Beiträge von Morse

    Ich habe noch nie mit jmd. zu tun gehabt, der auf die Nennung des Titels bestanden hat.
    Weder als Schüler, noch als Student an der Uni (Prof. wurden allesamt mit Herr/Frau angesprochen), noch als Lehrer im Kollegium, noch sonstwo.


    Die Nennung des Titels kommt im Kollegium ab und zu mal vor, allerdings mit sarkastischen Vorzeichen...


    Falls man über Hannibal gesiegt hat oder ähnliches finde ich solche Beinamen schon ok.

    Mit einer handvoll bestimmter Dramen oder eine Filmreihe als Quelle untersucht man den Anredewandel in eben diesen: einer handvoll bestimmten Dramen oder einer Filmreihe.
    Mir scheint das eher eine literaturwissenschaftliche Arbeit zu werden als eine soziolinguistische.


    Mein Tipp wg. Deiner Dozentin:
    Mach das auf jeden Fall mit dem empirischen Teil! Zähle einfach zu Deinen Buzzwords bestimmte Events und Kontexte und bastel daraus schöne Statistiken und Schaubilder - egal ob Du es sinnvoll findest oder nicht.
    Bös gesagt: an der Uni sind viele Blender unterwegs, die schätzen das, wenn Du nicht ihre totaaal naturwissenschaftlich und damit viel seriöser wirkenden Methoden ansprichst und es ihnen gleich tust.
    Lieb gesagt: Deine Dozentin will ja nur sehen, dass Du empirische Kompetenzen hast und das durchexerzieren kannst - dafür musst Du nicht das Rad neu erfinden für eine Hausarbeit.


    Gruß und gutes Gelingen!

    Opportunität ist ja ein charakteristisches Merkmal, das sich durch alle Parteien zieht. "Sogar" die Linkspartei machte sich für's Abschieben stark, als es opportun schien. Dieses Merkmal eint alle Parteien. Falls die AFD einmal (mit)regieren sollte, wird auch sie den Wandel von der Oppositionspartei zur staatstragenden vollziehen, wie die Grünen. "Kinder statt Inder" oder "Wir schaffen das!" - je nach aktuellem Bedürfnis. Da hat Anja82 mit ihrem Beispiel völlig recht. By the way: früher wurde die PDS bzw. Linkspartei von den anderen Parteien geächtet; da hieß es in den Elefantenrunden immer "wir werden Gespräche mit allen demokratischen Parteien führen" - gemeint war damit, dass die PDS/Linkspartei nicht zu diesem Kreis zähle. Heute hört man genau denselben Satz, gemeint ist die Linkspartei aber nicht mehr, sondern die AFD.


    Ob einer Anwalt und Arzt ist oder Arbeitsloser und Krankenpfleger - was macht's? Ändert es was am programmatischen Inhalt? Warum ist die Person, das Persönliche, so dermaßen wichtig, womöglich entscheidend, bei Wahlen? Weil der Inhalt so beliebig ist - auch wenn sich die Parteien im Wahlkampf große Mühe geben sich voneinander abzuheben - dabei ironischerweise auch mal zu Protokoll geben, dass ihr Gegner ja diesen Programmpunkt nur abgeschrieben hätten. Weil der Inhalt so beliebig ist will man sein Kreuz bei jemand machen der "sympathisch" ist, dem man meint "vetrauen" zu können - obwohl quasi jeder Wähler weiß, dass Wahlversprechen leere Versprechen sind. Diese Aussage, dass im Wahlkampf und auch darüber hinaus gelogen wird und Politiker das blaue vom Himmel versprechen, kann man überall abfragen. Große Zustimmung. Das weiß jeder. Und trotzdem gehen fast alle zur Wahl.

    D.h., daß es mir Angst macht, daß manche Gebiete von der Politik nicht beackert werden und dann extreme Parteien nach oben kommen. Daraus könnte sich am Ende eine revolutionäre Situation ergeben, wie sie Lenin schon beschrieb: "Eine Revolution ist, wenn die da oben nicht mehr weiter können und die da unten nicht mehr weiter wollen."


    In den 1970ern und 80ern galt, daß es rechts von der CDU/CSU nichts geben darf. Ähnliches galt für die SPD, bei ihr durfte es links von der SPD nichts geben. DIe SPD ist mit Gerd Schröder nach rechts gerückt und die PDS kam nach oben. Unter Merkel ist die CDU nach links gerückt und die afd erblickte das Licht der Welt.

