Beiträge von Morse

    Warum bekomme ich nicht Zeit um mich selbstständig mit meinem Unterricht befassen zu können, anstatt mir immer ein Korsett "von oben" zu verordnen, das nicht zu mir passt?


    So eine Liste zu lesen frustriert mich. Da kann ich wieder irgendwas abarbeiten, was sich jemand anders am Schreibtisch ausgedacht hat und nicht zu mir passt. Hauptsache auf dem Papier findet zählbare "Qualitätsentwicklung" statt. Mein Unterricht, ich und meine Schüler, profitieren dadurch meistens überhaupt nicht - es ist eine Alibiveranstaltung.

    Lohnkosten sollen gesenkt werden durch "Leistungsgerechtigkeit", bei der sich jeder für einen Profiteur halten darf der meint, er hätte mehr verdient.


    Dieses Interesse von Arbeitgebern ist der einzige Grund für die Einrichtung solcher Prämiensysteme; ein Interesse, das dem der Arbeitnehmer diametral entgegensetzt ist.

    Du sprichst die Fürsorgepflicht des Schulleiters an. Man kann als Schulleiter nicht gleichzeitig erwarten, dass die Kollegen immer mehr draufpacken, weil sie für die Bewertung auffallen wollen, aber auf der anderen Seite darauf aufpassen, dass sie sich nicht überarbeiten.

    Es freut mich sehr, dass jmd. mal diesen Gegensatz als solchen herausstellt!
    Ein Verfechter des "Leistungsgedankens" würde wahrscheinlich antworten: "Für mich (!) ist es ja gar keine Belastung über die anderen zu triumphieren in der Konkurrenz!"



    Wirklich erschreckend, wie viele hier gerne in eine Konkurrenz mit Ihren Kollegen einsteigen würden. Womöglich glauben sie dabei noch, dass sie selbst letztlich davon profitieren würden.

    Will jetzt auch loslegen. Da wir bisher kein Schulverwaltungsprogramm benutzt haben, starten wir also komplett bei Null, eine Jahresaufgabe :-DHabe Ende des letzten Schuljahres nur verpasst, das neue Schuljahr einzurichten, weil wir da noch nicht soweit mit ASV-BW waren.
    Ich hoffe, das SCS ist hier eine kompetente Hilfe.
    Weiter viel Freude mit ASV-BW.

    Bei mir sieht's genau so aus wie bei Dir.
    Mit einem Trick kannst Du das neue Schuljahr auch unabhängig vom Datum einrichten: Du musst dafür die Systemzeit zurückstellen.
    Das kann Dir auch das SCS oder der Schulträger mittels Fernsteuerung machen!
    Randnotiz: ich war begeistert wie freundlichlich und mühevoll das SCS mir neulich geholfen hat! (Keine Ironie!)

    Ja, wir haben das Programm bei uns auf dem Verwaltungsserver installiert und können Updates selber machen, bzw. ASV-BW macht die anscheinend z.T. selbst, sagt der Administrator.

    Bei mir ist das leider nicht so. Ich kann überprüfen ob Updates vorhanden sind, das wird dann angezeigt "update erforderlich" aber der Knopf bleibt grau hinterlegt bzw. wird nicht aktiv.
    Ich muss dann beim Schulträger anrufen, sagen, dass ich das Update will, und dieser beauftragt dann eine externe Firma, die quasi für mich diesen einen Klick macht.


    Ansonsten macht's bis jetzt aber Spaß! :)

    @cubanita1 hatte ein bisschen reingelesen und fand’s nicht so lustig. Liegt aber vermutlich daran, dass man als Lehrer irgendwann alles selber mal erlebt hat und sich über nichts mehr wundert...

    Und der Lokführer erst? Kriegt der Abzüge oder Zulagen, je nachdem wie gut er seinen Job macht? :lach2: Lehrer sind weder von Kunden bezahlte Dienstleister noch arbeiten sie in wirtschaftlich konkurrierenden Betrieben. Sie vermitteln vom Kultus vorgegebenes Wissen, überprüfen den Lernerfolg nach vorgegebenen Massstäben nachdem sie in 2 Examina nachgewiesen haben, dass sie das können. Das „wie“ zumindest bleibt ihnen überlassen.

    Was Du mit den Lokführern meinst verstehe ich nicht. Mein Beispiel mit der Bäckerei war ironisch gemeint!


