Beiträge von FreMe

    Es wurde jetzt übrigens klargestellt, dass die Lehrbefähigung wohl doch erhalten bleibt und kein Zertifikatskurs notwendig sei, man dürfe sich aber fortbilden (danke, das ist nett. Wusste ich ja bisher gar nicht, dass ich das darf). Im Wortlauf antwortete die Ministerin höchstselbst (bzw. diejenigen, die das für sie tun :P):"

    Zitat

    Mit der Einführung des Faches Wirtschaft bzw. Wirtschaft-Politik, das an Gymnasien bereits im Schuljahr 2019/20 und in diesem Schuljahr auch an allen anderen weiterführenden Schulen gestartet ist, verfolgt die Landesregierung das Ziel, die ökonomische Bildung in den Schulen als Bestandteil der Allgemeinbildung gezielt zu stärken. Diese Kompetenzen, die neben Kenntnissen der Wirtschaftsordnung auch Aspekte der Verbraucherbildung umfassen, dienen der Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf eine selbstbestimmte Lebensgestaltung und einen erfolgreichen Berufseinstieg.

    Ich möchte jedoch deutlich klarstellen: Neben der ökonomischen Grundbildung hat selbstverständlich und ohne Wenn und Aber die politische Bildung weiterhin in den Schulen und im Unterricht ihren festen Platz. Dies spiegelt sich auch in den entsprechenden Kernlehrplänen wieder. Bereits bei der Konzeption und Erarbeitung des Fachs wurde von Seiten des Ministeriums für Schule und Bildung größter Wert darauf gelegt, dass die Einführung bzw. Neukonzeption des Schulfachs Wirtschaft nicht zu Lasten anderer Lernbereiche oder Fächer erfolgt. Auch das jetzt vorgesehene neue Lehramtsfach „Wirtschaft-Politik“ wird ein integratives Fach sein, das nicht auf den Bereich Wirtschaft beschränkt ist. Sorgen in Bezug auf die Zukunft der wichtigen politischen Bildung im Bereich Schule sind somit unbegründet.

    [...]   Die Studierenden des Faches Sozialwissenschaften müssen sich um ihre Lehramtsbefähigung jedoch nicht sorgen. Studiengänge, die im Rahmen der bisherigen Ausbildung bereits akkreditiert sind, können bis auf Weiteres weiter angeboten werden. Die in den nächsten Jahren noch zu erwerbenden Abschlüsse behalten dabei natürlich ihre Gültigkeit.
    Alle Berechtigungen, die in der Vergangenheit mit dem Fach „Sozialwissenschaften“ erworben wurden und in den kommenden Jahren von heutigen Studierenden noch erworben werden, bleiben bestehen.
    Bereits ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer mit dem Studienfach Sozialwissenschaften und einer entsprechenden Lehrbefähigung haben alle nötigen Voraussetzungen, das neue schulische Fach „Wirtschaft-Politik“ fachgerecht zu unterrichten. Eine weitere Qualifizierung ist nicht notwendig. Unabhängig davon steht allen Lehrkräften die Möglichkeit zur Fortbildung offen.


    Zwischenzeitlich wurde übrigens den bösen Sowi-Hippies der Vorwurf gemacht, man verbreite absichtlich Fake News, um die Landesregierung zu diskreditieren. Denn es sei ja gar nicht geplant, dass Sowi-Lehrer*innen ihre Lehrbefähigung verlieren. Dass das aus der Anfrage stammte und nicht erfunden wurde, wurde dann schön unter den Teppich gekehr.

    Interessant finde ich auch die Behauptung, es komme nicht zu kürzungen in anderen Lernbereichen. Von Soziologie spricht die Ministerin aber an keiner Stelle, lediglich von "politischer Bildung", wobei sie offenbar eine enge Definition von "Politik" im Sinne hat, da sie dies ja von ökonomischer Bildung abgrenzt.

