Vielleicht sollte man statt Studienplatztausch mal über Jobtausch nachdenken in der Gesellschaft? Ich wäre dabei.
Ich weiß nicht, ob du nachvollziehen konntest was ich damit meine. Ich habe darauf abgezielt, dass man hinsichtlich Teamarbeit zumindest im Lehramt mehr Freiheiten hat als ein SA. Ich kenne das. Du brauchst mir da nichts zu erzählen. Ich möchte den Job meiner Mutter und meiner Verwandten auch nicht weich spülen und sicher ist nicht alles eitel Sonnenschein und es gibt auch anstrengende Klassen, Horrortage, bei den Klassenfahrten stehst du schon mit einem Bein im Knast, bei den Eltern kommst du dir vor wie auf dem Gericht und ich habe auch schon Lehrer heulend aus dem Zimmer des Direktors laufen sehen. Besonders wenn die Kinder wieder ihre Null Bock Stimmung fahren ist es sehr schön und draußen sind es vielleicht wieder 30 Grad (erst kürzlich gehabt)- zwar nur mit 7 Kindern- aber die waren nicht motivierter).
Ich vertrete die Meinung, dass es unter Lehrern ein no go ist, den Kollegen schlecht zu reden. Bei generell jeder Arbeit. Wenn man so anfängt, zeugt das von einem ganz schlechten Klima im Kollegium.
Ich weiß was Mobbing ist. Ich bin selbst über 5 Jahre aufs Übelste schikaniert worden, deshalb kann ich es auch nicht ab, wenn ich plötzlich zum passiven Zuschauer werde, mitbekomme wie andere um mich gemobbt werden und da mache ich mittlerweile auch den Mund auf (was bei den Kollegen nicht so gut ankommt)
Ich will jetzt hier eigentlich keine Grundsatzdiskussion führen. An deinem Beitrag geht ziemlich hervor, dass du dich mit deinem Job nicht unbedingt identifizierst und nicht glücklich bist und ich glaube bei meinen Beiträgen ist es das gleiche Spiel. Ob wir im Job des jeweils anderen glücklicher wären? Ich weiß es nicht.
Ich möchte hier auch nicht das Geld schlecht reden. Aber stell dir mal vor, du hättest die finanzielle Sicherheit, die du jetzt hast nicht und müsstest dir noch Gedanken machen, wie du die Stromrechnung bezahlst, ob du dir den Einkauf nächste Woche leisten kannst, wie du das Auto mit 1200 Kröten finanzierst, was für den Job vorausgesetzt wird (steht allen Ernstes als Voraussetzung in den Stellenanzeigen im Netz)
SAs sind übrigens ebenfalls Burn out gefährdet. Nicht nur die Lehrer. Und willst du wissen warum? Weil du neben lauter Phil-Lucas und Mandys nicht noch einen Emil oder einen Benjamin hast, sondern permanente Problemfälle.
Ich kenne dich nicht und möchte mir da keine Meinung bilden, aber ich habe gemerkt, dass ich mit dem Verhalten, das ich bis vor wenigen Jahren gezeigt habe, überall gemobbt wurde. In der Uni, in sozialen Einrichtungen, im Privatleben. Ich war sehr introvertiert, sehr zurück gezogen, eher schüchtern, habe mich nie gewehrt, immer geschluckt. Das hat offenbar falsche Botschaften ausgesendet, sodass alle dachten: Mit der können wir es machen. Es war ein langer Weg bis ich dort war, wo ich jetzt bin. Das kannst du mir glauben.
Die Wahrscheinlichkeit, dass keine Lehrer gebraucht werden ist in meinem Bundesland leider sehr hoch.
Momentan zumindest. Leider bin ich auch nicht so ein Veränderungstyp. Sprich: Ich brauche mein Umfeld, meine Familie, sonst habe ich gar keinen Halt.
Du bringst es so ziemlich auf den Punkt. Leider wird einem hier das Zweitstudium ziemlich erschwert. Es heißt immer, man soll lebenslang lernen und wenn man dann gerne möchte, soll man den Spaß aus eigener Tasche bezahlen oder Kredite aufnehmen.
Obwohl es doch ein Witz ist. Woher soll man mit 18 schon wissen, was man für die nächsten 50 Jahre macht?
Und im Gegensatz dazu mehr Praktika anzubieten, werden die Praktika eher noch abgeschafft an Schulen.
Meine Cousine macht jetzt mit 18 nach der Schule das erste Praktikum. Kann echt nicht sein.
Was den SA angeht, sollte jeder der vorhat das zu studieren definitiv folgendes bedenken:
- Teilzeitstellen im Übermaß--> 20 Stunden (wovon soll man da leben?)
-mieses Gehalt
-wenn Vollzeit häufig Überstunden, Wochenenddienste, Arbeit an Weihnachten und anderen Feiertagen
- psychisch extrem belastend
-hohe Wahrscheinlichkeit für Mobbing oder Schikanen am Arbeitsplatz
- befristete Arbeitsverträge (1 Jahr)
-Altersarmut
-Samariterart, Berufsethos ("Den PKW müssen Sie aber selbst mitbringen", "Du machst das schon. Du bist immerhin SA.")
-als Single kann man existieren, aber wehe man wird allein erziehend und hat ein Kind
Fazit: Für alle, die als Hausfrauen nebenher der Kinderziehung die Welt retten wollen geeignet. An Familienväter oder Singles: Vergesst es. Da bekommt ihr selbst als Physiotherapeuten mehr. Und nein, davon kann man keine Familie ernähren und euer Kind freut sich auch nicht, wenn es mit Mama unterm Christbaum alleine sitzt, weil Papa 5 Kilometer weiter mit den Kindern im Heim Weihnachten feiert.
Ja, es ist sicher eine ehrlichere Arbeit, als jemandem irgendetwas aufschwatzen zu müssen. Aber das bringt mir auch nichts, wenn ich meine Rechnungen nicht bezahlen kann.
Das sagt übrigens eine, aus deren Studiengang SA heute ca. 60 Prozent zu Hause sind, weil sie ihre Kinder groß ziehen und der Kerl das Geld verdient. Die restlichen 40 Prozent dümpeln in Teilzeitstellen dahin und lassen sich vom Partner ernähren. 3 haben durch Beziehungen eine etwas bessere Stelle bekommen.
Vielleicht sollte ich einfach schwanger werden und das gleiche machen. Leider entspricht das so gar nicht meiner Lebensplanung.
Übrigens rate ich auch tunlichst davon ab, die psychische Belastung zu unterschätzen. Du glaubst nicht wie demotivierend es ist, Suchtabhängigen dabei zuzusehen, wie sie sich spritzen oder die Nadel setzen.
Oder Eltern in der Erziehungsberatung zu haben, wo du das Kind von 9 Jahren am liebsten in den Arm nehmen würdest, weil du eigentlich weißt, warum das Kind so wurde wie es ist und das Kind einfach nur auf das Verhalten der Eltern reagiert.
Wie es ist, wenn man beim Jugendamt Fälle behandelt, erörtere ich lieber nicht noch. Das ist wie dauerhaft auf Klassenfahrt zu sein und mit einem Bein im Gefängnis stehen, weil man nicht weiß, ob man den 60 Fällen, die man gerade abhandelt noch gerecht wird.