Beiträge von Valerianus

    Das hat rein inneruniversitäre Gründe. Mit Physik/beliebig und Informatik/beliebig kannst du dir deine Stellen schon fast aussuchen. Mit Physik/Informatik würde unsere Schulleitung dich sofort nehmen, so was schreibt man schon gar nicht mehr aus, weil es das einfach nicht gibt.

    Wir haben keine Kürzungen in der Stundentafel, in manchen Fächern unterrichten wir sogar mehr als vorgesehen ist. Wenn ich das damals richtig verstanden habe liegt das am durchschnittlichen Alter des Kollegiums (überdurchschnittlich jung), weshalb wir kaum Altersermäßigung haben und darüber ein paar Stunden gutmachen. Unser Konzept greift aber voll nur dann, wenn wir eine ausgeglichene Stellenlage haben und die Referendare im BdU sind (was aber ja in 2 von 3 Halbjahren der Fall ist). Zu den Klassenlehrerentlastungen kommen auch noch Korrekturentlastungen (in Summe in geringerem Ausmaß) hinzu.

    Weil es mit mehr Aufwand verbunden ist, als wenn man sich mit Sport/Biologie in der Sek I die Eier schaukelt. Wir haben theoretisch zwei Entlastungsstunden für Klassenlehrer sind aber andauernd im Unterhang, so dass es die eher selten voll gibt.


    @Ontopic: Für alle Aufgaben die mit Beförderungsstellen verbunden sind gibt es aber keine Entlastung, außer aus dem Entlastungspool für die Schulleitung und der ist für die A15 Stellen.

    Ich bevorzuge den Begriff "Sündenböcke der Nation". Wenn irgendwo in der Gesellschaft etwas schief läuft (mangelnde Qualifikation, mangelnde Umgangsformen, steigende Gewaltbereitschaft, Fremdenfeindlichkeit, Übergewicht, Handy-Sucht, Fakenews,...), dann kommt irgendein Politiker, "Bildungsexperte" oder Journalist an und verortet die Schuld selbstverständlich bei der Schule. Und da sowieso keiner eine wirkliche Lösung für die Probleme hat, stimmen anschließend alle zu, denn dafür hat man sie hat, diese "überbezahlten", "faulen Säcke". Man hat ja auch bereits "wissenschaftlich" bewiesen, dass nur die dümmsten Abiturienten Lehrer werden, also kein Wunder, dass in der Gesellschaft sovieles schief läuft... Und PISA zeigt ja andauernd, dass es überall woanders besser läuft. Es muss also an den Lehrern liegen!


    Gruß !

    Das hatten wir schon einmal, das ist für Kandidaten am Gymnasium einfach nicht wahr, für GHRS-Lehrkräfte gilt das mit dem schlechteren Abitur allerdings schon, sowohl im Vergleich zu den Gymnasiallehramtsanwärtern, als auch zu den sonstigen Studienanfängern (-0,5 Abiturnote). Die wesentlichen Studien dazu dürften alle etwas älter sein, da interessiert sich eigentlich niemand mehr für:


    Klusmann et al. (2009): Eingangsvoraussetzungen beim Studienbeginn - Werden die Lehramtskandidaten unterschätzt?
    Ludger Wössmann (2009): Boni für die Besten - ifo-Institut, Originalstudie finde ich nicht
    Udo Rauin (2007): Im Studium wenig engagiert – im Beruf schnell überfordert

    Ich hab die Zahlen für NRW zitiert, da liegt das Durchschnittsalter bei Ausbildungsbeginn jetzt bei 20,5 und früher bei 18,5. Die von dir beschworene massive Verschlechterung kann ich da irgendwie nicht erkennen und es liegt immer noch (+3,5 Jahre Ausbildungszeit) vor dem durchschnittlichen Auszugstermin daheim. Die Zahlen kannst du dir alle beim BiBB anschauen, das ist jetzt kein Hexenwerk und sie widersprechen einfach völlig deinen Aussagen.

    Es gibt Anreize für Azubis, halt eben nur für Azubis die pünktlich, ordentlich und zuverlässig sind. Einer der Hauptanreize dürfte sein, dass man zumindest als Techniker oder Meister definitiv besser verdient als ein Bachelor. ;)
    Und woher nimmst du deine Aussage, dass es nicht mehr üblich sei als Azubi zuhause zu wohnen oder dass Azubis bei Ausbildungsbeginn schon erwachsen seien? Es ist zwar richtig, dass Azubis im Schnitt etwas älter werden (was hauptsächlich an der Anforderung "Abitur" für manche Berufe liegen dürfte), aber das Durchschnittsalter liegt jetzt bei ~20,5 und lag vor 25 Jahren bei ~18,5 (in Bayern liegt es da immer noch, eventuell ein Zeichen für die Wertschätzung bayrischer Hauptschul- und Realschulabschlüsse?).

