Beiträge von watweisich

    Falsche Lesart. Ich bin näher bei Dir als Du denkst.
    Ich habe selbst ein "großes" und ein "kleines" Korrekturfach und weiß, wie lange das dauert. Mir ging es darum hervorzuheben, dass, [Polemik ON:] wenn Deine doofen Angehörigen das nicht kapieren können oder wollen, das hier im Forum nicht sonderlich anders sein dürfte, weil hier auch LehrerInnen sind. [POLEMIK OFF.] Der Trend, die eigene Arbeitsweise zu verabsolutieren und zum Maß der Dinge zu machen, mit dem man andere Leute dann "aburteilt", findet sich auch hier in diesem Forum.
    Wenn jemand, der mangels eigener Expertise nicht mitreden kann, meint, mir dennoch meine Arbeit erklären zu müssen, kann ich ihn/sie nicht ernst nehmen. Und das kommuniziere ich mitunter genau so gegenüber denjenigen, die meinen, mir sagen zu müssen, wie lange man an einer Abiturklausur sitzt.

    Tut mir leid, ich war anscheinend auch nicht eindeutig genug. Für einen selbst erscheinen Aussagen unmissverständlich. Ich hatte es nicht ganz klar dargestellt. Mea culpa.

    Kleine Zwischenfrage an diejenigen, die am Gym oder im beruflichen Gymnasium unterrichten: Gibt es eine Vorgabe, dass eine Klassenarbeit eine bestimmte Länge haben muss? Alles unter 20 Minuten zählt ja als Test, ich lasse für schriftliche Leistungsnachweise gerne 45 Minuten Zeit statt 90, da sich so die Korrekturbelastung halbiert. Wäre das keine Option fürs Gym?

    Da gibt es in NRW leider Vorgaben.

    90min werden nur in der EF geschrieben, danach gehts dann stetig ansteigend hoch bis 225min.

    Alles klar, jetzt habe ich es verstanden! Vermutlich liegt meine Verwirrung auch darin bedingt, dass ich ja nicht am allgemeinbildenden Gymnasium tätig bin. Bei uns im beruflichen Gymnasium gibt es - organisationsbedingt, weil die SuS teilweise auch im Klassenverband Unterricht haben - in der Oberstufe keine so kleinen Kurse. Außerdem werden - wie ich schon schrieb - in allen Fächern Klausuren geschrieben (damit meine ich aber nicht die Abi-Klausuren). Nichtsdestotrotz gibt es natürlich Fächer und auch Bildungsgänge, wo die Klausur-/Klassenarbeitskorrekturen länger dauern, das ist ja klar. Wir haben übrigens einige Bildungsgänge mit nur wenigen SuS (z. B. sind bei uns die Berufsschulklassen der Groß- und Außenhandelskaufleute seit Jahren ziemlich klein), aber es gibt keine KuK, die nur in solchen Klassen unterrichten.

    Puh, das ist natürlich wirklich viel (und an meiner Schule nicht der Fall; bei uns klappt es eigentlich immer, dass niemand mehr als zwei LK oder einen LK und einen GK in den Klassen 12 und 13 des BG hat).

    Dann hätten wir es ja geklärt 😊

    Aber das ist auch eher theoretisch so. Praktisch erhalten meine verbeamteten Kolleg:innen einfach mehr Geld für die gleiche Arbeit. Von sonstigen Unterschieden habe ich bisher noch nichts bemerkt (z.B. bezüglich Versetzung, Streiks...). Es ist noch niemand bspw. gegen seinen Willen versetzt worden, gestreikt haben auch die angestellten KuK nicht. Also: Was tauscht der Beamte/die Beamtin mehr ein als seine/ihre Arbeitskraft?

    Ich merke auch keinen wirklichen Unterschied ggü. dem Angestelltenverhältnis und fühle mich jetzt auch nicht mehr vom Dienstherrn gegängelt. Ich gehe halt leider nur seltener zum Arzt, weil mir der ganze Abrechnungskram auf die Nerven geht und man von der Beihilfe nicht alles erstattet bekommt.

