Du kannst an schulische Notengebung nicht die Maßstäbe klassischer Gütekriterien anlegen. Noten sind nicht objektiv. Klassenarbeiten nicht zuverlässig valide.
Bei einem IQ-Test weiß ich, dass der Proband soundsoviele Knobelaufgaben in der vorgegebenen Zeit geschafft hat und damit unter, mittendrin oder über dem Durchschnitt der Bevölkerung liegt. Ansonsten wirds mit der Prognose aber auch schon schwierig: Präsentationsqualitäten? Panikattacken? Sehfähigkeit? die Ergebnisse liefert mir der IQ-Test auch bloß nicht.
Tja, aber was weiß ich von einem, der im Deutschabi eine 2 und in Mathe eine 3 hat? oder umgekehrt?
Zurück zu demjenigen, der mehr Zeit braucht, um einen Test zu schreiben. Ist das ungerecht ggü. demjenigen, dessen Eltern nicht für diesen Nachteilsausgleich gekämpft haben? ja, das ist es wohl. Aber mal ehrlich: warum soll einer nicht 10 min. länger an seinem Test sitzen dürfen? Und würde ein Lehrer einem anderen Kind, ohne offiziellen NTA, die 10 min. nicht ebenfalls gewähren?
Und- ganz entscheidend- wenn das Kind die Leistung mit 10 min. mehr bringt, hat es dann nicht das "sehr gut" verdient, wenn alles richtig war? Wer gibt vor, dass man genau 45 min. für die Aufgaben brauchen darf, die man als Lehrer pädagogisch letztlich völlig frei, selbst ausgewählt hat?
Schulische Benotung ist seeeeeeehr flexibel. Das weiß jeder, der je eine Note erteilen musste. Natürlich wird man damit auch nie irgendwem gerecht, das weiß auch jeder, der selbst als Teenie um Noten zu feilschen versucht hat
Im Großen und Ganzen soll Schule Kindern Grundkenntnisse in Allgemeinbildung und paar mathematische Grundlagen beibringen. Noten dienen dazu, dem Lernenden Rückmeldung zu geben, ob er den Unterrichtsstoff "sehr gut", "gut" oder nur "ausreichend" verstanden und v.a. reproduziert hat. Ob er das Ganze auf einer Tastatur getippt oder Handgeschrieben hat ist am Ende irrelevant. Der potentielle Lufthansapilot beweist seine Sehfähigkeit beim Sehtest und nicht in der Mathe-Klausur.
Gerechtigkeit wird man eh nie herstellen können und ein chronisch krankes Kind wird immer benachteiligt sein, sein ganzes Leben lang. Da ist eine Zeitzugabe oder Großdruck o.ä. ein Tropfen auf den heißen Stein und wer wäre päpstlicher als der Papst ihm diesen zu verwehren? Wenn das Kind nicht in der Lage ist, die Inhalte des Unterrichts zu verstehen, kannst du noch so groß schreiben oder ihm ein Lexikon dazulegen, es wird trotzdem keine 1 bekommen.