Beiträge von Ratatouille

    Was ich mich bei der Berichterstattung noch gefragt habe, ist ob es da eventuell eine Informationsfragmentierung gab. Also die betreuenden Lehrer auch deshalb falsch handelten, weil jeder einzelne nur ein kleines Bruchstück der Situation kannte und daher die Dramatik der Situation nicht erkannt wurde.

    Das halte ich auch für wahrscheinlich.


    Es waren vier Lehrer:innen vor Ort, die zunächst alle angeklagt waren. Die Fahrt ging wohl auch nur drei Tage, war also vermutlich vollgepackt mit Programm. Warum die Schüler:innen am Donnerstagabend, nach dem Essen beim Chinesen, keinen Lehrer gefunden haben, wissen wir nicht, vielleicht hatten sie ein Organisationsgespräch. Wie intensiv sie gesucht haben, wissen wir auch nicht. Dass am nächsten Tag viel Stress war, kann man sich vorstellen. Dass allerdings freitagabends immer noch niemand bei der Schülerin war, kann man sich eigentlich nur in kodis Sinn erklären. Niemand von den Vieren hat den Ernst der Lage erkannt, vielleicht nicht jeder überhaupt etwas von der Übelkeit der Schülerin mitbekommen oder sich persönlich zuständig gefühlt. Das OLG hat ja auch geurteilt, dass die Lehrer als medizinische Laien die Notlage nicht erkennen mussten und dass eine Verkettung unglücklicher Umstände vorgelegen habe. Damit möchte ich das Verhalten der vier Lehrer:innen nicht entschuldigen. Ich gehe aber davon aus, dass sie normalerweise selbstverständlich nach ihren kranken Schülern schauen. Diesmal ist es aus Gründen, die wir nicht kennen, nicht rechtzeitig geschehen. Niemand der vier wurde dafür verurteilt.


    Die beiden Lehrerinnen wurden verurteilt, weil sie für die Planung der Fahrt zuständig waren. Die jüngere der beiden war damals 29 Jahre alt, also recht neu im Dienst. Möglicherweise war es die allererste Fahrt, an deren Planung sie beteiligt war. Natürlich war sie erwachsen und verantwortlich, aber dass sie sich auf ihre erfahrene Kollegin verlassen hat und davon ausgegangen ist, dass diese weiß, was zu tun ist, finde ich mehr als verständlich. Was geschehen ist, ist für alle sehr bitter.

    Tragischerweise wären die Kinder (zu recht) oft mit ihren Noten zufrieden, aber die ehrgeizigen Mamas und manchmal auch Papas wollen in ihrer Blase nicht zurückstehen und zetteln gekränkt die absurdesten Tänze an. Den Kindern ist es mal peinlich, mal kommt es ihnen gelegen. Wenn man am Beginn der Pubertät die Erziehungspartnerschaft mit den Lehrern unterläuft, hat man als Eltern dann halt ein paar Jahre Spaß, Glückwunsch. Aber nicht meine Verantwortung.

    Du hast 13 Jahre Berufserfahrung und weißt, was du tust. Du hast sachangemessene Maßstäbe, machst mindestens soliden Unterricht, hältst dich an die Vorgaben und dokumentierst deine Arbeit ordentlich. Je mehr du dich bei Eltern, Schülern, deinem Chef etc. rechtfertigst, umso mehr werden sie versuchen, mit dir Schlitten zu fahren. Mach einfach deine Arbeit und lass dich nicht unter Druck setzen, dann respektieren die dich schon. Darfst halt nicht um jeden Preis geliebt werden wollen.

    Dinge ändern sich nunmal. Was lange richtig gut war, ist es jetzt nicht mehr. So weit so normal. Aber mit 60+ bist du sowieso schon längst in der zweiten oder dritten Reihe angekommen, hast es vielleicht bisher nicht so gemerkt. Weniger Arbeit ist das nicht unbedingt, die machen ja vor allem die Boomerinnen, bei uns jedenfalls. Aber um irgendwas rangeln musst du eben auch nicht mehr. Konzentriere dich auf deine eigentliche Aufgabe mit den Kindern und hab Freude daran. Pausen und Freistunden kannst du in leeren Klassenräumen, im Cafe, im Supermarkt, in der Sonne auf einer Bank, im Auto etc. verbringen und arbeiten, lesen, surfen, telefonieren und früh mit deinem Tagwerk fertig sein. Es gibt übrigens mehr Kolleg:innen, die nicht ins LZ gehen, als man meint, mit denen kann man sich gelegentlich woanders unterhalten. Ab und zu setzt du dich ins Lehrerzimmer, bist selber Ohr und hälst die Klappe. Dein Chef wird sich mit dir gar nicht mehr anlegen, denn für den bist du sowieso bald weg. Verabschiede dich innerlich langsam, genieße, was noch schön ist, und und bereite deine neue Lebensphase vor. Zieh die Alterskarte und nimm dich einfach nicht mehr wichtig. Die anderen sind selber groß und werden schon für sich sorgen.

