Beiträge von watweisich

    Ich habe gerade nachgesehen. Hattersheim oder Sossenheim ginge evtl. noch in einer Großwohnanlage. Fragt sich nur, ob man da unbedingt wohnen möchte. Naja, bei Eigenheimwunsch ist die Standortfrage mittlerweile ja Luxusdenken.


    Das geht hier aber so langsam offtopic....

    Zeig mir den Arzt, der bei Vollzeit nach 39.5 h das Stethoskop fallen lässt.

    Ärzte und Akademiker in der Wirtschaft mit AT-Vergütung verdienen wesentlich mehr als ein A 13-Lehrer. Natürlich sind damit dann auch Überstunden abgegolten. Man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Von meinem Gehalt kann ich mir in meiner Stadt im Rheinland gerade so eine Wohnung mieten, von Eigentum darf ich nur träumen. Für diesen bescheidenen Lebensstandard möchte ich mich nicht kaputtarbeiten. Sollte man noch Kinder haben, sieht es nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell übel aus. Ich gehöre hier keinesfalls zu den Besserverdienenden, nichtmal Durchschnitt. Darum macht man sich hin und wieder mal seine Gedanken, ob der Lehrerberuf unter diesen Umständen die richtige Entscheidung war.

    Weil die eigenen Handlungen auch Ursache des Problems sein können. Wenn man das nicht lesen/hören will, darf man nicht fragen. Es sind bereits mehrere KuK hier zu dem Schluss gekommen, dass der TE eigentlich eher wenig korrekturintensive Kurse führt. Ich unterrichte z. B. ausschliesslich Sek II und korrigiere - das lässt sich aus allen genannten Zahlen eindeutig ableiten - erheblich mehr. Da mein Empfinden und auch das der Mehrheit meiner KuK dadurch bei weitem nicht so beeinträchtigt ist wie das des TE muss es für dessen Unzufriedenheit wohl andere Ursachen geben als die blosse Anzahl an Korrekturen.

    Das sehe ich ein. In meinem Kollegium erlebe ich aber jeden Tag, dass ich mit meiner Einschätzung nicht alleine bin.


    In den anderen akademischen Berufen wurden mir Überstunden entweder bezahlt oder durch Urlaub abgegolten. Ist das mittlerweile nicht mehr üblich?

    Trotzdem muss ich insgesamt feststellen, dass, selbst wenn man kein Vollkorrekturfachlehrer wie in meinem Fall ist, mir die Arbeitsbelastung exorbitant hoch erscheint. Vor meiner Lehrertätigkeit war in in mehreren Berufen in Vollzeit beschäftigt und hatte bei keinem dieser Jobs eine ähnlich hohe Arbeitsbelastung bei der 39,5h-Woche. Das kann ja nicht nur an mir liegen?


    Was ich am Ende damit sagen will ist:


    Wie schafft Ihr das, wenn Ihr zwei Hauptfächer unterrichtet?????


    Und gleichzeitig frage ich mich:


    Warum lasst Ihr euch sowas bieten???

    Man kann sich natürlich auch weiter als Opfer der Rahmenbedingungen inszenieren oder man übernimmt einfach mal Verantwortung für die Ausgestaltung seiner Arbeitszeit und sorgt dafür, dass diese die vorgegebene Arbeitszeit auf Dauer nicht überschreitet. Instrumente hierfür gibt es genug. Dazu gehören neben einer eigenen Zeiterfassung, effizienter Unterrichts- und Klausurgestaltung und zielführenden Gesprächen mit der Schulleitung zu Zusatzaufgaben als Ultima Ratio auch die Überlastungsanzeige und entsprechende Konsequenzen. Der erste Weg führt mit hoher Sicherheit zum Erleben von Frustration, der zweite eher zum Erleben von Selbstbestimmtheit.


    Und wenn sich eine Lehrkraft darüber beschwert, dass die Wochenenden ständig mit Klausuren blockiert sind und kein soziales Leben mehr möglich sei, gleichzeitig aber in der Woche oft bereits am frühen Nachmittag Feierabend macht und dann nicht noch einmal an den Schreibtisch geht, dann ist das durchaus ein Verteilungsproblem der Arbeitszeit, welches selbst gelöst werden kann.

