Beiträge von Morse

    Immer noch nicht gemerkt? Es geht hier um BildungsPOLITIK.
    Deine "Chancengleichheit" ist immer im Kontext der herrschenden politischen Meinung zu interpretieren. Und aktuell heißt "Chancengleichheit" eben, dass man es einigen etwas leichter macht, weil sie sonst zu wenig "Chancen" hätten...


    Und als Beamter setzt du bitte einfach um, was man dir von oben vorgibt, solange es irgendeine gesetzliche Grundlage hat. Das ist dein Job!


    Gruß !


    Siehst Du nun darin einen Widerspruch oder nicht? Du hast ja nun erklärt, woher dieser Widerspruch oder Nicht-Widerspruch herkommt. Aber nicht, ob es für Dich einer ist oder nicht. Dass sich die Vorgaben je nach politischer Wetterlage ändern, ist klar. Genau so, dass ich da als Beamter gehorchen muss. Damit habe ich auch gar kein Problem. Mein Problem ist, dass ich kein richtiges Konzept erkenne (das Thema wird ja auch sehr unterschiedlich gehandhabt von einzelnen Schulen, scheint es mir) und vor allem, dass mir das ganze widersprüchlich erscheint.

    Chancengleichheit


    Das ist der springende Punkt. Mal wird sie so verstanden, mal so, wie in diesem Cartoon:


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    In diesem Fall scheint mir das Schulsystem im Cartoon links, der Nachteilsausgleich rechts.


    Beispiele wie die Sehnenscheidenentzündung sind natürlich gut nachvollziehbar. Aber wo verläuft die Grenze?
    Wäre es im Sinne des Nachteilsausgleichs, wenn ein Schüler, der ohne Formelsammlung nicht bestehen würde, diese benutzen darf? Warum oder warum nicht?
    Welche Nachteile sollen ausgeglichen werden, und welche nicht? Ist die Faulheit eines Schülers womöglich nur Folge seiner Depression und sollte ausgeglichen werden?


    Was ist die Maxime des Nachteilsausgleichs?


    Danke für Deine Antwort, sie regt mich zum Nach- bzw. Überdenken an!


    Diese Beschränkung auf das vermeintlich "inhaltliche" finde ich problematisch bzw. da sehe ich einen Widerspruch zum Schulsystem. Beispiel:
    Ein Schüler spricht einigermaßen gut Englisch, aber kann nicht schreiben - gar nicht. Den könnte ich einfach mündlich prüfen und sagen "er kann die Sprache an sich ja, nur das Schreiben halt nicht, aus den und den Gründen". Oder ich kann sagen "die mündliche Note ist dann gut, aber schriftlich ist's ein Sechser - gleiche Regeln für alle und zum Abschluss gehört eben, dass man nicht nur Reden, sondern auch Schreiben kann".


    Einerseits sollen an der Schule alle nach dem gleichen Maßstab unter gleichen Bedingungen beurteilt werden (Ideal der Gleichheit), andererseits individuelle benotet und geprüft werden (Ideal der ausgeglichenen Ungleichheit)-


    Siehst Du/seht Ihr da gar keinen Widerspruch?

    Hallo zusammen,


    gleich vorne weg: es geht mir in diesem Thema nicht darum, ob man persönlich Nachteilsausgleich für eine gute oder schlechte Sache hält.
    Es soll darum gehen zu beurteilen, ob oder inwiefern Nachteilsausgleich widersprüchlich zum Schulsystem ist.


    Was mich irritiert:
    Es gibt verschiedene Schularten mit verschiedenen Abschlüssen. Abgesehen von unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten, wie altsprachliches Gymnasium oder berufsbezogenheit, ist es vor allem das "Niveau"/"Schwierigkeit", wie auch immer man das nennen will, das sie unterscheidet. Man spricht von "höheren" oder "niedrigeren" Bildungsabschlüssen. Salopp gesagt: Wer heutzutage kann, der macht Abi, alle anderen eben den ihnen möglichen höchsten Abschluss. Bei manchen "reicht" es dann "nur" zur Hauptschule oder Sonderschule. Soweit zur Bestandsaufnahme.
    Grundsätzlich gibt es an allen Schulen für Lehrer die Möglichkeit, einzelne Schüler individuell zu fördern. Bei manchen Schulen mehr, auch mit Sozialarbeitern, Nachhilfe usw., bei manchen weniger.
    Nun gibt es den sog. "Nachteilsausgleich": die Leistungsmessung für einzelnen Schülern wird abgeändert, nicht nur bei Klassenarbeiten, sondern auch bei Prüfungen (mehr Zeit, andere/mehr Hilfsmittel, textoptimierte Aufgaben usw.).


