Beiträge von tibo

    Ein Hauch von Spannung kommt auf, wenn man die Entwicklung Der Linken in den Umfragen sieht und die unentschlossenen Wähler*innen. Bei den Rohdaten gab es letztens sogar schon eine Mehrheit für RGR, ist aber eben wenig aussagekräftig, weil die Ergebnisse da noch nicht gewichtet und statistisch bereinigt sind. Nichtsdestotrotz sagen auch Umfrageinstitute, dass Verschiebungen durch die hohe Zahl an Unentschlossenen größer sein könnten, als die sehr stabilen Wahlprognosen der letzten Wochen. Nicht, dass das realistisch wäre, aber in dieser Zeit klammert man sich ja an jeden Strohhalm.

    Genau, wenn im Rahmen deiner vorgesehenen Arbeitszeit nur das möglich sein sollte, machst du genau das.

    Damit ist der Lehrplan trotzdem nicht erfüllt. Ein Arbeitsblatt ersetzt keine Sammlung. Nochmal: Beschäftige dich mit dem Unterschied von Kompetenz und Wissen.

    Der Felix überholt dich dann halt und du hast Pech gehabt. Damit hat die Welt genau gar nichts gewonnen. Verstehen willst du das scheinbar nicht.

    "Ach, du wolltest gerne Erster und alleine draußen sein, Felix, während es drinnen gebrand hat? Und weil du der schnellste und stärker warst, hast du die Türen noch schnell hinter dir verriegelt, damit dich keiner überholt und du sicher bist? Ne, da haste recht, gar kein Problem, alles richtig gemacht."


    Sozialdarwinismus und Libertarismus. Passt.

    Über alle Schulformen kann man alle möglichen Unterrichtsinhalte mit Arbeitsblättern abhandeln und das wird auch tagtäglich gemacht.

    Das ist weniger schön, als die Schmetterlinge selber groß zu ziehen, aber ob die Zeit für "schön" da ist, entscheidet halt der Dienstherr und nicht ich.

    Im Referendariat und an der Uni wird gelehrt und in Fortbildungen erfährt man und vor allem im Lehrplan steht, dass das eben nicht den Anforderungen an den Sachunterricht entspricht. Ist der Lehrplan etwa keine Dienstanweisung? Du hast anscheinend die Wende zur Kompetenzorientierung verpasst, oder?


    Dabei nutzen sie fachspezifische Methoden und erweitern so ihre Möglichkeiten, sachunterrichtliche Phänomene ihrer Lebenswirklichkeit zu untersuchen und zu erkunden. Auf diese Weise entwickeln sie ein Repertoire an Fähigkeiten und Fertigkeiten, das sie sowohl in unterrichtlichen Kontexten als auch an außerschulischen Lernorten sachgerecht erproben und nutzen können.

    (...)

    In Originalbegegnungen, anregenden Lernarrangements und in kooperativen Lerngemeinschaften erproben Schülerinnen und Schüler unterschiedliche methodische Zugänge des aktiven Wissenserwerbs. Immer dann, wenn Kinder selbst Lösungen für Prozesse finden können, sollte ihnen der Raum dafür gegeben werden. Dies hilft ihnen zunehmend dabei, Lernwege selbst zu organisieren und zu gestalten. Von besonderer Bedeutung ist es, dass die Schülerinnen und Schüler dazu angeleitet werden, die eigenen Lernergebnisse zu dokumentieren, sie anderen zu erklären und sie gemeinsam auch kritisch zu reflektieren. Sachliche Erschließung und sprachliche Durchdringung bedingen dabei einander.

    Durch Präsentationen, Ausstellungen, Lerntagebücher, Portfolios etc. bekommen Schülerinnen und Schüler Rückmeldungen zu ihren Arbeitsergebnissen und erfahren die Wertschätzung ihrer Lernanstrengungen; sie erkennen dadurch auch, dass und wo sie selber zunehmend Fortschritte machen, wie sich ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten, ihr Sachwissen und ihre sozial-kooperativen Kompetenzen erweitern. Spezifische Interessen, Zugangsweisen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Angebote sind dabei Ausgangspunkte für individuelle Förderung.

    Aber klar, lasse ich doch einfach eine Ausstellung und ein Portfolio dazu erstellen, wie die Kinder zehn Arbeitsblätter zum Anlegen einer Sammlung von Muscheln bearbeitet haben.

    Wenn du mit deiner Zeit nicht auskommst, lässt du das Muschelsammeln bitteschön sein und nimmst stattdessen ein Arbeitsblatt.

