Die CDU muss gar keine Wähler*innen der AfD zurückgewinnen - zumindest wenn man mal von den letzten beiden Landtagswahlen ausgeht, die hier diskutiert werden. Dort haben weder die CDU noch die SPD absolut an Wähler*innen verloren.
Die AfD gewann vor allem aus dem Spektrum der Nichtwähler*innen, die undemokratische Werte vertreten, könnte man als Schluss ziehen.
Die AfD ist damals als Anti-Euro-Partei gestartet. Sie hatte aber auch schon unter Lucke ein ausländerfeindliches Potenzial - die Abwertung Griechenlands kann da als Beispiel genommen werden.
Schaut man sich das Netzwerk der AfD an, dann bekommt man einen sehr guten Eindruck davon, was die Partei ausmacht. Relativ von Anfang an gab es neben Lucke und auch Henkel mit entsprechenden Kontakten zu rechtsdemokratischen Menschen aus der CDU- und auch FDP-Nähe auch Beatrix von Storch, die zusammen mit ihrem Mann ein wertkonservativ-extremes Milieu bediente (einige große Anti-Abtreibungsdemos bspw.). Die Kontakte zu Pegida gab es bestimmt auch relativ von Anfang an, auch wenn das Kernthema der Partei sich erst mit dem Erstarken dieser Demos wirklich stark änderte. Führende Personen unterhalten aber auch Beziehungen zu Neo-Nazis oder Neuen Rechten. Zu nennen sei hier bspw. die Identitäre Bewegung.
Hat man damals in der Politikwissenschaft noch diskutiert, ob die AfD überhaupt rechtspopulistisch sei, so kommt man heute sogar zum differenzierten Schluss, dass es Gründe gibt, weshalb die AfD nicht insgesamt rechtsextrem ist, aber auch gute Gründe gibt, dass sie letztlich als eben solche rechtsextreme Partei bezeichnet werden kann.
In dem Zuge sei auch gesagt, dass die AfD sich also immer weiter nach rechts orientiert und es keinen Anlass gibt, davon auszugehen, dass sich dies ändert. Der rechtsdemokratische Flügel ab Lucke brach weg, Meuthen und Weidel haben sich als Politiker*innen weiter nach rechts orientiert und der starke Flügel um Bernd Höcke gewinnt an Einfluss und Macht.
Zu antidemokratischen Werten und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gibt es einige Studien, welche die Verbreitung dieser in unserer Bevölkerung bemessen wollen. Diese liegt irgendwo um 20 % herum. Das ist auch das Potenzial, das die AfD hat - zumindest mit ihrem momentanen Kurs. Deshalb bin ich optimistisch, dass die AfD nicht noch stärker werden wird. Die AfD hat ihr Potenzial ausgeschöpft und bspw. bei den Landtagswahlen im Vergleich zu den Bundestagswahlen in diesen Bundesländern an absoluten Stimmen verloren.
Diese 20 % vertreten einfach Haltungen, bei denen es gar nicht gut wäre, wenn darauf von der CDU oder anderen Parteien eingegangen würde. Man bekommt nicht mehr Wähler*innen, wenn man undemokratische oder aus der Zeit gefallene Positionen der AfD übernimmt.
Dass nun viele bis jetzt privilegierte Menschen nicht damit klarkommen, dass nun auch andere Narrative in der Gesellschaft Beachtung finden und ihre Narrative auf Kritik stoßen und sie sich deshalb den Mund verboten fühlen, ist nicht verwunderlich. Die Lösung ist aber nicht: "Das wird man ja noch sagen dürfen ...". Subtext: "Ich sage es zwar gerade und meine Themen sind in aller Munde, aber ich will dazu auch keine Kritik, das verbietet mir quasi den Mund."
All das zusammen mit der Prämisse, dass es einfach Veränderungen gibt, welche eine insgesamt immer humanistischer werdende Menschheit auszeichnet und es dazu natürlich immer Gegenbewegungen gibt, die aber irgendwann verfließen (Wer spräche sich heute noch für Sklaverei aus?), lässt mich persönlich zum Schluss kommen:
Keinen Fußbreit den Rechtsextremen - das heißt auch nicht deren oder gruppenbezogen menschenfeindlichen Positionen versuchen abzugraben, wie die CSU das teilweise probiert (hat). Die Haltungen mancher Menschen kann man nicht ändern - dass es auch undemokratische und gruppenbezogen menschenfeindliche Menschen gibt, lässt sich nur schwer und nicht von heute auf morgen ändern. Die Entwicklung ist aber in der jüngeren Menschheitsgeschichte (nicht der jüngsten Vergangenheit in Teilen Europas, der USA oder Brasilien z.B.) mMn recht positiv. Ich bin zuversichtlich, dass 'wir' den Trend wieder fortführen können.
Wie gesagt hilft es dabei nicht, einfach Positionen der AfD o.ä. zu übernehmen oder gar zu meinen, diese würden sich entzaubern, wenn sie an der Macht seien. Das passiert nicht. Selbst wenn Deutschland nach 50 Jahren AfD-Klimapolitik komplett unter Wasser steht (übertrieben gesagt), werden manche Menschen den Klimawandel noch leugnen. Da spielen Fakten einfach keine Rolle.
Das ist wohl leider ein systemischer Nachteil unserer Demokratie, die das aber hoffentlich aushält.