Beiträge von tibo

    Gegenüber den Seminarleiter*innen soll man also kritisch und nicht opportunistisch sein?
    Gegenüber den Mentor*innen und Schulleiter*innen soll man allerdings nicht widersprechen, denn die haben mit ihrer Erfahrung sowieso Recht?
    Interessant!

    Keine Ahnung, ob es notwendig ist (weil ich nicht weiß, ob mit "Affenzirkus" und ablehnenden Tendenzen diese kritisiert werden), aber ich möchte ganz klar in die Bresche springen für kooperative Lernformen.
    Diese erfüllen ziemlich gut die Auffassung eines modernen und konstruktivistischen Unterrichts, würde ich behaupten. Kooperative Lernformen mit deren genuinen Prinzipien u.a. der individuellen Verantwortung und positiven Abhängigkeit sind das beste Gegenmittel gegen die berechtigte Kritik an Gruppenarbeiten und Partnerarbeiten, die dann doch eine verkappte Einzelarbeit sind und nur von einer Person / wenigen Personen in der Gruppe getragen werden. Das Beste ist - auch im Kontext der Diskussion -, dass die Überlegenheit kooperativer Lernformen bereits in der Hattie-Studie empirisch nachgewiesen ist z.B. gegenüber individuellem Lernen (demgegenüber haben kooperative Lernformen nach Hattie eine Effektstärke von 0.59).

    Nö, nicht unbedingt. Ich entscheide darüber, wer nachschreibt. Wenn ein Schüler meint, ihm sei etwas anderes wichtiger und die bisher festgestellten Leistungen reichen ihm, dann wir uns doch schnell einig. Ich nehme auch gelegentlich mündliche Prüfungen statt Nachschreibeklausuren ab. Wenig Aufwand, aber hohe Trennschärfe.

    Ich denke nicht, dass du darüber entscheidest, wer nachschreibt. Zumindest nicht in dem Sinne, dass du jemandem einen Prüfungsversuch nehmen kannst, weil dieser bei einer schulischen Veranstaltung teilnimmt (und eben nicht irgendeiner Freizeitaktivität). Es ist ein entschuldigtes Fehlen, da es von der Schulleitung bewilligt wurde. Da würdest du mit mir sowohl als Kollege als auch als Elternteil Probleme bekommen, da ich das nicht hinnehmen würde.
    Klar, jetzt kannst du natürlich argumentieren, dass du nicht nachschreiben lassen musst und stattdessen eben die mündliche Prüfung durchführst. Da kann ich dann nicht mehr viel machen, außer meinen Unmut äußern.


    Und die Reaktion des Bundesverfassungsgerichts war eben:


    Zitat

    Mit heute veröffentlichtem Beschluss hat der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts entschieden, dass ein pauschales Verbot religiöser Bekundungen in öffentlichen Schulen durch das äußere Erscheinungsbild von Pädagoginnen und Pädagogen mit deren Glaubens- und Bekenntnisfreiheit (Art. 4 Abs. 1 und 2 GG) nicht vereinbar ist. § 57 Abs. 4 Satz 1 und Satz 2 des nordrhein-westfälischen Schulgesetzes sind daher verfassungskonform dahingehend einzuschränken, dass von einer äußeren religiösen Bekundung nicht nur eine abstrakte, sondern eine hinreichend konkrete Gefahr der Beeinträchtigung des Schulfriedens oder der staatlichen Neutralität ausgehen muss, um ein Verbot zu rechtfertigen. § 57 Abs. 4 Satz 3 des Schulgesetzes, der als Privilegierung zugunsten christlich-abendländischer Bildungs- und Kulturwerte oder Traditionen konzipiert ist, verstößt gegen das Verbot der Benachteiligung aus religiösen Gründen (Art. 3 Abs. 3 Satz 1 und Art. 33 Abs. 3 GG) und ist daher nichtig. Die Entscheidungen der Arbeitsgerichte in den Ausgangsverfahren genügen den verfassungsrechtlichen Anforderungen nicht; der Senat hat sie aufgehoben und die Verfahren an die Landesarbeitsgerichte zurückverwiesen. Die Entscheidung ist mit 6:2 Stimmen ergangen; Richter Schluckebier und Richterin Hermanns haben ein Sondervotum abgegeben. Vizepräsident Kirchhof hat an dem Verfahren nicht mitgewirkt (vgl. Pressemitteilung Nr. 22/14 vom 13. März 2014). Richterin Hermanns ist durch Los als Vertreterin bestimmt worden. Den Vorsitz hat Richter Gaier als dienstältester Richter geführt.