    Etw. pointiert ausgedrückt: "Für manche ist die Prüfung aus bestimmten Gründen zu schwer, daher machen wir es ihnen ein bisschen leichter!" Ist das die Maxime des Nachteilsausgleichs?



    Aus der B.-W. Verwaltungsvorschrift zum Thema:

    "Die Chancengleichheit ist eine Ausformung des Gleichheitssatzes nach Art. 3 Abs. 1 des Grundgesetzes ("Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich"). Dieser Satz verlangt nicht, bei allen Menschen die gleichen Handlungsmuster anzulegen. Der Gleichheitssatz bedeutet vielmehr, dass die Menschen vor dem Gesetz nach den gleichen Maximen zu behandeln sind, dass also Lebenssachverhalte, die von ihrem Wesen her gleich sind, auch rechtlich gleichgestellt werden müssen; der Gleichheitssatz bedeutet aber auch umgekehrt, dass bei Lebenssachverhalten, die von ihrem Wesen her ungleich sind, von Rechts wegen zu differenzieren ist. Insofern kann es auch rechtlich geboten sein, Nachteile von Schülern mit besonderem Förderbedarf oder mit Behinderungen auszugleichen.



    Dieser auf dem Gleichheitssatz beruhende Anspruch zur Differenzierung muss aber - wiederum aus Gründen der Gleichbehandlung aller Schüler - eine Grenze finden: Die Anforderungen in der Sache selbst dürfen nicht eigens für einzelne Schüler herabgesetzt werden. Die Hilfestellungen für den Schüler ebnen ihm also Wege zu dem schulartgemäßen Niveau; dieses Niveau dann zu erreichen, kann aber auch Schülern mit besonderem Förderbedarf oder Behinderungen nicht erlassen werden.
    Der Nachteilsausgleich für Schüler mit besonderem Förderbedarf oder für behinderte Schüler lässt daher das Anforderungsprofil unberührt und bezieht sich auf Hilfen, mit denen die Schüler in die Lage versetzt werden, diesem zu entsprechen. Die Art und Weise solcher Hilfen hängt von den Umständen des Einzelfalles ab. Zum einen können die allgemeinen Rahmenbedingungen auf die besonderen Probleme einzelner Schüler Rücksicht nehmen. Daneben sind auch besondere, nur auf einzelne Schüler bezogene Maßnahmen des Nachteilsausgleichs möglich, insbesondere durch eine Anpassung der Arbeitszeit oder durch die Nutzung von besonderen technischen oder didaktisch- methodischen Hilfen. Auch ist es möglich, die Gewichtung der schriftlichen, mündlichen und praktischen Leistungen im Einzelfall anzupassen; allerdings muss jede dieser Leistungsarten eine hinreichende Gewichtung behalten. Im Rahmen des Nachteilsausgleiches ist es insoweit auch möglich von den äußeren Rahmenbedingungen einer Prüfung abzuweichen." (http://www.landesrecht-bw.de/j…bsbawueprod.psml&max=true)



    Da dreht's mir beim Lesen mind. drei Mal den Kopf um. Mir erscheint das als einziger Widerspruch in sich. Wie seht Ihr das?
    (Es sei nochmal daran erinnert, dass es nicht um die persönliche Meinung geht, sondern um die Beurteilung des Nachteilsausgleich in Bezug auf das Schulsystem)


    Liebe Grüße

    Das war auf die Motivation der Landesregierung bezogen: Überzeugung, weil es gerechtfertigt ist oder Verzweiflung weil es sonst einfach niemand tun will. :)

    Ja schon - aber hast Du auch meinen Kommentar dazu gelesen?
    Ich weiß nicht wie Du den Begriff "gerechtfertigt" verstehst, aber ich behaupte, dass es diese Kategorie bei Löhnen grundsätzlich nicht gibt, falls das "gerechtfertigt" moralisch gemeint ist. Nach dem Motto "die Arbeit ist so hart/viel/anspruchsvoll/etc., deshalb ist ein höherer Lohn gerecht!" Natürlich haben solche Faktoren Auswirkungen auf das Angebot und die Nachfrage, aber nur nachrangig. Es sind eben nicht die Kriterien per se, die über die Höhe eines Lohns entscheiden.

    Aus Überzeugung oder aus Verzweiflung, weil die Stellen einfach nicht besetzt werden können?