    Die Kernlehrpläne der Fächer Wirtschaft-Politik (G9, SI), Politik/Wirtschaft (G8, SI) und Sozialwissenschaften (SII) sind ja online abrufbar und für jedermann und jedefrau einsehbar. Auf eine Darstellung der Gegenstände verzichte ich daher an dieser Stelle.


    Am Ende der Q2 geht es um das große Inhaltsfeld "Globale Strukturen und Prozesse". Aus aktuellem Anlass werde ich da vermutlich in irgendeiner Art und Weise über die "neue Seidenstraße" aus China sprechen.

    Meine Gegenfrage lautet: Wie soll ich darüber reden und z.B. von den SuS z.B. Urteile dazu, wie sich Deutschland oder die EU verhalten sollten, einfordern, wenn wir uns nicht mit ökonomischen, politischen UND soziologischen Hintergründen auseinandersetzen? Oder wie soll man über die Einführung des Mindestlohns diskutieren, ohne diese Disziplinen zu berücksichtigen? Und auch dein Beispiel der Agenda 2010 eignet sich - wie ist die Agenda-Politik rückblickend zu bewerten? Finde da mal eine rein ökonomische, rein politologische oder rein soziologische Antwort...und du machst es dir zu einfach!


    Vielfach entfacht sich aber auch eher eine Parallel-Diskussion, bei der es nicht vorrangig um diese Frage geht, sondern um das Verständnis von Bildung im Allgemeinen. In der Sek II machen wir ja wissenschaftspropädeutischen Unterricht und es stehen eher Fragen wie bspw. "Soll die Schuldenbremse abgeschafft werden?" im Raum als "Wie nehme ich einen Kredit auf?". Das ist dann aber eher die allgemeinere Diskussion dazu, inwiefern wir Bildung insgesamt ökonomisieren wollen und - um mal eine gewisse kritische Distanz, die keineswegs absolut ist, deutlich werden zu lassen - nur noch nach dem Nutzen fragen, statt Bildung auch (!) als Selbstzweck zu erkennen.

    Ja, wie gesagt: Bei mir war es 1/3 Ökonomie, 1/3 Politologie und 1/3 Soziologie (die Anteile für Datengewinnung & Statistik, was man ja für alles braucht, mal herausgerechnet). Also: Wenn ich Wirtschaft nicht unterrichten kann, kann ich Politik oder Gesellschaftslehre oder was auch immer in diesem Bereich ja eigentlich auch nicht.


    Im Übrigen ist die Landesregierung durchaus so großzügig, dass wir Wirtschaft vertretungsweise (!) unterrichten dürfen. Vermutlich weil ihnen klar ist, dass es ja auch gar nicht genug Lehrer*innen gibt, die Wirtschaft ansonsten unterrichten dürfen. Einen Zertifikatskurs oder neue Module an der Uni werde ich aber sicher nicht machen - in der Sek II ist fachfremder Unterricht ja nicht mehr so möglich, da können sie dann schön zusehen, wer das machen soll. Zum Trotz an der Stelle kommt übrigens durchaus auch meine Überzeugung vom Integrationsfach Sozialwissenschaften hinzu - das habe ich ja deswegen auch studiert.


    Ich überlege ja schon verzweifelt, wie ich einen Skandal anfachen kann, der die Eine-Stimme-Mehrheit-Regierung noch schnell zum Scheitern bringt :D.

    Vielen Dank chilipaprika.

    Die OBAS-Diskussion berührt das Ausgangsthema ja eher wenig.

    Zumal ich überhaupt nichts gegen OBAS-Kolleg*innen im Fach Sowi hätte, sofern es eben das integrative Fach bleibt, das es zurzeit ist.

