Beiträge von watweisich

    Kann es sein, dass ich irgendwie auf einem anderen Stern Lehrer bin?


    Ja, die SuS schreiben ca. 20 Seiten, da unsere Klausurzeit in Q1 und Q2 mindestens 3 Schulstunden beträgt. Gerade die Mädels schreiben sich einen Wolf. Wortbegrenzung ist nicht zulässig!


    Für die Erstellung einer Geographie-Klausur sind eine Sammlung von 8 (GK) und 10 (LK) Materialien zu stellen, die aus aktuellen! Diagrammen, Tabellen, Karten, Text, etc. bestehen muss. Die Nutzung von Materialien aus dem Schulbuch oder den Zentralabiturklausuren ist nicht zulässig, so dass Tabellen und Diagramme selbst erstellt und Texte zusammengefügt oder geändert/gekürzt werden müssen. Zusammen mit der Erstellung des EWH brauche ich dafür tatsächlich einen ganzen Tag.


    Das Curriculum sieht die Prüfung von drei Anforderungsbereichen in drei Aufgaben pro Klausur vor, die ziemlich standardisiert sind. Im Anforderungsbereich 3 ist eine umfangreiche materialbezogene Diskussion mit Transferleistung erforderlich. Das ist viel zu lesen und langwierig zu korrigieren.


    Meine Oberstufenkurse bestehen i.d.R. aus mehr als 20 SuS, weil das Fach beliebt ist. Als quasi Ein-Fach-Lehrer werde ich auch entsprechend mit vielen Oberstufenkursen bedacht, da hier mehr Bedarf als in Sek 1 besteht.


    Wenn sich Eltern oder Schüler wegen Problemen mit dem Lehrer an die Schulleitung wenden, dann darf man mit regelmäßigen UB´s und Einreichung von Klausuren rechnen. Da ist nichts mit selbstbestimmt arbeiten und "ich bin mein eigener Chef".

    Doch, es ist so einfach. Die Eltern versuchen dich unter Druck zu setzen. Du bist der Profi und egal ob Probezeit oder nicht, du lässt dich nicht unter Druck setzen. Ausserdem: Bist du sicher, dass deine Schulleitung Nachforschungen anstellen wird und nichts besseres zu tun hat? Wenn doch, was soll sie bei den Nachforschungen finden?

    Ok, hier wäre noch etwas aus meiner Lehrerbiografie zu berücksichtigen. Ich bin Quereinsteiger und habe kein Referendariat absolviert, sondern habe mir meine Kompetenzen durch lerning on the job mit trial and error selber aneignen müssen. Deshalb sehe ich meine tatsächliche Kompetenz als Lehrer schon mit einem gewissen Fragezeichen. Bisher hatte niemand großartig gemeckert, derzeit häuft es sich aber seitdem ich mit vollem Deputat arbeite. So wird z.B. mein Unterrichtsstil mit dem von anderen Kollegen verglichen und kritisiert. Das setzt mich zunehmend unter Druck.

    Bei einem Deputat von 25,5 Stunden (NRW) bist du im Schnitt 5 (Schul-)Stunden an der Schule. Wenn du also an mehreren Tagen Nachmittagsunterricht hast, hast du entweder später Schulbeginn oder dazwischen Freistunden, in denen du korrigieren könntest, oder?

    Es gibt ein paar Freistunden, die i.d.R. aber Vertretungsstunden sind. 5 (Schul-) Stunden sind auch illusorisch, da Klassenleitungsaufgaben, etc. auch noch hinzu kommen. An einem Tag habe ich erst zur 3. Stunde Unterricht. Ich muss zugeben, dass ich die Disziplin nicht habe, an diesem Tag vor dem Unterricht zu korrigieren, wenn ich endlich mal ein bisschen länger schlafen kann. Aber klar, hier wäre noch Zeitpotential.

    Sie müssen berücksichtigen, dass ich mich in der Probezeit befinde. So einfach ist das nicht! Die Schulleitung wird bei stichhaltigen Argumenten der Eltern Nachforschungen anstellen.

    Wie kommt es zu einer so hohen Anzahl an SEK 2-Klausuren? Bei uns schreibt man in einem zweistündigen Kurs 1 Klausur pro Halbjahr, in vierstündigem (LK quasi) zwei. Sicher hat man ggf. mehrere Kurse im Schuljahr, aber so viele?

    Mir ist erst jetzt aufgefallen, dass ich Quartal mit Halbjahr verwechselt hatte. Es sind acht pro Halbjahr! 2 Kurse EF mit jeweils einer und zwei Kurse 11 GK und einen 12 LK mit jeweils 2 Klausuren.

    Das hiesse ja, dass die Schüler (und Eltern) jede Klausur penibel durchlesen würden (das glaube ich kaum) und dass sie auch entdecken, wo du "etwas schlampiger gearbeitet hast" … woher wollen die das wissen? Sind unter den Eltern studierte Chemiker und Geographen?

