Beiträge von Morse

    Hallo Anja,
    ich bin nicht sicher, was Du mit "Nazikeule" meinst, aber solche Parolen kann man quasi weltweit abfragen, nicht nur in der BRD. (Dann eben als "France pour les Francais", "America for Americans" etc.)
    (Dass das hier im Forum so geballt kommt, überrascht mich. Die Kollegien, die ich kenne, ticken da ganz anders.)


    Zurück zur Abschiebungsdebatte: das Bekenntnis zur Nation und zu einem Volk ist keineswegs Rechten vorbehalten, die "Wir sind das Volk!" rufen, sondern umgekehr auch den "Bahnhofsklatschern" die sagen, "Nein, ihr seid nicht das Volk! WIR sind das Volk!"

    Eine Schande, dass das Problem bereits so lange bekannt ist und die hochrangingen Politiker der Industrieländer es bislang nicht auf die Reihe bekommen haben, Entwicklungsländer bei ihren Problemen (die durch die dortigen Geburtenraten nur noch größer werden) zu unterstützen. Ich meine, wenn wir einfache Lehrer die Grundproblematik erkannt und sinnvolle
    Intervenierungsmöglichkeiten erarbeitet haben, warum schafft das kein Staatsoberhaupt, kein Staatenverbund, keine internationale Organisation?

    Weil es nicht in ihrem Interesse ist.


    "Politik soll Probleme lösen": Ich halte das generell für eine falsche Vorstellung, dass Politiker der Adressat für solche Kritik wären. Als ob die Politik nicht wüsste, wie die Leute in der Dritten Welt darben. Als ob ein Politiker hier jemals sagen würde "Oh, wir wussten ja gar nicht, dass das Schulgebäude marode ist! Das stellen wir jetzt ab! Danke für den Hinweis!"
    Das ist ein falsches Bild von dem was Politik ist. Sie ist hier nicht Ansprechpartner zur Lösung, sondern Mit-Ursache des Problems - aufgrund ihrer eigenen Interessen. "Menschen helfen" ist hier kein Interesse oder Selbstzweck eines Staats, sondern ein Mittel zum Zweck der Außenpolitik.


    Randnotiz zur Diskussion: dass man den Gesetzen gehorchen muss, ist klar - sonst droht Gewalt. Aber Gesetze per se (!), also unbedingt (!), als Maßstab zum richtigen Handeln zu erheben, das halte ich schon für sehr fragwürdig. Da muss trotz des hier immer wieder wiederholten Begriffs vom "Rechtsstaat" tatsächlich schnell an "früher" denken, so stark ist die Assoziation.
    So recht nehm ich den Diskutierenden ihren Legalismus auch nicht ab, ich denke dem einen passt das eben für seine Argumentation in den Kram, dem anderen nicht - der wiederrum besteht dann eben darauf, dass Richter die Gesetze mal so und mal so interpretieren.


    Dass der Staat nicht will, dass vor einer Abschiebung gewarnt wird, ist klar. Was man selbst davon hält - egal wie die Gesetze sind - ist mit Blick auf die Meinungen hier nicht immer so klar.

    Die einen berufen sich auf den "Rechtsstaat" weil sie abschieben wollen,
    die anderen berufen sich auf den "Rechtsstaat" weil sie nicht abschieben wollen.


    Beide sind bemüht ihr Anliegen als Interesse der Herrschaft auszugeben, zu legitimieren.


    Mal holt die Regierung die Ausländer ins Land, mal schmeißt sie sie wieder raus.
    Die Herrschaft kreiert ihr "Volk" indem es regelt wer dazugehört und wer nicht dazugehört. Dies führt zu allerlei Verwicklungen... (Ab und zu wird auch mal gezündelt.)

    Morse: heisst das, du hast zb 4 verschiedene Ordner für dieselbe Reihe, wenn du sie 4 mal gehalten hast? Davon versuche ich mich gerade zu lösen...

    Ich weiß nicht, ob ich die Frage richtig verstehe.


    Ich habe
    - Ordner mit meinen Materialien/Reihen und Ordner unabhängig vom Schuljahr und
    - Ordner für jede Klasse mit dem Unterricht abhängig vom Schuljahr.


