Beiträge von tibo

    Ich weiß vage, dass es in den entsprechenden Communitys entsprechende Diskussionen darüber gibt, inwiefern die Behinderung vorangestellt werden soll (behinderter Mensch) oder nachgestellt (Mensch mit Behinderung) oder als Substantiv (Behinderte*r) genutzt werden soll und ich weiß noch, dass das auch zwischen den Communitys unterschiedlich gesehen wird. Entsprechend kann es sein, dass die Mehrheit der Autist*innen sich diesen Begriff wünscht und die Mehrheit der Menschen mit Behinderung diese Formulierung.


    Kurz mal in der Wikipedia-Artikel geschaut: Unterschieden wird zwischen identity-first-language und person-first-language. Unter diesem Suchbegriff findet man auch Internetseiten zu dem Thema, der erste beschreibt die unterschiedlichen Präferenzen unterschiedlicher Communitys: https://www.nih.gov/about-nih/…t-identity-first-language



    An unserer Schule gibt es keine solche Leitlinien. Auch manche Kolleg*innen nutzen mitunter abwertende Begriffe (unreflektiert, vermutlich nicht absichtlich). Die Kinder nutzen abwertende Begriffe teils auch absichtlich und als Beleidigung. Manche wissen dann, was der Begriff bedeutet, und nutzen ihn trotzdem, für manche ist er nun ein Schimpfwort. Darüber spreche ich dann mit den Kindern und das sehen die Kinder dann auch eigentlich immer ein, wie bei so vielem heißt Einsicht aber noch nicht, das Verhalten auch zu ändern. Eine Situation vor einer Woche fällt mir zu dem Thema noch ein: Ein Kind bei einem Bild mit einem Menschen im Rollstuhl gesagt "Oh, die Arme." Da wusste ich so spontan nicht, wie ich reagieren soll, obwohl ich wusste, dass das ein wichtiger Gesprächsanlass gewesen wäre.

    Ein Bernd Lucke musste damals schon genau gewusst haben, mit wem er ins Bett gestiegen ist. Die ganzen Strömungen um Beatrix von Storch und Björn Höcke waren von Anfang an Teil der AfD bzw. deren Netzwerks.


    Friedrich "Ich möchte das Wahlergebnis der AfD halbieren" Merz sollte sich das auch genau anschauen: Mit Rechtspopulist*innen steigt man nicht ins Bett, die machen sich nämlich schnell so breit, dass sie dich von der Bettkante stoßen. Trotz der teils Übernahme echtsextremen Inhalte verliert die Union viele / die meisten Stimmen (?) an die AfD. Die AfD kann man nicht entzaubern, die Menschen dort möchten eine rechtspopulistische bis -extreme Politik. Und wählen das Original.

    Ich habe zwischenzeitlich noch zwischen Der Linken und Den Grünen geschwankt. Die Linke ist auf jeden Fall wählbarer geworden, nachdem die ganzen Putin-Freund*innen und wirren Köpfe zum BSW abgewandert sind. Die linken Positionen finde ich schon länger überzeugend, die Wahlplakate waren die einzigen mit Inhalt, aber die Außenpolitik z.B. auch bezüglich Israel war ein Ausschlusskriterium. Ganz gelöst haben wird sich das Problem sicher auch immer noch nicht.


    Da es aber nun so aussieht, als würde Die Linke sowieso sehr sicher in den Bundestag einziehen, habe ich mich für Die Grünen entschieden, bei denen ich aus Überzeugung auch Mitglied bin. Die sozialen und nachhaltigen Prinzipien entsprechen meiner Überzeugung und mit der Wahlrechtsreform (die Werterntwicklung unseres politischen Systems wird noch ein wichtiges Thema werden, nachdem man in der aktuellen globalen Krise die Schwächen der Demokratie aufgezeigt bekommt), der Emanzipation von russichem Gas, dem (noch nicht perfekten) Selbstbestimmungsgesetz und nicht zuletzt dem Deutschlandticket gab es große soziale und nachhaltige Erfolge in der letzten Regierungszeit. Ich mag Habeck prinzipiell, er wirkt insgesamt sehr vernünftig und zielstrebig. (Entsprechend wundert mich die Differenz zwischen seiner Beliebtheit im Vergleich zu den anderen Poltiker*innen und den Umfragwerten Der Grünen).