    Ganz einfach:Jedes Mal, wenn man eine Entscheidung trifft und eine Alternative wählt, bedeutet das im Umkehrschluß auch, daß man alle anderen Alternativen abwählt. Am Anfang des Lebens hat man noch alle Möglichkeiten und mit zunehmendem Alter und Anzahl der Entscheidungen, werden die Alternativen immer weniger.


    Will sagen:
    Warum ist es unser Problem, was wir als Gesellschaft mit den Mädchen machen? Wenn sie sich für das Kopftuch entscheiden und das auch durchziehen, können sie halt nicht Lehrerinnen werden. Diese Alternative gibt es dann nicht mehr. Fertig!

    Leider gibt es anscheinend niemanden, der das schon gleich in der Schule oder spätestens zu Beginn des Studiums so deutlich kommuniziert.

    Das ist schlichtweg falsch. Du kannst mit Kopftuch Lehrerin werden. Willst du den Mädels jetzt falsche Tatsachen erzählen, damit du dein persönliches Ziel, keine Lehrerinnen mit Kopftuch an der Schule, erreichst?




    Ein Kopftuch darf ich aber auch als Bankkauffrau tragen. Ein Kopftuch ist anders als andere Kleidung durch das Grundgesetz in besonderer Weise geschützt. Siehe Religionsfreiheit.


    Auch schön, wie du dir deine Welt so konstruierst, dass es immer dein Weltbild bestätigt:
    Nicht-selbstbewusste Kopftuchträgerin → wohl eindeutig unterdrückt
    selbstbewusste und selbstsichere Kopftuchträgerin → Fanatikerin
    In jedem Fall gilt dann: Kopftuchträgerin = nicht mündig


    Statt Frauen also Selbstbestimmung, das vielleicht wichtigste Ziel des Feminismus, zu ermöglichen, wird die Frau mit Kopftuch immer als Opfer und unmündig gesehen. Hier ein weiteres Video, bei dem sich meine Position sehr gut widerspiegelt:


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    Ich muss sagen, ich bin wirklich schockiert. Wie sollen Kinder sensibilisiert für Vorurteile werden, wenn diese von der Lehrkraft reproduziert werden?
    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich entschuldige mich also im Vorhinein schon einmal für den vielleicht weniger gut strukturierten Beitrag.


    Fangen wir doch mal beim ganz aktuellen Thema an: Antisemitismus. Antisemitismus kann sich unterschiedlich äußern (es gibt verschiedene Möglichkeiten der Unterteilung): Neben einem aktuell thematisierten islamisch-weltanschaulichem Antisemitismus (in dem Fall ganz eng mit dem Nahost-Konflikt verbunden), gibt es strukturellen, israelbezogenen und sekundären Antisemitismus. Grob gesagt kennzeichnet den sekundären Antisemitismus, dass man die Zeit des Nationalsozialismus (erinnerungskulturtechnisch) umdeuten will ("Das Thema müssen wir auch mal abschließen." "Juden profitieren doch eigentlich davon." "Das ist eine einzige große Lüge, es gab den Holocaust nie."). Struktureller Antisemitismus ist ganz gut an dem aktuell diskutierten Video Apokalypse von Kollegah zu beschreiben: Verschwörungstheoretisch wird eine vermeintliche Herrschaft der Juden konstruiert. Insebsondere heißt es dann oft, dass sie die Finanzwelt beherrschen würden ("Ich leih dir Geld, doch nie ohne 'nen jüdischen Zinssatz mit Zündsatz"). Davon gehe dann das Böse dieser Welt aus. Auch israelbezogener Antisemitismus ist nicht zu vergessen. Dieser äußert sich in der Aberkennung des Rechts der Juden auf einen Staat Israel. Man erkennt: Momentan wird nicht nur von Personen hier im Forum der Antisemitismus quasi einer anderen Religion zugeschoben. Dabei ist der Antisemitismus Teil unserer gesamten Gesellschaft. Ich glaube ca. 20% der Deutschen stimmten einer Studie nach der Aussage "Juden haben in Deutschland zu viel Einfluss" zu. Klare Form des strukturellen Antisemitismus. Ca. 20% teilen also nach mancher Studie latent antisemitische Ansichten. Othering und Framing spielen also eine wichtige Rolle bei der Debatte (ebenso bei Zwangsehen bspw., das ebenso wenig ein rein muslimisches Problem ist, wenn man sich Studien dazu durchliest): Der Zentralrat der Juden hat beispielsweise dies unterstützend betont, dass Antisemitismus kein zugewandertes Problem in Deutschland ist, sondern hier nicht nur Tradition hat, sondern immer noch verbreitet ist. Sprich: Nicht die eigenen Probleme vergessen, wenn man mit dem Finger auf Andere zeigt.


