Alles anzeigenSchüler mit politisch unsachlichen Äußerungen?
Interessant wwar die Zeit kurz vor der Abstimmung in der Türkei zum Präsidialsystem.
Viele meiner türkischstämmigen SuS entpuppten sich als echte Erdo-Fans und wurden recht massiv.
Viele deutschstämmige SuS wollten sich zur Thematik nicht äußern, viele meinteb, sie seien bereits als Nazis beschimpft worden, weil sie Erdogan kritisiert hätten.
Am interessantesten war die Äußerung einer sonst klugen türkischstämmigen Deutschen - sie meinte, in der Türkei ginge es den Menschen seit Erdogan wirtschaftlich besser und das sei schließlich alles, was zähle. Ich habe explizit noch einmal nachgefragt, ob ihr Freiheit denn nicht auch wichtig sei und sie entgegnete, wirtschaftliche Prosperität würde reichen.
Ich kann also meinen Demokratieunterricht in die Tonne treten und muss mir eine neue Herangehensweise überlegen, um die Vorteile von demokratie greifbar zu machen.
Übrigens trat in einer Oberstufenklasse zu Tage, dass alle SuS sich mehrheitlich für die Einführung der Todesstrafe einsetzen würden, nur leider werde ihnen das ja nicht angeboten.
Sammelt ihr solche Erfahrungen nicht?
Die Bewertung, dass "wirtschaftlich besser [...] schließlich alles [sei], was zähle" halte ich für repräsentativ für alle Gesellschaften die ökonomisch so ungleich sind.
Den Schülern wurden die Vorteile der Demokratie ja schon greifbar gemacht: Todesstrafe per Volksabstimmung. Da sieht man mal, wie schön Demokratie sein kann!
Übrigens: auch diese Haltung kann man in unserer Gesellschaft an jeder Straßenecke abholen und nicht nur da: "Jeder dritte Jurastudent befürwortet die Todesstrafe, jeder zweite die Anwendung von Folter."1