    Wenn ich in den letzten Jahren in jeder Klasse Arbeitsblatt X benutzt habe, finden sich in den jeweiligen Ordern zu der Stunde bei jeder Klasse eine Kopie dieses Arbeitsblattes.
    Dort liegt es nicht als Teil einer Materialsammlung, sondern archiviert, damit ich weiß, was ich da gemacht habe. (Mir ist wichtig, dass alles was ich mache archiviert ist, damit ich es später ggfs. zurückverfolgen kann)


    Ich hoffe das war nachvollziehbar?

    Bei mir sieht das so aus:


    Klasse(evt.+Fach)/DATUM


    Jede Stunde hat einen Ordner mit Verlaufsplan und ggfs. Arbeitsblättern etc. Mir ist wichtig, dass ich genau nachverfolgen kann was ich wann (schon) unterrichtet habe.


    Durch die Benennung mit Datum (z.B. "2017_06_30") kann man sich das ganze alphabetisch bzw. in diesem Fall eben chronologisch anzeigen lassen.



    Edit: Ich trenne also gehaltene und zu haltende Stunden von der großen Materialsammlung.

    Ich habe gar kein Auto.


    An der Schule ist alles an Autos vertreten. Das teuerste Auto fährt natürlich der mit dem geringsten Gehalt.


    Das richtige "Lehrerauto" muss natürlich ein alter VW Kombi ("Pestalozzi-Porsche"), VW Bus oder noch besser Wohnmobil sein ;)

    Dann hast Du noch nie einen Blick auf die andere Seite des Zaunes geworfen.
    Bei uns gibt es eine Unterrichtsverteilung in der letzten Woche vor den Ferien. Die ist vorläufig, und das wissen alle. Dann kommen die Ferien, irgendjemand muss unvorhersehbar in Mutterschutz, jemand anderes bekommt ein Planstellenangebot gegen Ende der Ferien (Das sind immer die Highlights in der letzten Ferienwoche) und verlässt uns (es sei den Leuten gegönnt, aber bringt die Planer in eine missliche Lage). Und auf einmal muss man schieben, insbesondere bei Fächern, in denen man nur wenige Leute überhaupt hat. Und dann ändert sich vieles, während man immer noch versucht, individuellen Wünschen (insb. z.B. Vereinbarkeit von Unterrichtsbeginn und Kinderbetreuung, also Sachen, die durchaus wichtig sind) gerecht zu werden.


    Diese Unwägbarkeiten entstehen schlicht und ergreifend dadurch, dass hier Menschen mit völlig unterschiedlichen Familiensituationen, aber auch Arbeitsverhältnissen (Planstelle vs. befristet) zusammentreffen und es am Ende immer einem kleinen Wunder gleichkommt, dass sich aus dem Ganzen überhaupt ein Stundenplan bauen lässt, der alles abdeckt. Klar, wer in den Ferien Kurse vorbereitet hat, die er dann nicht bekommt, hat das *erst* einmal "umsonst" getan (und hofft darauf, nächstes Jahr davon zu profitieren - ärgerlich ist es ohne Frage). Das passiert einem aber glaube ich auch nur einmal.

    Schulleitungen tun sicher alles, was ihnen möglich ist,aber auch sie können teilweise nur Mangel verwalten. Seien es angeforderte Lehrer, die sie nicht bekommen oder, dass der Schulträger keine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt oder nur an weit entfernten Aussenstellen und und und oder oder oder... Ich wollte nicht sagen, dass die SL an allem Schuld ist, sondern, dass es bei mir/vielen gefühlt immer schwerer wird zu planen.
    "Langweiliger Beamtenjob"? Schön wär's... Teilweise herrscht absolutes Chaos in der Schulverwaltung. Es gibt keinen Plan; Nichts, das irgendwie Halt gibt.

    Mir fällt es zunehmend schwerer, solche "Unwegbarkeiten" immer selbst durch professionelle "Flexibilität" - de facto Mehrarbeit - ausgleichen zu müssen.


    Planung wird zunehmend schwerer bis unmöglich und dadurch, dass wir am Ende vor der Klasse stehen - und da nicht blank stehen wollen - bekommen wir den Schwarzen Peter zugeschoben.
    Meine Motivation leidet darunter erheblich.

    Exoten-Thema:


    Manche Fachschulen (Meister, Techniker) werden nicht von einer Stadt/Kreis getragen, sondern von einem Ministerium, dass nicht das Kultusministerium ist. Z.B. das Wissenschafts- oder Landwirtschaftsministerium. Dort gelten teilweise ganz andere Arbeitsbedingungen für die Angestellten (!).
    Falls man als "richtiger" Beamter und inkl. Referendariat dorthin wechselt,


    kann man als Lehrer (weiterhin) "ganz normal" arbeiten - oder verändert sich dadurch der Status, z.B. Pensionsansprüche usw.?