    Es tut mir leid, dass ich für Verwirrung gesorgt habe.

    Als Korrekturfächer bezeichnen wir in unserem Kollegium Fächer, die mit besonders hohem Korrekturaufwand verbunden sind, da die Kurse immer voll sind, die meisten SuS in diesen Kursen auch Klausuren schreiben und aufgrund u. a. sehr viel Text die Korrekturen pro Klausur besonders lange dauern. Dazu gehören Deutsch, Englisch, Geographie (mein Fach) und ggf. auch Mathe.

    In Fächern wie Chemie, Physik oder Musik gibt es bei uns Oberstufenkurse mit jeweils nur 5-10 SuS.


    Ich habe jedes Jahr sowohl schriftliche als auch mündliche Abiturprüfungen, da ich immer parallel einen LK und einen GK in der Q2 und einen LK sowie einen GK in der Q1 habe mit jeweils 20-25 SuS.


    Nein, man korrigiert nicht jedes We Abiprüfungen, aber bei 4 Oberstufenkursen mit jeweils 2 Klausuren pro HJ und einem EF-Kurs plus die Stellung der Klausuren kommt so einiges zusammen.

    viel Text muss nicht zwingend lange Korrektur bedeuten. Allerdings schreiben viele auch 30 Spalten, da dauert das reine Lesen und Darstellungsfehler korrigieren bereits 30+ min.

    Wie Du selbst schriebst: Selbst einige LehrerInnen in Deiner Familie können das nicht nachvollziehen. Wieso sollte das hier dann anders sein?

    Aber jetzt mal ganz im Ernst: Du kannst es nicht nachvollziehen, dass eine Korrekur einer Abiklausur eines Kurses mit 25 SuS viel länger dauert als eine Abiklausur mit einer Kursstärke von 5 SuS? Sorry, da ist bei dir irgendwas schief gelaufen, oder du willst nur polemisieren.

    Da kann ich erneut aus meinem Umfeld nur das genaue Gegenteil berichten. Unglaublich gute Arbeitsbedingungen von Anfang an (damit kann sich kein Lehrer messen) und das zu einem ähnlichen oder besseren Lohn ... nur geht da die Kurve noch steil nach oben über die Jahre, bei Lehren überhaupt nicht.

    Die Arbeitsbedingungen z.B. auch den Räumen, Mobiliar, Sauberkeit, Laustärke, etc. Wie soll man sich in so einem Umfeld wohl fühlen? An der Schule wird nichtmal gesetzlicher Arbeitsschutz eingehalten. Ist ja auch kein Wunder, um Sicherheit muss sich ja der sicherheitsbeauftragte Kollege on Top mit höchstens 2 Entlastungsstunden kümmern. Eine Zumutung!

    Na dann raus mit dir in die freie Wirtschaft!

    Ich durfte mit der OBAS so eine Art verschärftes Ref machen bei durchgängig 20 Stunden Unterricht die Woche + 18 UBs in zwei Jahren. War nicht mehr Arbeit als mein Fachstudium. Über diese Belastung lachen meine Freunde und Bekannte in Großkanzleien, den Big4 Strategieberatungen usw nur. Und nur die sind in den Sphären wie du sie beschreibst. Der A13 Lehrer braucht sich mit seinem netto vor nichts zu verstekcen. Durschnittsgehalt von Akademikern liegt laut dem Gehaltsreport 2022 bei knapp 60k€ Brutto, also ziemlich genau 3k€ netto. Da hat der A13er ja im ersten Jahr schon mehr. Und wie wir ja hier diskutieren gibt es ja üppigste Zulagen bei Familiengründung.


    Welche Fächer unterrichtest du?

    Gehaltsreporte bilden fast ausschließlich Grundgehälter ab. Mit Bonuszahlungen, Prämien, Mitarbeiteraktien, etc. bist du da ganz schnell in anderen Dimensionen.

