Der MSCI World hat nach Wechselkursbereinigung durchschnittlich 6,7% Rendite in den letzten Jahren gemacht, inflationsbereinigt also irgendwas zwischen 4 und 5%, was in der Tat eine super Sache ist, aber das räumt mein Argument mit der aktuellen Niedrigzinsphase in weiten Teilen der Welt (und insbesondere in den im MSCI World stark vertretenen Europa und den USA) nicht aus und die angefragten Berechnungen stehen ebenfalls noch aus. Ich habe eine solche Berechnung mal für einen Riesterfonds der Axa gemacht (der mit von einem Makler empfohlen wurde). Da ich den Quatsch im Zuge von linearem und exponentiellem Wachstum im Unterricht mache, geb ich jetzt mal ein Rechenbeispiel (die Zahlen für die Axa habe ich aus der Beispielrechnung dieser Versicherung, ich gehe also mal davon aus, dass die mit relativ viel Förderung rechnen (ich war damals im Ref, d.h. da war nicht so viel mit hohem Jahreseinkommen)):
Eigeneinzahlung jährlich: 600€
Laufzeit: 38 Jahre
Renteneintrittsalter: 67 Jahre
Eigeneinzahlung gesamt: 600€ * 38 = 22.800€
Endguthaben laut Axa (bei durchschnittlich +3% Wertentwicklung des Investmentvermögens): 15.825€
Endguthaben bei Anlage in einen Indexfonds mit durchschnittlich +3% Wertentwicklung: 42.686€
Endguthaben laut Axa (bei durchschnittlich +6% Wertentwicklung des Investmentvermögens): 32.183€
Endguthaben bei Anlage in einen Indexfonds mit durchschnittlich +6% Wertentwicklung: 86.124€
Endguthaben laut Axa (bei durchschnittlich +8% Wertentwicklung des Investmentvermögens): 52.518€
Endguthaben bei Anlage in einen Indexfonds mit durchschnittlich +8% Wertentwicklung: 141.936€
Endguthaben laut Axa (bei durchschnittlich +10% Wertentwicklung des Investmentvermögens): 86.508€
Endguthaben bei Anlage in einen Indexfonds mit durchschnittlich +10% Wertentwicklung: 238.228€
Für's selber nachrechnen optimalerweise mit Excel: (Wert des Vorjahres + Eigeneinzahlung jährlich) * (100% + Wertentwicklung in %)
Wem jetzt die Genialität der Riesterrente noch nicht ganz einsichtig ist: Ich hab hier der Einfachheit halber lediglich das Guthaben am Ende der Ansparphase berechnet. Jetzt schauen wir doch mal, was einem die Axa an Rente auszahlen möchte (wir nehmen der Einfachheit halber an, dass die Rendite auch in der Auszahlungsphase gleichbleibend ist) und wie alt man werden müsste, um das angesparte Kapital zu verbrauchen :
Garantierente pro Monat (entspricht den 3%): 94,32€ --> mit 86 Jahren ist das angesparte Kapital aufgebraucht
Garantierente bei 6% Wertentwicklung: 115,73€ --> das angesparte Kapital wird nicht aufgebraucht (32.183€ bei 6% Zinssatz erwirtschaften 1930,98€ Zinsen pro Jahr, entspricht 160,91€ pro Monat)
Garantierente bei 8% Wertentwicklung: 188,86€ --> entfällt
Garantierente bei 10% Wertentwicklung: 311,08€ --> entfällt
Es mag Gesellschaften geben, die freundlicher für den Kunden wirtschaften und ja, wenn man mit minimaler Einzahlung maximale Förderung abgreifen kann, lohnt sich auch Riester. Ansonsten kann man das Geld auch einfach von Hand in einen Indexfonds investieren. Der Grund dafür ist ein ganz einfacher: Man erhält vom Staat eine Förderung pro Jahr (d.h. ein linearer Zuwachs), dazu kommt die Wertentwicklung des Fonds (exponentielles Wachstum) gemindert um die Verwaltungskosten des Fonds (exponentielle Abnahme). Das exponentielle Wachstum ist bei einem Riesterfonds und einer Eigenanlage in einen Indexfonds gleich (der Einfachheit halber gehen wir davon aus, dass wir beide in denselben Fonds investieren), aber die exponentielle Abnahme (Verwaltungsgebühren) wird irgendwann immer stärker ins Gewicht fallen als das lineare Wachstum (Förderung). Das ist so elementare Mathematik, dass es schon in der Sekundarstufe I thematisiert wird (die Berechnung mit jährlichen Einzahlungen kann man super nehmen um den Nutzen von Tabellenkalkulationsprogrammen aufzuzeigen).
So und jetzt zu deinem anderen Punkt: Selbstverständlich sollte man auch als Lehrer vorsorgen, dazu gehört üblicherweise eine selbstgenutzte Immobilie, die mit spätestens 50 Jahren abbezahlt sein sollte und danach, je nach Zins- und Wirtschaftslage, gestreute Anleihen oder Indexfonds. Aber das macht Riesterprodukte nicht lohnenswert.
P.S.: Ja, ich hab in meiner Berechnung jetzt die Fondsgebühren für einen passiven Indexfonds bei Eigenanlage nicht mit eingerechnet, aber die 0,25% ändern am Endergebnis nicht wirklich was. Der Vollständigkeit halber sei es aber erwähnt.