    Dann der eine verlinkte Artikel, bei dem schon die Überschrift problematisch ist: "Das Kopftuch ist ein Symbol, wie wenn Rechtsradikale Springerstiefel tragen." Wofür Springerstiefel stehen ist keineswegs so eindeutig, wie da suggeriert wird. Punks oder Gothiks tragen diese ebenso. Ihren Ursprung haben sie wohl im Militär. Wie das Kopftuch werden Springerstiefel also gar nicht nur von Radikalen und Extremisten getragen. Genau das suggeriert der Vergleich aber: Wer ein Kopftuch trage, symbolisiere auch 'Islam-radikalismus' / Islamismus. Also eine ziemliche Pauschalisierung.
    Lehrkräfte sollen natürlich nur solche Menschen werden, die keine Extremisten sind. Liberale kopftuchtragende Lehrerinnen würden also sogar dazu beitragen, dass das Kopftuch nicht mehr nur mit einem radikalen Islam verbunden würde. Man braucht eben positive Rollenvorbilder, sprich liberale Musliminnen mit Kopftuch, wie ich sie ja schon in einem Video hier verlinkt habe (Stichwort: (ausgezeichneter) YouTube-Kanal Datteltäter).



    Dann haben wir ja schon das nächste Stichwort: Pauschalisierung. Da findet man hier so einige. Islamfeindlichkeit ist übrigens genau so eine Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wie Antisemitismus. Sollte man sich also drüber Gedanken machen:



    Zitat

    Ich finde das schlimm und eine kopftuchtragende Lehrerin kann doch nicht ersthaft neutrale Werte vermitteln.


    Ich meine Letzteres ist ja wohl ein Vorzeigebeispiel für ein Vorurteil (Herzlichen Glückwunsch übrigens, manche Aussagen schaffen es damit in die Uni zum Thema Gruppenbezogene Menschenfeindlickeit und Präventionsarbeit im Sachunterricht).
    Es wird nicht umsonst in einem wissenschaftlich-rationalen Diskurs immer häufiger von Familienkulturen gesprochen und weniger von einer religiösen oder ethnischen Kulturen, um für eine Pauschalisierung zu sensibilisieren.*



    Zitat

    Werden im Christentum die Frauen unterdrückt? Also jetzt heutzutage? In Europa?

    JA!
    Frauen dürfen in der katholischen Kirche nicht in gewisse Ämter vorrücken. Frauen werden in gewissen christlichen fundamentalistischen Ausprägungen (ganz im Sinne der Bibel, würde ich behaupten) dem Mann unterworfen. Frauen werden in unserer ja angeblich christlich geprägten Gesellschaft diskriminiert und benachteiligt. Mädchen dürfen an manchen Schulen in unserem 'christlich geprägten Land' keine bauchfreien Tops mehr tragen, weil das die Jungs ablenke. Dann dürfen sie sich eine Körperverschleierung im Sekretariat abholen. (Ja, zugegeben, polemisch formuliert.)




    Zitat

    Wenn wir nun so verständnisvoll für individuelle Meinungen.sind... Dürfen Lehrer dann auch mit Wahlbutton zur Schule kommen?