    Und natürlich könnten mich viele z.B. studierte VWLer fachwissenschaftlich sicher hie und da in die Tasche stecken - aber wenn ich mal schaue, was selbst ich in Ökonomie, aber auch in PoWi, Soziologie, Literaturwissenschaft, Linguistik oder vor allem Mediävistik so alles weiß (oder, zugegebenermaßen, mal wusste), was ich aber für den Unterricht an sich nicht benötige, erscheint mir das nicht die vorrangige Frage zu sein.


    Ich kann nur zustimmen, dass ich auch hoffe, dass die Proteste z.B. aus GEW und PhV und potenzieller Gegenwind der Unis noch etwas bewirken. Auf der anderen Seite: Wenn es um inhaltliche Gründe und eine nüchterne Sachanalyse ginge, wäre man vermutlich von Anfang an anders vorgegangen. Es handelt sich ja wirklich um eine Art Prestigeprojekt (der FDP) - ich befürchte also Schlimmes.

    Die Schulministerin in NRW plant jetzt tatsächlich, den Lehrer*innen, die das Fach Sozialwissenschaften unterrichten, die Lehrbefähigung für das Fach Wirtschaft zu nehmen. Das sollen diese dann nur nach einem Zertifikatskurs bzw. vorher - großzügigerweise - vertretend unterrichten dürfen.


    https://www.handelsblatt.com/p…tet-protest/26828946.html


    Meine Meinung dazu:

    1. Wir brauchen kein Fach "Wirtschaft" am Gymnasium, weil wir mit "Politik/Wirtschaft" bzw. "Wirtschaft-Politik" bestens ausgelastet sind und sogar über die Vorteile eines integrativen Fachs verfügen, das dann in der Oberstufe mit dem Fach "Sozialwissenschaften" wunderbar fortgeführt wird (und im übrigen schon jetzt mehr ökonomische als politikwissenschaftliche oder soziologische Anteile hat).

    2. Ich frage mich ja, ob ich dann überhaupt noch unterrichten darf. Mein Studiengang bestand zu ziemlich genau jeweils einem Drittel aus Wirtschaftswissenschaft, Politikwissenschaft und Soziologie. Wenn ich nun für das eine davon offenbar ungeeignet bin, kann ich die anderen beiden Bereiche doch auch nicht?! Und ich habe als zweites Fach ja "Deutsch" studiert. Ich sollte wohl lieber auch keinen Literaturunterricht mehr geben, weil ich ja nicht "Literaturwissenschaft" studiert habe. Ich beantrage vielleicht mal, dass ich dann - bei vollen Bezügen - von nun an lieber direkt zu Hause bleibe.

    3. Wenn man sich wundert, dass es Schüler*innen an ökonomischen Kompetenzen fehlt, dann liegt das auch an der totalen Überfrachtung der Kernlehrpläne, zu denen wir ja - laut Implementierungsveranstaltung - noch drei weitere Einheiten selbstständig hinzufügen sollen. Wenn ich dann noch 6 Stunden für eine ökonomische Einheit habe, wundert zumindest mich nicht, dass da nicht viel rumkommt.

    4. Wenn die Ministerin etwas Sinnvolles machen will, sollte sie lieber ein eigenständiges Fach für die Studien- und Berufsorientierung einführen. Denn das "klaut" und Sowi-Lehrern tatsächlich immer viel Zeit.


    Abgesehen davon, dass der ganze Plan vorne und hinten Müll ist, finde ich, dass es schlicht eine bodenlose Frechheit ist. Da stimmt das Motto "Außen hui, innen pfui" wohl - statt sich um die echten Probleme zu kümmern, führt man lieber prestigeträchtig ein neues Fach ein.

    Hallo,


    da einige Schüler*innen aufgrund der allgemeinen Corona-Lage daran scheitern, einen Praktikumsplatz zu finden, soll es ja eine Alternative in der Schule geben.

    Wir halten als Schule - vermutlich noch - am Betriebspraktikum fest.

