Ich bin der Realschullehrer von der Facebook-Seite. Es ist interessant, eure Antworten und Meinungen zu lesen. Es regt mich zu weiteren Gedanken an.
Ja, ich bin ziemlich frustriert. Das ist aber auch mein Antrieb. Schule könnte so viel besser sein.
Warum muss Schule so kompliziert sein? Es ginge einfacher, mit viel weniger Arbeitsaufwand und viel weniger Frust auf allen Seiten (Schüler, Lehrer, Eltern).
Vor vier Jahren war ich bei einer mehrtägigen Fortbildung zum neuen Bildungsplan. Ich habe da einige der Entwickler des Bildungsplanes und Erfinder der Niveaus kennengelernt. Sie diskutieren stundenlang über die Operatoren, um die Umsetzung im Unterricht und die Klassenarbeiten machten sie sich keine Gedanken.
Bis heute habe ich weitere Fortbildungen besucht und fleißig die Mitteilungen des Kultusministeriums gelesen. Schaue ich mir die Entwicklung und das heutige Ergebnis des Bildungsplans an, kann ich keine
durchdachte Linie und pädagogische Absicht erkennen. Ich sehe Flickschusterei und viel handwerklichen Murks.
Ein paar Beispiele:
Profilanalyse AC, das neue Facht BNT…wie von mir auf Facebook beschrieben - Murks.
In der Realschule waren einmal 3 Niveaus geplant, sieht man heute noch im Bildungsplan.
Jetzt sind es zwei. Das E-Niveau („erweiterte Gymnasium“) sollen wir nicht mehr machen.
In Klasse 5 und 6 sollen wir das M-Niveau anbieten. Die schwächeren Schüler mit all ihren Problemen haben dann halt schlechte Noten. Wie geht’s es einem 5.Klässler, der gleich im ersten Halbjahr einige 4er und 5er kassiert? Wiederholen der Klasse gibt es nicht mehr.
Am Ende von Klasse 6 bestimmen Lehrer und die Notenverordnung wer G- und wer M-Niveau ist.
In Klasse 7 wird dann nach M- und G-Niveau getrennt. In Klasse 8 auch. Nach Klasse 9 kann man den Hauptschulabschluss machen, nach Klasse 10 den Realschulabschluss, die Abschlüsse säuberlich getrennt. Eine Zeit lang hieß es, nach Klasse 8 wird in M-Züge und G-Züge getrennt, wegen der Abschlüsse.
Vor einigen Jahren kam dann den Schulen die Idee, verschiedene Kurse anzubieten. Ein G-Mathekurs für den weniger Mathebegabten, der dann aber in einen M-Englisch-Kurs gehen, weil er sprachlich fit ist. Das wurde vom Kultusministerium verworfen und ist bis heute VERBOTEN. Warum? Zu teuer?
Gleichzeitig steht auf der Homepage des Kultusministeriums die Rede der individuellen Förderung, Schule soll auf die Stärken und Schwächen der Schüler eingehen usw. Hohle Worte.
Ich glaube mittlerweile, das es gar nicht mehr um Pädagogik geht, sondern um Ziele: Grundschulempfehlung abschaffen, Hauptschule und Sonderschule auflösen, Gymnasium bewahren, Privatschulen auch.
RS ist nicht mehr Realschule sondern Reste-Schule. Und dann noch möglichst kostengünstig. Die Beamten werden es schon irgendwie richten.
Gibt es die Gemeinschaftsschule in 10 Jahren noch? Wer weiß.