Beiträge von spatial_turn

    Die meisten Studierenden mit Migrationshintergrund, die ich so kennengelernt habe, waren "deutscher" als der ganze Rest zusammen ^^ Sie konnten weder die Muttersprache ihrer Eltern noch war das irgendwie etwas Religiöses zu holen. Demnach müsste man nicht nach Migrationshintergrund einstellen, sondern nach den eben benannten Kriterien. Ich habe einen Koran zu hause und zum größten Teil gelesen. Ich glaube nicht, dass man das von den meisten Studierenden mit arabischem Migrationshintergrund behaupten kann.

    "Für alle Schulformen gilt: Hamburg hat ein Interesse daran, mehr Bewerberinnen und Bewerber mit Migrationshintergrund für den Vorbereitungsdienst zu gewinnen.
    Bewerberinnen und Bewerber, die bei der Auswahl auf den Plätzen berücksichtigt werden wollen, die ggf. zur Abdeckung eines Mangels an Bewerberinnen und Bewerbern mit Migrationshintergrund zur Verfügung gestellt werden, müssen die Bewerbungsunterlagen um den Nachweis der Geburt mindestens eines Elternteils im Ausland ergänzen."


    Klingt jetzt für mich eher so, als habe man eine Quote, die man versucht zu erreichen

    Es tut mir leid, dass ich nach 7 Jahren dieses Thema hier noch einmal ausgraben muss, aber es interessiert mich. In Hamburg ist es ja nun so, dass es tatsächlich eine Bevorzugung von Studierenden mit Migrationshintergrund bei der Einstellung in den Vorbereitungsdienst gibt. Man kann auf dem Bewerbungsbogen sogar extra "einen Migrationshintergrund geltend machen".


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das schon etwas merkwürdig finde. Ich kann die Gründe schon recht gut nachvollziehen, warum man wohl mehr Lehrkräfte mit Migrationshintergrund braucht, aber ist das ein plausibler Grund für die Bevorzugung von Bewerbern? Wie oben schon geschrieben wurde: Migrationshintergrund ist keine Leistung. In dem Hamburger Formular klingt die Formulierung, als wolle man einen Gutschein einlösen.


    Gruß,
    spatial_turn

    Diverse Universitäten bieten auch einen "Scan-on-demand"-Service an. Ich habe so schon mehrmals komplett gescannte Bücher für weniger als 12€ angefordert. Danach kannst du es dir ja in einem Copyshop ausdrucken, dann liegst du immer noch unter dem Original-Neukaufpreis.

    Jaja, die Menschen, die aus der Uni kommen und nur alten, verschrobenen, den Unterricht runterreißenden und politischen Diskus unterbindenden Paukern begenen... auf dem Weg zur Weltenrettung.


    Und natürlich sind alle Lehrkräfte völlig inkompetent und nicht auf der Höhe der Zeit.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich diese Aussagen überhaupt nicht teile. Denn es sind zumeist eben nicht die "alten, verschrobenen, den Unterricht runterreißenden und politischen Diskurs unterbindenden Pauker" gewesen, sondern vermehrt Kollegen in meinem Alter. Ich weiß also nicht, woher jetzt die Gewissheit kommt, ich würde hier angeblich festgefahrene Strukturen kritisieren.

    Seid gegrüßt,


    ich studiere zurzeit noch mein Lehramtsstudium zu Ende (Sek II) und werde danach wohl erst einmal über ein Stipendium in eine Promotion übergehen. Derweilen habe ich nun schon an einigen Gymnasien hier im Norden unterricht (zumeist immer nur ein halbes Jahr). Und trotz dieser zeitlich recht begrenzten Einblicke, habe ich mit Erschrecken feststellen müssen, wie dramatisch die Schulen, gleichsam durch alle Klassenstufen hindurch, politisch aufgeladen sind. Und damit meine ich nicht den Unterricht im Sinne politischer Bildung, sondern vielmehr eine rollende Meinungsmaschinerie, die sich von der Schulleitung durch das Lehrer- bis in die Klassenzimmer zieht. Ein Großteil der Schüler meldete mir zurück, dass sie überaus erfreut seien, bei mir ihre Meinung sagen zu dürfen. Daraus schließe ich nun einmal, dass das bei vielen Lehrkräften nicht der Fall sein kann.


