Beiträge von watweisich

    Ich hatte mir heute Abend mal so einige Gedanken über meine Beiträge und die Diskussion hier gemacht und komme zu dem Schluss:


    Alles mal ein bisschen lockerer sehen!


    Wir haben es sowieso schon nicht leicht, jeden Tag mit 25-35 SuS unterschiedlichster Art eingesperrt zu werden, mit den ganzen Nebenschauplätzen, etc., die uns täglich einiges abverlangen. Man kann eben nicht immer perfekt funktionieren und ehrlich gesagt, will ich das auch gar nicht.

    Wäre es vielleicht eine Möglichkeit, auf Teilzeit runterzugehen, wenn dich die Situation gerade so stresst? Als Referendar legt man aus gutem Grund mit 12 oder 15 Stunden los.

    Das würde sicherlich einiges entspannen. Bisher wollte ich mir noch nicht eingestehen, dass mich das Volldeputat evtl. überfordert. Aber ein Beruf, wo man nicht in der Lage ist in Vollzeit zu arbeiten? Irgendwie auch komisch. In anderen Berufen erhält man (während der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit!) Gelegenheit, sich in die Materie einzuarbeiten. So ganz einsehen will ich das nicht.

    Du hast dich für einen Quereinstieg in einen akademischen Beruf entschieden. Also bist du auch in der Bringschuld, neben deiner Tätigkeit, das erforderliche Wissen und erforderliche Fähigkeiten anzueignen. Mit einer 40h-Woche ist das dann eventuell nicht getan. Die Schüler haben ein Recht darauf.
    Lies Grundlagenliteratur, besuche Fortbildungen, hospitiere bei Kollegen, ... viele Tipps hast du hier schon bekommen. Plane zu Beginn einfache Stunden (Einstieg, Erarbeitung, Sicherung) ohne schnickschnack, die aber das Erreichen des Lernziels ermöglichen. Denn darauf kommt es an. Wie weitere auch vor mir schrieben, gehört eine Sicherung an der Tafel dazu.

    Ich sollte zunächst an meiner Einstellung arbeiten und erkennen, dass ich mich trotz mehrjähriger Unterrichtspraxis immer noch in der "Ausbildung" befinde und weiterhin noch viel Nachholbedarf habe. Das ist eine unangenehme Erkenntnis, aber da werde ich nicht drum herum kommen.

    Liebe Leute,


    ich danke euch für die Anregungen!


    Beim Lesen eurer Tipps könnte man das Problem des "schlechten" Unterrichts auch auf eine Ursache herunterbrechen:


    Das was ihr über gute Unterrichtsgestaltung schreibt, erfordert stets einen erheblichen Aufwand an Vorarbeit/Planung, die ich so bisher noch nicht für jede Stunde zu leisten bereit war. Es geht wohl grundsätzlich darum, eine Work-Life-Balance zu finden, die neben den 26-28 Unterrichtsstunden und Klausurkorrekturen noch Raum für die Vorbereitung des Unterrichts zulässt, ohne dass man nur noch für den Job lebt. Dazu bedarf es meinerseits zunächst einmal die Einsicht, bzw. Bereitschaft, pro Woche deutlich mehr als 40 Stunden zu arbeiten. Da ich diese Einsicht bisher noch nicht verinnerlicht habe, muss ich wohl auf unangenehme Art dazu gezwungen werden? Nur frage ich mich dann erst Recht, ob der Lehrerberuf dann nicht auch unzufrieden macht. Es ist doch ganz eindeutig, dass, wenn ein Lehrer entsprechend "guten" Unterricht machen will, eine erheblich überdurchschnittliche Arbeitszeit erforderlich ist, die m.M. nach mit dem Arbeitsrecht, der Fürsorgepflicht, etc. und auch mit dem eigenen Gewissen nicht zu vereinbaren ist. Oder habe ich da einen Denkfehler? Für mich soll der Beruf eine Notwendigkeit sein, meinen Lebensunterhalt für das "Richtige" Leben zu verdienen. Er ist weder mein Hobby, dem ich leidenschaftlich nachgehe, noch will ich mich durch den Beruf gesundheitlich ruinieren.