    Politik und Religion sind erstmal zwei verschiedene Sachen - zumindest ist die politische Neutralität durch den Beutelsbacher Konsens geregelt. Den sollte man als (Sachunterrichts-)Lehrkraft wirklich kennen! Indoktrinationsverbot und Kontroversitätsgebot!




    *Und die Ergänzung dazu kommt jetzt ans Ende, weil es der wichtigste Part, die wichtigste Aussage ist:
    Es geht nicht darum, ein Problem aus vermeintlicher politischer Korrektheit zu verschweigen.
    Es geht nicht um eine falsch verstandene Toleranz.
    Es geht durchaus um das Motto: Keine Toleranz der Intoleranz.
    Es geht aber auch um einen differenzierten Blick ohne Vorurteile und Pauschalisierungen.
    Wer die Gleichberechtigung von Mann und Frau abstreitet hat nichts als Lehrkraft an einer Schule verloren.
    Das kommt durchaus auch bei einem Teil der Moslems vor.
    Ebenso sieht es mit dem Antisemitismus aus:
    Es gibt einen Teil an Moslems, welche antisemitische Haltungen teilen.
    Das ist durchaus ein gewissermaßen spezifisches Problem bei manchen Moslems, aber zeigt gleichzeitig auch Ähnlichkeiten mit allen anderen Formen des Antisemitismus (Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit hat eben in allen Ausprägungen ähnliche Wirkmechanismen).
    Antisemitismus ist aber kein alleiniges Problem 'der Moslems' oder einer anderen Gruppe.
    Der Antisemitismus ist leider verankert in der Mitte unserer deutschen Gesellschaft.
    So wie auch Islamfeindlichkeit dort verankert ist.


    Schlussendlich - und ich hoffe so ergibt mein Beitrag einen Sinn:
    Wer ein Kopftuch trägt und dabei die Werte unseres Grundgesetzes teilt und sich diesen in besonderer Weise verpflichtet fühlt, hat jedes Recht, an einer Schule zu unterrichten - solange es auch für alle anderen Lehrkräfte mit anderen religiösen Symbolen so geregelt ist, denn nur das entspricht den Werten unseres Grundgesetzes!
    (Man beachte also diese Doppelmoral, die hinter manchen Aussagen steht: Anderen vorwerfen, sich nicht an die Werte des GG zu halten und dann gleichzeitig selber die Werte des GG in Frage zu stellen).


    https://www.bpb.de/politik/ext…ene-menschenfeindlichkeit
    https://www.tagesschau.de/inla…16-a4ff-3843b4a9d391.html
    https://www.bpb.de/die-bpb/51310/beutelsbacher-konsens

    Klar, kann man das Kopftuch als Symbol der Unterdrückung der Frau sehen. Auch wird das in xy% der kopftuchtragenden Frauen ein wirklicher Zwang sein. Sozialer Druck als Zwang mindestens, wenn nicht sogar mehr. Hochproblematisch, ohne Wenn und Aber.


    Sollte man es deswegen verbieten?


    Nein, denn genau so kann das Kopftuch auch aus freien Stücken getragen werden. Klar, es ist auch da eine Anpassung an religiöse Normen. Aber man kann sich eben auch freiwillig einer Weltanschauung untergeben. Das ist wohl in allen Religionen das Prinzip. Genau so kann es sogar ein Empowerment sein. Ein Statement gegen gewisse westliche Normen und Werte (womit weniger Frauenrechte gemeint sein dürften als viel eher bspw. eine übermäßige Eitelkeit bzw. Reduktion auf das Äußerliche).


    Das Kopftuch zu verbieten, ist wohl recht einleuchtend auch ein Zwang. Es gibt Muslima, die legen ihren Hijab ab, weil sie nicht mehr diskriminiert werden wollen. Das ist genau so problematisch, wie der Zwang zum Tragen. Kulturimperialismus, mansplaining etc. - das ist auf verschiedenen Ebenen gefährlich. Es geht schlicht um die Deutungshoheit.



