Buntflieger schrieb:Wahrscheinlich muss man selbst in solch eine Situation geraten sein, um das fassen zu können.
[/quote]Das ist so. Ich glaube dir, dass du grade unglaubliche Dinge erlebst und damit alleingelassen wirst, weil andere nicht glauben können, dass einem so etwas einfach so passieren kann und man nichts tun kann, um das in den Griff zu kriegen.
Dabei sind Mobbing und Bossing im Bildungsbereich nicht gerade selten. Da ich schon eine ganze Weile dabei bin, war ich leider schon öfter Zeuge systematischer Bösartigkeiten. Manchmal stimmt halt die Chemie nicht. Aber noch öfter hat es mit der Persönlichkeit des Gemobbten überhaupt gar nichts zu tun, sondern allein mit seiner Rolle im System. Gemobbt werden Leute, die (noch) keine Hausmacht haben, also Referendare, Neue, Teilzeitkräfte, Vertretungslehrer oder die anderweitig belastet sind (Mütter, Kranke, Behinderte), so traurig das ist. Ich habe auch schon erlebt, dass eine mobbende Seilschaft eine Schule quasi geentert hat, indem systematisch die besten Leute dort weggebissen und durch eigene ersetzt wurden. Man liest oft, dass Mobbing von einem Konflikt ausginge, den der Gemobbte leichtsinnigerweise nicht rechtzeitig aus der Welt geschafft hätte. Das ist aber Quatsch. Sowas schwelt nur dann weiter, wenn es eigentlich um ganz andere Konfliktlinien geht, mit denen man persönlich meist überhaupt nichts zu tun hat. In meinem Studienseminar wurden beispielsweise die Reffis an der Gesamtschule übelst behandelt, weil die Ausbilder der Meinung waren, man könne an der Gesamtschule keine Gymnasialreferendare ausbilden. Ein Fachleiter hat eine Referendarin auf sehr unfaire Weise spüren lassen, dass er es nicht richtig fand, dass Mütter arbeiten. Eine Referendarin, sehr hübsch, hat die Frechheit besessen, im Ref ihren Freund, einen Arzt, zu heiraten und hatte danach bei einer ihrer Fachleiterinnen nichts mehr zu lachen. Man kann an einer Schule landen, an der es ein gespaltenes Kollegium gibt und unweigerlich zwischen die Fronten geraten, gerade dann, wenn man sich heraushält, statt sofort bei einer der beiden Seiten unterzuschlüpfen. In Wahrheit ist Mobbing eben deswegen so verstörend, weil man nichts falsch gemacht haben muss, um in eine existentiell bedrohliche Situation zu geraten und, noch schlimmer, diese Situation in der Regel nicht beenden kann, ganz egal, was man tut.
Dieses Ausgeliefertsein ist sehr schwer zu ertragen und macht schnell sehr krank. Trotzdem kann es sinnvoll sein, eine begrenzte Zeit durchzuhalten. Das kann man aber nur selbst einschätzen. Und man sollte natürlich so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten und sich Unterstützung organisieren. Hierzu hast du viele Tipps bekommen. Akzeptiere die Situation. Mobbing ist wie ein Autounfall einfach Pech. Der Schaden ist nicht zu ändern. Versuche es irgendwie zu händeln, wenn du spürst, dass du krank wirst, zieh die Reißleine. Kämpfe nicht um Verständnis oder um Gerechtigkeit, das verletzt nur noch mehr. Bleib bei dir. Du hast nichts falsch gemacht. Jeder hat Eigenarten und darf die auch haben. Überlege dir doch mal, wer alles n i c h t gemobbt wird, echt die krassesten Leute. Daran liegt es also nicht.