    Nun geht der Vorschlag der Bezirksregierung, wie man die Schüler*innen alternativ beschäftigen könnte, sehr in die Richtung dessen, was in den Workshops in der Sek II eh noch kommt. Insofern sehe ich das als problematisch an, mir fällt aber auch keine andere (und vor allem: realisierbare) Alternative ein.


    Es gibt ja sicher andere Schulen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.


    Hat jemand schon eine Idee, wie die schulinterne Alternative für die praktikumsplatzlosen SuS aussehen könnte?



    Vielen Dank im Voraus! :)

    Hallo Steffi,


    StuBO ist ne ganze Menge Arbeit, die aus meiner Sicht durch die Entlastung nicht gedeckt wird. Vor allem kommt regelmäßig neue Arbeit hinzu (z.B. die neuen Workshops in der SII), ohne dass die Entlastung erhöht wird.

    Wir sind an meiner Schule zu dritt und haben sechs Entlastungsstunden, heißt 2 Stunden pro Person. Ich würde behaupten, mehr Zeit zu investieren.

    Aber das kann man natürlich nicht allgemeingültig beantworten, da es Schulen ja auch anders handhaben können. Ich bin auch Klassenlehrer, bei uns gibt es diese Regelung also nicht. Man wird theoretisch nicht StuBO für Sek I oder StuBO für Sek II, aber ihr könnt das natürlich so aufteilen. Wir haben es auch so aufgeteilt: 1x SI, 1xSII, 1xalle Praxisphasen. Da muss man einfach schauen, wie das passt.

    Für die Arbeitsbelastung gilt Ähnliches, allgemeingültig ist das schwer zu beurteilen. Darüber hinaus: Die Organisation des Praktikums beansprucht vermutlich jedes Jahr etwa gleich viel Zeit. Für die Workshops ist die Arbeit zurzeit hoch, weil sie erstmalig konzipiert werden müssen. Danach muss man vielleicht noch anpassen. Dann hält sich die Zeit, abgesehen von ggf. notwendigen Kopien etc., vermutlich in Grenzen.


    Ich bin gerne StuBO und finde die Arbeit sehr wichtig. Ich finde, es müsste eine Funktionsstelle sein, aber nun gut. Du solltest es aber nur machen, wenn es dir am Herzen liegt und du die Studien- und Berufsorientierung wichtig findest. Andernfalls wirst du vermutlich zu schnell scheitern an den Vorgaben von BezReg und KoKo, die zuweilen nur schwer zu ertragen sind. Das erträgt man mMn nur, wenn man der Studien- und Berufsorientierung an sich einen so hohen Wert zuspricht, dass man bereit ist, sich das anzutun.

    Ich finde das auch schwierig.


    Oft sind die, die für die Vereinheitlichung sind, auch die, die irgendwas am jeweiligen Schulsystem "rumzumoppern" haben. Ich glaube, dass bei vielen der Gedanke ist, dass eine Vereinheitlichung gleichzeitig eine Verbesserung wäre. Aber das muss ja nicht sein.

    Angenommen, die Vereinheitlichung führt zu Veränderungen, die der Einzelne dann als Verschlechterung empfindet - da frage ich mich dann, ob das Kriterium "einheitliches Schulsystem" für diese Leute in ihrem Urteil dann weiterhin so wichtig ist. Oder ob sie dann nicht lieber weiterhin verschiedene Systeme hätten, solange sie ihr eigenes besser finden als das vermeintliche einheitliche.


    Das aber nur am Rande. Es löst die anderen Probleme nicht und ich beziehe mich damit nur auf die Elternsicht.

    Ich finde es nur seltsam, dass allein die Tatsache, dass es Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt, so viele Menschen ernsthaft stört - selbst die, die nicht umziehen wollen.

    Liebe Kolleg*innen,


    in einer meiner Klassen (Klasse 5, Politik) gibt es einen Schüler, der aus gesundheitlichen Gründen zurzeit nicht am Unterricht teilnimmt.


