich auf der Seite des Landes.

    So langsam habe ich den Eindruck, dass sich Lehramt/Beamtentum eigentlich nur für Leute rechnet, die zum Zeitpunkt ihres eigenen Schulabschlusses schon wissen, dass sie mit Ende 20 Anfang 30 einen Ring am Finger, ein bis zwei Kinder und ein Eigenheim haben wollen - sprich: Leute die einen ganz klassischen Lebensweg einschlagen.

    Dann habe ich einen ganz unklassischen Lebensweg, denn ich habe nichts davon.

    Aber ich arbeite auch in einem Land mit mehr Flexibilität, das gebe ich gerne zu. Dafür aber auch mit weniger Sicherheit, denn Beamte gibt es hier nicht.


    Ich habe grosses Verständnis für deine Situation, aber ich denke nicht, dass man das verallgemeinern kann. Die von dir geschilderte Konzentration auf eine Stadt und ihr Umland ist sehr spezifisch für Bayern, denke ich… dass schon seit Jahren viele Lehrer nach dem Ref in den Grossraum München versetzt werden, hat sich auch bis zu mir herumgesprochen.


    Andererseits kann ich den Standpunkt des Landes aber auch nachvollziehen - von einem Single kann man mehr Flexibilität erwarten als von Eltern mit Kindern. Dass die Heimatverbundenheit bei Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist, das ist mir auch klar - dass Heimatverbundenen aber für das Land kein Argument für einen heimatnahen Dienstort bei einem ungebundenen Single ist, leuchtet mir aber auch ein. Sorry wenn das etwas hart klingt, aber dass man den Orten seiner Kindheit Adieu sagen muss, gehört nun mal zu den Dingen, die das Leben mit sich bringen kann.


    Hier hilft vielleicht auch ein Blick über den Tellerrand - diese Problematik betrifft viele Akademiker. Heimatnähe und ein Job, der den eigenen Neigungen und und Qualifikationen entspricht, lassen sich oft nicht so leicht unter einen Hut bringen. Ein Ingenieur im Automobilbau muss halt da arbeiten, wo Autos gebaut werden. Das weiss der angehende Ingenieur aber vorher, genauso wie ein angehender Lehrer wissen sollte, dass es mit einem heimatnahen Dienstort vielleicht nichts wird.

    Ich kenne alle Namen meiner SuS spätestens bis zu den Herbstferien, inkl. Nachnamen und Wohnort.

    Ja, die Herbstferien sind auch immer meine magische Grenze 😂 Bisher habe ich die zum Glück immer einhalten können.

    Ich gebe aber zu, ich habe da Unterstützung - von allen neuen wird ein Foto gemacht und in der Klassenspiegelsoftware gespeichert. Da kann ich die Bildchen im Unterricht schnell hin und her schubsen und schon ist der Klassenspiegel fertig 😊


    Was mich aber verblüfft - bisher habe ich es immer geschafft, ehemalige auf der Strasse mit ihrem Namen zu begrüssen, obwohl ich spontan die Namen der Klasse nicht mehr zusammenbekommen würde. Der Name ist wohl mit dem Gesicht verknüpft… ein Gesicht vergesse ich normalerweise nie, die kann ich mir auch nach ein paar Tagen schon merken.

    Ich glaube nicht, dass der Threadersteller noch an der Diskussion teilnimmt. Aber:

    An einer Anfängervorlesung scheitern und dennoch befürchten, dass einen die Themen an der Schule unterfordern - das finde ich irgendwas zwischen amüsant, arrogant und erschreckend.

    Ja, die Widersprüchlichkeit dieser beiden Aussagen war mir in der Tat auch aufgefallen ...

    Naja ich bitte ihn ja im Endeffekt mir seine Zeit zu widmen und daher Frage ich einfach voher mal nach ob er das denn möchte.

    Das ist lieb 😊 Wäre aber nicht nötig gewesen - vor allem, wenn du zwei Eigenschaften meiner Persönlichkeit gekannt hättest: ich helfe anderen Menschen gerne und ich kann nicht „Nein“ sagen 😂

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