    Der Lehrbetrieb ist kein Betrieb wie andere, aber auch hier wird grundsätzlich nach ökonomischen Interessen verfahren - es gibt eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Das Schulsystem ist kein Selbstzweck, weil Wissen per se so schön ist, sondern ein Mittel zum Zweck der Konkurrenz mit anderen Staaten. Und auch einzelne Schulen konkurrieren untereinander - aus ökonomischen Gründen (z.B. Schülerzahlen und die damit einhergehenden Gelder).

    Warum nur Lehrer? Die blonde Bäckereiverkäuferin bedient immer viel freundlicher als ihre brünette Kollegin - "Warum schlägt sich das eigentlich nicht in der Bezahlung nieder?"


    Meine Güte, da will ich lieber jetzt gleich von einem Roboter ersetzt werden, bevor ich mich darauf konzentriere bestimmte "Säulen" zu bedienen um noch meine Brötchen zu verdienen.

    Man sollte jetzt nicht allzu harsch sein. Der Lehramtsstudent hat bestimmt damit recht, dass es der Bundesrepublik im weltweiten und auch im europäischren Vergleich sehr gut geht. Das heißt ganz bestimmt nicht, dass man sich hierzulande däumchendrehend zurücklehnen sollte, aber Katastrophismus muss man nun auch nicht betreiben.

    Man kann immer zufrieden oder unzufrieden sein, je nachdem mit was man sich vergleicht.


    In der EU gibt's Länder mit höheren und mit niedrigerem Lohniveau als die BRD.
    Im Mittelalter gab's noch keine Flatscreens, aber auch keine GEZ. In Indien gibt's keine g'scheiten Toiletten, aber dafür sollen die Leut ja sehr glücklich sein.


    Und so weiter und so weiter...


    (Wird glaub Zeit für Ferien bei mir ;) )

    Ich sehe deinen Punkt und widerspreche dir nicht. Nichtsdestotrotz sind es sehr konkrete Kosten, die entstehen, wenn es nicht gelingt Menschen in angemessene Arbeitsverhältnisse zu bringen, während die allgmeinen Kosten, die durch gesellschaftliche Ungerechtigkeit und Steuerflucht entstehen, eher abstrakter Natur sind. Vielleicht könnte man das so beschreiben, dass jeder Bürger, der vom Sozialsystem getragen werden muss, ein Kostenfaktor ist, während die solventen Sozialschmarotzer, die ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen entfliehen, eher entgangene Einkünfte sind.
    Auch wenn beide Seiten angegangen werden müssen, ist bei unserer Staatsverschuldung das eine Problem m.E. dringender als das andere.

    Ich persönlich sehe das ein bisschen anders, will aber niemand damit auf den Schlips treten, sondern es einfach mal für's Protokoll nennen:


    Lohnkosten sollen grundsätzlich (!) so niedrig wie möglich sein. Nur weil ein Unternehmen bzw. dessen Besitzer Milliarden-Gewinne erwirtschaften, heißt das noch lange nicht, dass die Arbeiter davon profitieren. Oftmals verhält es sich sogar genau umgekehrt: die niedrigen Lohnkosten sind es, die dem Unternehmen zur Durchsetzung in der Konkurrenz verhelfen.
    Dass ein Unternehmer aus moralischen Gründen höhere Löhne auszahlt glaube ich nicht, auch wenn das manchmal als Grund genannt wird.


    Deshalb glaube ich auch nicht, dass es für die Allgemeinheit einen Unterschied macht, ob es jetzt ein paar Mehr Arbeitslose oder Flüchtlinge oder Elbphilharmonien oder sonstwas gibt.
    Die Löhne müssen ausreichen um die jeweilge Arbeitskraft zu reproduzieren (mehr aber auch nicht).


    Es wird prinzipiell nur soviel bezahlt, wie unbedingt sein muss. Mehr nicht! Profite kommen dehalb nicht bei den Arbeitern an, sondern nur den Eigentümern.


    Ob es jetzt mehr oder weniger Arbeitslose, Flüchtlinge, Sonderschulen, Elbphilharmonien oder sonstwas gibt, ändert nichts daran.
    Dass es einem Armen schlecht geht hat sicher viele Gründe, aber es liegt ganz sicher nicht daran, dass dieses Geld, dass ihm zustünde, statt dessen in einen Asylanten oder etw. anderes investiert wird. Die Rechten haben schon recht damit, wenn sie sagen, dass ein Ausländer einem Deutschen den Arbeitsplatz wegschnappen kann. Das kann er! Das muss er sogar, wenn er leben will. Beide müssen miteinander auf dem Arbeitsmarkt konkurrieren - dazu sind sie gezwungen. Ob einer Deutscher ist oder nicht, tut dabei aber an sich nichts zur Sache. Die Wut richtet sich gegen den Konkurrenten, aber nicht gegen die Konkurrenz die mittels Gewalt durchgesetzt wird.