    Ich überlege, wie ich ihn trotzdem in den Unterricht einbeziehen kann. Damit es für mich - ich bin selbst Klassenlehrer einer anderen Klasse, habe noch ein Korrekturfach und, und, und - nicht in zu viel zusätzliche Arbeit ausartet, habe ich überlegt, dass immer ein*e Schüler*in pro Stunde ein kleines Protokoll (ein bisschen was zum Ablauf, aber eher Ergebnisprotokoll) verfasst.

    Ich kann aber noch nicht so recht abschätzen, ob das Fünftklässler schon hinbekommen. Ich dachte auch daran, dass sie am Ende des Protokolls ein paar persönliche Worte über sich selbst verfassen, damit der Schüler, der ja seine Mitschüler*innen noch nicht kennt, einen kleinen Eindruck seiner Klasse bekommt.


    Hat vielleicht jemand eine gute Vorlage, die 5.-Klasse-gerecht ist (z.B. mit guten Leitfragen)?

    Und: Hat jemand eine gute Idee für weitere Möglichkeiten, den fehlenden Schüler einzubinden?


    Vielen Dank im Voraus und

    herzlichen Dank!

    Vielen Dank für die Antworten!


    Zwischen den Polen von Maylin85 (quasi Redeverbot über das Thema Bildungspolitik an sich) und BlackandGold (man redet nicht über Interna der eigenen Schule, wohl aber über generelle Themen) wusste ich mich eben nicht so recht einzuordnen.

    Aber wenn es bei dir, BlackandGold, so funtkioniert, dann scheint das ja insgesamt eher unproblematisch zu sein.


    Ich nehme mir trotzdem noch mehr Bedenkzeit. Vielleicht kommen ja auch noch weitere Antworten in die eine oder die andere Richtung.

    Liebe Mitglieder,


    ich bin Mitglied einer Partei und wurde nun gefragt, ob ich nicht Lust hätte, auch in der Arbeitsgemeinschaft zum Thema Bildung mitzumachen.

    Nun steht in den Hinweisen zur Aufgabenerfüllung im öffentlichen Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen, dass "sich Bedienstete in einem Zeitraum von fünf Monaten vor Wahlen zu Vorgängen ihres dienstlichen Aufgabenbereichs grundsätzlich nicht auf öffentlichen politischen Veranstaltungen äußern [sollen], wenn eine Rückwirkung auf den Wahlkampf möglich ist."

    Nun frage ich mich, was genau zu diesem "dienstlichen Aufgabenbereich" gehört. Dass ich mich nicht über Interna meiner Schule äußere, ist klar. Gehört noch mehr dazu?

    Es geht hierbei um Nordrhein-Westfalen.


    Vielen Dank im Voraus!

    Liebe Lesende,

    ich schicke dieses Jahr zum ersten Mal Schüler*innen ins Abitur (u.a. im Fach Deutsch).

    Jetzt überlege ich (insbesondere, da ich sie ja nur noch digital "unterrichte"), wie ich eine Wiederholungsphase fürs Abitur sinnvoll strukturieren kann.

    Die Kollegen der anderen Kurse haben alle die letzten zwei/drei Wochen dafür geblockt. Abgesehen davon, dass ich noch ein wenig "normal" unterrichten muss, hatte ich es auch überhaupt nicht auf dem Schirm, dass ich die Schüler*innen so ausladend aufs Abitur vorbereite (wobei das eigentlich falsch formuliert ist: Aus meiner Sicht, bereite ich sie ja seit zwei Jahren aufs Abitur vor und die Wiederholung sehe ich in der Tendenz eher als ihre Aufgabe an).


    Hat jemand eine Idee, wie ich dies nun sinnvoll strukturieren kann? Wie geht ihr dabei vor (gerne generell oder mit speziellem Bezug auf die Corona-"Ferien")?

    Ich freue mich über alle Tipps.