    Ich weiß nicht, ob das ernst oder ironisch gemeint ist, aber für's Protokoll: Ich halte das ja für einen Fehler, zu glauben, dass eine Lohnhöhe durch eine "Überzeugung" oder überhaupt irgendetwas anderes außer Angebot und Nachfrage festgesetzt wird. (Auch wenn das bei Beamten nicht so offensichtlich und dynamisch wie in anderen Bereichen ist - das Prinzip ist gleich.)

    Das Argument, dass die 6 überzogen sei, weil der dadurch entstandene Vorteil wahrscheinlich sehr gering ist, leuchtet mir ein.
    Andererseits gehört es auch zur Erziehung, dass Regeln eingehalten werden (falls kein guter Grund dagegen spricht), vor allem wenn es um gleiche Regeln für alle während einer Prüfungssituation geht.

    In meinen Breiten kommt das schon Mal vor, wenn auch selten, dass Schüler so lange schreiben, bis man ihnen das Blatt selbst wegziehen muss. Das ist höchstens ein "Kavaliersdelikt", an dem sich niemand stört.
    Insofern finde ich diese 6 sehr hart - aber wenn das bei Dir an der Schule so üblich ist und den Schülern auch bekannt (!), finde ich das natürlich in Ordnung. In diesem Sinne wäre das für mich eine "Täuschungshandlung" (so würde man das zumindest in B.-W. nennen)


    Der Schüler hat sich nicht an die Regeln gehalten bzw. die Anweisung des Lehrers nicht beachtet und sich somit widerrechtlich einen Vorteil verschafft - das ist den Mitschülern gegenüber unfair.

    Im GU ist meine eigene Meinung nicht von Bedeutung und ich halte mich damit weitgehend zurück, auch wenn ich sie durch meinen Tonfall oder meine Wortwahl zum Teil nur schwer verbergen kann.
    Dennoch geht es ja im GU nicht um meine Meinung sondern darum, den Schülern zu vermitteln, überhaupt erst einmal eine eigene (!) Meinung zu entwickeln und diese auch mit belastbaren Argumenten untermauern.

    Das geht mir auch so, bzw. sehe ich auch so. Nach über einem Schuljahr können einen die SuS natürlich schon etwas einschätzen, aber gerade deshalb empfinde ich es immer als Erfolg, wenn SuS am Ende einer Stunde unbedingt wissen wollen, wie man selbst persönlich darüber denkt und man deutlich merkt, dass sie wirklich keine Idee haben. Dann war die bisherige Versteck- und Irritations-Taktik erfolgreich Ich glaube das ist für den Unterricht sehr förderlich.


    Wg. dem Entwickeln und Argumenten: in Mathematik zeigen Schüler manchmal nur Ergebnisse und wollen wissen, ob sie stimmen oder nicht. Ich lehne das ab und sage, dass mich die bloßen Ergebnisse überhaupt nicht interessieren, sondern ich den Lösungsweg sehen will (der wird manchmal aus Faulheit gespart). In GGK sind für mich die Argumente quasi der "Lösungsweg" und was da am Schluß (eben aufgrund der Argumente!) als Beurteilung rauskommt eher nachrangig.

    Die Diskussion im Geschichtsunterricht über das, was ich im vorherigen Beitrag geschrieben habe, soll ihren Teil dazu beitragen, die politische Unsachlichkeit zu überwinden.

    Ok, cool! Ich dachte das "Ich gehe damit wesentlich kritischer um" bezog sich auf Deine persönliche Haltung, pardon!


    "Wer durfte überhaupt (nicht) wählen?" ist ja für verschiedene Epochen quasi der Klassiker auf dem Arbeitsblatt. :)

    Wg. "zur Demokratie gefunden":
    Grundsätzlich: nicht ein Volk bestimmt eine Herrschaft, sondern umgekehrt, eine Herrschaft bestimmt ein Volk.
    (Das Fass, wodurch die Form einer Herrschaft bestimmt wird, lasse ich mal zu)


    Dieses Missverständnis fängt in vielen Schulbüchern schon mit einem beinahe religiösen Hobbes-Mythos an, nachdem sich Menschen zu einem Volk zusammenfinden und dann gemeinsam auf Gewalt verzichten um diese freiwillig einem Herrscher übertragen. Wer schon das zur Grundlage seines politischen Denkens macht, der muss sich dann später tatsächlich oft wundern z.B. "Warum machen 'die da oben' denn nicht was 'die Leute' wirklich wollen?". In dieser falschen Grundannehme ist auch schon die Wurzel des Nationalismus enthalten - die Scheidung darüber wer gehört zum Volk und wer nicht - wenn z.B. gefordert wird "Der Staat solle mal zuerst was für SEIN Volk tun und nicht für Ausländer" usw. Bei Protesten wie aktuell G20 werden ausgerechnet die Verantwortlichen für beklagte Übel zu Adressaten nicht nur von Krititk, sondern auch Bitten gemacht. Ausgerechnet die Mächtigen der Welt, deren Macht ja aus bestimmten Kapitalen erwächst, die bestimmten Verpflichtungen unterliegen, sollen es richten. Ein absurder Gedanke.