    Das machen tatsächlich einige. Es sind zwar wenige, aber auch wenn es nur wenige tun, gerät man unter Druck, da man die beim nächsten Elternsprechtag auf der Matte stehen hat, mit dem Hinweis, dass man sein Kind nicht vernünftig auf die Anforderungen des Zentralabiturs vorbereiten würde und bei Wiederholungstat die Schulleitung informiert. Das ist kein Witz. Vor 2 Wochen noch erlebt!

    Kannst Du mir bitte mal die Gesamtzahl der Klausuren in der Sek II nennen, die Du pro Quartal zu korrigieren hast?
    Das können doch nicht nur acht Stück sein - und falls doch, schafft man die wirklich unter der Woche. Dafür geht kein ganzes Wochenende drauf.

    Es sind in diesem Jahr acht pro Halbjahr. Im letzten Jahr hatte ich weniger. Es bedarf vielleicht auch einer längeren Gewöhnungszeit an ein volles Deputat.
    Ich verstehe aber nicht, warum das wenig sein soll. Rechne ich die Stunden zusammen, die alleine für Korrektur und Konzeption drauf gehen, sind das über 600 Stunden pro Jahr, bzw. über 10h pro Woche, plus Erstellung der mündlichen Abiprüfungen...


    Aus euren Kommentaren kann ich entnehmen, dass es aber kein allgemeines Problem unter den Sek II-Lehrern darstellt, sondern dass ich an meiner Organisation arbeiten sollte. Danke für euer Feedback!

    Ich gebe als Arbeitszeit das absolute Minimum, das dienstrechtlich möglich ist. Entsprechend sind natürlich die Klausuren auch kürzer.

    Die Arbeitszeit ist bei uns zentral festgesetzt. Da ergibt sich kein Spielraum. Die Klausuren haben von der Aufgabenstellung her den Abituranforderungen zu entsprechen. Eingeschränkt werden nur die zu bearbeitenden Materialien.



    Ich ersetze Klausuren, wo möglich, durch andere Formen des Leistungsnachweis. Das oft mehr Arbeit in der Vorbereitung, da es aber andere Arbeit ist als das stumpfe Korrigierren, stresst es mich nicht so.

    Da habe ich leider auch keine Handhabe. In der 11 haben die SuS die Möglichkeit, eine Klausur durch eine Facharbeit zu ersetzen, die aber noch deutlich aufwändiger in der Korrektur ist!



    In Korrekturhochphasen mache ich nur Unterricht aus meinen Ordnern oder aus dem Buch.

    Das mache ich nicht nur in Korrekturhochphasen so. Irgendwo muss man sich ja entlasten.

    Ich mache das in so einem Fall sehr Selbstbewusst mit Verweis auf meine Wochenarbeitszeit und auf die Gesunderhaltungspflicht, die ich als Beamter habe.

    Da ich kein Landesbeamter bin, sondern nur einen beamtenähnlichen Planstelleninhabervertrag bei einem kirchlichen Träger habe, sind mir diesbezüglich Grenzen gesetzt.

    Mit Geographie und Chemie gehörst Du doch gar nicht zu den Großkorrigierern. Frag mal die Deutsch-, Englisch-, und Mathekollegen. Deren Kurse schreiben immer in voller Stärke fast bis zur Vorabiturklausur.
    Magst Du mal erzählen, wie viele Klausuren Du effektiv im Quartal hast?

    Ja eben!! Obwohl Geographie von Aufwand doch mit Deutsch/Englisch vergleichbar ist. Effektiv sind es pro Halbjahr tatsächlich nicht so viele ( acht ), aber die werden alle in einem kurzen Zeitraum vor den Weihnachtsferien und wieder kurz vor dem Abitur geschrieben. Es gibt ja auch noch regelmäßig Nachschreiber....

    Familienfeiern:
    Das kommt immer darauf an. Es gibt Familien, die sich oft treffen und erwarten, dass man kommt und Druck machen. Das habe ich früher in bestimmten Situation seit ich zum Studium weg war und über 100 km und später mehr zu fahren hatte, auch so erlebt. De Erwartungshaltung war von bestimmten Personen da ohne Rücksicht auf Verluste bzw. meine "Umstände". Und da finde ich, kann man das schon etwas selbstbestimmt angehen, wenn es ein Zeitproblem wegen der Fahrerei oder wie hier wegen der Korrekturen gibt.

    Zu meinem Unglück habe ich in der Familie noch eine Lehrerin, die mir in den Rücken fällt, da sie sich nicht vorstellen kann, dass ich so viel korrigieren muss. Das ist der Unterschied zur Realschule....und die wollen noch wie Gymnasiallehrer bezahlt werden....

