Beiträge von Morse

    Alias, danke für Deine Aufzählung. Ich persönlich denke man sieht daran gut, dass auch die Arbeitsbedingungen und (damit) Besoldung von Beamten, auch Lehrern, dem Prinzip von Angebot und Nachfrage folgen.
    Hier im Forum sehen das ja einige anders.

    Solche Gedanken kenne ich. Während des Referendariats und in der Probezeit war ich keinen einzigen Tag krank krankgeschrieben.


    Mit der Zeit ging die Angst bei mir zurück. Es gibt für alles ein erstes Mal!


    Lass Dich krankschreiben. Gute Besserung!

    Dass keine Schimpfwörter mehr fallen scheint zunächst als Erfolg, aber es stellt sich die Frage inwiefern die Lautstärke und physische Gewalt eine Verlagerung und damit auch Ergebnis dieser Methode sind.
    Arbeitet ihr Euch nicht ab mit solchen Systemen? Stört das System nicht auch selbst (etw.) den Unterricht?


    Was man auf jeden Fall bei derlei Systemen berücksichtigen sollte, meiner Meinung nach, ist wie offensichtlich die Dressierung der Schüler durch die Schule wird.
    Dass diese Methode die ganze Klasse betrifft, kann von Vorteil, aber ich denke auch von Nachteil sein.


    Ich selbst habe noch nie solche Systeme genutzt. In Klassen, in denen ich keine einzelnen ausmachen kann, sitze ich Unterrichtsstörungen einfach aus. Wortlos zeige ich, dass mich die Unterrichtsstörung stört (aber nicht, dass ich mich darüber aufrege!) - und ich jetzt einfach kurz warte, bis es wieder ruhig ist. In einzelnen Fällen (neuen Klassen) sogar mal eine ganze Minute. Ich kommentiere das manchmal belustigt mit "wenn Sie nichts lernen wollen, ist das für mich ok, ich krieg mein Geld ja auch so" und schlage dann lächelnd demonstrativ ein Buch auf oder ähnliches. Da legt sich die Unruhe dann wieder, ohne, dass ich mich dabei aufgerieben habe. "Ok? Können wir weiter machen oder brauchen sie noch ein paar Minuten? Wäre auch kein Problem!"


    Ich frage mich dann manchmal, ob ich die Schüler dadurch zu wenig erziehe, aber bin bisher der Meinung, dass das gut funktioniert und langfristig die Störungen beseitigt.
    (Das lief bei meinem Klientel so, es gibt sicher auch ganze andere...) Kurzfristig (!) mag das schon für Ruhe sorgen, wenn man als Lehrer aggressiv wird (Lautstärke, Tonfall), aber zu welchem Preis?


    Wichtig ist doch unterm Strich wie hoch der Aufwand und Ertrag sind.


    Wenn Du Dich dabei aufreiben musst ("werde ständig von der Klasse attackiert") und es nichts oder kaum was bringt ("niederzubrüllen") ist doch klar, dass es keine gute Maßnahme ist.

    Aber abgesehen davon, dass sie natürlich alle Abitur machen müssen: Starpotential haben sie alle, wenn man ihren Eltern glaubt.

    In unserer Gesellschaft gibt's zwar schon Arme und Reiche, aber rein rechtlich gesehen hat jeder in der Schule gleiche Chancen und jeder (wenn auch nicht alle) kann PräsidentKanzler werden!
    Leistungsgerechtigkeit! Der Arbeitslose und der Müllmann sind so gesehen einfach selbst schuld - sie hätten sich ja mehr anstrengen können...

    Jein. Problem: SL sagt ganz klar, dass es ungewöhnlich ist, dass bei fehlender Aktenlage plötzlich so massive Probleme auftreten (so nach dem Motto: Lehrer schuld - ist unser Gefühl).

    Fehlende Aktenlage my ass...


    Wäre es eine Möglichkeit möglichst viel Akten zu produzieren? Tägliche penetrante E-Mails an die SL? Bei manchen Institutionen, die einen abwimmeln wollen aus Faulheit, kommt man ja nur so weiter.

    Nicht denken, sondern machen! Erst wenn die Mehrheit der Lehrer so verfährt, dass die Arbeit NUR mit den vom Arbeitgeber bereitgestellten Mitteln erledigt wird, wird sich etwas ändern. Wenn man hier liest, dass einige sogar die schulischen Kopien freiwillig bezahlen... sorry, aber das ist einfach nur Dummheit. Wenn der Arbeitgeber die Kopien nicht bezahlt, dann wird eben von der Tafel abgeschrieben oder nur mit dem Lehrbuch gearbeitet. Und wenn die Tafel kaputt ist oder die Lehrbücher veraltet, dann wird eben nur noch diktiert. So wie vor hundert Jahren. Wenn der Arbeitgeber es so will, dann ist es eben so!
    Gruß !