    Sag mal, auf welcher Seite stehst du eigentlich?


    Mein Post soll u.a. ein Beitrag dafür sein, die offensichtlichen Missstände und Ungerechtigkeiten des Lehrerberufs anzuprangern und für vernünftige Arbeitsbedingungen mit modernen Formen von Work-Life-Balance einzustehen.


    Anstatt dass wir uns alle gegen diese Arbeitsbedingungen zusammenschließen und für uns als Lehrer einstehen, weil die Rahmenbedingungen objektiv nicht stimmen (das gilt aber nicht nur für Korrekturbelastung, sondern für etliche andere Baustellen), wird Kritik an individuellem Zeitmanagement, etc. geübt.

    Wie sollen die Länder Entlastungen für unseren Beruf verabschieden, wenn wir nichtmal geschlossen hinter unseren Forderungen stehen und sich die Lehrer gegenseitig in den Rücken fallen?


    Sorry, ich kann solch ein Verhalten einfach nicht verstehen...

    Mal ganz pragmatisch gedacht: Anforderungsniveau der Klausuren hochsetzen, Erdkunde weg vom kann-irgendwie-jeder-Image leiten, Anwahlverhalten beeinflussen.

    Ja, das ist genau das, wo ich ansetzen könnte. Leider hatte ich in den letzten Jahren die Klausuren immer mehr vereinfacht, damit sie auch schneller zu korrigieren sind. Das spricht sich dann ja auch rum.

    Womöglich liegt deine exorbitante Korrekturenzeit einfach an so etwas Banalem wie dem Lesetempo. Solltest du in jedem Fall mal checken.

    Ich habe keine exorbitant lange Korrekturzeit. Die Kollegen brauchen länger. Es geht mir um Grundsätzliches: Wie kann es sein, dass ein "40-Stunden-Job" so viel Zeit frisst, dass man kaum noch ein Sozialleben führen kann? Warum muss von der Bezirksregierung ein Klausurenformat angeordnet werden, welches einen dazu zwingt, die Klausur nicht deutlich unter 1h zu korrigieren? Darum geht es. Man verlangt von uns, was wir nicht leisten können.

    Für mich gilt: Ich arbeite die Dinge so ab, wie ich es kann und wie die Wichtigkeit ist. Das sage ich den Schülern so, fast alle verstehen udn akzeptieren das.

    Ich habe dem LK, der Ende nächster Woche schreibt, bereits vor einer Woche verkündet, dass die Rückgabe erst nach den Osterferien erfolgt. Das wurde auch so akzeptiert.

    Nein, eigentlich nicht. Ich mache auch bei einem kleineren Volldeputat deutlich mehr, hab ich ja schon vorgerechnet. Klassenleitung habe ich auch. Sieh zu dass Du Deine Arbeitsprozesse optimierst, Vorschläge wurden hier ja gemacht.

    Deutlich mehr???


    Naja, wenn auch die Besoldung in der Schweiz besser ist, dann stimmt doch da auch etwas nicht?

    So wie ich Deine Beiträge lese, scheint das ein zentraler Teil des Problems zu sein. Mir fällt auch auf, dass Du mindestens zum zweiten mal der Frage nach Deinem Gesamtdeputat und Deiner sonstigen Korrekturbelastung jenseits der zwei Leistungskurse ausweichst.

    Gesamtdeputat sind 26 Stunden, davon 13 in der Sek2. Korrekturen nur in Sek2: 2 Klausuren EF, jeweils 4 Klausuren Q1 und Q2 pro Schuljahr. Dazu noch Klassenleitung in der 5. Das ist zwar viel, aber wenn ich mir die anderen Kollegen anschaue, machen die auch nicht viel weniger.

    Wie kommst du auf 10 Stunden pro Woche? In meinem Fall wären es 5 Stunden, die Gefahr laufen, anderweitig delegiert zu werden.


    Ja, ich bin auf der anderen Seite auch froh, weniger in Sek 1 unterrichten zu müssen. Deswegen habe ich der Übernahme von 2 LK´s zunächst einmal mit positiver Erwartung zugestimmt. Das Problem ist jetzt, dass die Klausuren so kurz hintereinander geschrieben werden und ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe. Bisher war es immer so, dass ich die eine Klausur korrigieren konnte, bevor die nächste auf dem Tisch landet. Früher waren die Klausurzeiten auch kürzer, so dass weniger geschrieben wurde.