    Inwiefern kann ein Arbeitsblatt das Anlegen einer Sammlung von z.B. Muscheln ersetzen? Inwiefern kann ein Arbeitsblatt das Untersuchen der Aggregatzustände in einem Versuch ersetzen? Inwiefern kann ein Arbeitsblatt das Beobachten von Pflanzen und die Beschreibung deren Lebensraums ersetzen? Inwiefern kann ein Arbeitsblatt das Konstruieren von Bauwerken ersetzen? Nicht für alles muss man sich natürlich praktisch auch selbst vorbereiten, einen Turm aus Papprollen mit den Merkmalen stabiler Elemente kriege ich auch hin, ohne diesen selbst vorher zu konstruieren. Auf manche Sachen bereite ich mich aber vor oder muss eben auch erstmal die Umgebung erkunden - die Fortbildung zum Thema Schmetterlinge läuft auch nicht rein theoretisch ab und da werde ich sogar für die praktische Vorbereitung der Aufzucht der Schmetterlinge vom Unterricht freigestellt.


    Ich bleibe dabei: Manche hier haben keine Vorstellung davon, was guter Unterricht an der Grundschule bedeutet. Es ist regelrecht absurd zu meinen, man könnte die Kompetenzen einfach mit einem Arbeitsblatt abhandeln. Und hinzu kommt meiner Wahrnehmung auch eine unterschwellige Abwertung der Tätigkeiten an der Grundschule.

    Vor allem vier Jahre mit der FDP nach 16 Jahren Union.


    Hatte wir wirtschaftsliberale Politik? Hmm muss an mir vorbei gegangen sein.

    Verwechselst du vielleicht wirtschaftsliberal mit wirtschaftslibertär?

    Klar, viele auch nicht. Trotzdem ändert das aber nichts an meiner allgemeinen Argumentation: Wir haben ziemlich entgrenzte Arbeitszeiten und hohe Verantwortung für unsere Arbeitsgestaltung mit entsprechenden Vorteilen, aber eben auch dem daraus resultierenden Nachteil, dass Lehrkräfte generell und nachgewiesen überlastet sind. Dann darf ich diese entgrenzten, zu hohen Arbeitszeiten und die hohe Verantwortung für meine Arbeitsgestaltung auch mal zu meinem Vorteil auslegen.

    Zum einen, weil mir so eine "Stechuhr-Haltung" zur Arbeitszeit persönlich gegen den Strich geht, zum anderen, weil ich auch genügend Leute auf meinem Gehaltsniveau in der freien Wirtschaft kenne, für die es auch selbstverständlich ist, dass sie sich in ihrem Fachgebiet auch außerhalb ihrer erfassten Arbeitszeit auf dem laufenden halten.

    Auf dem Gehaltsniveau haben dann viele auch noch einen Dienstwagen, gehen regelmäßig auf Kosten des Arbeitgebers 'dienstlich' essen oder haben Assistent*innen für ihren Bereich.


    Das soll gar nicht heißen, dass das Gras auf der anderen Seite immer grüner ist, auch wir haben unsere Privilegien, aber bei unserer nachgewiesenen Überlastung darf ich dann auch mal mehr von dem grünen Gras kosten, das am Rande des Zauns wächst.

    Fahren wir unsere Bemühungen jetzt herunter, werden die Folgen und die Folgekosten aber doch immer höher. Nur weil wir manche Kipppunkte überschritten haben, dürden wir doch nicht aufgeben und denken, jetzt kämen nicht weitere Kippunkte. Schlimmere Kippunkte. Ein vielleicht oder vielleicht auch nicht mögliches Wirtschaftswachstum kann doch gar nicht mithalten mit dem Wachstum der Folgen der Klimakrise. Und diese Folgen sind anders als das Wirtschaftswachstum Gewissheit.


    Deswegen ist das, was gerade gemacht wird, keine Realpolitik, sondern ganz im Gegenteil einfach das Ignorieren des Problems und Flüchten in eine illusorische Welt, in der schon alles gut gehen wird. Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann.

    schnöde das Schulbuch durchunterrichten

    Im Sachunterricht kann ich nicht "schnöde nach einem Schulbuch" arbeiten. Die Kompetenzen umfassen sehr viele praktische Kompetenzen, wie mein Beispiel oben zeigt. Ich glaube in kaum einem Fach (an der Grundschule), das man richtig und nach den Vorgaben des Lehrplans unterrichtet, bestenfalls auch nach den didaktisch-methodischen Prinzipien der Fachdidaktik, kann man "schnöde nach dem Schulbuch" unterrichten. Wir haben aus guten Gründen gar kein Schulbuch für den Sachunterricht.

    Warum löst das Muschel-Sammeln so einen Widerstand aus? Das Lesen von Zeitungen aber nicht? Kann es sein, dass manche hier wieder ziemlich despektierliche innere Meinungen über vermeintlich niedere Grundschullehrkräfte-Aufgaben haben?