    @Valerianus:
    Hast Du schon einmal etwas von der "10.000 Stunden Regel" gehört? Getreu der Regel muß man 10.000 Stunden in sein Fachgeibet investieren, um darin wirklich gut zu werden. Also auf den Sport bezogen, um gut genug zu werden, daß es für eine Olympia-Teilnahme reicht.

    Hab ich, ist unwissenschaftlicher Humbug, den sich ein amerikanischer Zeitungsjournalist und Autor pseudopsychologischer Bücher (Malcom Gladwell) ausgedacht hat. Mir war nicht bewusst, dass das jetzt Fachliteratur ist. Dann zitiere ich in der nächsten Genderdebatte auch John Gray. :)
    Wie gesagt, ich weiß dass da einiges geht (Hint: László Polgár), aber ganz ohne Talent ist es nicht drin. Ich wäre auch mit 10.000 Stunden kein Fußballprofi geworden, genauso wenig wie ich jetzt noch Profi-Gamer werden könnten, selbst wenn ich die Zeit da hineinstecken wollte. Für das erste fehlte das Talent, für das zweite bin ich schlicht körperlich zu alt (aka zu langsam).


    @Krabappel: ich finde deine Einstellung wieder allen Realitätssinn manchmal wirklich bewunderswert, aber mal im Ernst: Du schreibst, bzw. zitierst, dass sich die Ausbildungsbetriebe ändern sollten. Sicher doch, die Ausbildung in den klassischen Handwerksberufen (Bäcker, Dachdecker, etc.) funktioniert jahrhundertelang hervorragend und jetzt stellen diese Betriebe fest, dass die Auszubildenden die gesellschaftlichen Basics nicht beherrschen und deshalb nicht ausgebildet werden können und was ist der Schluss? Die Betriebe sollen sich ändern? Echt jetzt?


    P.S.: @10.000 Stunden Regel - Malcom Gladwell hat sich das zumindest nicht völlig ausgedacht, sondern basiert das auf einer Studie von Anders Ericsson, der dieser 10.000 Stunden Regel massiv widerspricht.

    Das ist schlicht und ergreifend nicht wahr. Natürlich kann man mit entsprechendem Training einiges erreichen (László Polgár mit seinen Schachgroßmeistertöchtern), vor allem in Feldern die nicht von besonders vielen Wettbewerbern beackert werden. Aber man wird nicht Fussballprofi, weil man es so gerne möchte (das möchten viele Andere nämlich auch) und man wird auch sicher nicht Matheprofessor, weil man das so gerne möchte. Zu manchen Dingen braucht es einfach genetische Grundlagen, die bei manchen Personen einfach nicht da sind.


    In einer Sache stimme ich dir inzwischen aber dennoch zu: Abitur kann inzwischen wirklich fast jeder der den Willen dazu zeigt (um das nicht zu können, muss wirklich eine massive Intelligenzminderung vorliegen).


    @icke: Auch wenn der Psychiater sicher "können" gemeint hat und sich nicht auf sprachliche Spitzfindigkeiten einlassen wollte, immerhin hat er Medizin studiert, für die ist das weniger relevant: Warum kannst du das "sein" einfach auf juristischen Status beziehen? Es gibt viele Menschen, die ich für bessere Menschen als mich selbst halte (auf der moralischen Ebene), die mit aber natürlich juristisch gleichgestellt sind.

    Das ist schon richtig, aber gibt es eine Regelung für Beamte? Ich hab für NRW und den Bund nachgeschaut und in beiden Fällen ist das nicht geregelt (außer man macht einen allgemeinen Rückgriff auf die Fürsorgepflicht oder die "hergebrachten Grundsätze" (womit man übrigens auch den Rückgriff auf die allgemeinen Arbeitnehmerrechte im BGB rechtfertigen könnte)).

    Es geht bei den Noten vor allem darum, dass eine 1 im 1. Staatsexamen es deutlich wahrscheinlicher macht, dass jemand ein guter Lehrer wird, wozu es auch eine ziemlich gute Studienlage gibt im Sinne von mehr Fachwissen und mehr fachdidaktisches Wissen = mehr Lernertrag bei den Schülern. Falls jetzt noch jemand anzweifelt, dass jemand mit einer 1 im Staatsexamen mehr fachliches oder fachdidaktisches Wissen hat, als jemand mit einer schlechteren Note, dann fall ich vom Glauben ab...


    P.S.: Das sind alles Mittelwertsaussagen, ja es gibt Messfehler, die sollten aber bei anständigen Prüfungen relativ klein sein.

    Ich wäre eher wieder für mehr Klassenarbeiten. Als ich in der 5. Klasse war haben wir fünf Arbeiten pro Halbjahr geschrieben (jetzt sind es 3), dafür war halt einfach weniger Stoff drin, man musste nicht wirklich viel lesen und wenn ich heute reinschaue (ich hab zumindest Mathe noch komplett) waren die auch alle recht korrekturfreundlich gestellt und bewertet. Der Sinn von Klassenarbeiten ist nun auch nicht so schwer. Überprüfung des Qualifikationserwerbs und bessere Objektivität in Bezug auf die Selektion.

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