    Der YT-Kanal Die Frage hat dazu mehrere Videos gedreht. Sehr empfehlenswert. Genau so der Kanal der im folgenden Interviewten, Datteltäter. Das Video aber vor allem auch die beiden Kanäle haben meiner Meinung nach auch sehr viel Potenzial für den Unterricht (Vorurteile abbauen geht über Wissen über und Kontakt zu Minderheiten):

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    Das Thema betrifft einfach so viele Fragen der heutigen pluralen Gesellschaft:
    Es ist ein feministisches Thema und es geht um die Selbstbestimmung der Frau. Dabei gibt es im Feminismus keineswegs nur eine Meinung. Symbolisch kann ein Kopftuch irgendwo ebenso für Unterdrückung und auch Selbstbestimmung stehen. Gleiches Problem gibt es ja beispielsweise auch bei der Prostitution. Die Deutung ist dabei eben nicht eindeutig. Unsere Professorin hat letztens erzählt, dass sich die Feminist*innen in Deutschland gefreut haben und dafür gekämpft haben, dass das Wort Fräulein aus dem Sprachgebrauch verschwindet. Weil es eben eine Reduzierung auf den Status als Ehefrau oder eben nicht vollständige nicht-Ehefrau sein kann. Gleichzeitig haben Feminist*innen in Frankreich für die Erhaltung des Wortes Mademoiselle gekämpft, weil sie damit die Unabhängigkeit von einem Mann betonen wollten. 2011 gab es dann ebenso aus feministischen Kreisen den Widerstand gegen das Wort auch in Frankreich.
    Die Debatte gerät des Weiteren genau zwischen die Konfliktlinie der Vielfalt vs. der Betonung einer christlichen Leitkultur. Es geht um die Frage von Religion in unserer Gesellschaft und Kulturen in unserer Gesellschaft. Damit betrifft es dann auch noch Menschen, die gleich doppelt diskriminiert werden können: muslimische Frauen. Im Kontext der Schule kommt dann eben auch noch die Frage nach der Neutralität dazu und wie diese umgesetzt werden kann und umgesetzt wird.

    Entweder ist es wie Kreuze in Klassen oder (andere) religiöse Symbole an der Lehrkraft erlaubt oder religiösen Symbole sind im Kontext Schule generell verboten. Dann aber bitte auch keine Kreuze-tragenden Lehrkräfte oder Kreuze im Klassenraum hängend. Ich tendiere doch eher zur zweiten Variante (auf einer Metaebene können die Symbole natürlich im Klassenraum sein - sprich auf Plakaten der Weltreligionen nebeneinander z.B.).

    Gibt es vielleicht zur WM in Katar passende Karikaturen? Da treten politische Probleme ja ebenfalls in den Hintergrund und werden durch das Event verdeckt bzw. nicht mehr so beachtet. Auch Russland sagt man ja nach, dass es ein Ziel ist, den Ruf des Landes zu bessern. Eben nicht durch politische Änderungen, sondern durch einen Marketing-Imagewandel durch den Sport. In Deutschland gab es den Fall, dass wichtige Gesetze zu WM-Spielen verabschiedet wurden, sodass sie nicht die normale mediale Aufmerksamkeit erhalten (sollten). Also ich sehe da schon Potenzial in der Richtung, die Morse auch genannt hat.


    Das Dschungelcamp passt dafür mMn weniger. In erster Linie, weil es in keinster Weise vom Staat organisiert, ausgerichtet oder ausgestrahlt wird, sondern sogar auf einem privaten Sender. Ich verbinde damit außerdem weniger das "Brot und Spiele"-Problem als andere Probleme.

    Dann versuche ich es mal ein wenig aus dem Stegreif etwas genauer:


    Das Lernziel wäre, dass die Kinder das Verb in einfachen Sätzen identifizieren können, indem sie mit Wortkarten Sätze bilden und erkennen, dass das Verb dabei stets an 'zweiter Stelle' steht.


    Ich kann mir eben auch die Arbeit mit Wortkarten sehr gut vorstellen. Die Kinder bekommen also die Wörter als Wortkarten in einem Briefumschlag. Die sollen sie dann herausholen und möglichst viele Sätze - zu beachten sind hier noch Fragen als Sätze; die könnte man ausschließen, oder direkt mitbehandeln, je nach Klasse - mit den Wörtern bilden.


    Die | Oma | schenkt | Tom | ein | Buch.


    Ein | Buch | schenkt | die | Oma | Tom.