    Da kommt mir der geladene Monolog unseres Sachunterrichts-Dozenten wieder in den Sinn. Sinngemäß angepasst: "Wir basteln keine Türme aus Papprollen, wir bereiten den Unterricht im Bereich Technik und Arbeitswelt im Schwerpunkt Bauwerke und Konstruktionen vor. Wir sammeln keine Muscheln am Strand, wir konzipieren eine Sammlung für den Bereich Natur und Leben im Schwerpunkt Stoffe und ihre Umwandlung. Wir besuchen nicht das Museumsdorf Cloppenburg, wir planen eine Exkursion für den Bereich Kultur und Zeit im Schwerpunkt Früher und heute. "


    Und ja, das steht alles exakt so im Lehrplan Sachunterricht in NRW. Auch die Muscheln. Da habt ihr die explizite Anweisung unseres Dienstherren.

    Ich fürchte allerdings, dass man der übergeordneten Sache keinen Gefallen tut, wenn man versucht, Dinge wie Muschelsammeln oder Zeitunglesen mit in eine irgendwann hoffentlich mal vorzunehmende Arbeitszeiterfassung aufzunehmen.

    Warum?

    Ich denke mir: Die Überstunden, die Lehrkräfte machen, sind auch keine genehmigte Mehrarbeit. Trotzdem ist es Mehrarbeit. Unbezahlt. Die entgrenzte Arbeitszeit und die hohe Eigenverantwortung bei der Arbeitsgestaltung haben einige Nachteile. Da kann man das auch mal zu seinem Vorteil drehen und einen Teil des Urlaubs als Arbeit sehen.


    Private Bücher und Endgeräte setze ich immerhin auch teilweise von der Steuer ab. Die hat mir auch keiner genehmigt, die nutze ich auch nur teilweise für die Arbeit und trotzdem wird es anteilsmäßig als arbeitsbezogen akzeptiert.


    Das wird spannend, wenn es eine Arbeitszeiterfassung gibt. Soll das Land doch erstmal argumentieren, warum ein privater Museumsbesuch, ein privater Besuch eines anderen Landes oder die Lektüre eine privaten Buches mit Arbeitsbezug nicht anteilsmäßig auch berufliche Arbeitszeit ist, wenn die Arbeit offensichtlich davon profitiert. Steuerlich absetzen kann ich einen Teil davon nämlich für die Arbeit.


    (Ups, da war chilipaprika schneller ^^ )

    Die Frage ist, wessen Wohlstand?


    Ich kann gerne nochmal die Steuerentlastungspläne und wer davon profitieren würde verlinken. Und gerne suche ich auch nochmal die Untersuchung heraus, in der die geplanten Steuerentlastungen der Union auseinandergenommen wurde, weil die Entlastungen für Unternehmen eine so große Lücke im Haushalt hinterlassen würden, dass es quasi den größten Wirtschaftsboom der Nachkriegszeit geben müsste, alleine um das auszugleichen geschweige denn, Gewinne für die Allgemeinheit zu machen.


    Wir sehen doch eindeutig, wohin die wirtschaftsliberale Politik der letzten Jahrzehnte geführt hat: Reiche werden reicher, Arme werden ärmer. Die Schere geht auseinander. Die Infrastruktur der Allgemeinheit verfällt. Aber ich bin mir ganz sicher, wenn die Union und die FDP die Steuern für Reiche noch weiter senken und die Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer*innen noch weiter verschlechtern, dann gibt es endlich diesen versprochenen Effekt, bei dem die Allgemeinheit von dem Wirtschaftswachstum der Reichen etwas abbekommen. Ganz, ganz sicher. Der Weihnachtsmann bringt die Profite der Reichen höchstwahrscheinlich persönlich an die einfachen Arbeitnehmer*innen.


    Bei uns wird ein Protokoll angefertigt und dann der Schulleitung zugeschickt. Diese ändert darin evtl. Sachen. Bei der nächsten Konferenz wird das Protokoll aber natürlich zur Genehmigung aufgerufen und wenn etwas nicht passt und man die Mehrheit des Kollegiums hinter sich hat, wird das Protokoll nicht genehmigt.

    Eine Grafik anzuführen, in der ganz klar zu sehen ist, dass die Ausgaben seit Jahrzehnten kontinuierlich ansteigen, abgesehen von konjunkturellen Schwankungen, und das als Beleg dafür zu nehmen, dass das alles nicht so schlimm sei, nur weil wir aktuell mal gerade ganz knapp unter dem Allzeithoch sind, ist schon eine sehr eigene Interpretation.