    Sehr negativ finde ich bei den Grünen prinzipiell den Einfluss dieser ganzen Homöopathie-, Waldorf-, Schwurbelszene und die aktuelle Entwicklung, dem Rechtsruck in Sachen Flucht und Migration nicht deutlich standzuhalten. Ich hoffe jedoch, dass eine starke Grüne Fraktion eine stärkere Verhandlungsposition bei potenziellen Koalitionsverhandlungen hat, um nachhaltige Mobilität wie das Deutschlandticket zu erhalten und die Bahn-Infrastruktur auszubauen, linke Steuer- und Wirtschaftsideen wie einen höheren Mindestlohn und fairere Steuern zu Gunsten der ärmeren Menschen Gewicht zu verleihen, die körperliche Selbstbestimmung z.B. bei der Abtreibung (wünschenswert wäre ein fest verankertes Recht auf Abtreibung) und beim Selbstbestimmungsgesetz weiterzuentwickeln und natürlich in ihrem Kernthema dafür zu sorgen, dass wir Vorbild und (wirtschaftliches) Zugpferd in grüner Klima-, Landwirtschafts- und Wirtschaftspolitik werden. (Es ist wirklich eine Schande, dass Peter Altmeier unsere Solar- und Photovoltaikbranche so abgewürgt und man im deutschen Steckenpferd, der Automobilindustrie, den Anschluss an die moderne E-Mobilität verloren hat.) Bildungspolitisch wünsche ich mir und halte ich auch für realistisch, dass man dem Staat mehr Einfluss auf und damit vor allem mehr finanzielle Mittel für das Bildungssystem gibt. Hier brauchen wir wie in fast allen Bereichen der allgemeinen Infrastruktur ganz dringend ganz große Investitionen für die Zukunft und ein Deutschland, in dem man sich alle wohlfühlen. Das ist die Grundlage für die Wirtschaft.

    In der Schule benutzt man eine andere Sprache als unter Freund*innen. Es gibt nicht nur verschiedene Sprachen, sondern auch verschiedene Arten zu sprechen. Mit den anderen Lehrer*innen im Lehrer*innenzimmer spreche ich anders als mit den Kindern. Die Kinder sprechen mit mir anders als mit anderen Kindern. Die Kinder sprechen mit mir im Unterricht anders als in der Pause. Alle Kinder und alle Lehrer*innen sind natürlich unterschiedlich und haben eine andere Art zu sprechen, als man selbst oder erwarten eine andere Ansprache - selbst in der gleichen Situation mit dem gleichen Menschen. Das gehört zur Authentizität dazu und Uneinigkeit über die gewählte Sprache in einer Situation gehört zum Aushandlungsprozess der gesellschaftlichen Normen dazu. Fäkalsprache, Kraftausdrücke und vulgäre Sprache gehören der Norm meiner Erfahrung nach weder auf den Schulhof, noch in den Klassenraum. In der Grundschule hat man immerhin auch einen Erziehungsauftrag und eine Vorbildfunktion.

    Ein Hauch von Spannung kommt auf, wenn man die Entwicklung Der Linken in den Umfragen sieht und die unentschlossenen Wähler*innen. Bei den Rohdaten gab es letztens sogar schon eine Mehrheit für RGR, ist aber eben wenig aussagekräftig, weil die Ergebnisse da noch nicht gewichtet und statistisch bereinigt sind. Nichtsdestotrotz sagen auch Umfrageinstitute, dass Verschiebungen durch die hohe Zahl an Unentschlossenen größer sein könnten, als die sehr stabilen Wahlprognosen der letzten Wochen. Nicht, dass das realistisch wäre, aber in dieser Zeit klammert man sich ja an jeden Strohhalm.

    Genau, wenn im Rahmen deiner vorgesehenen Arbeitszeit nur das möglich sein sollte, machst du genau das.

    Damit ist der Lehrplan trotzdem nicht erfüllt. Ein Arbeitsblatt ersetzt keine Sammlung. Nochmal: Beschäftige dich mit dem Unterschied von Kompetenz und Wissen.

    Der Felix überholt dich dann halt und du hast Pech gehabt. Damit hat die Welt genau gar nichts gewonnen. Verstehen willst du das scheinbar nicht.

    "Ach, du wolltest gerne Erster und alleine draußen sein, Felix, während es drinnen gebrand hat? Und weil du der schnellste und stärker warst, hast du die Türen noch schnell hinter dir verriegelt, damit dich keiner überholt und du sicher bist? Ne, da haste recht, gar kein Problem, alles richtig gemacht."


    Sozialdarwinismus und Libertarismus. Passt.

