Beiträge von Morse

    @Morse : Wenn das so ist, und dann irgendwann trotzdem IPADs gekauft werden, dann weißt Du wenigstens sicher, dass Apple tatsächlich die Entscheidungsträger schmiert ;)

    Ich sag mal so: ich habe schon von 2 Schulen gehört, die Klassensätze an iPads haben die im Schrank liegen, weil die Kollegen gar nicht wissen, was sie mit dem Zeug anfangen sollen.

    Neue Geräte dürfen hier eh nur über den Schulträger zu Mondpreisen gekauft werden... Geschenke dürften wir gar nicht nutzen!


    Das Thema ist ein Fass ohne Boden, aus allen möglichen Richtungen werden einem Steine in den Weg gelegt.
    Ich versuche aus der Kiste möglichst bald rauszukommen, bevor hier tatsächlich noch die """digitale Schule""" Einzug halten soll.

    Dachte wenn eher an Clowns à la Stephen Kings "It" ;)


    Ich hatte ja "Traum" vorrangestellt, aber wenn wir uns in derlei Punkten einig wären (Konjunktiv), würde da ein ganz anderer Wind wehen...
    (Wahrscheinlich kommt gleich einer um's Eck und postet, dass wir als Lehrer ja ein üppiges Gehalt bekommen und solche Ausgaben usw. usw.)

    OT, aber mal eine Frage aus Neugier: Morse, wie bewertest du diese leistungsschwachen Schüler? Wenn sie diese vermeintlich leichten Aufgaben bestehen sollten, bist du vermutlich erst einmal froh, freust dich für sie und erkennst ihre Leistung an. Wenn jedoch die angesetzten Lernziele nicht erreicht wurden, kann man sie aber dennoch nicht den Kurs bestehen lassen, oder? Ich sehe da einen Konflikt zwischen Entwicklung und Anerkennung der Individualleistung und der an alle Schüler gerichteten Erwartung einer Mindestleistung zum Bestehen des Kurses. Wie löst du diesen?

    Wg. "Kurs bestehen lassen": in der Berufsschule zählt dieses Fach (noch) nicht (!) zum Erreichen des Klassenziels oder Bestehen des Abschlusses. Schüler, die zuvor so gut wie kein Englisch hatten können sich anstatt einer Note "teilgenommen" ins Zeugnis eintragen lassen.
    Das Ministerium sieht eigentlich vor, dass jede Klasse auf einem individuellen Niveau des europäischen Referenzrahmens unterrichtet wird, das dann zu der Zeugnisnote mit angegeben wird. In der Praxis findet das - aus naheliegenden Gründen - kaum statt. Insofern ist das mit diesem Fach, zumindest noch momentan, eine etwas spezielle Situation... Unterrichte mal eine Klasse in der der eine noch nie Englisch-Unterricht hatte und der andere schon 2 Semester Anglistik studiert hat oder in den USA gelebt hat, das gibt's schon sehr extreme Fälle was Differenzierung angeht.


    Den Konflikt, wie Du ihn beschreibst, sehe ich nicht. Ich setze das Niveau für die Klasse passend an - passend heißt in diesem Kontext oft: sehr niedrig. Wer einfachste Chancen, wie hier beschrieben wurden, nicht nutzen will, z.B. auch weil man sich lieber auf Fächer konzentriert, die auch tatsächlich für's Bestehen zählen (fair enough), bekommt eben den Sechser. Den Fünfer gibt's wer sich bemüht und "die Mängel in absehbarer Zeit behoben werden könn[t]en" (Konjunktiv-Einschub von mir).

    Achso! Na wenns funktioniert, dann mach das doch. Deine Situation ist eine ganz andere, als ich sie vor Augen hatte. (Wenn die Schüler so schwach sind, könntest du das theoretisch auch im Unterricht machen: zu jedem Stundenbeginn 10 min. Karteikartenarbeit zunächst mit denselben 5 Wörtern...)