    Und nein, auch ich kenne Leute in Großkonzernen der Energiewirtschaft, Fluggesellschaften, Big 4 Consulting, etc. und kann das nicht bestätigen.

    Meine Fächer sind Geographie, Biologie und Chemie.

    Ja okay, wobei dann die Frage ist, wieso das passiert oder ob es evtl. zu viel Genauigkeit sein könnte. Aber klar, bei Deutsch / Geschichte und Ähnlichem bzw D/E ist all das wie ich denke gar keine Frage - am Gymnasium.

    Ich habe in jahrelangem Feinschliff meine Effizienz im Korrigieren und Klausurenstellen auf ein Maximum erhöht, auch im Hinblick auf Perfektionismus. An dieser Schraube kann ich nicht mehr drehen, ohne dass ich eine Dienstaufsichtsbeschwerde riskiere. Es gab sogar mal eine Klage, weil ich eine Klausur aus dem letzten Jahr 1x1 übernommen hatte und sich SuS benachteiligt fühlten, weil sie den Erwartungshorizont im Gegensatz zu anderen SuS nicht gelernt hatten ;-).

    Systematisch Unterricht vorbereitet habe ich z. B. auch seit Jahren nicht mehr., Sek 1 muss nebenbei laufen...

    Wie kommst du darauf, dass du in der "freien Wirtschaft" eine ähnliche Karriere hingelegt hättest wie die Eltern, die ihre Kinder im Porsche zu euch bringen?


    Ich bin als Seiteneinsteiger mit Mathematik und Physik ja am ehesten noch jemand, dem das gelingen könnte und würde nie im Leben darauf vertrauen, dass ich sowas erreichen würde. Und selbst wenn, dann nur mit deutlich höherem Aufwand als im Lehramt.

    Als ob diese Eltern auch nicht nur mit heißem Wasser kochen würden. Wir Lehrer sind ja nicht auf den Kopf gefallen und mussten Anstrengungen meistern. Das Referendariat ist sicher kein Zuckerschlecken! Du solltest dich durchaus mehr wertschätzen!

    ja, klar gibt es andere Aufstiegsberufe. Ich habe nicht danach gesucht "wie steige ich auf?" sondern Studien schon mal gelesen "Wer sind die Lehrkräfte?" und mein anekdotisches Gefühl deckt sich zu wenig mit den "Aufstiegszahlen". Was sicher damit zu tun hat, dass die Arbeiterkinderlehrkräfte im Lehrerzimmer weniger lautstark über die Preissteigerung der Privatttennisstunden ihrer Kinder klagen.

    Ich denke, es ist auch ein Unterschied, ob man wie ich an einer einschlägigen Reichenschule arbeitet, wo die Kinder in Porsche/SUV-Kolonnen zur Schule gebracht werden oder in einem sozial schwacheren Umfeld. Ich werde tagtäglich mit der wachsenden sozialen Schere zwischen Akademikern konfrontiert und frage mich, welche Arbeitgeber solche Lebensstandards finanzieren.

    Dazu doch noch kurz eine Rückmeldung: In NDS gibt es keine "Nichtkorrekturfächer". Abgesehen von Sport werden in allen Fächern Klassenarbeiten/Klausuren geschrieben. Wobei natürlich die Korrekturbelastung in Fächern, wo die SuS viel schreiben, größer ist.

    Das meine ich ja mit Korrekturfächern. Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich 25x1,5h an einer Abiklausur korrigiere oder 5x1,5h.

    Du hast ein völlig falsches Bild davon, was man planbar in der "freien Wirtschaft" verdienen kann. Bei den allermeisten Fakulten liegt der Verdienst in der "freien Wirtschaft" deutlich unter dem, was man als Beamter, womöglich noch mit Familie letztendlich raus hat.