    Ich kenne Kollegen, denen gesagt wurde (ich sag mal "in die Hand versprochen") dass quasi alles beim alten bleibt, aber mich würde das schon näher interessieren...

    Jeder Beamte wird mindestens einmal amtsärztlich untersucht. Bei vielen bleibt es bei dem einen Mal während des Referendariats (während sie also Beamte auf Widerruf sind) - wenn eben alles glatt läuft. Dann kreuzt der Amtsarzt an, dass der Kandidat nicht nochmals untersucht werden muss, z.B. vor der Lebenszeitverbeamtung, Dazwischen liegen ja Jahre.
    Für mehr als eine Untersuchung kann es verschiedene gesundheitliche Gründe geben, bei vielen ist es schlicht und einfach Übergewicht.
    Wie mehr oder weniger Streng die Untersuchungen durchgeführt werden, liegt wohl an den einzelnen Ärzten bzw. gibt es große Unterschiede.

    Meister und Techniker werden nicht aus- sondern weitergebildet. Berufsschulen bilden aus (Azubis), Fachschulen bilden weiter (Meister, Techniker).



    Was ich nicht weiß, bloße Vermutung:
    TG ja, wenn das Profil "Mechatronik" ist
    BOS/TO evt. Physik, falls sich kein "richtiger" Physiker findet



    Viel Spaß und Erfolg! :)

    Wg. des (ich sag mal) "Engagements für die nachfolgende Generation":


    Die Prämisse dafür, dass jmd. einen Job bekommt ist, dass es sich für einen Unternehmer lohnt, ihn für sich arbeiten zu lassen.
    (Kein Unternehmer würde jmd. ohne Rendite einstellen, nur damit dieser sich selbst und seine Familie ernähren kann.)


    Der erste Zweck der Schule ist es zukünftige Arbeitskräfte nach Noten zu sortieren - Sortieren im Sinne einer Differenzierung.
    (Theoretisch kann jeder eine Eins bekommen, aber eben nicht alle.)


    Es ist nicht so, dass die relativen guten Leistungen eines Schülers seinen Arbeitsplatz kreieren.


    Arbeitet Euch nicht ab an dem Wettbewerb, wessen Schüler anderen die Arbeitsplätze wegschnappen.

    Ich wollte ja schon was zu der brutalen Seite der "Gleichheit" in der bürgerlichen Gesellschaft schreiben, aber vielleicht lässt die Zukunft der Bildungspolitik in der BRD, mit Gesamtschulen für "alle" auf der einen Seite und teuren Privatschulen (nicht für alle) auf der anderen Seite, deutlicher hervortreten woran's in diesem Laden hier hapert. Hat ja auch was!

    Und was soll das bringen? Solche Kollegen kenne ich auch, die vergeben in bestimmten Klassenstufen nur Einsen und Zweien. Dann bekommt man solche Klassen und vergibt zum ersten Mal realistische Noten und bekommt am Ende sogar Vorwürfe zu hören, man motiviere die Schüler nicht genug, fördere sie nicht genug oder was auch immer.
    "Kuschelnoten" sind weder fair gegenüber den Schüler, weil sie keine echte Rückmeldung zu ihrer Leistung erhalten, noch gegenüber anderen Schülern, die in anderen Klassen bei derselben Leistung optisch schlechter dastehen, noch gegenüber den Kollegen, die das später ausbaden müssen.


    Von der Tatsache, dass Schüler teilweise "Kuschelnoten" bis zum Abitur bekommen, in welchem sie dann scheitern (= zwei bis drei Jahre verschenkte Oberstufenzeit) sprechen wir lieber gar nicht...


    Gruß !

    Da bin ich ganz Deiner Meinung!


    Du hast mein Zitat ja auch abgeschnitten an einer Stelle, nach der noch folgendes kam:


    "(Stichwort Reli-Lehrer) - aber das Schützt die Schüler leider auch nicht vor Lohnarbeit."


    Ergo bringt es eh nichts, ausser den negativen Folgen die Du genannt hast.

    Das geht hier zur Zeit echt schnell, dass die Volksgemeinschaft beschworen wird! Jessas Maria und Josef...