    Tom | schenkt | die | Oma | ein | Buch.


    Als Tippkarte könnte es ein Bild zu dem Satz geben. Vielleicht hilft das manchen schon, gerade den schwierigen letzten Satz richtig zu verstehen. Ansonsten muss man die Schwierigkeit z.B. im Plenum klären.


    Es müssen nicht alle Kinder alle Sätze finden. Dann könnten die Kinder, die bis jetzt vielleicht in Einzelarbeit gearbeitet haben, sobald sie meinen fertig zu sein, spätestens auf allgemeine Ansage der Lehrkraft sich zu zweit zusammenfinden und ihre Sätze vergleichen. Ist die Frage, ob man sie die Sätze aufschreiben lässt, damit sie vergleichen können oder das anders löst. Jedenfalls arbeiten sie dann zu zweit weiter.
    Zuerst: Sind das auch alles richtige Sätze (bestimmt hat irgendein Kind auch den Satz "Ein Buch schenkt Tom die Oma.")?
    Danach: Weiterhin zu zweit haben sie dann die Aufgabe, einzukreisen, welche Wörter - auch wenn sie im Satz verschoben werden - immer zusammen stehen. Und zwar auch in der Reihenfolge ("Die Oma schenkt Tom ein Buch." <-> "Tom schenkt die Oma ein Buch.").


    Daraufhin würde ich dann im Plenum weiter arbeiten und die Sätze an der Tafel sammeln. Viel sollte sich schon in der Arbeit zu zweit ergeben haben und der ein oder andere Fehler erkannt worden sein. Beim Sammeln der Sätze an der Tafel und dem anschließenden Einkreisen der Wörter, welche immer zusammen nebeneinander stehen, kommt es aber bestimmt noch zu weiteren Fehlern, die hier dann durch die Lehrkraft korrigiert werden müssen (in der PA sollte die Lehrkraft natürlich auch schon Tipps geben, wenn ein Paar offenbar Fehler macht).
    Wenn man die Sätze dann zur Verdeutlichung schon so an die Tafel gebracht hat, dass das Verb immer annähernd untereinander steht, fällt dem ersten Kind nach einem entsprechenden Impuls hoffentlich auf, dass das Verb immer an der zweiten Stelle steht.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass die Stunde dann schon gut rum gegangen ist. Die Erkenntnis, dass es dieses Muster gibt, dass das Verb an zweiter Stelle steht, kann dann am Ende der Stunde nochmal als Lernzuwachs explizit festgehalten werden.
    Es würde dann in den folgenden Stunden der Einheit die Vertiefung und Wiederholung an weiteren Beispielen folgen (da kann man die Wortkarten direkt aufgreifen und fragen, welche man direkt zusammen kleben kann, da sie immer zusammen stehen), ebenso wie weitere zu diesem erkannten Muster abweichende Muster wie bspw. bei Fragen. Im Sinne der Valenzgrammatik folgt natürlich noch, was das Verb für den Satz bedeutet, sprich die Funktion. Bei Granzow-Emden heißt es: "Bereits Kindern in der Primarstufe leuchtet ein, dass eine als Verb gebrauchte Einheit wie schenken
    1. jemanden braucht, der schenkt,
    2. jemanden, der das Geschenk bekommt und schließlich
    3. das Geschenk selbst"


    Das sind nach dem KC im Wesentlichen die beiden Ziele für Klasse 2 bezüglich des Verbs: das Erkennen und die Funktion des Verbs, oder?


    Ist jetzt bei weitem noch nicht perfekt, aber zumindest die didaktische Herangehensweise ist hoffentlich verständlich.

    Als angehender Lehrer, mit kaum Unterrichtserfahrung, würde ich mir überlegen, warum ich erfahrenen Lehrkräften einer anderen Schulform erzählen möchte, wie sie ihren Unterricht zu verändern haben und warum ich hierbei außerdem nicht von meinen theoretischen Gedanken hin zur praktischen Umsetzung komme.