    Was ist daran so schlimm?

    Möglicherweise, weil der betreffende Lehrer keine (Lehrer-) Fachperson ist. Er hat an der Uni gelernt, wie man hydrologische Modelle programmiert, mit fachspezifischer Software arbeitet oder wie man wissenschaftliche Artikel schreibt. Alles, was er als (Lehrer-)Fachperson an der Schule braucht, hat er sich selbst beigebracht, bzw. durch learning by doing.

    Das ist ja schon sehr hilfreich, vielen Dank!

    Ich unterrichte auch Chemie und ehrlich ... methodisch bin ich eher langweilig unterwegs. Ich finde, Chemie ist kein Fach, das sich besonders für Gruppenarbeiten und sowas eignet. Es gibt viel zu viel abstraktes Zeug, das die SuS gar nicht wirklich selbständig erarbeiten können, man muss auch bei Lernaufgaben bzw. Leitprogramm-Arbeit immer sehr stark durch die Auswahl der Aufgaben und Fragen führen. Ich glaube aber, dass mein Unterricht sehr "bedarfsgerecht" ist. Die SuS brauchen verlässliche Informationsquellen um sich auf ihre Prüfungen vorzubereiten und die Prüfungsaufgaben dürfen auch nicht allzu weit von dem weg sein, was im Unterricht gemacht wurde. Mit zu viel Transfer kannst Du sie sehr schnell komplett abschiessen und das ist absolut nicht sinnvoll. Es fällt ihnen schon schwer genug, ihnen bekannte Konzepte anhand neuer Beispiele zu rekonstruieren.


    Kurzum, ich glaube nicht, dass mangelnde Methodenkompetenz Dein Problem ist. Chemie ist ein aufbauendes Fach und Du musst Deine Unterrichtsreihen sehr vorausschauend planen. Überlege Dir bei jedem theoretischen Aspekt, den Du neu einführst, ob Du ihn 1. wirklich gebrauchen kannst und 2. falls ja, wann genau Du ihn wieder gebrauchen kannst und wofür. Beispiel: Ich führe beim Atombau das Orbitalmodell nur im Schwerpunktfach ein, im Grundlagenfach bleibe ich bei Bohr. Ich kenne Kollegen, die das Orbitalmodell auch im Grundlagenfach bringen, dann aber niemals damit arbeiten. Ich brauche das im Schwerpunktfach später für konjugierte Doppelbindungssysteme (die erkläre ich mit der MO-Theorie) und dementsprechend organische Farbstoffe bzw. Halbleiter. Das sind Themen, für die ich im Grundlagenfach eh keine Zeit habe, wozu soll ich denen dann das Orbitalmodell reinprügeln. Spiralcurriculum ist das Zauberwort, nicht Methoden-Trallafitti.

    In Chemie bin ich auch sehr konkret. Es werden die Grundlagen gelernt und danach oder vorher mit einem Versuch veranschaulicht. Hier gibts dann auch immer einen Tafelanschrieb mit Versuchsaufbau, Durchführung, Beobachtung, Hypothese, Ergebnis. Die Atommodelle zeige ich alle bereits in der 7.Klasse, aber nur um zu demonstrieren, was es so alles gibt. Tiefer ins Orbitalmodell eintauchen und damit arbeiten, macht dann keinen Sinn.

    Und dann bitte auch bei solchen Äußerungen vorsichtig sein:
    "Der Lehrer indoktriniert weniger sondern entwickelt besonders in der Oberstufe das Thema oft in einer Diskussion, was manchen zu wenig konkret erscheint."


    Zwischen "indoktriniert weniger" und Methodenvielfalt besteht kein Zusammenhang.