    Immerhin kann man auch vielen GGK-Schulbüchern entnehmen, dass Politik von Interessen geleitet wird - was ja auch für die GK-Kompetenzen wie Lesen und Diskutieren usw. eine zentrale Rolle spielt.


    Randnotiz zum Unterricht: wenn SuS vage von "wir" oder "die" sprechen, muss ich erstmal nachfragen, wer überhaupt damit gemeint ist...


    [Blockierte Grafik: https://www2.pic-upload.de/img/33505745/columbo.jpg]



    Ich fänd's schön, wenn der Thread wieder mehr auf die Schule und Unterricht zurück käme, anstatt bloß ein Austausch von politischen Meinungen ist! :)

    Danke! Ich schreibe einfach mal, was mir spontan dazu einfällt. Hoffe das wirkt nicht so, als wäre ich davon überzeugt, dass ich da mal eben souverän eine Lösung aus dem Ärmel ziehen könnte. Ich halte es für eine Stärke von mir, dass ich sehr sachlich sein kein und mich nicht "triggern" lasse, auch nicht von sehr provokanten Äußerungen, aber wenn ein Kollege mal (!) emotional "durchdreht" und seinen Senf dazu geben "muss" ist das für Schüler sicher auch mal eine interessante Erfahrung. "Hauptsache authentisch!" - und das meine ich jetzt nicht ironisch. (Manche lesen ja Rezensionen so, dass sie wissen, dass der Verriss dieses Redakteurs oder jenes Users für sie genau das richtige ist.)


    Mir bereitet es keine Sorgen, dass eine große Zahl an Jugendlichen mit Demokratie nichts anfangen kann. Ich denke da unterscheiden sie sich nicht groß vom Rest der Gesellschaft, wenn überhaupt.
    Ich selbst würde mich auch nicht gerade als Demokratie-Fan bezeichnen. Aber falls wir darüber reden, müsste man erstmal den Begriff klären, bevor man aneinander vorbei redet.


    Was SuS auffällt, an dieser Art von Demokratie, wie sie Ihnen in der BRD jeden Tag begegnet oder auch in idealisierter Form in Schulbüchern (die LpB und BpB sind da teilweise erheblich kritischer, meiner Meinung nach) sind vor allem die riesigen ökonomischen Gegensätze in einer Gesellschaft, die ansonsten bzw. rechtlich gleichgestellt ist. Wobei noch nicht einmal das gilt, gerade in der Schule oder im Betrieb.

    Vielleicht ist bei diesen Gegebenheiten einfach keine Diskussion möglich bzw. nicht über ein Thema, bei dem die Schüler diese extremen Meinungen haben.
    Spontane dumme Ideen aus der Ferne:
    - Pro/Contra Diskussion über ein abstraktes Thema ("Sollte die Menschheit ein riesen Raumschiff bauen?" oder wenn selbst das noch zu politisch ist sowas wie "Sollte es nur noch grüne Gummibärchen geben")
    - Den Schülern erklären, dass Du keine Diskussionen mehr mit ihnen machst aus diesen Gründen aber zum Glück gibt es ja auch viele schöne Dinge die man auswendig lernen kann für Tests und KAs, z.B. Bundesländer und Hauptstädte, Grundgesetzartikel usw. usw.


    Edit: den Klassiker ganz vergessen: anfangs (!) nach der Meinung aufstellen lassen im Raum und dann in Gruppen einteilen, die jeweils die gegenteilige Meinung vertreten müssen in der späteren Diskussion. (Perspektivübernahme)


    EDIT 2: SORRY Stille Mitleserin, ich habe den Teil mit den extremen Meinungen offensichtlich falsch gelesen - da geht mein Post komplett dran vorbei.

    Ich antworte mal nicht einzeln auf Yummi und Stille Mitleserin, sondern mal ganz grundsätzlich:


    1. Im Gemeinschaftskundeunterricht geht es nicht darum die richtige Meinung zu haben. Es geht um etwas Faktenwissen und vor allem um Kompetenzen.