    Es tut mir Leid, aber ich gebe deiner Familie recht.


    Und du solltest etwas an deiner Organisation ändern, denn sonst fehlst du bald noch viel öfter bei Familienfeiern. Aufgrund stationärer Aufenthalte wegen Burnout.


    Ganz im Ernst: Lass das! Deine Arbeitsweise macht einfach nur krank. Wenn du für die Klausuren wirklich so lange brauchst, dann plane den regulären Unterricht nach Buch. Gestalte deine Klausuren korrekturfreundlich, was auch immer. Tu was. Für DICH.

    Es ist nicht so, dass ich nicht alles dafür tun würde, dass es MIR besser geht. Ich neige keineswegs zur Selbstaufopferung für die armen Schüler. Mein Problem ist das Fach: Eine Geographie-Klausur lässt sich nicht so stellen, dass sie möglichst leicht und zeitsparend korrigiert werden kann. Die SuS schreiben im Schnitt 20 Seiten und es gibt viele Aspekte zu berücksichtigen. V.a. der Argumentationsweg bei der Transfer- bzw. Diskussionsaufgabe ist zeitaufwändig zu korrigieren. Ich brauche im Schnitt ca. 45min für eine Klausur. Macht bei einem Kurs mit 25 Schülern 19 Stunden, plus Erwartungshorizont und Konzipierung der Klausur. Wo soll ich bei wöchentlichen Klausuren diese 19+ ca. 8h EH+Konzipierung innerhalb der Woche hernehmen? Allerdings bin ich vergleichsweise noch gut dran. Einige Deutsch- und Englischkollegen sitzen nach ihren Aussagen ca. 1,5h an einer Klausur.

    Wie ich richtig verstehe, meinst du jetzt nicht Partner und eigene Kinder, sondern eher die Verwandtschaft wie Eltern, Tante, Geschwister.


    Ich gehe hin, gehe aber früher. Da zeige ich dann den guten Willen. Ich muss mich da nicht stundenlang aufhalten, wenn es arbeitsmäßig knapp wird.
    Wenn ich irgendwo übernachte und es gar nicht anders geht, nehme ich die Arbeit mit und ziehe mich dann zurück. Da hat dann jeder Verständnis, wenn er plastisch mitbekommt, dass ich arbeiten muss.


    Das ist sogar einmal so weit gegangen, dass mein Sohn, als er zur Firmung ging, an einem themenbezogenen Eltern- Kind- Wochenende themenbezogenen Wochenende teilnahm. Ich musste zur der Zeit dringend Zeugnisberichte schreiben, sonst wäre ich nicht fertig geworden. Da habe ich mein Laptop mitgenommen und mich immer wieder, als es ging, zurückgezogen um da weiterzuarbeiten.

    Äh ja...eigene Familie ?....für mich undenkbar bei der Arbeitsbelastung. Viele Kollegen an meiner Schule sind aus diesem Grunde kinderlos.

    Wie gesagt, ich korrigiere fast ausschließlich am Wochenende. In der Woche komme ich gegen 15:30-16:00 Uhr nach Hause. Dann bin ich allerdings derart platt/genervt, dass ich nicht mehr bis in die Puppen am Schreibtisch sitze, sondern Feierabend brauche. Vorbereitung findet idealerweise in den Freistunden statt. Hier zu korrigieren lohnt sich nicht, da ich keinen ruhigen Arbeitsplatz habe und es v.a. in Geographie mehr als einfach nur Abhaken bedarf.

    Hallo Zusammen,


    ich möchte mir ein Problem von der Seele schreiben, mit dem sicher viele von euch zu kämpfen haben.


    Derzeit stapeln sich wieder die Klausuren, ich lasse jetzt im November/Dezember wöchentlich Klausuren in der Sek 2 schreiben und diese wollen ja auch noch dazu erstellt werden, was inklusive Erwartungshorizont einen ganzen Tag in Anspruch nimmt. Nach den Weihnachtsferien kommen die nächsten Klausuren/Facharbeiten und dann steht schon das Abitur vor der Türe. Das heißt, ich habe bis Ende Mai kein freies Wochenende. Meine Familie ist ziemlich sauer auf mich, da ich mich für Familienfeiern, Geburtstagen, etc. ständig entschuldigen muss. Niemand will verstehen, dass meine Wochenenden für Korrekturen blockiert sind. Meine Mutter kann nicht verstehen, warum ich die Klausuren nicht abends in der Woche korrigiere. Wenn ich 6-7 Stunden am Stück unterrichtet habe, bin ich erst einmal platt und kann mich nicht in Ruhe abends noch mal eben kurz an 2-3 Klausuren setzen. Ich korrigiere meine Klausuren immer am Stück, da es eine gedankliche Einarbeitung in die Thematik und eine Vergleichbarkeit zwischen den Schülerleistungen bedarf. Ich brauche alleine ca. 2 Stunden, um mir einen Überblick zu verschaffen. Dazu brauche ich Zeit, Konzentration und Ruhe. Das lässt sich nicht eben so mal abends machen.


