Das halte ich für eine ziemlich unkluge Idee angesichts der Tatsache, dass es kaum Schulen gibt, an denen Urlaub eingefordert wird. Bei rund 50-60 Ferientagen und im Vergleich dazu etwa 30 Urlaubstagen kann so ein Ansatz ganz schnell nach hinten losgehen, wenn der Schulleiter nämlich drauf besteht, dass die Lehrkraft dann entsprechend ihren Jahresurlaub bis Ende Januar einzureichen hat und an den Ferientagen, an denen kein Urlaub eingereicht wurde, selbstverständlich im normalen Umfang zur dienstlichen Verfügung steht.
Das sehe ich anders!
Kein Mensch macht sich Gedanken darüber, dass Lehrer auch "nur" eine (je nach Bundesland) 41-Stunden Woche haben. Da ich kaum Lehrer kenne, die sich daran halten und nach 41 Stunden den Rotstift fallen lassen, sondern während der Unterrichtszeit durchaus auf ihre 50 - 60 Stunden die Woche kommen, ist es fahrlässig, nun von dieser Personengruppe zu verlangen, auch noch dann bereitzustehen, wenn man gerade seine Überstunden abfeiert! So wie es der TS angibt, ist nämlich genau das bei ihm der Fall.
Der schlechte Ruf der Lehrer würde sich um einiges verschlimmern, wenn wir, wie es z. B. im Finanzamt üblich, mit Stechuhr unserer Arbeit nachgehen würden. Dann fällt der Hammer eben um 17 Uhr und die liebe 8a würde monatelang auf die Rückgabe der Deutsch-Klassenarbeit warten, so wie ich regelmäßig Monate warte, bis ich meinen Steuerbescheid auf dem Tisch habe. Daran denkt aber kein Mensch, wenn es mal wieder darum geht, zu meckern, wenn es um Lehrer geht. Nur mal nebenbei bemerkt, mein Steuerbescheid liegt dann in einem vom Dienstherr ausgestattetem Büro auf einem Stapel, in dem man zur Dienstzeit und nur und nur dann im besten Fall zu Telefonsprechzeiten (welche z. B. bei der Beihilfestelle in den Ferien so reduziert sind, damit die Damen und Herren ihre Anträge abarbeiten können) erreichbar ist. Nein, bei diesen Damen und Herren liegt zu Recht nichts zu Hause in ihrem privat finanzierten Arbeitszimmer. Und nein, die sind auch nicht für mich auf ihrer Privatnummer erreichbar.
Ja, es gibt 50-60 Ferientage und ca. 30 Urlaubstage. Aber entweder, ich gehe in den Ferien meinen dienstlichen Verpflichtungen nach um mein Arbeitspensum zu schaffen (z. B. korrigieren, planen und vorbereiten) oder aber ich lege dermaßen ins Zeug, dass ich während der Unterrichtsphasen Überstunden mache ohne Ende, damit ich diese dann in den Ferien abfeiern kann. Daran ist nichts Verwerfliches zu finden. Das ist einfach der Freiheit geschuldet, die ich durch die freie Zeiteinteilung in diesem Beruf habe. Und wenn es um die Vorteile dieser freien Zeiteinteilung geht, stellt das keiner als Positiv dar, z. B. wenn die liebe 8a ihre Klassenarbeit schon in der nächsten Stunden korrigiert zurück bekommt. Die Freiheit der freien Zeiteinteilung heißt aber nicht, dass ich immer und überall für jeden verfügbar und erreichbar bin.
Studien haben ergeben, dass Lehrer nicht mehr oder weniger arbeiten als andere Arbeitnehmer. Allerdings ist festgestellt worden, dass das Stressniveau, dem Lehrer ausgeliefert sind, um einiges höher ist, als bei anderen Berufsgruppen. Ich würde einmal interessieren, was die Berufsgenossenschaft zum Lärm in unseren Klassenräumen sagen würde. Ein Bauarbeiter wäre verpflichtet, bei diesen Lautstärken, denen wir täglich ausgesetzt sind, ein Gehörschutz nach DIN XXX zu tragen.
Ich möchte "Unwissenden" nicht ständig eine Rechtfertigung über meine geleistete Arbeit und deren zeitlichen Aufwand geben müssen. Es muss einfach klar kommuniziert werden, dass ein Lehrer während der Unterrichtsphasen über seine Dienststelle zu erreichen ist (wie das Sekretariat eben besetzt ist - analog den Servicezeiten z. B. der Beihilfestelle) und alles andere ist eine freiwillige Serviceleistung der einzelnen Lehrperson und ja auch in Ordnung (z. B. das Herausgeben einer Privatnummer oder das Kontaktieren per E-Mail). Ich bin mir sicher, dass jeder Lehrer unter uns, sich umgehend mit der Mutter in Verbindung setzen würde, wenn es um einen pädagogischen Notfall das Kind betreffend gehen würde. Aber in dem geschilderten Fall im Ausgangspost ist das wohl nicht der Fall.
Ich kenne wirklich keine andere Berufsgruppe, die sich immer wieder so an den Pranger stellen lassen muss, wie wir Lehrer. Noch entsetzlicher finde ich aber, dass es immer wieder Kollegen gibt, die mit ihrer unterwürfigen Art immer und überall zur Verfügung stehen zu wollen, nicht wirklich dazu beitragen, dass der Stress, der von Außen an uns herangetragen wird, endlich reduziert wird.
Liebe Kollegen, wir haben den schönsten Beruf auf der Welt. Aber es ist ein Beruf! Und der hat auch einen Feierabend. Und wenn man die positiven Aspekte, die unser Beruf mit sich bringt, auch immer herausstellen darf, darf man durchaus auch mal die positiven Aspekte anderer Berufe mit unserem vergleichen. Dabei kann einem sehr schnell klar werden, dass man nicht alle von außen herangetragenen Erwartungen anderer erfüllen kann und auch nicht muss!
Mein Motto ist immer noch: Den Schuh lass ich mir nicht anziehen!