    Das Geld ist immer da - siehe Vermögensverteilung oben.

    Wenn es uns als Gesellschaft nicht gelingt, eine möglichst große Zahl von Schulabgängern in die Lage zu versetzen, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, wird das zu einer immer größeren Belastung der Gesellschaft über die Sozialsysteme führen.

    Wirf mal einen Blick auf die Vermögensverteilung:


    https://upload.wikimedia.org/w…and_2002_und_2007.svg.png


    Meines Erachtens wird die Gesellschaft durch was ganz anderes belastet, als durch Arbeitslose.

    Wie läuft das an Euren Schulen?

    Ähnlich wie bei Dir.


    Eine Situation ist mir besonders im Gedächtnis geblieben:
    Es stand im Kollegium zur Debatte, ob einige geflüchtete Schüler von der Berufsschule in die Sonderberufsschule versetzt werden, da sie zum Teil überhaupt noch nie in einer Schule gewesen sind und dementsprechend sehr große Probleme haben und dass sie den Abschluss schaffen utopisch ist. Dies wurde abgelehnt mit der Begründung, dass dies als negative "Abstufung" empfunden würde. Manche Kollegen sind bereit alles zu unternehmen um einen Abschluss zu ermöglichen, z.B. schriftliche Prüfungen durch (ich behaupte mal "wohlwollende") mündliche zu ersetzen.


    Die Politik möchte, dass bestimmte Abschluss-Quoten erreicht werden und zwar möglichst schnell, denn Beschulung verursacht Kosten.


    Die Selektion verlagert sich von der Schule weg zu den Unis und Firmen.


    Dass einige Familien bildungsfern sind ist Tatsache. Dass bildungsnahe Familien wahrscheinlich in der Regel Kinder mit größeren Schulerfolg haben, ist für mich ehrlich gesagt auch nicht überraschend. Und nun erzähle mir keiner, es gäbe zu wenig Förderung. Es ist nämlich alles mögliche da. Vorkurse, Deutsch-Förderklassen, Übergangsklassen, teilweise sogar Einzelförderung, Hausaufgabenbetreuung ehrenamtlich, Lesemamis, Lesepaten, Mamicafe zum Deutschlernen, Deutschkurse für Mütter, etc pp... der Großteil dieser Förderung kommt Kindern aus bildungsfernen Familien zugute. Denn die anderen brauchen das nicht so sehr. Ist natürlich in Ordnung, aber dann kann doch endlich mal der Aufschrei aufhören, Kinder aus bildungsfernen Familien würden so benachteiligt! Nein! Sie bekommen viele Chancen und ob und wie sie sie annehmen, ist ihre freie Entscheidung!

    Schon merkwürdig, dass all diese Chancen nicht wahrgenommen werden... An was das wohl liegt?


    In der chancengleichen Konkurrenz kann jeder gewinnen! Nur nicht alle...

    Ich schließe mich größtenteils MrsPace und plattyplus an. Folgendes ist mir noch wichtig:


    1. Ich arbeite mich nicht ab an der verlangten Quadratur des Kreises!


    2. Auch mit geschenkten Abschlüssen können wir Schüler nicht vor der Konkurrenz am Arbeitsmarkt schützen!



    Egal ob Ihr realistische Noten gebt und Euch damit unbeliebt macht, oder Schüler obwohl sie kaum Deutsch, Lesen und Schreiben können, bestehen lasst (wie es von der Politik scheinbar implizit verlangt wird) - lasst Euch nicht kaputt machen von Mehrarbeit!

    Fun fact:


    In einer Musterprüfung mit Lösungsvorschlag zum neuen Bildungsplan Gemeinschaftskunde in B.-W. sollen Schüler das Grundgesetz als Argument gegen Homophobie nennen.
    Zu erklären, wie mit dem gleichen Grundgesetz Schwule staatlich verfolgt wurden (§175) wäre da schon eine anspruchsvollere Transfer-Aufgabe.

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