    Kontinuierlich, aber eben nicht wesentlich. Das sind wie du sagst konjunkturelle Schwankungen und sicher damit auch demographische Zusammenhänge. Vor 1990 muss man bei den Daten auch noch beachten, dass es dort aus bekannten Gründen nur die 'alten' Bundesländern sind, die in der Statistik berücksichtigt werden. Kein Grund, da ein Problem herbeizureden. Wir sind ein reicher Staat mit hoher Wirtschaftsleistung und können uns unser Sozialsystem leisten, wenn wir das möchten. Unser Sozialsystem zeichnet uns aus und spricht für einen solidarischen Staat, den ich mir so auch wünsche. In unserem Land soll es allen Menschen gut gehen, auch denen, die im Leben benachteiligt sind. Arbeitslos, behindert, krank oder Flüchtlinge werden die wenigsten Menschen freiwillig. Renter*innen vielleicht schon eher. Dass es Familien mit Kindern gut gehen soll, sollte auch selbstverständlich sein. Und wie ich schon schrieb: Ein starkes Sicherungsnetz führt zu starken Arbeitnehmer*innen, zu einem besseren Stand gegenüber den Arbeitgeber*innen und zu steigenden Löhnen und damit zu einer besseren Verteilung der Gewinne.


    Auch der krisenbedingte Anstieg der Sozialleistungsquote ist kein Ausdruck eines Problems, das durch Leistungskürzungen zu bekämpfen wäre.
    Vielmehr handelt es sich um den Ausdruck einer Problemlösung. Sozialpolitik und Sozialstaat erweisen sich nicht als eine Belastung der Ökonomie, Ökonomie und Sozialstaat bedingen sich gegenseitig: Einerseits ist das System der sozialen Sicherung von der Leistungskraft des privaten Sektors abhängig, da die Finanzmittel aus der Wertschöpfung gespeist werden, also nur das verteilt werden kann, was produziert wurde. Erst eine leistungsfähige Wirtschaft schafft die Voraussetzungen für die Verteilung und Finanzierung eines hohen Sozialleistungsniveaus. Andererseits wirkt das soziale System selbst als produktiver und stabilisierender Faktor auf das wirtschaftliche Geschehen zurück.

    Die Sozialleistungen steigen doch aber gar nicht wesentlich:



    "Die Daten zeigen, dass sich die bei einer ausschließlichen Betrachtung der absoluten Zahlen naheliegende Aussage, der Sozialstaat werde Jahr

    für Jahr immer „teurer“ und überfordere die öffentlichen Finanzen, nicht bestätigen lässt. Auch im europäischen Vergleich liegt Deutschland zwar
    im oberen Bereich, jedoch nicht an der Spitze". Quelle: sozialpolitik-aktuell, Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen


    Steuereinnahmen erhöhen und daraus finanzieren, heißt die sozialste Lösung:

    „Für uns ist klar, dass diese Praxis aufhören muss. Politische Vorhaben, die die gesamte Gesellschaft betreffen, müssen auch von der gesamten Gesellschaft finanziert werden – also aus den Steuereinnahmen“, so Bentele.


    Das Problem, dass der Bund und die Länder traditionell ebenfalls knapp bei Kasse sind, lässt sich nach Berechnungen des VdK durch eine gerechtere und solidarische Steuerpolitik lösen. Bis zu zehn Milliarden Euro könnte beispielsweise eine sozial gerechte Ausgestaltung der Erbschaftssteuer einbringen, sogar 40 Milliarden brächte eine verfassungsgemäße Form der Vermögenssteuer, und weitere 25 Milliarden könnten nach Schätzungen des VdK über eine konsequentere Bekämpfung von Steuervermeidung erzielt werden.


    Die Berechnungen in Zusammenarbeit mit Fiscal Future haben ergeben: Würde die Politik alle steuerpolitischen Vorschläge des VdK umsetzen, könnten Bund und Länder insgesamt sogar bis zu 100 Milliarden Euro mehr einnehmen als bisher. „Damit ließen sich die gesamtgesellschaftlichen Ausgaben der Sozialversicherungen übernehmen. Die Folge davon wäre, dass sich die Beitragssätze stabilisieren würden und die Sozialversicherungen könnten für die Menschen gute Leistungen erbringen. Davon würde die gesamte Gesellschaft profitieren“, sagt Bentele.


    P.S.

    Achso: Nein, ich möchte auch nicht, dass die Mehreinnahmen ausschließlich in das Sozialsystem fließen. Es soll nur zeigen, dass man das Sozialsystem, das nicht großartig gewachsen ist, unterstützend finanzieren kann und es noch Geld für Infrastruktur gibt.

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