    LG

    Wenn du allerdings Wirtschaft wegen "der Mathe" nicht magst, sollte dir klar sein, dass auch in Geographie "wirtschaftliche Aspekte" drin sind (allerdings in anderen Sektoren, zB woher welche Rohstoffe und wieso), und in SoWi irgendwo auch - zumal SoWi-Kollegen auch gerne mal fachfremd in Politik eingesetzt werden, wo dann auch Wirtschaften - also wie das geht - einn Thema ist, was ggf dann demnächst auch offiziell Wirtschaft heißt.

    Nur kurz als Klarstellung: Sowi-Kollegen sind in Politik/Wirtschaft bzw., wie es ab dem kommenden Schuljahr heißen soll, Wirtschaft-Politik keinesfalls fachfremd eingesetzt. Wir haben Sozialwissenschaften als Unterrichtsfach studiert und das bedeutet, dass man dann sowohl Sozialwissenschaften in der Oberstufe als auch Politik/Wirtschaft in der Sek I unterrichten darf/kann/soll/muss. Es ist ja quasi dasselbe Fach, wird nur anders genannt. Der Kuckuck weiß, wieso das so ist, die Schüler/innen verstehen es meist auch nicht und es sorgt insgesamt für viel Verwirrung, aber so ist es nun einmal.
    Was Miss Jones schrieb, stimmt natürlich trotzdem: Da ist viel Wirtschaft mit drin und im neuen KLP ist der Fokus noch stärker dorthin verrückt. Man konnte ja vorher schon durchaus kritisieren, dass in diesem interdisziplinär angelegten Fach bereits mehr als 1/3 des gesamten Stoffumfangs wirtschaftliche Themen betrifft, aber nun gut. Es kontrolliert ja zum Glück am Ende niemand, welche Reihe ich nur so knapp wie möglich gestalte und in welcher Reihe ich mir mal mehr Zeit und Raum lasse ;).
    Dementsprechend ist Sowi vermutlich das Fach, das deinem bisherigen Studium am ehesten nahekommt, weil es deutlich mehr "Wirtschaft" beinhaltet als Geographie. Wenn du Wirtschaft an sich gut findest und es echt nur an Mathe liegt, dann kann ich mir gut vorstellen, dass die Sowi gefällt - solange dich Politik und Soziologie auch interessieren. Wenn du Datengewinnung und Statistik hinter dir hast, sind die mathelastigen Vorlesungen ja bereits weg. Und für die VWL kannst du dir sicher auch einiges anrechnen lassen (und selbst wenn nicht, sind viele Inhalte sicher nur Wiederholung). Ich glaube nicht, dass man wegen Mathe ernsthaft am Sowi-Studium scheitert. So viel wird da wirklich nicht verlangt.

    Als Sowi-Lehrer kann ich zu Sowi natürlich nur raten, weil es imho das wichtigste Fach in unserem Fächerkanon ist...aber gut, das mag jeder Lehrer über sein Fach sagen.


    Ich stimme chilipaprika insoweit zu, als dass zwei Sprachen schon ne Hausnummer sind. Ich hab ja Deutsch als anderes Fach und das ist schon eine enorme Korrektur-Belastung. Das habe ich in Sowi in der Oberstufe zwar auch, aber da schreibt ja nicht jeder. Spanisch setzt aber vermutlich erst spät ein und die Texte dürften im Wesentlichen nicht an die in Deutsch oder Englisch heranreichen. Darüber hinaus kenne ich einige Schulen, in denen die Spanisch-Kurse im Regelfall sehr klein sind, sodass die Belastung doch wieder etwas überschaubarer wäre. Aber: Sie ist definitiv immer noch höher als bei einem nicht-sprachlichen Zweitfach und vor allem kann ja niemand sagen, ob das mit dem späteren Einsetzen und der geringeren Kursgröße auch langfristig so bleibt.
    Zudem: Spanisch ist ein junges Fach. Und die meisten Spanisch-Lehrer sind ebenfalls jung. Da wird es in den nächsten Jahren, nach allem, was ich so höre, tendenziell nicht ganz so viele Stellen geben. In Sowi sieht es zumindest zurzeit ganz gut aus, auch wenn ich natürlich nicht weiß, wie es ist, wenn du dann fertig bist.