    Volle Zustimmung!

    "Arbeitsmaterial" - was darunter verstanden wird, müsste man erstmal klären.


    Wg. Laptops: es gibt top ausgestattete Schulen, da nimmt man sich einfach was man braucht und wenn man es privat nutzen oder auf dem Schulhof verkaufen würde, würde es niemand auffallen, weil genug da ist, und Schulen, bei denen es schlicht und einfach nichts gibt weil kein Geld da ist. Keine Laptops für Schüler, keine Laptops für Lehrer.

    Zwei Einlassungen zur Diskussion über den Verdienst:


    1. Absolut "zu viel verdienen", "zu wenig verdienen" - diese seltsame Argumentation müsste man mir erst mal erklären... Als ob sich die Höhe eines Lohns nach irgendeinem anderen Kriterium richtet ausser der Konkurrenz am Arbeitsmarkt. Ich kann zu wenig verdienen um mir eine eigene Wohnung leisten zu können, oder zu viel verdienen um nur zweilagiges Klopapier ohne Bärchenaufdruck zu benutzen. Hinter solchen Aussagen versteckt sich womöglich nur ein moralisches Urteil à la "dass der Chef 5 Mal so viel verdient wie ich wär ja ok, aber muss es denn gleich 500 Mal so viel sein?"


    2. Verglichen mit Xy ist es doch viel/wenig/gleich/ähnlich/Diverses. Verglichen mit Lehrern in manch anderen Ländern verdiene ich viel. Verglichen mit Lehrern in manch anderen Ländern verdiene ich wenig. Viele Menschen sind ärmer als ich. Viele Menschen sind reicher als ich. Was sollen diese Vergleiche?
    Vor langer Zeit sind Leute an Krankheiten gestorben, die heute nicht der Rede Wert sind - da geht's uns heute aber richtig gut! Und wir haben große Flachbildschirme! Die Armen Leute in der Vergangenheit, die hatten das ja alles gar nicht. So gesehen geht's und heute schon gut! Man merkt...



    Persönlicher Kommentar zur Lohnhöhe: Mit der Lohnhöhe bin ich nicht unzufrieden, aber ich bin damit unzufrieden, dass ich überhaupt Lohnarbeit, also abhängige Arbeit, verrichten muss.

    Dienstliche Belange gehen vor. Ich vermute, dass die Begründung nicht lauten würde: "wir wollen junge Leute in die Stadt locken". Das kann man ja eleganter formulieren...

    In manchen Versetzungen steht: "aus dienstlichen Gründen".


    Zitat von Krabappel

    Aber im Ernst: ich bin mir nicht sicher, ob die Story stimmt.

    Mir scheint das ja auch abenteuerlich, aber die "Story" kommt ja von der Ministerin höchstpersönlich. Weshalb sollte sie das erfinden?

    Hey Yummi,


    ich denke ich verstehe jetzt besser auf was Du hinaus wolltest, trotzdem sehe ich ein paar Dinge anders. Die schreib ich einfach mal auf! :)


    Mindestlohn sehe auch ich als Hürde für mehr Konkurrenz, aber ein Mindestlohn schützt nicht vor Konkurrenz.


    Wie hoch der Anteil des Niedriglohn-Sektors ist, dessen Tätigkeiten kaum Sprachkenntnisse erfordern, weiß ich nicht. Zu Deinen Beispielen (Reinigung, Fast-Food-Ketten) fallen mir spontan z.B. noch Paket-Zusteller oder Verkäufer ein. Im Alltag erlebe ich oft, dass hier keine oder kaum Sprachkenntnisse vorhanden sind, selbst bei den von Dir genannten Fast-Good-Ketten. "Colafantasprite?"
    Aber sind alles nur subjektive Eindrücke.


    Zur BRD:
    Die BRD hat einen großen Niedriglohn-Sektor. Sogar einen der größten in der EU! Ca. ein Viertel der dt. Angestellten bekommen Niedriglöhne. Noch höher ist es z.B. in Lettland und Littauen. Deutschlands Nachbarländer haben einen erheblich kleineren Niedriglohn-Sektor. Frankreich, Belgien, Dänemark haben nicht mal ein Drittel so viel wie Deutschland.


    In diesem Zusammenhang könnte man behaupten, dass wenn solch eine Sonderrolle bzgl. der Flüchtlingspolitik zu einem Europäischen Land passt, dann zur BRD. (Abgesehen von der außenpolitischen Dimension der Flüchtlingskrise - Führungsansprüche in anderen Teilen der Welt usw. - die lasse ich mal ganz außen vor.)


    Zu Deinem ersten Punkt habe ich in diesem Zusammenhang nicht viel kommentieren. Deshalb nur so viel, dass ich Dir in diesem Punkt völlig recht gebe und den möchte ich gerade deshalb, weil wir Lehrer sind, sind dick unterstreichen:


    Zitat von Yummi

    Auch Bildungspolitik muss sich über einen Zeitraum rechnen.