    Auch simple, seltene Aufgaben, der Art: "sammelt Schachteln für den Geometrieunterricht" werden bei uns von vielen schon nicht erledigt. Da geht's nur darum, dass sie mal 1 min. nachmittags an die Schule denken und sich einbringen. Nun denn, die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht schaffst du es mit was Monotonem, Wiederkehrendem :top:

    Daran die Hausaufgabe "Vokabeln lernen" im Unterricht durchzuführen habe ich auch schon gedacht bzw. halte das für eine gute Idee. Viele wissen ja tatsächlich nicht, wie das überhaupt geht.
    Wenn diese typische Spaltung in der Schule - Starke profitieren vom Unterricht, Schwache können nicht profitieren - unterbrochen werden soll, muss man meiner Meinung nach dort ansetzen. Die Schwachen können nicht mehrere Jahre an Inhalt und Lernkultur nachholen, ganz alleine sowiso nicht. (Deshalb sind sie ja "Schwache".)


    Haha, genau das meinte ich mit - wg. Deinen "Schachteln". Es geht eben um viel mehr als "1 min. nachmittags", sondern eben daran sich überhaupt zu erinnern bzw. z.B. mal aufzuschreiben, dass und was es für eine Hausaufgabe gibt. Da fängt es ja schon bei einigen an.

    @Morse:
    das liest sich ernüchternd, wenn auch irgendwo verständlich.
    Da kann ich ja von Glück sagen, derartige SuS-Typen bisher nicht gehabt zu haben (mag an der Schulform und vllt sogar an den Fächern liegen - ich habe zumindest zu einem gewissen Grad Wahlfächer, die meisten Kurse sind Sek II, von daher kann ich da durchaus von Interesse am Fach ausgehen (wieso sollten sie es sonst wählen...).
    Da es ja konkret um Sprache geht - auf welchem Level holst du deine Schüler ab? Komplette Anfänger, oder von welcher Spracherfahrung sprechen wir da?

    Mir würde es auch mehr Spaß machen, hier weniger pädagogisch arbeiten zu müssen, aber den Unterricht so zu gestalten, dass Schüler Erfolgserlebnisse haben (können) scheint mir universell einsetzbar zu sein. Wahrscheinlich so sehr, dass ich hier mit meinem letzten Beitrag schon nah am Kalenderspruch bin! ;)


    Die Schüler, auf die sich das meiste Geschriebene von mir hier bezog, sind Berufsschüler von der Hauptschule oder irgendeiner Schulart für den Rest, die alle drei Jahre die Abkürzung wechselt. Manche hatten Englisch-Unterricht, aber davon nichts mitbenommen, manche hatten auch gar keinen Englisch-Unterricht! In der Berufsschule wurde das zudem erst teilweise neu eingeführt, d.h. es hat viele kalt erwischt. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass ihnen nochmals Englisch-Unterricht blühen würde.
    (Darin sehe ich den eigentlichen Grund bzw. für mich die Notwendigkeit in der beschriebenen Art und Weise zu verfahren. Das Fach "Berufsbezogenes Englisch" hat ja auch aufgrund seines Stundenumfangs schon andere Ziele als z.B. der Fremdsprachenunterricht am allgemeinen Gym.)
    Bei denen mit Lernkultur, Realschule oder Abitur, spaltet es sich auf: manche empfinden es als unnötige Belästigung (nicht ganz zu unrecht), manchen macht es Spaß - sogar manchen, obwohl sie beim Lernen gar nicht mit dem Vokabelheft arbeiten. (Schaden tut's meiner Meinung nach aber nicht - und ich möchte in einer Klasse bei dieser Sache nicht differenzieren, ausser bei Muttersprachlern oder Schülern, die mal längere Zeit in den USA gelebt haben oder ähnlichem.)


    "Auf welchem Level": ich hatte auch schon eine Klasse, die so schwach war, dass ich mal spaßeshalber für mich als Experiment einen Vokabeltest mit 2 (in Worten: zwei) Vokabeln gemacht habe. Auch da gab es SuS, die diese einfache Gelegenheit für eine gute Note nicht genutzt haben. Manche wollen einfach wirklich nicht - das ist dann für mich auch okay, bzw. da hege ich keinen Groll oder fühle mich als Lehrer angegriffen, sondern konzentriere meine Energie auf andere SuS, aber biete allen stets eine neue Chance mit Hausaufgabe oder Kurztest. Man kann sozusagen immer wieder einsteigen! Dafür eignen sich Vokabeln sehr gut, weil sie etwas sind, dass jeder lernen kann, auch ganz ohne Vorkenntnisse (was ja wie oben beschrieben durchaus mal vorkommen kann).