    Davon abgesehen ist es durchaus so, dass Schüler etwas, das sie selbst auch einmal aufgeschrieben haben, besser behalten als etwas, das nur im Buch steht. Eine meiner Aufgaben als Lehrer besteht mMn manchmal (!) schon darin, den (je nach Fach und Buch mehr oder weniger ausschweifenden, schwammigen) Buchtext zu in einen Tafelanschrieb zu packen (strukturieren, kürzen etc), dass man damit leichter lernen kann, als mit dem Buch.
    Darüber hinaus kann man auch Argumente/Struktur einer Diskussion an der Tafel sichern.

    Damit wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass der Unterricht genau das Gegenteil von Indoktrinieren ist, mit Methodenvielfalt war kein Zusammenhang beabsichtigt.


    Ich sehe die Vorteile der Tafelsicherung ein. Es gibt aber auch erhebliche Nachteile. So dauert das Abschreiben ewig und ständig wird man gefragt, wie dieses und jene Wort heißt.

    Hilbert Meyer „Unterrichtsmethoden“: Da kannst du viele Methoden nachlesen. Und dann musst du sie halt ausprobieren, wie die anderen Referendare ja auch. Viel mehr als theoretisches Wissen haben die dazu ja auch nicht. Und für die Sicherung musst du dir vorab genau überlegen, wie diese aussehen soll (Tafelanschriebe, Hefteinträge, Lernplakate etc. s.o.).

    Das Buch wurde mir auch schon empfohlen, Danke!
    Eine von SuS selbstständig im Heft erarbeitete Aufgabe ist nicht als "Sicherung" zu verstehen?

    Nachdenken und eigenständig Arbeiten ist natürlich wichtig, insbesondere, wenn die Schüler dies bislang nicht gewohnt sind. Allerdings sind gerade in der Sek 1 auch Tafelanschriebe, Hefteinträge etc. wichtig. Wie sollen die Schüler sich auf eine Klassenarbeit ansonsten vorbereiten? Und in keinem Fach geht es nur ums Diskutieren, sondern Fachwissen und somit Fakten bilden hierfür überhaupt erst die Grundlage.
    Nachtrag: Deine Antwort hat sich gerade mit meiner überschnitten. Passt aber trotzdem zumindest teilweise.

    Die Fakten stehen aber schon im Lehrbuch. Und natürlich werden diese gelehrt, nur nicht unbedingt ständig an der Tafel gesichert. Eine Diskussion ohne Hintergrundwissen würde der betreffende Lehrer auch als Zeitverschwendung erachten.

    daran klingt nichts "schlecht", eher im Gegenteil.
    Die Frage ist einerseits nach wie vor - um welches Fach oder welche Fächer geht es, und - da du Oberstufe schreibst - gehe ich mal vom Gymnasium aus?
    Klingt ansonsten, als hätten die SuS bisher "nur" Frontalunterricht gehabt, und können mit der Unterrichtsart nicht umgehen, was sehr schade ist - denn idR haben sie von so einem Unterricht mehr.

    Ich denke, das Problem ist nicht, dass die SuS nur Frontalunterricht gewohnt sind, sondern ein abwechslungsreiches Methodenspektrum, welches der betreffende Lehrer aber nie in dem Umfang gelernt hat, wie es in aktuellen Referendariaten gelehrt wird. Zudem ist wohl die Sicherungsphase zu wenig konkret. Fächer Erdkunde/Chemie

    Woran machen die Schüler/Eltern den „schlechten“ Unterricht fest? Sind die Noten schlechter geworden? Verstehen die Schüler die Inhalte nicht? Werden weniger „besondere“ Aktivitäten wie Exkursionen, Projekte, Teilnahme an Wettbewerben etc. im Vergleich zu Parallelklassen oder vorherigem Unterricht gemacht? usw. usf. Was genau stört sie?
    P.S. Nennung des Faches wäre gut, um die gezieltere yHinweise geben zu können.