    Nicht, dass die Erfahrung kein Punkt ist, der zu bedenken ist. Aber es wurden seitens Buntflieger doch wirklich inhaltlich gute Argumente gebracht, die mit einem Autoritätsargument nicht einfach weggewischt werden können. Solch ein Argument lässt sich in diesem Fall außerdem auch leicht umdrehen: Eine Lehrkraft sollte sich überlegen, ob ein Professor der Didaktik der deutschen Sprache - der selber auch sein Referendariat gemacht und Unterrichtserfahrung als reguläre Lehrkraft gesammelt hat, um den Kritikpunkt direkt vorweg zu nehmen -, auf den Buntflieger referiert bzw. sich beruft, nicht bedenkenswerte Anregungen bietet.
    Klar ist Erfahrung ein unglaublich wichtiger Punkt. Aber manchmal steht er gefühlt der (positiven) Innovation etwas entgegen. Und dann führe ich gerne Tucholkys Worte an: "Laß dir von keinem Fachmann imponieren, der dir erzählt: 'Lieber Freund, das mache ich schon 20 Jahre so!' Man kann eine Sache auch 20 Jahre lang falsch machen."


    Aber ich habe das Gefühl, dass die Diskutierenden hier bis jetzt sehr offen sind und ich kann mich nur anschließen, dass die Diskussion doch hochinteressant ist. Wir sollten sie jetzt von beiden Seiten nicht irgendwie persönlich werden lassen.

    Vielleicht solltest du dann mal aufhören, herumzudiskutieren, und akzeptieren, dass wir in der Grundschule die Wortart "Verb" so einführen müssen, wie es für die Kinder verständlich ist.
    "Was macht die Oma?"
    "Sie schläft." - schlafen ist das Verb


    Oder antwortest du auf die Frage tatsächlich: "Sie befindet sich im Zustand des Schlafens." ???


    Nein, du würdest gar nicht danach fragen.


    Es ist aber auch ein Problem, das nicht bei den Lehrkräften liegt, sondern alleine schon durch das KC geschaffen wird. In Niedersachsen ist das Ziel für Klasse 2 z.B. lediglich das Erkennen der Wortarten Nomen, Verb und Adjektiv. Die nummerische Nomenprobe wird dabei explizit als beispielhafte Möglichkeit genannt. Die Funktion für den Satz zu erkennnen, ist erst nach Klasse 4 das Ziel.
    Andererseits sollen die Kinder ebenfalls nach der 2. Klasse mit den Satzgliedern arbeiten können und die Bedeutung des Prädikats erkennen können. Genau das ist ja die vorgeschlagene Alternative, das Verb zu behandeln. Dort geht es um die Funktion des Verbes für den Satz. Nach dem KC müssen die Kinder der 2. Klasse das Verb als Prädikat also schon auf die Art verstehen, die Buntflieger wohl meint.

    Der Thread spiegelt interessanterweise ziemlich genau den Inhalt des Buches "Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten" von Granzow-Emden wider. Dabei stellt er z.B. auch fest, dass 60% der am häufigsten genutzten Verben keine "Tuwörter" sind. Statt der semantischen Zugangsweise schlägt der Autor deshalb die syntaktische Zugangsweise vor. Wo steht das Verb im Satz (Satzfelder) und was bewirkt es im Satz (Ergänzungen / Satzglieder). Erste Frage solle methodisch durch ausprobieren geschehen, indem die Kinder Sätze mit Wortkarten untereinander bilden bzw. bilden und aufschreiben. Granzow-Emden betont dabei, dass das Verb als wichtigster Teil des Satzes die ganze Schulzeit über behandelt werden muss und erst am Ende annähernd vollständig behandelt sein kann.
    Es wäre sehr interessant, ob jemand diese Zugangsweise schon erfolgreich in der Grundschule ausprobiert hat. Dann stellt sich die Frage, ob die Probleme durch diese anspruchsvollere (und sicher grammatikalisch richtige) Zugangsweise weniger Probleme bereitet als die (späteren) Probleme bei der Zugangsweise über die Semantik.