    Die Nachteile von Sowi liegen auf der Hand: Du kannst viele Materialien nicht erneut verwenden und musst immer alles aktuell halten. Ich persönlich kenne keinen Sowi-Lehrer, der sein Zweitfach für vorbereitungsintensiver hält. Und wenn ich kurz überschlage, komme ich in meinem Umfeld auf mindestens acht Zweitfächer. Die Reihe zum Faust aus dem vergangenen Schuljahr könnte ich nächtes Jahr in Deutsch problemlos erneut so halten. Die zur EU in Sowi hingegen natürlich nicht. Die Wahl ist vorbei, vdL Kommissionsrpräsidentin, der Brexit ist dann (womöglich?) durchgeführt usw. Auch das sollte man in den Überlegungen vielleicht nicht unterschätzen.



    Die Frage aller Fragen ist am Ende ja ganz einfach: Welches Fach willst du 40 Jahre lang tagtäglich unterrichten? Mich reizt da eben die Abwechslung im Fach Sowi, weshalb ich mich hierfür (und nicht, wie zunächst geplant, für Geschichte) entschieden habe.


    So oder so: Viel Erfolg ;).

    Da stimme ich zu.


    Ich bin auch - anders als es in meinen ersten Posts hier womöglich den Eindruck machte - keinesfalls ein "Unterrichts-Ökonom". Tatsächlich finde ich, dass sich nicht alles direkt als effizient/nützlich etc. erweisen muss, sondern dass Bildung auch ein Wert an sich ist, den man nicht unterschätzen sollte. Ich lebe zumindest lieber in einem Land, in dem alle Menschen einigermaßen breit gebildet sind, als in einem, indem sie nur das gelernt haben, was sie (womöglich) direkt brauchen.
    Daher finde ich Religion ansatzweise wichtig, wobei ich lieber das Schulfach "Ethik" hätte. Insbesondere, dass sich die Kirche in den Unterricht an staatlichen Schulen einmischt, finde ich im 21. Jahrhundert gruselig. Außerdem hätte sich die Frage nach dem islamischen Religionsunterricht dann auch erledigt. Meinetwegen kann man es auch "Religion und Ethik" nennen, Hauptsache die konfessionelle Bindung entfällt.


    Soll heißen: Niemand wird alles, was er in der Schule gelernt hat, vollständig anwenden müssen. Grammatikkenntnisse helfen aber imho schon, seine Texte verständlicher verfassen zu können (es geht dabei gar nicht um "schöne", sondern um richtige Ausdrucksfähigkeit). Wenn ich mir manchmal anschaue, was Sek II-Schüler/innen da so produzieren, wundert es mich nicht, dass sich meine Nicht-Lehrer-Freunde, von denen ein paar im Personal-Bereich arbeiten und sich immer genau darüber beschweren, fragen, was ich den Kindern eigentlich beibringe. Und zu erkennen, dass in einer Ansammlung von Wörtern zwischen zwei Punkten mehrere finite Verben vorhanden sind, könnte ja helfen, auf die Idee zu kommen, dass man mal ein Komma setzen könnte. Also ehrlich, manchmal lese ich "Sätze" (bzw. das, was die SuS dafür halten), die eine halbe bis 3/4 Seite lang sind...das muss einem doch auffallen?!

    ...das ist deine meinung.

    Natürlich. Was soll es denn sonst sein?^^
    Tatsächlich lernen ich eine Sprache, um sie möglichst auch anwenden zu können, auch wenn das nur im Urlaub ist - und dafür reichen mMn zwei Semester keinesfalls, dann kannst du vielleicht ein Getränk bestellen, aber dich doch nicht wirklich mit den Menschen dort unterhalten. Wofür lernst du eine Sprache denn? Und wieso erfüllt dann das Lateinische diesen mir noch unbekannten Zweck, das Französische aber nicht?