    Ich kapiers nicht.


    Dass es dem alternden Andreas Schleicher rußt, dass seine PISA-Skandalrhetorik nur noch ein müdes Schulterzucken hervorruft, und er dann mit den bewährten Versatzstücken aus der Lehrerbashig-Mottenkiste etwas Aufmerksamkeit versucht zu erzwingen - geschenkt.


    Aber was soll diese absurde Nummer der Bertelsmannstiftung/OECD wem genau bringen? Wer sich sowas Irres ausdenkt, muss doch was damit bezwecken. Was denkt ihr ist das Ziel?

    "Mündliche und sonstige Leistungen". Was dazugehört, steht in den Bestimmungen des jeweiligen Bundeslandes. Auszusehen, als wäre man dabei, hab ich da noch nicht gelesen. Bewertet wird ja auch nicht die Mitarbeit, sondern die Leistung. Sieht dann also jemand aus wie 15, 14, 13, 12... Punkte?

    Aber was ist mit denen, die einfach da sitzen und keinen mündlichen Beitrag leisten? Denen kann man ja eigentlich keine 5 o.ä. geben.

    Richtig, denn dafür müssten sie eine Leistung erbringen (z.B. 20% für 1 P.)! Dasitzen und atmen ist noch keine mündliche Leistung, mitschreiben auch nicht, denn in der Oberstufe werden keine Hefte mehr eingezogen (allenfalls schriftlich zu lösenden Aufgaben, Protokolle, Aufsätze etc, die du ja auch benotest).


    Ich plane gezielt Wiederholungs- und Besprechungsphasen ein und gebe Noten in einem vierstufigen Schnellverfahren nach allen Stunden, in denen die SUS genug Gelegenheiten hatten, etwas beizutragen. Das System wird ihnen am Anfang erklärt und sie können die Notizen jederzeit einsehen und ihren Stand ausrechnen (o = 0 nichts gesagt oder falsch, Haken = 0,5 (nur EPA I, aber richtig), + = 1,0 (von sich aus und zusammenhängend) ++ = 1,5 (aktiv, weiterführend, dabei rücksichtsvoll), mit Dreisatz Notenpunkte errechnen).

    Die Stillen und Denkfaulen rufe ich immer mal wieder auf, es bleibt aber ihr Job, für ihre Noten zu sorgen. Aus diesen Notizen wird zweimal im Halbjahr eine mündliche Note ermittelt. Die Noten sind in beide Richtungen sehr realistisch und transparent, werden also in der Regel sehr gut akzeptiert. In den seltenen Fällen, in denen jemand sich beschweren möchte, hast du eine gute Dokumentation mit Datum und vielen Einzelbewertungen.

    Gedankenexperiment: Diese 2 oder 6 SuS halten dich für ungerecht, unfair und für eine, die fies und gemein arme, unwissende Schüler vorführt, indem sie Noten erteilt. Ihre Eltern halten dich für eine Lehrerin, die schüchterne Schüler absichtlich vor der Klasse bloßstellt, indem sie genau ihren Sohn bzw. Tochter viel schlechter einschätzt als er oder sie wirklich ist oder dem Kind nicht die Möglichkeit gibt wirklich zu zeigen, was in ihm steckt, weil du es nicht vor der Klassenzimmertür im Einzelsetting benoten willst.


    Erscheint das realistisch?

    Ob sie sich das selber glauben, kann man nicht unbedingt zweifelsfrei feststellen. Dass das so vorgetragen wird, ist aber in manchen Einzugsgebieten Alltag. Hab ich genauso auch schon erlebt, wortwörtlich. Die Kinder oder Jugendlichen schreiben den Müttern quasi in Echtzeit Beschwerdenachrichten, kurz darauf hat man eine Email in beider Namen über die berufliche Emailadresse des Mannes mit langem Anhang, wer er ist. Oder man wird in der Pause vom Schulleiter angesprochen, dass sich ein Elternteil am Telefon beschwert hat. Oder ein Vater macht einen Termin aus, um einen langen Monolog zu halten, was alles am eigenen Unterricht und der eigenen Person unmöglich ist und um einem mitzuteilen, mit wem die Gattin Tennis spielt.