    Zur Vokabelfrage: Motivierend wäre doch, wenn jemand Vokabeln lernte und könnte dann im Unterricht besser mitmachen/ mehr verstehen/ im Test eine 1 schreiben. Die, die unmotiviert (oder besser: nicht selbstreflektiert/ ohne Lernkultur) sind, kriegen dann ja auch bloß eine 6 nach der anderen, weil Ha nicht gemacht.

    Ich glaube, dass ich die SuS "ohne Lernkultur" eben nur so knacke, dass ich schon vor einem noch so leichten Kurztest ansetze, indem das bloße Abschreiben der Vokabeln eingefordert wird. Ich glaube das Funktioniert deshalb, da dass bloße abschreiben eben sehr konkret und damit machbar ist, sich auf einen noch so einfachen Test vorzubereiten überfordert viele, insbesondere was die Disziplin angeht. Da werden die Vokabeln nur eine halbe Minute in Augenschein genommen, wenn überhaupt. Kontrolliert wird das ja nicht, bzw. wenn eben in einem Test und da steht dann das schlechte Ergebnis schon fest. Für mich ist die niedrigschwellige Hausaufgabe, hier das überprüfte Abschreiben, der Schlüssel. Ich will nicht behaupten, dass das immer klappt, aber ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
    Mir scheint auch, dass manche SuS tatsächlich ein bisschen Stolz sind, wenn sie in ihrem Vokabelheft ihre "gesammelten Hausaufgaben" - Zeugnisse ihrer ("erzwungenen") Disziplin - vor sich liegen haben. Da sehen sie: ich kann es! Oft greifen SuS in offenen Schreibaufgaben auf ihr Vokabelheft als Wörterbuch oder Inspirationsquelle zurück. Ich habe das Gefühl, dass SuS einen positiven Bezug dazu aufbauen und diese enge Führung mit der Nachkontrolle, die ja auch ein Lob/Erfolgsgefühl bietet, schätzen.
    Nochmal zum Verständnis: ich könnte den Schülern auch als Hausaufgabe geben zuhause den Zählerstand vom Warmwasser abzuschreiben - es geht darum überhaupt etwas zuverlässig und regelmäßig zu tun, zu Begreifen, dass sie das können und dann - erst dann - das Niveau Stück für Stück anzuheben. Noch blöder gesagt: ich versuche einem, der sich für einen Schulversager hält, zu beweisen, zu zwingen einzusehen, dass auch er Lernerfolge haben kann. (Klappt natürlich nicht immer - ist auch klar.)


    Wie gesagt, mir scheint das für mich (!) ganz gut zu funktionieren. Ich will niemand überzeugen, aber wollte mal darlegen warum ich das so mache bzw. was der Hintergrund meiner Frage ist.
    Über weitere Kommentare und Kritik dazu freue ich mich!

    ...wenn du sowas als "Hausaufgabe" zu geben gedenkst, solltest du dir sowohl über Techniken des Vokabellernens als auch über Hausaufgaben mal Gedanken machen. Schikanöser Unsinn, sowas. Wer durch "Abschreiben" lernen kann, macht das von selbst, den anderen (übrigens ein Großteil) bringt das gar nichts, außer Zeitverschwendung. Gib ihnen lieber etwas auf, wo sie die Vokabeln verwenden (und im Kontext lernen) - stures "Pauken" ist nicht nur vorletztes Jahrhundert, es ist in den meisten Fällen ineffizient (und wird dementsprechend auch oft verweigert).