    Ich sehe ein, dass das Lateinische im Alltag manchmal sinnvoll ist, z.B. bei Fachbegriffen. Mein persönlicher Eindruck (um das vielleicht noch einmal zu betonen, auch wenn es für mich eigentlich selbstverständlich ist, dass es hier um Meinungen geht) ist jedoch, dass man sich da oft überschätzt. Klar, man kann irgendwie den Zusammenhang sehen. Aber es gibt auch genug Fachbegriffe, die so speziell definiert sind, dass sie ohne weitere Kenntnisse nicht einfach von der wörtlichen Bedeutung aus dem Lateinischen vollends erschlossen werden können. Darüber hinaus finde ich, dass das das jahrelange Lernen nicht legitimiert. Die Kosten-Nutzen-Relation ist da für mich zu ungünstig.


    Das mit dem tieferen Verständnis für Grammatik glaube ich dir, Kathie. Eingrenzen will ich, dass es zwischen der lateinischen und der deutschen Grammatik ja tatsächlich größere Unterschiede gibt. Ganz so einfach, wie viele Schüler/innen das gern wollen, geht das mit dem Übertragen dann doch nicht. Darüber hinaus sind wir im Deutschunterricht ja sehr daran interessiert, nicht einfach nur Grammatik-Wissen zu vermitteln. Vielmehr versucht man ja, den SuS auch zu zeigen, wieso das wichtig ist (z.B. für die eigene Textproduktion, wenn man eine Geschichte spannender oder zumindest abwechslungsreicher gestalten will usw.). Das fehlt nach meinem persönlichen Eindruck im Lateinischen oft, eben weil es keinen konkreten Lebensweltbezug geben kann, da man "in freier Wildbahn" einem lateinischen Text so gut wie nie begegnet.
    Findet man grammatisches Wissen bei SuS wichtig, würde ich das auch lieber im Deutschunterricht stärken. Denn dort soll es ja, nach den Argumenten für Latein, am Ende eh genutzt werden. Ein eigenes "Zuarbeiter"-Fach zu haben ist ja nett, aber in Anbetracht der hohen Lernzeit, die die Kinder investieren, aus meiner Sicht nicht unbedingt ergiebig. Zumindest nicht, wenn es Alternativen in Form von lebendigen Sprachen gibt.


    Wie gesagt, meine Meinung. Ich stelle keinen Anspruch auf Deutungshoheit.

    Ich darf zugeben, dass ich Latein tatsächlich für das überflüssigste Fach halte, das man an deutschen Schulen so standardmäßig wählen kann.


    Ich kann nicht verstehen, wieso man eine tote Sprache lernen soll, wenn man auch eine lebendige lernen kann. Unabhängig davon, ob das dann Französisch, Spanisch, Italienisch oder Mandarin ist: Ich kann in den Urlaub fahren und das wirklich anwenden. Latein kann ich nicht direkt anwenden, insofern hat es im Wesentlichen weder Gegenwarts- noch Zukunftsbedeutung. Und ich habe vor einiger Zeit mal eine Studie gesehen (ich weiß, tolle Quellenangabe :P), dass das Erlernen einer lebendigen romanischen Sprache wie dem Französischen mindestens genauso nützlich ist, wenn man eine weitere lernen will, wie das Lateinische.
    Viele weitere Kompetenzen, die im Latein-Unterricht gefördert werden, werden mMn auch in anderen Fächern gefördert.


    Ich will keinesfalls sagen, dass Lateinunterricht komplett sinnlos ist. Aber von den Fächern, die es standardmäßig im Angebot der Schulen (zumindest Gymnasien) gibt, finde ich Latein dann doch am wenigsten sinnvoll.

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