    Weder noch. Es ist eher der subjektive Eindruck und möglicherweise auch Tratsch. Hier unterrichtet jemand einfach anders, als man es gewohnt ist und das ist schonmal verdächtig.

    Der Lehrer indoktriniert weniger sondern entwickelt besonders in der Oberstufe das Thema oft in einer Diskussion, was manchen zu wenig konkret erscheint. Es gibt selten Tafelbilder zum Abschreiben und Auswendiglernen, sondern eher Aufgaben zum Nachdenken und eigenständigem Arbeiten. Der Lehrer versteht sich eher als Moderator als dass er alleinunterhält. Auch die Sek1-SuS haben wenig konkrete Tafelanschriebe in den Heften, sondern eigenständig erarbeitete Aufgaben. Eltern fragen den Lehrer, wie die SuS mit ihrem Heft lernen sollen. Der Lehrer entgegnet, dass die SuS nicht ihr Heft auswendig lernen, sondern im Unterricht mitarbeiten sollen.

    Wie soll sich ein Lehrer verhalten, über den sich Schüler und Eltern beschweren, da dieser anscheinend "schlechten" Unterricht macht? Der Lehrer bemüht sich um "guten" Unterricht, was aber nicht ausreicht um zu beschwichtigen. Er wird weiterhin mit Kollegen verglichen und der Unterricht als im Vergleich nicht adäquat bemängelt, was sich in der Schüler/Elternschaft herumspricht. Der Lehrer ist Quereinsteiger und hat deshalb den didaktischen Methodenkanon nicht gelernt/verinnerlicht. Liegt es möglicherweise daran? Kann ein solcher Lehrer in seinem Job glücklich werden oder sollte er die Notbremse ziehen? Gibt es spezielle Fortbildungen für didaktisch adäquates Unterrichten?

    Ich finde es aber immer wieder verwunderlich, sich in einem Forum anzumelden, ein Problem loszuwerden und dann bei JEDEM Hinweis zu erklären, warum das gerade beim TE leider nicht änderbar ist. (Keine Kinder zu bekommen, weil man sich die zeitlich als Lehrer nicht leisten könne z.B. ist doch etwas albern).


    Da denke ich mir halt, derjenige möchte gern am Problem festhalten, welche Funktion das auch immer erfüllen mag.

    Es ist sicherlich nicht so, dass ich an dem Problem festhalten möchte. Die Anregungen helfen mir ja auch. Aber scheinbar ist es so, dass sich viele Schulen und Schulformen doch so stark unterscheiden, dass ich bei vielen Diskussionsteilnehmern auf wenig Verständnis treffe. Es ist ja schön, dass der Lehrerberuf zeitlich anscheinend für die meisten Kollegen doch nicht so zeitaufwändig ist und der Großteil noch Zeit für Hobbys, Familie, etc. hat. Ich sehe mich mit meinem Zeitproblem allerdings nicht alleine, da es viele meiner Kollegen betrifft, die auch kaum Spielraum haben, dies zu ändern. Höre ich mich direkt im Kollegium um, erfordert die Korrektur einer Oberstufenklausur zwischen 30 min (Mathe/Physik) und 2-3 Stunden (Deutsch, Englisch). Es kann doch nicht sein, dass die alle zu blöd sind, korrekturfreundliche Klausuren und Erwartungshorizonte zu stellen?

    Ich meine 20 Spalten, nicht voll beschriebene Seiten.


    Die Angabe von über 20 SuS bezieht sich auf die tatsächlich schreibenden SuS. In meinem derzeitigen EF-Kurs sind insgesamt 29 SuS von denen 26 schreiben. In den anderen Kursen schreiben auch 20 SuS oder mehr.


    Dass keine Materialien aus den Zentralabiturprüfungen und Schulbüchern verwendet werden sollen, wurde mir so mitgeteilt. Ob dies ein Fachkonferenzbeschluss ist oder von oben kommt, ist mir nicht bekannt.

Werbung