    Ich nehme folglich eine politische Beeinflussung der Schüler war, welche diesen zumeist ein eigenständiges Nachdenken aberkennt. Durch meine diversen Hospitationsstunden habe ich erlebt, wie Stereotype ohne jegliche Hinterfragung direkt an die noch recht junge Schülerschaft weitergegeben werden: Fast alle AfD-Wähler sind dumm; die Linke besteht aus Kommunisten, die NATO brauchen wir zur Verteidigung gegen den russischen Aggressor; die westliche Intervention im Nahen Osten ist unabdinglich um unsere "Werte" zu schützen. Diese Behauptungen dürfen gerne alle aufgestellt werden, sofern danach auch möglich sei, zu diskutieren oder zumindest äußern zu können, dass man daran evtl. seine berechtigten Zweifel hat. In einer Schule lief dann sogar ein verpflichtender Plakatwettbewerb zum Thema "Warum sind Flüchtlinge gut für unser Land?". Nicht als ob ich nun einen genau gegensätzlichen haben wollte, aber ebendieser war schon ein wenig merkwürdig. Nicht wenige Schüler guckten mich während der Ankündigung an, als hätte ich einen an der Waffel. Und nun steht man da und ein Schüler fragt in der elften Klasse: "Warum müssen wir nur ein Plakat pro Einwanderung machen?" Ich hatte keine Antwort, weil ich es selbst nicht weiß. Und wenn es nach mir ginge, würde ich das auch überhaupt nicht machen, sondern die Klasse zweiteilen und bspw. einer Hälfte "Chancen durch Migration" und der anderen "Probleme mit Migration" geben. Dann gäbe es am Ende wenigstens eine wirkliche Diskussion. Als ich genau diese Bedenken einmal im Lehrerzimmer artikulierte schauten mich einige Kollegen an, als wolle ich die Schule anzünden.


    Gleichermaßen wies mich der stellv. Schulleiter bei meiner Einstellung darauf hin, dass ich doch keinesfalls erwähnen sollte, dass ich Mitglied in der Linkspartei bin. Das würde uns nur unnötig Komplikationen mit Kollegen und Elternschaft einbringen? Bitte? Hätte man mir diesen Tipp auch gegeben, wenn ich in der SPD wäre? Ich habe das Gefühl dieser ganze öffentliche Sektor ist durchzogen von einer permanenten Angst, dass irgendwer irgendetwas in den falschen Hals bekommen könnte. Was ist das denn für ein Arbeitsumfeld?


    Und nun zum eigentlichen Grund meines Schreibens: Ich bekomme jetzt schon Bammel, wenn ich daran denke, das für den Rest meines Lebens ertragen zu müssen. Ich wünsche mir eine offene Diskussion zwischen Lehrern, Schülern etc.
    Aber das scheint irgendwie niemanden zu interessieren. Stattdessen präsentiere ich der Oberstufe abenteuerliche Texte aus dem Geographiebuch zum Thema Entwicklungshilfe, bei denen die Hälfte fehlt? Anschließend folgt dann eine Stunde, warum Trump unsere "westlichen Werte" aufs Spiel setzt? Ich frage mich, ob das die 500.000 toten Iraki zum Thema Werte auch so sehen.


    Natürlich habe auch ich eine mehr oder minder klare politische Einstellung und die werde ich auch, sofern mich die Schülerschaft konkret danach fragt, preisgeben. Und ich möchte gerade diese Diskussion mit offenen Karten, in der keiner Angst haben muss, was gesagt werden kann oder nicht. Und das scheint auch zu funktionieren, wenn man es versucht. Ich gab der Schülerschaft auf Nachfrage Auskunft über meine Parteimitgliedschaft und dennoch kamen wir anschließend in die Diskussion, in welcher diverse Schülerinnen und Schüler äußerten, dass sie mit allen möglichen Parteien sympathisieren. Und habe ich einem AfD-Sympathisanten Abzug in der Note gegeben? Nein, habe ich nicht. Gerade diese Diskussion auf Augenhöhe, der direkte Schlagabtausch mit Argumenten führt zu einem durchaus wichtigen Kompetenzerwerb. Gleichermaßen macht es der Schülerschaft sichtlich Spaß und anschließend sieht man vielen an, dass sie ihre eigene Meinung noch einmal überdacht haben, vielleicht gefestigt oder aber Anknüpfungspunkte zur weiteren Recherche und Revision gefunden haben. Wenn es aber nach einem wohl Großteil meiner damaligen Kollegen gegangen wäre, hätte ich erst einmal einen Vortrag halten müssen, warum die AfD der Untergang unserer Werte ist und gar keine Argumente hat. Und das stimmt einfach nicht. Es sind nicht meine Argumente und ich teile sie auch nicht, aber ich sehe, dass sie nicht so dämlich sind, wie ständig über die meisten Medienkanäle vermittelt wird. Und nicht wenige Schülerinnen und Schüler merken das. Ich kann es nicht verantworten, in meinem Unterricht Medienkompetenz zu vermitteln, die vielmehr Propaganda für ein aktuelles politisches System ist. Und das meine ich ja auch keinesfalls abwertend. Schlimm wäre es ja, wenn die Presse ständig nur berichten würde, wie verkommen doch alles ist. Das ist vollkommen legitim und ich will auch nicht, dass nach einer Stunde bei mir alle Schülerinnen und Schüler mit Fackel und Mistgabel aus dem Klassenzimmer stürmen. Aber wenn wir wirklich in eine bessere Zukunft starten wollen, dann sollten wir aufhören, alle Meinungen, die nicht am Mainstream oder an unserer eigenen orientiert sind, durchweg als dämlich, weltfremd zu beschimpfen und mit anderen emotionalen Floskeln zu belegen. Und gerade das macht mir ja solche Angst. Wenn selbst diverse Lehrkraft, wie es mir scheint, keinerlei Medienkompetenz mitbringen, wie sollen dann die Schülerinnen und Schüler ein unabhängiges und freies Blickfeld auf die Umstände erhalten?


    Viele Grüße aus dem Norden,
    spatial_turn ;)

Werbung