    Über alle Schulformen kann man alle möglichen Unterrichtsinhalte mit Arbeitsblättern abhandeln und das wird auch tagtäglich gemacht.

    Das ist weniger schön, als die Schmetterlinge selber groß zu ziehen, aber ob die Zeit für "schön" da ist, entscheidet halt der Dienstherr und nicht ich.

    Im Referendariat und an der Uni wird gelehrt und in Fortbildungen erfährt man und vor allem im Lehrplan steht, dass das eben nicht den Anforderungen an den Sachunterricht entspricht. Ist der Lehrplan etwa keine Dienstanweisung? Du hast anscheinend die Wende zur Kompetenzorientierung verpasst, oder?


    Dabei nutzen sie fachspezifische Methoden und erweitern so ihre Möglichkeiten, sachunterrichtliche Phänomene ihrer Lebenswirklichkeit zu untersuchen und zu erkunden. Auf diese Weise entwickeln sie ein Repertoire an Fähigkeiten und Fertigkeiten, das sie sowohl in unterrichtlichen Kontexten als auch an außerschulischen Lernorten sachgerecht erproben und nutzen können.

    (...)

    In Originalbegegnungen, anregenden Lernarrangements und in kooperativen Lerngemeinschaften erproben Schülerinnen und Schüler unterschiedliche methodische Zugänge des aktiven Wissenserwerbs. Immer dann, wenn Kinder selbst Lösungen für Prozesse finden können, sollte ihnen der Raum dafür gegeben werden. Dies hilft ihnen zunehmend dabei, Lernwege selbst zu organisieren und zu gestalten. Von besonderer Bedeutung ist es, dass die Schülerinnen und Schüler dazu angeleitet werden, die eigenen Lernergebnisse zu dokumentieren, sie anderen zu erklären und sie gemeinsam auch kritisch zu reflektieren. Sachliche Erschließung und sprachliche Durchdringung bedingen dabei einander.

    Durch Präsentationen, Ausstellungen, Lerntagebücher, Portfolios etc. bekommen Schülerinnen und Schüler Rückmeldungen zu ihren Arbeitsergebnissen und erfahren die Wertschätzung ihrer Lernanstrengungen; sie erkennen dadurch auch, dass und wo sie selber zunehmend Fortschritte machen, wie sich ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten, ihr Sachwissen und ihre sozial-kooperativen Kompetenzen erweitern. Spezifische Interessen, Zugangsweisen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Angebote sind dabei Ausgangspunkte für individuelle Förderung.

    Aber klar, lasse ich doch einfach eine Ausstellung und ein Portfolio dazu erstellen, wie die Kinder zehn Arbeitsblätter zum Anlegen einer Sammlung von Muscheln bearbeitet haben.

    Wenn du mit deiner Zeit nicht auskommst, lässt du das Muschelsammeln bitteschön sein und nimmst stattdessen ein Arbeitsblatt.

    Inwiefern kann ein Arbeitsblatt das Anlegen einer Sammlung von z.B. Muscheln ersetzen? Inwiefern kann ein Arbeitsblatt das Untersuchen der Aggregatzustände in einem Versuch ersetzen? Inwiefern kann ein Arbeitsblatt das Beobachten von Pflanzen und die Beschreibung deren Lebensraums ersetzen? Inwiefern kann ein Arbeitsblatt das Konstruieren von Bauwerken ersetzen? Nicht für alles muss man sich natürlich praktisch auch selbst vorbereiten, einen Turm aus Papprollen mit den Merkmalen stabiler Elemente kriege ich auch hin, ohne diesen selbst vorher zu konstruieren. Auf manche Sachen bereite ich mich aber vor oder muss eben auch erstmal die Umgebung erkunden - die Fortbildung zum Thema Schmetterlinge läuft auch nicht rein theoretisch ab und da werde ich sogar für die praktische Vorbereitung der Aufzucht der Schmetterlinge vom Unterricht freigestellt.


    Ich bleibe dabei: Manche hier haben keine Vorstellung davon, was guter Unterricht an der Grundschule bedeutet. Es ist regelrecht absurd zu meinen, man könnte die Kompetenzen einfach mit einem Arbeitsblatt abhandeln. Und hinzu kommt meiner Wahrnehmung auch eine unterschwellige Abwertung der Tätigkeiten an der Grundschule.

    Vor allem vier Jahre mit der FDP nach 16 Jahren Union.


    Hatte wir wirtschaftsliberale Politik? Hmm muss an mir vorbei gegangen sein.