    Ist für Dich eine Revolution per se (!) etwas schlechtes? Man denke z.B. im Rahmen Deutschlands und der Demokratie an die gescheiterte Märzrevolution oder die Novemberrevolution.
    Wg. dem Lenin-Zitat: für Tocqueville ist der Staat selbst ja nie so stark wie während einer Revolution, die er nicht als Bruch, sondern als Fortentwicklung, quasi als Überwindung sieht.


    Deine Analyse zur Parteienlandschaft bzw. den neu besetzten weil zuvor geräumten Positionen teile ich so. Aber meine Frage war ja, ob das nicht ziemlich egal ist, wie die Partei heißt, wenn der Inhalt gleich ist?
    Die AFD für eine Position kritisieren und gleichzeitig die CDU dafür, dass sie diese Position geräumt habe, scheint mir widersprüchlich.

    Mmh,also vor der Landtagswahl in NRW haben meine Politik-Kollegen in den Klassen das Thema erörtert. Die meisten Azubis bei uns sind ja schon wahlberechtigt. Erschrocken mußten meine Kollegen feststellen, daß durchweg in jeder Klasse die afd 50-80% der Stimmen bekommen hätte. Die Azubis haben halt einfach mal den Wahl-O-Mat gefüttert und da kam fast immer "afd" als Ergebnis bei raus. :staun:
    Mein Fazit daraus: In den letzten Jahren ist die CDU irgendwie zu weit nach links gerückt und hat den rechten Flügel freigemacht. Das dann noch gepaart mit der Politik, die angeblich immer "alternativlos" war und schon ist die Verdrossenheit da.

    Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig verstehe. Heißt das, dass eine bestimmte Politik nur gewünscht ist, wenn sie von der CDU kommt, aber nicht von der AFD? Obwohl es der gleiche Inhalt wäre?

    Ich habe die Zitate getilgt wg. der Fehlermeldung "Ihre Nachricht ist zu lang. Es stehen maximal 10.000 Zeichen zur Verfügung."


    Yummi, ich bin nicht sicher, ob Du mich richtig verstanden hast.


    Ich habe eine nationalistische Einstellung kritisiert, aber nicht moralisch. Meine Kernaussage oder Behauptung war, dass die Interessen eines Staats nicht denen seiner Subjekte gleichen.
    Ob das richtig oder falsch ist, darüber können wir gerne diskutieren. Deiner Aussage "wenn du mit dem System nicht einverstanden bist, dann steht es dir frei zu gehen" kann ich entnehmen, dass Du entweder anderer Meinung bist oder meiner Aussage zustimmst, diese aber anders (positiv) bewertest. Mehr nicht.


    Deinen Absatz


    "Das du nun mit den Herrschenden argumentierst und die Nachkriegszeit als Begründung heranziehst ist lächerlich. Wir hatten nach dem 2. WK. keine funktionierende Verwaltung, Zivilgesellschaft noch irgendeine Art staatlicher Aufgabenwahrnehmung. All das wurde dirch die Siegermächte in Zusammenarbeit mit ausgewählten Personen durchgeführt."


    verstehe ich nicht. Was willst Du damit sagen? Worauf soll das Bezug nehmen?


    Der Kontext war, dass ich Zweifel an der Aussage habe, dass "wir als Gesellschaft ÜBEREINGEKOMMEN" seien. "Übereingekommen" als freiwillige Zustimmung. Meine Gegenthese war, dass es eine Herrschaft gibt und gab, und diese Regeln gelten, ohne dass ihre Zustimmung abgefragt wird. (Muss man ja auch nicht für nötig befinden - es geht darum, ob das so ist, oder nicht - unabhängig von einer folgenden Bewertung.)
    Dein Beispiel mit der EU passt ja gut dazu.
    Aus Deinem letzten Absatz werden ich, bis auf die ersten beiden Sätze, nicht recht schlau:


    "Natürlich muss der Steuerzahler für Flüchtlinge zahlen. Wie sonst soll der Staat diese Ausgaben in höheren zweistelligen Mrd.-Betrag bezahlen?
    Und aus meiner Sicht spielen ökonomische Sichtweise neben all der Moral eine zentrale Rolle. Was denkst du, wie die deutsche Bevölkerung reagieren wird, wenn der deutsche Staat eine zweite massive Kürzung im Sozialstaat durchführt, zugleich die Steuerbelastung so hält und dann eine weitere vergleichbare Flüchtlingswelle kommt, die finanziert werden muss? All dies noch goutiert mit einer Wirtschaftskrise."


