Hallo,
aus Sorge, erkannt zu werden, habe ich einige Details bewusst schwammig beschrieben:
Ich wurde vor längerer Zeit als Seiteneinsteiger/in als Klassenlehrer/in eingesetzt. Zu dem Zeitpunkt fühlte ich mich der Aufgabe nicht unbedingt gewachsen. Da ich aber bisher nur als Vertretungslehrer/in eingesetzt worden war und die Übernahme der Klassenleitung die unausgesprochene Voraussetzung war, um die berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahme machen zu dürfen, sagte ich zu.
Dass ich in einer Klasse eingesetzt worden war, in der sich mehr als 5 Kinder mit Förderbedarf befinden und die dementsprechend pädagogisch herausfordernd ist, wurde mir erst nach und nach bewusst.
Ich wusste lange Zeit nicht, wie ich durchgreifen sollte und hatte nicht die nötige pädagogische Ausbildung und Erfahrung dafür. Ständig gab es Gewalt zwischen Schülern und etliche Klassenkonferenzen, Förderplangespräche, Besprechungen etc. Ich musste Förderpläne und Gutachten schreiben, ohne das jemals zuvor gemacht zu haben. Ich probierte verschiedene Arten von Erziehungsmaßnahmen aus - nichts fruchtete, den Störern waren die Konsequenzen meist egal und ich schaffte es auch nicht, konsequent genug zu sein, da ich durch die vielen gleichzeitigen Störungen den Überblick verlor. Hatte ich 1 Sekunde nach links geguckt, boxte rechts einer seinen Nachbarn und umgekehrt. Ständige Konflikte. Kaum Unterstützung von Seiten der Schulleitung.
Durch den Stress mit "meiner" Klasse hatte ich kaum Zeit, um mich mal verstärkt meinem eigentlichen Ausbildungsziel zuzuwenden: Unterrichtsentwürfe gut ausarbeiten, mein eigentliches Fach didaktisch durchdringen, mich auf Unterrichtsbesuche vorbereiten. Ich hatte bisher 3 UBs, wovon einer okay war, die anderen beiden eine Katastrophe. Einen davon führte ich in "meiner" Klasse durch, die in der Stunde komplett austickten.
Dementsprechend katastrophal waren auch die Nachbesprechungen, zumindest eine davon. Der Fachleiter für mein Fach kritisierte mich stark, teilweise auf persönlicher Ebene. Die Mängel der Ausbildung kamen zum Vorschein, ich hatte mich zu sehr auf die Problembewältigung in der Klasse fokussiert und zu wenig Energie in mein eigentliches Fach investiert.
Es fehlte jegliches Verständnis für meine Lage, ich fühlte mich ungerecht behandelt und wurde auch leicht emotional, vlt. sogar "aufmüpfig" (mein Gott, wir sind alle erwachsen, aber naja...). Seitdem behandelt mich mein Fachleiter abfällig, spöttisch sogar und meine Schulleitung "rügt" mich öfter, lächelt mich nicht mehr an beim Grüßen und zeigt, dass sie meine Fragen nervig findet. Sie zeigen mir beide, dass ich mich gefälligst zu fügen habe und mehr leisten soll. Machtdemonstration.
Ich finde das hochgradig ungerecht, denn ich habe mich im letzten Jahr wirklich sowas von reingehängt, um diese Klasse in den Griff zu bekommen und bin generell zuverlässig, ehrgeizig und engagiert. Ich habe immer Ja und Amen zu allem gesagt, nie gemeckert und freiwillige Arbeit übernommen. Und die Klasse habe ich inzwischen doch recht gut im Griff, auch, wenn es oft noch zu laut ist. Ich mag sie inzwischen auch echt gerne.
Im Grunde genommen ist es so: Man lädt mir Verantwortung auf, die ich noch nicht tragen kann und sollte und beschwert sich dann bei MIR, dass ich es nicht tragen kann. Anstatt mich mal erst ordentlich auszubilden und nicht gleich als vollwertige Lehrkraft einzusetzen.
Naja und jetzt komme ich zu dem, worauf ich eigentlich hinauswollte: Wenn nun meine SL am Ende der Qualifizierungsmaßnahme sagt "Nee, du bist nicht geeignet", dann wird sie das wohl tun, ohne ihren eigenen Anteil an der Misere zu sehen. Ich selbst empfinde mich allerdings als geeignet und ich bin mir sicher, dass mir nur die Übung fehlt.
Nun habe ich gehört, dass man sich einklagen kann, wenn mich die SL am Ende der Maßnahme ablehnt, weil sie mich verbotenerweise als Klassenleitung (und übrigens auch fachfremd) eingesetzt hat.
Hat irgendjemand von euch eine Ahnung, ob das stimmt oder was ich jetzt tun kann? Sollte ich meinem Fachleiter davon erzählen, dass ich als Klassenleitung eingesetzt werde, damit er weiß, warum ich fachlich hinterherhinke?
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit trotz des langen Textes,
Beethaufen