    Die Probleme, die du beschreibst, sind aber ja keine genuinen Probleme der Montessori-Methode, sondern - meiner Erfahrung nach - die gängige Praxis im Unterricht, oder? ;)

    Das ist schon wieder ein toller Fall von Framing:
    Antisemitismus gibt es in verschiedenen Formen. Der weltanschauliche Antisemitismus wie zum Beispiel durch einen antisemitisch ausgelegten Islam ist eine Form. Nun wird Antisemitismus nur in diesem Rahmen behandelt und quasi kulturell ausgelagert. Dass Antisemitismus aber latent in Deutschland vorhanden ist - Studien kamen tlw. auf 20% der Bevölkerung, die antisemitische Einstellungen teilen - wird dann ausgeblendet.
    Naja, und Diskriminierung, Vorurteilen und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegenzuwirken, ist doch hoffentlich keine neue Aufgabe der Schule.
    Es gibt genug Projekte, Informationen und konkrete Empfehlungen, wie man in der Schule damit umgehen kann und wie man präventiv wirken kann. Also: Ja, natürlich ist auch ein islamisch geprägter weltanschaulicher Antisemitismus ein Problem, aber sich nur darauf zu konzentrieren ist doch etwas kurz gefasst. Das Schöne ist: Wie Bolzbold schon sagte, sind die Ursachen doch immer recht ähnlich und so auch die Prävention. Kontakt zu der Gruppe ist bspw. fast immer ziemlich effektiv, um gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegenzuwirken.

    Und es existieren selbstverständlich verbindliche "Lehrpläne" für die Kindergärten. Diese orientieren sich am KmK-Rahmenplan von 2004:
    http://www.kmk.org/fileadmin/D…-Fruehe-Bildung-Kitas.pdf


    "Verbindlich" und "Lehrpläne" ist aber meines Wissens nach nicht die richtige Wortwahl und meiner Einschätzung nach auch inhaltlich falsch. Sie werden als "Orientierungsrahmen" bezeichnet - so zumindest wurde es in der Uni kommuniziert und steht in dem von die verlinkten Gemeinsamen Rahmen der Länder.
    Dort heißt es:


    Bildungspläne sind Orientierungsrahmen, auf deren Grundlage dieTageseinrichtungen unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten träger- oder einrichtungsspezifischeKonzeptionen erstellen. Sie enthalten keinen umfassend geregelten Ablaufder pädagogischen Arbeit, belassen einen großen pädagogischen Freiraum und setzen aufdie Berücksichtigung individueller Unterschiede und spielerischer, erkundender Lernformen.


    Die konkreten Orientierungsrahmen der Länder unterscheiden sich dementsprechend teils ziemlich. Bayern hat direkt das Institut für Frühpädagogik eingeschaltet, welche einen sehr ausführlichen Plan erarbeitet haben. In NRW geschah dies meinen Informationen nach mehr in Zusammenarbeit mit Praxiskräften und es gibt einen kompakteren Rahmenplan.


    Das hört sich zum Beispiel im KC Sachunterricht in Niedersachsen ganz anders und wesentlich verbindlicher an. In der Hoffnung, da nun ein repräsentatives Beispiel zu nennen, möchte ich diesen Auszug anführen:


    Im Kerncurriculum des Faches Sachunterricht werden die Zielsetzungen des Bildungsbeitrags durchverbindlich erwartete Lernergebnisse konkretisiert und als Kompetenzen formuliert. Dabei werden imSinne eines Kerns die als grundlegend und unverzichtbar erachteten fachbezogenen Kenntnisse,Fähigkeiten und Fertigkeiten vorgegeben.

    Eigentlich finde ich es im Sport gar nicht mal so unkompliziert. Je nach Behinderung zumindest. Im richtigen Rollstuhl kann man doch die meisten Ballspiele zum Beispiel ganz gut bewältigen. Ein begabter Rolli-Basketballer kann sicher auch in einer inklusiven Klasse mithalten. Bei Leichtathletik und Co. gibt es Referenzen zur Umsetzung bei den Paralympics.


    Und ja, sie studieren an der SpoHo meines Wissens nach zum Beispiel Sport auf Lehramt zum Beispiel. Lernzieldifferent würde man wohl sagen.

    An der Deutschen Sporthochschule studieren auch Menschen mit Behinderungen. Es gibt die Paralympics. Ein Mensch mit Behinderung ist doch nicht gleich unsportlich. Die Beurteilungskriterien sind dann natürlich schwieriger, aber das sollte doch wohl kein unüberwindbares Hindernis sein.

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