    Verwechselst du vielleicht wirtschaftsliberal mit wirtschaftslibertär?

    Klar, viele auch nicht. Trotzdem ändert das aber nichts an meiner allgemeinen Argumentation: Wir haben ziemlich entgrenzte Arbeitszeiten und hohe Verantwortung für unsere Arbeitsgestaltung mit entsprechenden Vorteilen, aber eben auch dem daraus resultierenden Nachteil, dass Lehrkräfte generell und nachgewiesen überlastet sind. Dann darf ich diese entgrenzten, zu hohen Arbeitszeiten und die hohe Verantwortung für meine Arbeitsgestaltung auch mal zu meinem Vorteil auslegen.

    Zum einen, weil mir so eine "Stechuhr-Haltung" zur Arbeitszeit persönlich gegen den Strich geht, zum anderen, weil ich auch genügend Leute auf meinem Gehaltsniveau in der freien Wirtschaft kenne, für die es auch selbstverständlich ist, dass sie sich in ihrem Fachgebiet auch außerhalb ihrer erfassten Arbeitszeit auf dem laufenden halten.

    Auf dem Gehaltsniveau haben dann viele auch noch einen Dienstwagen, gehen regelmäßig auf Kosten des Arbeitgebers 'dienstlich' essen oder haben Assistent*innen für ihren Bereich.


    Das soll gar nicht heißen, dass das Gras auf der anderen Seite immer grüner ist, auch wir haben unsere Privilegien, aber bei unserer nachgewiesenen Überlastung darf ich dann auch mal mehr von dem grünen Gras kosten, das am Rande des Zauns wächst.

    Fahren wir unsere Bemühungen jetzt herunter, werden die Folgen und die Folgekosten aber doch immer höher. Nur weil wir manche Kipppunkte überschritten haben, dürden wir doch nicht aufgeben und denken, jetzt kämen nicht weitere Kippunkte. Schlimmere Kippunkte. Ein vielleicht oder vielleicht auch nicht mögliches Wirtschaftswachstum kann doch gar nicht mithalten mit dem Wachstum der Folgen der Klimakrise. Und diese Folgen sind anders als das Wirtschaftswachstum Gewissheit.


    Deswegen ist das, was gerade gemacht wird, keine Realpolitik, sondern ganz im Gegenteil einfach das Ignorieren des Problems und Flüchten in eine illusorische Welt, in der schon alles gut gehen wird. Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann.

    schnöde das Schulbuch durchunterrichten

    Im Sachunterricht kann ich nicht "schnöde nach einem Schulbuch" arbeiten. Die Kompetenzen umfassen sehr viele praktische Kompetenzen, wie mein Beispiel oben zeigt. Ich glaube in kaum einem Fach (an der Grundschule), das man richtig und nach den Vorgaben des Lehrplans unterrichtet, bestenfalls auch nach den didaktisch-methodischen Prinzipien der Fachdidaktik, kann man "schnöde nach dem Schulbuch" unterrichten. Wir haben aus guten Gründen gar kein Schulbuch für den Sachunterricht.

    Warum löst das Muschel-Sammeln so einen Widerstand aus? Das Lesen von Zeitungen aber nicht? Kann es sein, dass manche hier wieder ziemlich despektierliche innere Meinungen über vermeintlich niedere Grundschullehrkräfte-Aufgaben haben?

    Da kommt mir der geladene Monolog unseres Sachunterrichts-Dozenten wieder in den Sinn. Sinngemäß angepasst: "Wir basteln keine Türme aus Papprollen, wir bereiten den Unterricht im Bereich Technik und Arbeitswelt im Schwerpunkt Bauwerke und Konstruktionen vor. Wir sammeln keine Muscheln am Strand, wir konzipieren eine Sammlung für den Bereich Natur und Leben im Schwerpunkt Stoffe und ihre Umwandlung. Wir besuchen nicht das Museumsdorf Cloppenburg, wir planen eine Exkursion für den Bereich Kultur und Zeit im Schwerpunkt Früher und heute. "


    Und ja, das steht alles exakt so im Lehrplan Sachunterricht in NRW. Auch die Muscheln. Da habt ihr die explizite Anweisung unseres Dienstherren.

    Ich fürchte allerdings, dass man der übergeordneten Sache keinen Gefallen tut, wenn man versucht, Dinge wie Muschelsammeln oder Zeitunglesen mit in eine irgendwann hoffentlich mal vorzunehmende Arbeitszeiterfassung aufzunehmen.

    Warum?

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