    Ich schreib deshalb planbar, da man als angehender Lehrer gut abschätzen kann, wo man am Ende finanziell steht. Das ist bei einer Karriere in der "freien Wirtschaft" anders. Bis auf einen Kumpel (der Typ ist halt auch einfach ein Brain) verdienen meine anderen ehemaligen Kommilitonen schlechter als ich, bei deutlich mehr Stunden pro Woche.


    EDIT: Vielleicht habe ich deinen Beitrag auch missverstanden: Die Löhne der freien Wirtschaft sind im Vergleich zum öD signifikant mehr angestiegen, da hast du recht. Fakt ist aber, dass man selbst nach diesem Anstieg als verbamteter Lehrer immer noch sehr gut wegkommt (siehe mein anekdotisches Beispiel oben).

    absolut

    Nicht zu vergessen wussten wir alle, was die Konditionen sind. Ich würde z.B. kein Arzt sein wollen heutzutage, andere sehr gerne. Die sagen, sie wollen keine Lehrer sein.

    Das kann man pauschal nicht sagen. Ich habe die Arbeitsbelastung des Berufes eindeutig unterschätzt. V. a. auch, dass die ständige Arbeit am Wochenende für soziale Kontakte oder Familienfeiern sehr einschränkend ist. Ich bin sogar deswegen mit meinen Geschwistern und deren Partnern (z.T. selbst Lehrer) zerstritten, da sie es nicht nachvollziehen können, dass man so viel korrigieren muss.

    Oh doch! Weder Erbe noch Eigentum. S-Bahn-Nähe: In ca 10 Min zu Fuß.

    München hat geförderten Wohnraum für Familien. Kostet trotzdem 1600€ für 100qm. GLaubst Du, ich erzähle Quatsch?


    Stark einschränken: Das ist sicher eine Sache der Perspektive.

    Ich glaube es dir ja. 100qm für 1600€ ist für München ja auch sehr günstig. Ich habe mich nie mit familiengefördertem Wohnraum auseinandergesetzt. Ich weiß nur aus eigener Erfahrung, als ich vor ca. 12 Jahren im ländlichen Raum von München gewohnt habe, dass es mit Familie kaum machbar gewesen wäre.

    Lehramt gilt doch in Studien als Aufstiegsmöglichkeit (und gleichzeitig ist es auch ein Beruf, der sich transgenerationell selbst reproduziert), es erschreckt mich wirklich immer wieder, mit welchen Ansichten zu Lebenshaltungskosten und "Bedürfnissen" ich in (virtuellen) Kollegien konfrontiert werde.
    Die "Aufstiegsgruppe" bleibt wohl die Minderheit.

    Das war einmal. Seitdem aber die Reallöhne der Beamten und der meisten Angestellten in der freien Wirtschaft in den letzten 30 Jahren signifikant zugunsten der freien Wirtschaft auseinanderdividieren, gilt Lehrer nicht mehr als Aufstiegsberuf.

    Logisch, dass größere Klassenstärke mehr Arbeit ("wesentlich mehr" ist allerdings fachabhängig) bedeutet. Aber was hat das mit "Lehrer ist nicht gleich Lehrer" zu tun? Dieser Satz klingt für mich, als würdest du meinen, dass du nicht nur mehr, sondern vor allem sehr viel bessere Arbeit leistest als andere Lehrkräfte, die in kleineren Klassen unterrichten oder andere Unterrichtsfächer haben als du (welche das auch immer sein mögen). Mag sein, dass ich das fehlinterpretiere, ist aber auch egal, denn das war's nun endgültig hier von mir.

    nein, das meine ich nicht. Ich meine nur, dass wesentliche Unterschiede in der Arbeitsbelastung innerhalb des Lehrerberufs bestehen. Das fängt ja bereits bei den Korrekur-/Nichtkorrekturfächern an. Aber da bin ich auch bei der Fächerwahl selber schuld. Für die großen Klassen/Kurse kann man allerdings nichts und es wäre wünschenswert, hier stärker zu lenken.

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