    Das ist der Zweck! Genau!


    Zitat von Yummi

    2. Fällt der Mindestlohn als Eintrittsbarriere freut das die Unternehmer, die schwarz-gelbe Regierung und eigentlich auch die linken Parteien. Die schlecht ausgebildeten Einheimischen dagegen verlieren ihren einzigen Wettbewerbsfaktor.

    Inwiefern ist der Mindestlohn ein Wettbewerbsfaktor? Bei Dir klingt das immer so, als würde ein Job mit Mindestlohn ungelernte Ausländer ausschließen. Warum? Das verstehe ich nicht.
    Was allerdings sicher ein riesen Nachteil für Ausländer ist, ist, dass der Arbeitgeber nie weiß, ob ihr Arbeitnehmer nicht morgen abgeschoben wird oder seine Arbeitserlaubnis verliert usw.
    Dass manche Ausländer nicht arbeiten dürften, kreiert selbst natürlich schon einen ganz eigenen illegalen Arbeitsmarkt.


    Jeder möchte seine Arbeit so teuer wie möglich verkaufen. Der Inländer, der Ausländer, der gelernte, der ungelernte. Auch ein ungelernter Ausländer will lieber für Mindestlohn als für weniger arbeiten.


    Ich glaube, dass auch mit Mindestlohn eingewanderte Ausländer mit Inländern konkurrieren. Die Ursache der Konkurrenz ist aber nicht, dass die einen Ausländer sind und die anderen nicht. Inländer konkurrieren genau so unter sich, wie sie mit Ausländern konkurrieren. Es ist schlicht nicht das Kriterium. Die Ursache der Konkurrenz ist das Streben nach Profit.


    Zu 3. und 4.:
    Ich glaube, dass ein Arbeitgeber die Lohnkosten so gering wie möglich halten will. Deshalb spielt es keine Rolle, ob er Arbeitnehmern mehr bezahlen könnte.

    Ein XY aus Afghanistan, der keine Schulbildung genossen hat, ist keine Konkurrenz. Ein gut ausgebildeter Chinese dagegen schon.


    Für das wertzuschöpfende und zu verteilende Vermögen macht es deshalb schon einen Unterschied welche Gruppierung man in welche Höhe man in seinem Land hat.

    Konkurriert wird um bestimmte Stellen bzw. in bestimmten Branchen. Allgemein: gut ausgebildete konkurrieren um Stellen, für die man gut ausgebildet sein muss, nicht gut ausgebildete um Stellen, für die man nicht gut ausgebildet sein muss.


    Ein Unternehmer lässt den für sich arbeiten, der ihm am meisten Profit einbringt. Ein Unternehmer lässt dort arbeiten, wo es ihm am meisten Profit bringt.
    Unter gut ausgebildeten sind andere gut ausgebildete die Konkurrenz. Unter nicht gut ausgebildeten sind andere nicht gut ausgebildete die Konkurrenz.
    (Randnotiz: auch Arbeitslose konkurrieren - und beeinflussen den Preis der Arbeit - wenn auch ohne Erfolg.)
    Egal in oder aus welchem Land: ein IT-Fachmann konkurriert mit anderen IT-Fachmännern, ein Analphabet mit anderen Analphabeten.
    Egal welche Gruppierungen in welcher Höhe in einem Land oder Weltweit sind: sie müssen konkurrieren. Untereinander, teilweise auch miteinander, wenn z.B. Berufe, die bisher (gute) Ausbildung vorausgesetzt haben, durch technischen Fortschritt weniger oder keine Ausbildung mehr voraussetzen, oder gar obsolet geworden sind und vorherige Ausbildungen als Mittel der Konkurrenz wertlos geworden sind. Usw.

    Die im Artikel genannten Zahl ("Bislang seien 50 dienstliche Versetzungen aus diesem Grund erfolgt") kann ich kaum glauben bzw. schockiert mich. Wie wurde das den Betroffenen kommuniziert? Ist das wirklich legal?
    Kennt jmd. hier einen solchen Fall?


    Wenn das Land über mehrere Jahre so verfährt und neue Kollegen erst profitieren, dann aber nach 3 Jahren selbst Opfer dieser Methode werden können, geht der Schuß womöglich nach hinten los.
    Denn falls sich diese Arbeitsbedingungen herumsprechen - dass aus heiterem Himmel eine Versetzung aus solch einem Grund ins Haus fallen kann, dass der Dienstherr so mit seinen Beamten umspringt (Stichwort "für das Wohl des Beamten und seiner Familie zu sorgen") - wird der Beruf sicher nicht attraktiver für den potentiellen Nachwuchs.

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