    Du hast recht, dass Abschreiben (allein) keine sonderlich effektive Methode des Spracherwerbs ist - das ist mir bewusst.
    Ich nutze einfache teils banale Aufgaben um schwache Schüler zu motivieren, die nicht daran glauben, dass sie überhaupt irgendeine Art von schulischem Erfolgserlebnis haben können. Dadurch, dass sie eine sehr kleine und einfache Hausaufgabe bekommen, deren Erledigung "trotzdem" kontrolliert bzw. eingefordert wird (auch durch (einfache) Kurztests), kommt etwas Struktur in das Lernverhalten mancher Schüler, das ansonsten immer zu spät dran ist, wenn z.B. nur 2 Mal im Jahr Klassenarbeit angesagt ist.

    @Zirkuskind, die 4 sagt aber, dass die Ziele des Lehrplans Mathe/ Englisch nur ausreichend, statt befriedigend erfüllt wurden. Das stimmt aber doch dann nicht?



    und wenn wer lieber aus dem Buch lernt? Ich hab immer aus dem Buch gelernt, weil ich meine Handschrift nicht mag. Fehler schleichen sich außerdem ein...
    Aber zu deiner Frage: höre Anna doch einfach Vokabeln ab?

    Mir geht es ausdrücklich um die Hausaufgabe des Abschreibens.

    Siezen oder Duzen, Inländer oder Ausländer, Männlein oder Weiblein... Als ob in einem dieser Merkmale die Ursache für gute Rechtschreibung oder Erfolg in der Schule generell per se begründet wäre.


    In unserer Gesellschaft, die materiell so unterschiedlich ist, ist es doch kein Geheimnis, wer besser abschneidet und wer das Nachsehen hat im Bildungssystem, wessen Eltern bildungsnah sind und die Zeit haben sich zu kümmern, und/oder Nachhilfe bezahlen können usw.
    Klar, theoretisch (!) kann jeder den höchsten Bildungsabschluss machen und Präsident oder Astronaut werden. Man muss sich ja nur genügend anstrengen! Es gibt ja auch immer derlei Ausnahmefälle, wo es jmd. von ganz unten nach ganz oben schafft. Diese Fälle sollen dann als Ausweis einer Chancengleichheit in der Bildung gelten und jeder, der sich nicht in diesem System der Konkurrenz durchsetzen kann, das von vorneherein festlegt, dass es nicht nur Gewinner gibt, darf sich nachher auch noch selbst die Schuld geben. Man hätte sich ja nur mehr anstrengen müssen...


    Edit: Siezen, Dutzen... ich glaub mein Schwein pfeift! ;)

    Ich persönlich bin in derlei Dingen sehr ängstlich bis paranoid und würde bis zur "Lebenszeit" warten - aber eigentlich gibt es dazu keinen Grund. Du hast ja eine Planstelle.


    Wg. dem "verärgern": lass Dich nicht dumm von der Seite anquatschen!

    Wie mache ich das bei der Hausaufgabe "Vokabeln ins Vokabelheftle eintragen"?


    Eine mündl. Abfrage à la "Anna, was hast Du bei Aufgabe 3 c) geschrieben?" ist da ja kaum möglich.
    Ich möchte (nicht)gemachte Hausaufgaben - auch Vokabeln eintragen - in die Fachnote mit einfließen lassen.

    In Bayern fließen sie nicht direkt in die Note ein. Sprich, ich darf (schriftliche) Hausaufgaben nicht benoten, weil ich ja nicht weiß, ob der Schüler sie selbst angefertigt hat oder nicht.

    Aber zuhause vorbereitete und in der Schule gehaltene Referate darfst Du bewerten?

    Wie fließen nicht gemachte Hausaufgaben in die Note ein? (Außer nur ein Zünglein an der Waage zwischen zwei Noten stehend zu sein)


    Das scheint ja ein leidiges Thema zu sein.... Gibt's inzwischen neue Erkenntnisse? Wie macht ihr das?

    Das habe ich heute gelesen. Es ist nicht so ganz meine Meinung, aber eine interessante These, die ich hier mal einwerfen wollte.


    Ich würde dieser These weitestgehend zustimmen. Mir scheint es gibt eine Korrelation zwischen der Heterogenität einer Klasse und Unterrichtsstörungen.
    Oder anders herum gesagt: Unter- und Überforderte Schüler können nicht (genug) individuell betreut werden.
    U.a. aus diesem Grund bin ich für Förderschulen, für eine x-Gliedrigkeit, und gegen Inklusion.

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