    Wie geht ihr mit dieser Situation um? Ich habe bereits Strategien entwickelt, wie ich die Klausuren möglichst zeitoptimiert korrigiere. Allerdings steigen mir bei der Klausurenausgabe regelmäßig die Schüler/Eltern aufs Dach, wenn ich etwas schlampiger gearbeitet habe.
    Wie macht ihr euren Familienmitgliedern/Freunden klar, dass Wochenenden zum Arbeiten blockiert sind?


    Danke!

    Danke für deine Ermutigung, Midnatsol.


    Auch mir geht es des Öfteren so, dass ich substantiell an der Unterrichtsvorbereitung sparen muss, weil es viele andere Baustellen gibt oder weil ich es einfach nicht einsehe, nach einem durchkorrigierten Wochenende Stunden damit zu verbringen, Extramaterialien vorzubereiten. Ich gehöre auch durchaus zu der Sorte Lehrer, die gerne ökonomisch arbeiten und Hilfestellungen wie Schulbücher dankend annehmen. Auf der anderen Seite möchte ich aber auch ein gutes Verhältnis zu den Schülern bewahren und ihnen eine vernünftige Abiturvorbereitung ermöglichen. Wenn die Schüler jedoch den Eindruck haben, der Kollege des Parallelkurses bietet eine wesentlich bessere Abiturvorbereitung, könnte es über die Schülerkritik hinaus möglicherweise auch zu (juristischen?) Klagen der Eltern kommen. Welche Handhabe hätten die Eltern in diesem Falle mit gegenüber und welche Kriterien würden dabei zum Tragen kommen?

    Danke für die Anregungen!


    Ich werde die Kritik durchaus ernst nehmen und sensible Punkte wie die Sicherung zentraler Inhalte (als Lerngrundlage für die Klausur) anpassen.


    Auch ich sehe die konsequente Arbeit am Fachbuch für die Schüler als Vorteil, da so eine gute Struktur gewährt ist. Allerdings habe ich den Eindruck, dass mir die Schüler durch die Blume vermitteln wollen, dass ich zu faul bin, eigene Arbeitsblätter, Übersichten von Begriffsdefinitionen, Modellerläuterungen, etc. zu erstellen. Ich habe z.T. sehr anspruchsvolle Schüler, welche den Lehrern genau auf die Finger schauen und die erwarten, dass man "liefert".

    Ich würde mich über Anregungen bzgl. folgender Situation freuen.


    Schüler eines Oberstufenkurses kommen nach der Stunde zum Lehrer und bemängeln die Art des Unterrichts, insbesondere im Vergleich zu einem Kollegen des Parallelkurses. Der Vorwurf lautet, dass die Klausurenvorbereitung methodisch nicht adäquat wäre (zu viel am Buch, zu wenig Tafelanschrieb, zu wenig Extramaterialien, zu viel Vortrag und Diskussion). Der Kollege des Parallelkurses ist eine fachlich absolut passionierte, didaktische Koryphäe, der Kritisierte ist Junglehrer. Hier werden ihm anscheinend fehlende Standards des Unterrichts zum Verhängnis. Muss sich der kritisierte Lehrer evtl. enger mit dem Kollegen absprechen oder sogar die gleichen didaktischen Methoden übernehmen?


    Danke!

    Kurz mal eben zu deinem letzten Absatz: Du hast ein völlig falsches Bild vom Berufskolleg, der Tätigkeit dort und den Schülern.


    Die wenigsten sind „freiwillig“ da. Viele sind da, um Kindergeld zu kassieren. Selbst die S. in der dualen Ausbildung benehmen sich manchmal so, als hätte ich Ihnen die Ausbildung aufgezwungen und als würden sie nicht locker 1000€ dafür kassieren, dass sie da sitzen. Das ich von Ihnen verlange, dass sie den Taschenrechner aus der Tasche holen UND auch noch bedienen... ne. Unmenschlich.


    Zusatzjobs und Nebenkriegsschauplätze gibt’s am BK zuhauf. Und für die wenigsten Tätigkeiten gibt’s Ermäßigungsstunden.

    Ich habe, ehrlich gesagt, noch nie eine Berufsschule von innen gesehen, deshalb kann ich mir wirklich kein Urteil bilden. Die Kommentare ließen mich vermuten, dass es an einer Berufsschule vielleicht weniger stressig zugeht und die Lehrer dort besonders glücklich wären. Solch positiv formulierte Statements würde man von meinen Kollegen auf dem Gymnasium nie lesen ;-).

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