    Bzgl. des Konkurrenzkampfes:


    Die Schule bereitet nicht nur darauf vor, sondern IST Konkurrenzkampf. Selektion ist das oberste Ziel der Schule.


    Randnotiz: als Lehrer kann man diesen (!) Konkurrenzkampf aushöhlen, in dem man keine differenzierten Noten gibt (Stichwort Reli-Lehrer) - aber das Schützt die Schüler leider auch nicht vor Lohnarbeit.

    Vielen Dank für Eure Beiträge!


    Momentan scheint es mir, dass bei den "fachlichen Anforderungen" der Hund begraben ist.
    Da gehen die Meinungen eben auseinander, was zu "fachlichen Anforderungen" gehört oder nicht. Vor allem der Faktor Zeit wurde häufiger genannt: für die einen ist es egal, wie lange ein Schüler benötigt, für die anderen nicht.


    Falls man es so sieht, dass "fachliche Anforderungen" unberührt bleiben, stellt es keinen Widerspruch zum Schulsystem dar.
    Mir persönlich scheinen manche Maßnahmen des NTA die fachlichen Anforderungen mehr und manche weniger zu berühren.
    Beispiel:
    + Ein beinahe Blinder Schüler benötigt nicht nur eine Brille, sondern elektronische Vergrößerungsgeräte. Für mich kein Problem.
    - Sog. "Textoptimierte Aufgaben" berühren meines Erachtens die "fachlichen Anforderungen" jedoch ganz zentral (Lesekompetenz).

    Bei NTA geht es doch nicht ausschließlich um akute Verletzungen, oder nicht?
    NTA gibt es u.a. doch auch für psychische Erkrankungen die zu einer Minderung der Leistungsfähigkeit führen, z.B. Depression oder Angstzustände.



    Zum fett hervorgehobenen Teil:
    Du schreibst, dass hier der Denkfehler liege und dann wiederholst Du meines Erachtens das, was ich zuvor als vermeintliche Maxime ausgegeben habe. Ich verstehe nicht, wo da der Fehler liegt. Was Du geschrieben hast, ist genau das was ich mit meinen Worten meinte.


    Das man die Auswirkungen von "Nachteilen", welcher Art auch immer, einfach aus einer Person bzw. ihrer Leistungsfähigkeit ausklammert, kann ich im Rahmen des Schulsystems (!) nicht nachvollziehen. Für mich ist das ein Widerspruch. Und darüber was hier "fachlich" ist und was nicht, kann man streiten, würde ich sagen.

    Off-topic (ging ja darum, ob es ein Widerspruch zum Schulsystem ist):


    Dass Noten oder Abi-Schnitte nicht diese gute Vergleichbarkeit liefern, deren Anschein sie bergen sollen, ist klar. Ich denke wäre ist man sich auch hier im Forum ausnahmsweise mal einig.


    Aber:
    Wenn Noten quasi eh nicht aussagekräftig sind und der Nachteilsausgleich nicht relevant ist oder nur ein "Tropfen auf den heißen Stein", dann könnte man sich den Aufwand mit dem Nachteilsausgleich doch auch gleich sparen, oder nicht?
    Ich hatte das Gefühl, dass Dein Argument darauf rauslaufen soll, das man sagt "Macht doch eh nix groß hin und her - also einfach mal den NTA gewären!" Aber das ganze kann man doch auch einfach umdrehen, mit dem selben Argument. Oder nicht?

    Das ist auch DAS Standardargument. Und nein, ich bin NICHT dafür, Förderschulen per se abzuschaffen, aber wohl dagegen, dass Lehrer erst mal aus Prinzip, weil man dann weniger Probleme hätte, Kindern bzw. deren Eltern Förderschulen empfehlen. Insb. bei L-E-S.


    Ich erlebe in der Praxis, wie Schüler in die Sonderschule wechseln ("Abstieg", würden vielleicht manche sagen), weil sie ihrer Schulart nicht gewachsen waren, an welcher sie im Unterricht total untergegangen sind und nur Mißerfolgs-Erlebnisse hatten. An der Sonderschule werden sie individuell betreut - weil die Klassen klein sind - und können dann auch wieder etwas Spaß an der Schule und im Leben haben.
    Dass Lehrer Schüler dorthin "abschieben" um sie vom Hals zu haben, habe ich noch nicht erlebt. Im Gegenteil setzt man sich ja dort erst richtig mit ihnen auseinander, anstatt sie einfach irgendwie mit- und bei der Prüfung ins Messer laufen zu lassen.

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