"Moderne Grundschullehrer" sagen dann wohl: Ist halt so. Oder: Wir können nicht alle retten.
Ich ziehe mir den Schuh mal an und sage als "moderner [zukünftiger] Grundschullehrer": Warum soll ich den Kindern vorschreiben, wann sie trinken oder sich die Nase putzen, wann sie auf die Toilette gehen oder den Bleistift anspitzen? Natürlich und selbstverständlich unter der Voraussetzung, dass es nicht ungewollt oder sogar gewollt den Unterricht stört. Aber ansonsten möchte ich doch eigenverantwortliche und selbstständige Kinder erziehen.
Ich schreibe die Zahlen auch bis heute noch von hinten nach vorne und kann für mich nur sagen, dass ich so auch sehr gut durch Leben und Schule gekommen bin. Als ausgewiesene nicht-Fachkraft auf diesem Gebiet (Mathematik und deren Didaktik) erinnert mich das doch sehr an längst vergangene Zeiten, in denen den Kindern auch "ausgetrieben" wurde, mit links zu schreiben. Würde mich aber tatsächlich interessieren, was es da an fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Erkenntnissen zu gibt.
Auch die Causa Druckschrift ist keineswegs so eindeutig, wie du es darstellst. Dass Druckschrift generell langsamer zu schreiben ist, ist zum Beispiel eindeutig zu widerlegen. Nicht umsonst wird (meiner Meinung nach berechtigterweise) darüber diskutiert, die Schreibschrift nicht mehr zu unterrichten.
Weitere Aussagen von dir sind natürlich total verallgemeinernd, was dir sicherlich bewusst ist. Ich kann z.B. die Erfahrung gar nicht teilen, dass Kinder mit mir reden, wie sie gerade möchten. Natürlich nicht mehr so formell, wie es früher mal war, aber die sprachliche Distanz ist den meisten Kindern meistens sehr bewusst. Deine Darstellung der Grundschule ist ebenso verallgemeindernd und ärgerlich.
Insgesamt klingen in deinem Beitrag für mich sehr konservative Ansichten durch, die sich zum Glück einfach geändert haben: Selbstständigkeit statt Disziplin und Gehorsam sowie Individualität statt Konformität.