    Ach, da ginge schon etwas, in der Tat. Wir könnten die Klausurlängen kürzen und schlechter aufs Abitur vorbereiten, und ich wäre voll dafür! (In Englisch geschieht das bereits und ist vom Kultusministerium abgesegnet.) In Deutsch ist das vom Kultusministerium explizit nicht gewünscht, aber eben auch nicht explizit wörtlich direkt und unmittelbar verboten. Da sträuben sich allerdings die Kollegen und Kolleginnen tatsächlich.

    Unsere Fachkonferenz hat mit großer Mehrheit dafür abgestimmt, die Klausurlängenvorgabe voll auszuschöpfen, mit dem Argument, die SuS würden strukturierter formulieren, wenn sie mehr Zeit für die Klausur haben. In Einzelfällen mag das sicher auch stimmen...

    Schön, dass ich eine so interessante Diskussion anstoßen konnte.


    Die Ratschläge zur Verkürzung der Korrekturzeit und anderweitiger Entlastung nehme ich gerne an.


    Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mittlerweile einen regelrechten Hass auf die Arbeitsbedingungen des Lehrerjobs und die Bezirksregierung entwickelt habe und alles dafür unternehme, mich selbst zu schützen. Dazu gehört auch, dass ich meine Korrekturweise auf ein Minimum zurückgeschraubt habe. Grundsätzlich mache ich keine Positivkorrektur, lese die Klausur nur einmal durch, schreibe keine Randnotizen oder gar Texte zur Reflektion. Ferner stelle ich keine komplett selbst erstellten Klausuren mehr, sondern nutze kommerzielle Angebote, alte Klausuren, Klausuren aus Lehrbüchern, etc.

    Was mich ankotzt ist, das selbst diese z.T. nicht zulässigen Maßnahmen nicht zu einem erträglichen Maß der Korrekturbelastung führen. Wenn ich so vorgehen würde, wie die älteren Kollegen: genauestens nach Vorgaben, alle Klausuren selbst erstellt, absolut perfekte Korrektur, etc., dann hätte ich, genau wie diese, kein Leben mehr. Das will ich mit aller Vehemenz vermeiden.


    Ich möchte auch noch eine Lanze für die Deutschkollegen brechen. 1,5h sind für die Deutschkollegen für eine Vorabiklausur Minimum. Die meisten brauchen länger. Natürlich kann ich nicht beurteilen, ob das an den Kollegen liegt, oder dem Aufgaben/Korrekturformat.

    Warum wird denn Geographie derart häufig als Leistungskurs gewählt?


    Gilt es als wenig arbeitsintensives Fach? Kann man verhältnismäßig einfach gute Noten erreichen?


    Dass es bei so vielen SuS eine derart große Begeisterung für geographische Inhalte gibt, halte ich ehrlich gesagt für eher unwahrscheinlich.

    Geographie ist bei uns seit vielen Jahren hoch im Kurs. Es gilt als vergleichsweise einfaches Fach, aber viele SuS sind auch sehr an den Inhalten interessiert. Zudem sind viele Geographiekollegen sehr beliebt. Da kommen viele Faktoren zusammen.

    Als ich in der Schule war, ist in der Oberstufe nichtmal ein LK zustande gekommen.

    Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe, aber sie haben auch den meisten Korrekturaufwand. Wenn ich mir vorstelle, immer positiv korrigieren zu müssen...

    Unsere Doppelkorrekturfachlehrer haben sich mit ihrer Situation irgendwie arrangiert. Fast alle Frauen, die einen gut verdienenden Mann Zuhause haben, sind auf Teilzeit, die Vollzeitkollegen sind teilweise richtig verbittert. Da berichtet mir man z.T. auch von dauerhaft Wochenarbeitsstunden um die 70 plus x. In solch einer Situation hätte ich längst des Beruf gewechselt. Ich klage noch auf hohem Niveau, allerdings empfinde ich meine Situation schon als Zumutung.

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