    Ich denke, dass dies zu einer Zunahme an Ausländerhass führen wird, inkl. Anzünden usw. Worauf willst Du hinaus?


    Zu den ersten beiden Sätzen: der Formulierung könnte ich fast zustimmen, aber ich meinte schon was anderes als Du. Klar, wenn Flüchtlingsheime gebaut werden usw., wird dafür Steuergeld verbraten. Aber dass weniger Steuern gezahlt werden müssen, wenn das ausbleibt, halte ich für eine Milchmädchenrechnung. Wenn die Elbphilarmonie, der BER und Stuttgart 21 nicht gebaut würden, würde das Geld eben, mal polemisch dahergesagt, in anderen dunklen Kanälen verschwinden, aber ganz sicher nicht dafür genutzt werden um den Steuerzahler zu entlasten, Schulen zu renovieren usw. Das hat etwas damit zu tun wie viel Geld ein Arbeitnehmer braucht um seine eigene Arbeitskraft zu reproduzieren. Oder um am Beispiel zu bleiben: wie viel Steuern man einem Arbeitnehmer nehmen kann, so dass er seine Arbeitskraft gerade noch (!) reproduzieren kann.

    Ich habe selbst schon an einer Sonderschule unterrichtet und bin froh, wenn diese Schulform erhalten wird.
    Inklusion scheint mir eine lose/lose Situation zu sein. (Nur) An der Sonderschule können die Schüler die individuelle Betreuung bekommen, die sie brauchen und können in ihren Klassen Erfolgserlebnisse haben.
    Ich habe auch Schüler erlebt, die von der """normalen""" Schule in die Sonderschule wechselten, wegen zu schlechter Noten, und sehr glücklich damit waren.


    Das sind jetzt viele offene Fässer, ich kann nur zu einigen etw. schreiben. Ich denke wir kommen da auch nicht auf einen Nenner, aber ich möchte meine Gedanken dazu äußern, zum gegenseitigen Verständnis:


    "Unsere", "wir" - sind natürlich nur Begriffe, aber da steckt für mich (meiner Meinung nach) schon der Denkfehler drin.
    "Wir als Gesellschaft" - für mich suggeriert diese Ausdrucksweise, dass wir nicht in einer von (vor allem materiellen) Gegensätzen geprägten Gesellschaft leben würden. Das halte ich für einen großen Fehler.
    Kurz gesagt: dieses "wir" gibt es meiner Meinung nach so nicht.



    "weil wir als Gesellschaft übereingekommen sind, dass die Grundlage unseres Zusammenlebens gewisse Regeln bedarf"
    Wann soll das gewesen sein, dass "wir als Gesellschaft ÜBEREINGEKOMMEN" sind? Oder wie soll sich das abgespielt haben? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich gefragt worden bin, ob ich mich unter diese Regeln unterwerfen möchte. Genau so wenig weiß ich davon, dass in der Geschichte einmal dieses zur Debatte stand. Die Regeln werden von der Herrschaft gesetzt. Auch in unserer Demokratie kann man nicht ohne weiteres sagen, dass die Regeln schlicht den Willen der Mehrheit abbilden - man denke nur an die Nachkriegszeit bzw. Geschichte des Grundgesetzes und Aussagen wie "leere Wahlversprechen", die wirklich überall in jeder Schicht zu haben sind.


    Diese Idee, dass "wir als Gesellschaft", die Menschheit schlechthin, sich absichtlich à la Hobbes einer Gewalt unterordnet, weil sie dann besser dran seien, halte ich für einen Mythos. Nicht nur in dem Sinne, dass es schlicht falsch ist, sondern auch im eigentlichen Wortsinn eine sagenhafte Geschichte ist stets zur Legimation derzeitiger Herrschaft. (Oder um auf den letzten Absatz zurück zu kommen: wenn ab morgen die Regierung beschließt, dass es nur noch grüne Gummibärchen gibt, könnte man genau so sagen "Das ist der Ausdruck des Volkswillens, die haben sie ja gewählt!")


    Wg. Geld: meiner Ansicht nach hat Politik den Anspruch Mittel immer am "effizientesten" auszugeben, auch wenn das, was effizient ist, nicht immer augenscheinlich ist. (Manche fragen: "Warum gibt die Regierung so viel Geld für Entwicklungszusammenarbeit aus? Warum helfen die denen und nicht uns hier?" Wenn man den Gegenstand, wie hier die Entwicklungshilfe z.B., betrachtet, merkt man was das eigentliche Interesse ist und auch inwiefern eingesetzte Mittel effizient sind.)