    Wenn man das nicht haben will, muss man es abstellen. Im ersten Kurs, in dem das auftritt, deutlich zu machen, dass einen das nicht beeindruckt, ist daher eine gute Investition in die Zukunft. So etwas lohnt sich ja nicht, wenn man nichts dabei herausschlagen kann, also wechselt man den Schauplatz.

    Du machst dich zu abhängig von der Zustimmung der Schüler. Sollen sie dich doch für eine Arschlochlehrerin halten. Der nächste Kurs sieht das wieder anders. Bestimmt hat das eine Vorgeschichte in der Mittelstufe, in der sie vermutlich die Drittelregelung ausgenutzt haben, ihre Lehrer zu erpressen. Und weil niemand doof dastehen wollte, hatten sie damit Erfolg und denken, es geht jetzt so weiter. Wenn du in 20 Jahren noch nie so einen Kurs hattest, dann herzlichen Glückwunsch. Predige nicht, diskutiere nicht. Lass Taten sprechen. Du kriegst dein Geld auch, wenn sie über dich lästern. Für Angst gibt es keinen Grund. Mach einfach deinen Job.

    Noten muss man begründen und ggf. belegen können, zustimmungspflichtig sind sie nicht. Die Dokumentation ist bei 30 Leuten im Kurs schwieriger, da musst du dir was überlegen. Zumindest bei größeren Sachen wie Vorträgen würde ich mir Notizen machen. Bei Kursdiskussionen kannst du auch die Beteiligung mit einem Zeichensystem ev. auf dem Sitzplan festhalten, z.B. für jede Stunde in einer anderen Farbe, in der du auch das Datum auf das Blatt notierst. Ansonsten den Druck mitzuarbeiten, statt rumzusitzen und mit den Augen zu rollen, erhöhen. Habt ihr ein Lernmanagementsystem? Lass sie am Ende der Stunde ihre Notizen hochladen (Foto), danach ist der Ordner zu. Neue Stunde neuer Ordner. Das hilft auch in den Fällen, in denen Schüler sich systematisch in dem Moment zu Wort melden, wenn grade jemand anderes aufgerufen wurde (oder gar nicht) und dann behaupten, sie kämen nie dran oder man würde sie immer übersehen. Du musst das alles nicht direkt benoten, sammle einfach (u.a. zu Diagnosezwecken). Wenn jemand seine Note nicht gerechtfertigt findet, der selten mitredet und meistens Schrott abgibt - tja. Du musst deine Notizen nicht offenlegen, nur gemachte Noten zeitnah mitteilen und einmal kurz begründen. Diskussion zwecklos. Falls sich jemand über dich beschwert, hast du aber genug Material. Wenn ein oder zwei das erfolglos probiert haben, ist der Spuk vorbei.

    Die Wiedereingliederung gilt als gescheitert, wenn man mehr als 7 Tage in Folge fehlt. Man kann aber den Arzt bitten, zu prognostizieren, dass die aktuelle Erkrankung einem erfolgreichen Absolvieren der Wiedereingliederung nicht im Wege steht, wie das bei einer Erkältung ja oft der Fall sein dürfte. Wiedereingliederungen können auch begründet verlängert oder ggf. wiederholt werden. Krankschreiben lassen muss man sich nicht erneut (aber natürlich an der Arbeitsstelle krankmelden). Lass dich in jedem Fall beraten.

    Weil wir doch gar nicht wissen, welche Informationen noch vorliegen, was uns nicht alles erzählt wurde

    Wichtig ist doch, was die letztlich aufsichtsführenden und daher verantwortlichen Kolleginnen sicher wissen (auf der Grundlage einer vollständigen, an sie zu übergebenden Dokumentation), dass die geplante Unternehmung verantwortbar ist und die Aufsichtpersonen ausreichende Sachkenntnis haben.


    Was irgendjemand anderes vielleicht noch so weiß oder dann doch nicht so genau weiß und im Zweifel nicht belegen kann, ob er meint, ohne Listen auszukommen, ihm die Kosten für vorgeschriebene Zertifikate zu hoch sind etc. ist einfach sowas von egal.

Werbung