    2. Ziel des Gemeinschaftskundeunterrichts ist vor allem nicht, dass die Schüler die persönliche Meinung des Lehrers übernehmen!


    3. Auch wenn man eine Schülermeinung ändern wöllte oder gar sollte (Diensteid), z.B. bei Neo-Nazis, IS-Anhänger, Diverses, geht das sicher nicht von heute auf morgen.
    Wenn man antritt mit "Heute mache ich mal was zum Thema Pressefreiheit in der Türkei und überzeuge seine Fans in der 10a, dass er kein cooler starker Mann, sondern ein fieser Diktator ist" läuft man Gefahr, sich abzuarbeiten. Wie würdet Ihr reagieren, wenn ihr sehr deutlich merkt, dass Euch jmd. "umdrehen" will?




    Ein Schwenk aus der Praxis:
    Ein Kollege hat vor der letzten Landtagswahl mal Schüler 30 min lang gebrieft, dass man auf gar keinen Fall AFD wählen dürfe. Die Schüler erzählten mir das zu Unterrichtsbeginn, dabei war ich nicht. Den Kollege kenne ich aber gut und das passt ins Bild (gut gemeint). Die Klasse interessierte sich im Schnitt nicht besonders für Politik, findet die AFD im speziellen wenn eher doof, aber hegt auch keine starke Antipathie. Mir schien es, dass durch den Vortrag der Kollegin die AFD eher attraktiver geworden ist, als etwas "Verbotenes". Eine Schülerin ist Mitglied der AFD. Diese und zwei andere, die die Partei interessant bis gut fanden, "durften" dann in meinem Unterricht mal erzählen warum sie diese Partei wählen wollen. Mitschüler haben sich dazu teilweise kritisch geäußert - ich habe das ganze moderiert und dabei vor allem die Ausdrucksweise versachlicht. Es ging darum, aus welchen GRÜNDEN, mit welchen ARGUMENTEN man dafür oder dagegen ist, und nicht schon diesen Schritt übersprungen, was die richtige Meinung sei.
    Danach habe ich mich gefragt, ob das gut war, dass ich dem Parteimitglied sozusagen ein Forum geboten habe in der Klasse, kam aber zum Schluß, dass es Dampf aus dem Kessel genommen hat. Mir persönlich war wichtig, dass die Schüler wissen, warum sie etwas wählen, dass sie Gründe nennen können. Schülern eine Meinung mehr oder weniger explizit vorzugeben halte ich für Kontraproduktiv in jeder Hinsicht. Wenn (!), dann muss man da schon subtiler vorgehen.


    Zumindest meiner Meinung nach! :)

    Immerhin wäre das eine Gelegenheit, deutlich zu machen, wo Erdogan-Anhänger am besten aufgehoben sind - nämlich in ihrer gottbegnadeten Türkei. Hier in Deutschland brauchen wir die eigentlich nicht, aber das sollte jedem denkenden Mitbürger ohnehin klar sein.

    fossi74: Mich würde interessieren wie Du SuS diese nationalistische Haltung "deutlich machen" willst im Unterricht. (Ernst gemeinte Frage! Ich persönlich lehne Nationalismus ab, aber die dt. Gesetze geben sicher genug Material her für ein Arbeitsblatt, aufgrund dessen man, bzw. geneigte SUS diese Haltung stützten könnten. Mich würde interessieren, wie so ein Unterricht aussieht - wenn es nicht einfach ein Lehrervortrag ist, in dem dieser, Salopp gesagt, einfach seinen persönlichen Senf zum Thema gibt)


    Yummi: "wirtschaftliche Abschwung [in der BRD?] wird eher als Verschwörung des Auslands tituliert" ist doch auch ein gutes Stichwort für die Konkurrenz von Nationen (Kolonialismus, Globalisierung, usw.) und auch Konkurrenz unter Arbeitnehmern, Arbeitskraft als Ware usw. (Outsourcing von Jobs) usw. Da kann man bestimmt Schwung von den SuS nutzen!

    Ich finde es sehr angenehm, dass hier moderiert wird - inklusive Sperren von Usern und Löschen von Beiträgen! Ansonsten würde das hier teilweise zur Spiegel-Online-Kommentarspalte verkommen.


    (Aber zum Begriff: Das ist keine Meinungsfreiheit! Dieses Bedürfnis, das Schönreden zu müssen, finde ich eher unangenehm.)

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