    "Rechnen sich die Flüchtlinge eigentlich?"
    Hierbei fand ich es erstaunlich, dass sowohl Rechte als auch Linke diese Frage stellen und beantworten.
    Die einen sagen "die kosten uns nur!", die anderen "wir profitieren von ihnen!" Auch aus der Wirtschaft kommen unterschiedliche Antworten, je nach Branche und Art des Betriebs, je nach eigenen Interessen.
    Ob sich Flüchtlinge rechnen, weiß ich nicht. Diese Frage überhaupt zu stellen, den ökonomischen Nutzen eines Menschen als Maßstab zu seiner Lebensberechtigung zu machen - das würde ich persönlich kritisieren bei dieser ganzen Geschichte.


    Wg. dem "Steuerzahler" am Schluß: ich glaube nicht, dass der deutsche Steuerzahler was davon hat, oder dafür büßen muss, wenn Flüchtlinge gerettet werden oder auch nicht.
    Dass das sicher auch als Argument vorgetragen wird, ist mir bewusst, aber ich glaube das nicht.




    Ok - das war jetzt der ganz große vage Rundumschlag am Stammtisch. Wie gesagt, einfach nur zur Erhellung der jeweiligen Sichtweise!


    Gruß! :)

    Klar. Aber frage die Bahnhofsklatscher nach der Finanzierung, Familiennachzug, Anreizsetzung weiterer Flüchtlingsströme usw.
    Man sieht dann recht schnell wie dünn die Luft wird. Realität und Ideologie passen nicht so wirklich.


    Ist so wie die Grünen als Oppositionspartei und als Regierungspartei in BW. Realität erdet einen.


    Und ich sage ganz offen, dass für mich es nicht akzeptabel ist, wenn ganze Stadtteile ihr bisheriges Bild völlig verändert haben. Eine gesunde Vielfalt ist bereichernd. Aber wenn eine oder wenige Gruppen einen massiven Überhang darstellen, ist das für mich eine ungesunde Entwicklung.

    Zum letzten Punkt will ich mich nicht äußern, aber mal zur "Realität und Ideologie":


    Gerade das Beispiel von einer Oppositionspartei die zur Regierungspartei wird zeigt, welche Interessen der Staat selbst hat und dass alle Parteien diesen Interessen verpflichtet sind.
    Und nicht nur die Parteien! Selbst die meisten Bürger stellen ihre eigenen Interessen hinter denen des Staates an. Der Grund dafür ist dieser Nationalismus, in dem sich Bürger als Teil eines "Volkes" sehen und die Nation als dessen Garanten, Ansprechpartner, "Kümmerer". Aber nicht ein Volks schafft sich eine Nation/Regierung, sondern genau umgekehrt, die Herrschaft kreiert und definiert das Volk. Wer gehört dazu, wer nicht. Wer hat gewisse Rechte, wer nicht. Wer wird abgeschoben, wer nicht.


    Nochmal anders gesagt:
    Wenn ein Staat weniger Geld ausgeben würde für meinetwegen kriminelle Ausländer, Arbeitsscheue oder Stuttgart 21, würde dieses Geld deshalb noch lange nicht dahin fließen, wo es die Kritiker dessen ("Volksverräter!") gerne hätten.


    Die prinzipielle Gleichsetzung der eigenen Interessen mit denen des Staats halte ich für problematisch bzw. eine Illusion.

    Echt interessant wie unterschiedlich das abläuft, selbst im gleichen Bundesland!


    Bei mir wurde damals 2 Stunden lang quasi alles getestet, was man testen kann, inkl. anschließen an Ergometer. Ich dachte "die suchen jetzt so lange, bis sie irgendwas finden".

    Die Ärztliche Untersuchung für das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit hab ich nun hinter mir.
    War echt nur halb so schlimm wie gedacht :) Der Arzt war aber auch super. Denke da gibts auch Unterschiede.

    Gratuliere! :)


    Wg. den Unterschieden: ich kenne Anektdoten von Ärzten auf dem Land, die sich, anstatt einem richtigen Hörtest, hinter den Kandidat stellen und in dessen Ohren Flüstern "Hallo! Hallo! Hören Sie mich?"

Werbung