Hallo in die Runde,
ich stecke aktuell in einer Situation, welche mir schlaflose Nächste bereitet. Ich hatte schon mehrmals mit dem Gedanken gespielt den Beruf des Lehrers zu ergreifen. Letztes Jahr habe ich mich schon einmal für den Quereinstieg beworben, habe dann aber das Eignungsgespräch abgesagt, da sich zu diesem Zeitpunkt meine persönliche Situation geändert hatte (Immobilienkauf, Nachwuchs).
Nun ist ein Jahr vergangen und ich habe vor einigen Wochen meinen aktuellen Job gekündigt, da ich das Unternehmen wechseln möchte. Der Arbeitsvertrag ist auch bereits unterschrieben. Nun hat sich vor einigen Tagen eine Schule bei mir gemeldet und Interesse an meiner Person bekundet. Nach einem persönlichen Gespräch habe ich eine positive Antwort über die Möglichkeit eines Seiteneinstieges (Berufsschule) bekommen.
Nun stecke ich in der Situation dass ich mich entscheiden muss zwischen dem neuen Job oder aber der Chance Lehrer zu werden über den Seiteneinstieg. Ich bin nun hin und her gerissen. Mein Bauch sagt ja zum Lehrerberuf aber mein rational denkender Kopf sagt mir, dass das Risiko eventuell zu hoch ist. Unter Risiko verstehe ich meine fehlende Erfahrung. Eventuell habe ich falsche Vorstellungen von dem Beruf. Ich male mir immer aus, wie schön es doch ist den Unterricht eigens zu gestalten und den Schülern einen Unterricht zu bieten, welcher interessant und motivierend ist. Gleichzeitig dann auch meine bisherige Lebenserfahrung zu nutzen um die einzelnen Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten. Das ist meine Hauptmotivation. Etwas an andere Menschen zurück zu geben und einen Beruf auszuüben, der für mich einen Sinn ergibt und mich erfüllt. Gerade das lässt mich über die Tatsache hinweg sehen, dass sich bei einem Wechsel in den Lehrberuf mein Gehalt um ca. 50% schrumpft. Aber vielleicht bin ich da zu gutgläubig und blende die Tatsache aus, dass es vielmehr Schüler gibt, die keine Motivation haben oder andere Probleme, die es zu lösen gilt.
Daher würde ich mich über Erfahrungen von anderen Seiteneinsteigern freuen, die in einer ähnlichen Situation stecken/steckten.
Das klingt alles sehr idealistisch und ja, du bist wahrscheinlich zu gutgläubig. 50% weniger Gehalt im Lehrerjob werden dich nicht glücklich machen. Einen solch anstrengenden Beruf ergreift man, wenn man sich damit finanziell besser stellt, als die Alternativen möglich machen würden. Ich habe vor 6 Jahren nach mehreren Stellen nach meinem Studium einen Seiteneinstieg begonnen und kann nur sagen, dass der Lehrerberuf im Vergleich zu anderen Berufen sehr anspruchsvoll und nervenaufreibend ist. Deine Motivation klingt seltsam: Du möchtest den Schülern einen guten Unterricht "bieten", welcher interessant und motivierend ist und etwas an "die Menschen" zurückgeben. Da frage ich mich: Wo bleibst du denn bei der ganzen Geschichte? Und nein, viele Schüler haben überhaupt keine Lust auf den Unterrichtsstoff und je nach Alter noch weniger Lust auf deine Person. Zudem gibt es ständig irgendwelche Probleme zu lösen. Ehrlich gesagt, so lange du einen anderen Job bekommen kannst, nimm ihn. Bei mir war der Zug irgendwann abgefahren, da ich in meinem früheren Bereich wegen mittlerweile fehlender Berufserfahrung nicht mehr genommen wurde. Zudem wird einem der Seiteneinstieg mit Aussicht auf einen unbefristeten Vertrag oder gar Verbeamtung nicht leicht gemacht. Jahrelang hatte ich mich von einem Teilzeit-Jahresvertrag zum Anderen gehangelt. Ich habe mich allerdings wegen des im Vergleich zu meinen früheren Tätigkeiten dennoch besseren Gehalts für den Seiteneinstieg entschieden.
Ich arbeite allerdings an einem Gymnasium. Wahrscheinlich wird ein Job an einer für dich geeigneten Berufsschule weniger anstrengend sein, wie ja hier einige Leute berichten. Da sind die Schüler eher auch motivierter, da sie ja freiwillig hingehen und den Abschluss wollen. Außerdem ist an einer Berufsschule das Kerngeschäft: Unterricht und Prüfungen ablegen, wichtiger als an allgemein bildenden Schulen, wo es ja neben Unterricht und Klausuren noch etliche Nebenschauplätze (und Nebenjobs!!) gibt.